RE:Constantius 13

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Wahrsch. röm. Feldherr u. Angehöriger des Senats im 5. Jh.
Band IV,1 (1900) S. 1102 (IA)–1103 (IA)
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13) Es ist nicht unmöglich, dass dieser C. identisch ist mit einem römischen Feldherrn, den wir sonst nur aus seiner Grabschrift kennen (De Rossi Inscript. christ. urb. Rom. I 265. II 280. 284. Buecheler Carm. epigr. nr. 1335). Jedenfalls stimmt die Zeit und das Heimatland. Mommsen (Herm. XXVIII 33)[WS 1] bezieht die Inschrift auf den Kaiser Constantius I.; doch ist diese Deutung schon dadurch ausgeschlossen, dass mit keinem Worte von der Herrscherwürde des Verstorbenen die Rede ist; vielmehr erscheint er als treuer Diener seiner Kaiser, denen er die Köpfe erschlagener Feinde zu Füssen legt (munera principibus colla secata dedit). Wenn auch seine Gattin Theodora heisst, so ist hieraus bei der grossen Häufigkeit dieses Namens nichts zu schliessen; auch CIL V 1618[WS 2] finden sich in derselben Weise ein C. und eine Theodora verbunden, obgleich hier an das Kaiserpaar gar nicht zu denken ist. Der C. der Grabschrift stammte aus Italien (hic decus Italiae tegitur Constantius heros, qui patriae tegmen, murus et arma fuit). Er und seine Söhne hatten sich durch Kriegsthaten emporgeschwungen (iste sibi et natis bello mercavit honores), waren also aus niederem Stande. Doch scheinen sie bei ihrem gemeinsamen Tode schon in den römischen Senat aufgenommen zu sein (peius Roma gemit tanto spoliata senatu, perdidit ornatum, perdidit arma simul). Er hatte eine wilde Völkerschaft, wahrscheinlich die Vandalen, deren Flotten damals [1103] Italien brandschatzten, in einer Seeschlacht besiegt, sie dann auch auf das Land verfolgt und dort ihre Niederlage vollendet (hic mare per medium gentem conpressit euntem, et victis pariter terra negavit opem). Auch hatte er sich den Völkern, die Pannonien bewohnten, d. h. den Hunnen oder den Gothen, furchtbar gemacht (Pannoniis gentibus horror erat). Er fiel zugleich mit seinen Söhnen in einer siegreichen Schlacht (confixus plagis, victor ubique tamen … natorum medio fixus pater: anxia mater, quem plangat, nescit, stat stupefacta dolens; überliefert ist natorum medio pictus oder natorum media pictis; doch ist der Sinn dadurch sicher gestellt, dass die Mutter nicht weiss, welchen ihrer Lieben sie beweinen soll, also jedenfalls mehrere, d. h. Gatten und Söhne, zugleich verloren hat). Die Inschrift ist ins 5. Jhdt. zu setzen, da sie einerseits Pannonien nicht mehr als römische Provinz, sondern als feindliches Land kennt, andererseits das Bestehen eines occidentalischen Kaisertums noch voraussetzt. Da der Mann nicht nur wegen seiner kriegerischen Thaten, sondern auch wegen seiner geistigen Bildung gerühmt wird (primus in ingenio, primus in arma fuit), kann er sehr wohl der Geheimschreiber des Attila gewesen sein. Denn da dieser aus der Umgebung des weströmischen Reichsfeldherrn Aëtius hervorgegangen war, dürfte auch er dem Soldatenstande angehört haben.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Theodor Mommsen, Grabschrift des Kaisers Constantius Chlorus, in: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie 28 (1893), S. 33–39.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 1618