RE:Curtius lacus

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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In Rom urspr. Brunnen o. Teich
Band IV,2 (1901) S. 18921893
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Curtius lacus, in Rom, mitten auf dem Forum, ursprünglich ein Brunnen oder Teich, im Anfang der Kaiserzeit ein trockenes Puteal (Ovid. fast. VI 403. Dionys. II 42), über dessen Entstehung Varro de l. 1. V 148–150 drei Versionen giebt. Entweder sollte der Sabiner Mettius Curtius im Kriege zwischen Romulus und Tatius hier in den Sumpf geraten sein (vgl. auch Liv. I 12. 13. Dionys. II 42. 50. Plut. Rom. 50 und o. S. 1865f. Nr. 9), oder im J. 362 M. Curtius durch seinen Opfertod einen dort geöffneten Erdspalt geschlossen haben (Procilius b. Varro a. a. O.; auch Liv. VII 6. Val. Max. V 6, 2. Paul. 49. Augustin. de civ. dei V 18. Oros. III 5 und o. S. 1865 Nr. 7), oder im J. 445 v. Chr. der Consul C. Curtius (s. o. S. 1866f. Nr. 15) auf Senatsbeschluss den vom Blitze getroffenen Ort umzäunt haben. Letztere Notiz kann sehr wohl auf die Stadtchronik zurückgehen und historisch begründet sein. Die beiden ersten stimmen in einem Detail merkwürdig überein, nämlich dass Curtius, sowohl der Sabiner wie der Römer, von der Nordhöhe des Capitols (a Concordia versum, Procilius bei Varro; ab arce Liv. I 12, 8) her in den Sumpf bezw. den Erdspalt hineingeritten sei. Dies würde sich am einfachsten erklären, wenn beim L. C. ein die That des Curtius darstellendes Bildwerk gestanden hätte, aus dessen Aufstellung man jene Richtung erschliessen konnte. In der Mitte des Forums, unweit der Focassäule, ist nun das bekannte jetzt im Conservatorenpalast aufbewahrte Relief mit Darstellung des Mettius Curtius (Helbig Museen Roms I² 379 nr. 563) gefunden, dessen antiker Ursprung gegen die von Matz (Bull. d. Inst. 1869, 71), Helbig (Rh. Mus. XXIV 1869, 478) und Jordan (Topogr. I 1. 519. 2, 400. II 501) ausgesprochenen Verdächtigungen neustens von Furtwängler (Die antiken Gemmen III 284f.) mit Recht verteidigt worden ist. Nur kann ich Furtwängler darin nicht zustimmen, dass er das Relief für älter erklärt, als die auf der anderen Seite befindliche Inschrift des L. Naerius L. f. Surdinus pr(aetor) inter civis et peregrinos (CIL VI 1467; tiberianische Zeit), und halte dasselbe vielmehr für eine Copie des älteren Denkmals, die vielleicht Anfang [1893] des 4. Jhdts., nachdem jenes in dem grossen Forumsbrande unter Carinus beschädigt war, mit Benützung der Basis des Surdinus, gefertigt ist. Erwähnt wird der L. C. bei Plaut. Curcul. 477. Plin. n. h. XV 77 (Ölbaum, Weinstock und Altar beim Lacus). Suet. Aug. 57 (omnes ordines warfen jährlich Opfergelder für das Wohl des Augustus in den L. C). Tac. hist. I 41. Suet. Galba 20. Plut. Galba 27 (Ermordung des Galba am L. C): alle diese Stellen bezeugen die Lage desselben ,gerade in der Mitte des Forums‘ (ἐν μέσῃ τῇ Ῥωμαίων ἀγορᾷ, Dionys. a. a. O. Cass. Dio LXIV 6), doch sind Reste bisher nicht nachzuweisen. Vgl. Jordan Topogr. I 399f. II 501. Gilbert Topogr. I 334–338. Münzer o. S. 1865.