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Prolog auf dem Parteitag der Deutschen Sozialdemokratie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Prolog auf dem Parteitag der Deutschen Sozialdemokratie
Untertitel:
aus: Vorwärts – Berliner Volksblatt, Central-Organ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Herausgeber: Wilhelm Liebknecht
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Expedition Vorwärts
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Vorwärts – Berliner Volksblatt, 04.10.1898, Nr.232, 15.Jahrgang, 1.Beilage.
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Prolog auf dem Parteitag der Deutschen Sozialdemokratie
Auf der Bühne erschien Schwaben (Frau Sophie Wolter), umgeben von einer Arbeitergruppe, und begrüßte die Delegirten mit folgendem von Rudolf Lavant gedichteten Prolog:



Der Gäste viele hab’ ich schon begrüßt,
Die meiner Gauen munt’re Rebenhügel,
Die meines Schwarzwalds finst’rer Tann gelockt.
Gemessen trat den Einen ich entgegen,

5
Den Andern höflich, Manchen freundlich auch,

So herzlich aber, wie ich Euch die Rechte
Entgegenstreckte, Euch, den Abgesandten
Der rastlos Schaffenden, die Ihr den Kern
Des Volks vertretet, grüßt’ ich Keinen noch.

10
Daß diesmal Ihr im Schwabenlande tagt,

Daß zur Berathung Ihr in diesen Mauern
Zusammenkommt, ist eine Herzensfreude
Für mich, für uns und für die siebzehn Kreise,
In die das Land zerfällt, wenn ihr Verdikt

15
Abgiebt des Deutschen Reiches Wählerschaft.

Auch ist es der Beschämung Röthe nicht,
Die uns’re Wangen färbt bei der Begrüßung,
Denn ist in Schwaben auch noch viel zu thun,
So ward’ ein guter Anfang doch gemacht,

20
Und Fleiß und Mühe wurden nicht gescheut,

Um aufzuräumen mit dem Wust verjährten,
Verschimmelten und doch lebend’gen Wahns.
Verhältnißmäßig jung ist die Bewegung
Und doch schon stark genug, des Landes Hauptstadt

25
Im Sturm zu nehmen und vier weit’re Sitze

So zu bedroh’n, daß sie das nächste Mal
Erliegen werden; wen’ge ausgenommen,
Schwoll uns’re Stimmenzahl in allen Kreisen,
Von denen mancher schwer zu fassen ist,

30
Gewaltig an, und uns’re Gegner zittern;

Sie fühlen sich in ihren besten Burgen
Nicht sicher mehr und sehen auf den Zinnen
Im Geist bereits der Freiheit Banner weh’n,
Das vielgeschmähte, das mit Gift und Geifer

35
Sie gern besudelten, wär’ nur das Grauen,

Das dumpfe Grauen vor der Zukunft nicht
Und vor dem kläglichen Zusammenbruch
Jedtveden Vorrechts, das ein Hohn aufs Recht.
Viel gute Arbeit ward auch hier gethan,

40
In finstern, harten Köpfen ist das Dämmern

Nicht aufzuhalten, das zum Tagen führt,
Und so begrüßt in mir in stolzer Freude
Altwürttemberg der Arbeit Parlament.
Ein Pärchen hat ein jeder Kreis entsendet

45
In seiner Tracht – vergönnt, daß nun auch diese

Mit einem Reigen den Willkommensgruß
Voll Wärme Euch und Herzlichkeit entbieten.
Ein Unterpfand sei dieser Reigen Euch
Daß eine große, jauchzende Bewegung

50
Durch alle Gaue meines Landes geht,

Wenn einst der Tag, der gold’ne Tag erscheint,
Der unser Ringen krönt, der Tag des Sieges! –