RE:Chthonios 1

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Beiwort einer Gottheit
Band III,2 (1899) S. 2524
Bildergalerie im Original
Register III,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|III,2|2524||Chthonios 1|[[REAutor]]|RE:Chthonios 1}}        

Chthonios (Χθόνιος). 1) Selbständig gebraucht oder als Beiwort eines einzelnen Gottes, kennzeichnet Ch. eine Gottheit, die mit der Unterwelt und der Erde in Zusammenhang steht, Tod und Leben, Blühen und Welken beherrscht. Der δαίμων χθόνιος, οἱ χθόνιοι θεοί, οἱ κατὰ χθονὸς θεοί, οἱ δέσποται χθόνιοι oder πάντες οἱ χθόιοι werden angerufen und verehrt, um Lebenden und Verstorbenen gnädig zu sein (ein Beispiel für viele Wünsch Defix. tab. Attic. 99); daher ruft ihn auch der Landmann als Segenspender neben Demeter an (Hesiod. Erg. 465). Über den ganzen Vorstellungskreis vgl. insbesondere Rohde Psyche 190ff. Am häufigsten begegnet uns Zeus καταχθόνιος (Hom. Il. IX 457. Nonn. Dion. XXVII 77) oder χθόνιος (Hesiod. Erg. 465. Soph. Oed. Kol. 1606. Nonn. Dion. XXVII 93 u. ö. Orph. hymn. XVIII 3 u. ö. Hesych. Suid. u. a.), der nicht verschieden ist von dem Hades χθόνιος (Hesiod. Theog. 767. Eurip. Alc. 237; Androm. 544), dem Hegesilaos χθόνιος (Nicand. frg. 74, 72 Schneider) oder Pluton, Preller Griech. Myth. I 798ff. Rohde Psyche 191. Kult des Zeus Ch. auf Mykonos neben Ge Chthonia (Bull. hell. XII 460 = Dittenberger Syll. 373), in Korinth neben Zeus ὕψιστος (Paus. II 2, 8), in Olympia (Paus. V 14, 8). Häufig genannt wird ferner Hermes χθόνιος in seiner Eigenschaft als Psychagogos, Aeschyl. Choeph. 1. 118. 708; Pers. 626. 639. Soph. El. 111; Aias 832. Eurip. Alcest. 743. Aristoph. Frösch. 1126. 1138. 1145. Orph. hymn. LVII. Wünsch a. a. O. 83. 91. 93. 101. 105–107. CIG 538. 539. Kaibel Epigr. gr. 505. Dionysos χθόνιος als Gott des Naturlebens, Orph. hymn. LIII 1. Nonn. Dion. XXXI 144. Suid. s. Ζαγρεύς. Journ. hell. VII 10. 19. Wenn die Titanen bei Hesiod. Theog. 697 χθόνιοι heissen, so kann man zweifeln, ob sie als dämonische Mächte der inneren Erdtiefe (Preller Griech. Myth. I 62) oder als γηγενεῖς gekennzeichnet werden sollen. Dagegen heissen die Erechtheiden (Soph. Aias 202) und Inachiden (Trag. anonym. bei Hesych. s. χθονίους Ἰναχίδας) χθόνιοι im Sinne von αὐτόχθονες, ebenso wie auch die meisten der gleich zu erwähnenden Heroen den Namen Ch. im Sinne von γηγενής, αὐτόχθων oder ἐγχώριος führen.

[Jessen. ]