RE:Rauke

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Pflanzenart
Band I A,1 (1914) S. 287
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Rauke (Eruca sativa L.). Name: Griech. τὸ εὔζωμον = gute Brühe gebend, lat. eruca, uruca, ital. eruca, ruca, Demin. ruchetta‚ prov. eruga, altfrz. erue‚ nfrz. nur Demin. roquette, cat. eruga, span. oruga (Körting Lat. rom. Wörterb.), poln. ruka, nhd. rauke, ngriech. ῥόκα. Die R. wurde als Nahrungs- und Heilmittel, sowie als Gewürzpflanze von Griechen und Römern geschätzt. Plinius (n. h. XIX 117) führt sie unter denjenigen Gartengewächsen an, deren Samen am schnellsten – schon nach 3 Tagen – aufgeht. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr und, da die Pflanze der Winterkälte gut widersteht, im Herbst (Plin. XIX 154). Der angenehme Geschmack, den sie Gemüsen und Brühen verleiht (Apic. VIII 11), hat ihr den griechischen Namen εὔζωμον gebracht. In condiendis opsoniis tanta est suavitas, ut Graeci euzomon appellaverint (Plin. XX 126). Roh und mit Zwiebeln verspeist, sollte sie stark sinnlich erregen (Ovid. remed. am. 799. Lus. in Priap. 46. 47. Mart. III 75. Col. X 109. Plin. XIX 154. Ap. VII 12). Weil sie leicht erhitzt und Kopfschmerzen erregt, verspeiste man sie gern mit Lattich, dem man die entgegengesetzten Eigenschaften beimaß; manche säten von vornherein beide Pflanzen zusammen (Plin. XIX 167. Galen. de al. fac. 2, 53). Der Samen, dem man dieselben Eigenschaften wie der Pflanze zuschrieb, wurde zum Würzen und als Heilmittel verwandt (Diosc. II 169. Plin. XX 125f. Geop. XII 26). Mit Essig und Milch geknetet, formte man aus ihm Pastillen und hob sie auf. Den Samen der wilden (oder verwilderten?) R. gebrauchten die Bewohner des westlichen Iberiens anstatt des Senfs. Der Geschmack der wilden R. ist schärfer als der der Garten-R. (Diosc. II 169). Theophrast (I 6, 6) erwähnt die R. nur kurz in Rücksicht auf die Wurzel. In Griechenland und Italien wächst heute die R. wild, auch wird sie noch in Gärten angebaut. Roh als Salat und als Zusatz zu ihm wird sie noch im Süden Europas, ihrer Heimat, genossen. Nördlich der Alpen, wo man sie früher angebaut hat (Capitulare de villis LXX 26 Eruca alba), begegnet man ihr nicht mehr.

Literatur: Lenz Botanik 1852. Schuch Gemüse und Salate der Alten 1853. Magerstedt Bilder aus der römischen Landwirtschaft. Der Feld-, Garten- und Wiesenbau der Römer 1862. v. Fischer-Benzon Altdeutsche Gartenflora 1894.

[Orth.]