Puritanerpredigt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Theodor Fontane
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Puritanerpredigt
Untertitel: Cheapside, London, 1645
aus: Gedichte, Seite 177–178
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum: 1895
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[177]
Puritanerpredigt.

(Cheapside, London, 1645.)

     „… Landsleute, Volk von London, hört mich an:
Ihr denkt, der König[1] ist’s; der ist es nicht,
Der fühlt wie wir. Das Unglück kommt von drüben,
Von Frankreich kommt’s und nennt sich Kön’gin-Mutter.[2]

5
Und dazu Medici. Ein schlimmer Name.

Papistisch alle, Gott dem Herrn ein Greul,
Am meisten aber sie, das blut’ge Buhlweib,
Das Frankreichs Thron befleckte: Katharina.[3]
Landsleute, tretet näher, hört mich an,

10
Von diesem Buhlweib will ich Euch erzählen.


          Bluthochzeit feierte die Stadt Paris,[4]
     Der Glocke Zeichen war in Nacht verklungen
     Und durch die Straßen, wie gehetztes Wild,
     Wehschreiend, betend, floh der Hugenott.

15
     Schon zog ein Blutstreif durch den Seine-Fluß,

     Schon lag verstümmelt, siebenfach durchbohrt,
     Auf offnem Platz der greise Coligny,[5]
     Und immer noch, den Mord zum Morde mahnend,
     „Laßt Ader!“ schrie der tückische Tavannes.[6]

20
     Im Schlosse aber, das sie Louvre nennen,

     An jener hohem Bogenfenster einem,
     Stand König Karl, der neunte seines Namens,[7]
     Und zitterte. Der ungeheure Frevel
     Griff ihm in’s Herz. Trotz Licht und Fackelglanz

25
     Nacht war’s um ihn. Er warf die Büchse fort;

     „Ich kann nicht schießen, Mutter!“ rief der König.

[178]
     Da trat sie selber vor, schwarz war ihr Haar,

     Schwarz wie der Sammet ihres Schleppenkleides
     Und ihrem Aug’ entflammte tiefre Gluth,

30
     Als dem Rubin, der ihr am Nacken blitzte.

     „Bist Du ein Mann?“ so raunte sie ihm zu,
     „Ein König und so feig? ich mag’s nicht glauben.“
     Das zündete. Der Fürst, – in falscher Scham
     Ergiff er neu das Rohr, sie aber rief:

35
     „Schau dort das Weib, das Hugenottenweib,

     Sie flieht und birgt den Säugling an der Brust,
     Zertritt das Raupennest!“ Der König schoß;
     Ein Wehschrei klang herauf; sie aber klatschte
     Dem Schützen Beifall …

40
 Katharina hieß sie.

Die unsre heißt Marie. Das ist das Ganze, –
Sonst Medici, die damals und die heute.“

Anmerkungen (Wikisource)