RE:Tektosagen

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Kelt. Volk, Zweig der kleinasiat. Galatier = Volcae Nr. 2 Tectosages
Band V A,1 (1934) S. 171173
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Tektosagen. Der galatische Zweig der T. teilt im großen und ganzen die Schicksale der anderen beiden Stämme, die um die Wende des 4./3. Jhdts. v. Chr. von Gallien nach Kleinasien zogen. Über diese kleinasiatischen Galater ist schon o. Bd. VII S. 522f. 534f. ausführlich gehandelt worden, ich verweise auf diesen Artikel ein für allemal. Hier sollen nur die Fälle erwähnt werden, wo die T. in den Quellen ausdrücklich genannt werden und wo ihre Geschicke von denen der beiden anderen Stämme sich trennen. Die Quellen über die T. sind vollzählig und ausführlich zusammengestellt bei Holder Altcelt. Sprachsch. II 1780, eine Auswahl der wichtigsten steht Syll. or. 548, 7.

Die Namensform Τεκτόσαγες von Τεκτόσαξ. Steph. Byz. ist am häufigsten, z. B. Strab. IV 187. XΙΙ 566f., daneben Τεκτοσάγης, Steph. Byz. Appian. Syr. 32. 42. Ptolem. V 4, 6. Bei den römischen Schriftstellern kommt auch Tectosagi vor, Iustin. XXXII 3, 9. Flor. I 27 (II 11) 5; bei Liv. XXXVIII findet sich Tectosages und Tectosagi, vgl. Müller-Weißenborn zu c. 16, 11. Auf Inschriften und Münzen (s. u.) kommt nur Τεκτοσαγων und [Τεκτοσα](γ)ας (Syll. or. 275) vor; man kann also nicht erkennen, welcher Singular zugrunde liegt.

Im J. 278 v. Chr. sind die T. unter Brennus gegen Delphi gezogen, während die Tolistoagier und die Trokmer sich von ihnen trennten und nach Kleinasien hinübergingen. Die T. sind ihnen dann vermutlich erst 277 v. Chr. nachgefolgt. [172] Nach der Wiedervereinigung machten die Galater untereinander aus, welche Gebiete Kleinasiens die einzelnen Stämme brandschatzen sollten; dabei erhielten die T. mediterranea Asiae, Liv. XXXVIII 16, 12. Bei ihrer endgültigen Festsetzung siedelten sie sich um Ankyra herum an, Liv. XXXVIII 24, 1. Strab. IV 187. XII 567. Plin. n. h. V 146. Ptolem. V 4, 6. Falsch ist die Angabe bei Memnon 19, daß sie Pessinus erbaut hätten.

Am Kampfe gegen Attalos I., ungefähr 230 v. Chr., beteiligten sich die T. erst nach dem ersten Siege des Königs; allerdings ist in der Siegesinschrift Syll. or. 275 vom Namen der T. nur [Τεκτοσα](γ)ας erhalten, aber die Ergänzung ist wohl sicher. Im J. 189 v. Chr. schickten die T. zuerst Gesandte an den bei Ankyra lagernden Manlius, Polyb. XXI 39, 1f. B.-W (XXII 22, 1f.). Liv. XXXVIII 25f., und stellten sich dann, als ihr Anschlag auf den Consul mißglückt war, zusammen mit den Trokmern den Römern auf dem Berge Magaba, wurden aber besiegt, s. o. Bd. XIV S. 287, 37.

Als Mitte des 1. Jhdts. v. Chr. Deiotarus, der ursprünglich nur Tetrach der Tolistobogier gewesen war, mit wechselndem Erfolg seine Herrschaft über weitere Teile des galatischen Gebietes ausdehnte, werden neben ihm noch Tarcondarius Castor (bei Strab. XII 568 Σαωκονδάριος) und Donilaus (Domnilaos) als Herrscher genannt (Caes. bell. civ. III 4, 5), die im J. 49 v. Chr. dem Pompeius 300 Reiter zuschickten oder zuführten. Das müssen T. gewesen sein. Denn einmal hatte Deiotarus damals schon die Tetrarchie der Trokmer an sich gebracht, Staehelin Gesch. d. kleinasiat. Galater² 90, 6, und dann lag der Herrschersitz Kastors, des Schwiegersohns von Deiotarus, in Gorbeus, das südlich von Ankyra, also im T.-Lande, zu suchen ist, Judeich Caesar im Orient 151. Kastors gleichnamiger Sohn hat dann 45 v. Chr. die bekannte Anklage gegen seinen Großvater erhoben. Deshalb hat dieser dann nach Caesars Tod Schwiegersohn und Tochter in Gorbeus überfallen und getötet (so auch Kubitschek o. Bd. X S. 2348, 62f.).

Mit der Einrichtung der Provincia Galatia im J. 25 v. Chr. hörte jede außenpolitische Sondertätigkeit der Galater auf. Aber die einzelnen Stämme bestanden weiter. In der ankyranischen Inschrift aus der Zeit des Tiberius, Syll. or. 533 = CIG nr. 4039, werden [τὰ τ]ρία ἔθνη) (Z. 48; erwähnt, und wenn dann von τὰ δύ(ο) ἔθνη] (Z. 54. 58. 69. 80. 85) die Rede ist und Z. 57. 76. δυσὶ πόλεσιν steht, kann es sich nur um die Tolistobogier und die T. handeln, da Ankyra und Pessinus genannt werden (Z. 43. 52. 53. 55. 67), aber nicht Tavium, s. o. Art. Tavium. In der Kaiserzeit haben sich auch die T. wie die beiden anderen Stämme den Namen Σεβαστηνοί beigelegt, auf ankyranischen Münzen aus der Zeit von Nero, Titus, Domitian und Antoninus Pius steht Σεβαστηνῶν Τεκτοσάγων, Eckhel III 179f. Mionnet IV 397f. nr. 145. 147. 148. 150. Imhoof-Blumer Gr. Münzen 750 (226), nr. 747, Catal. of Gr. coins, Galatia 8 nr. 1. 2. Babelon Invent. Waddington nr. 6604f. Head HN² 747. Dieselbe Bezeichnung findet sich CIG nr. 4010 (ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος Σεβαστηνῶν [173] Τεκτοσάγων), und Syll. or. 548 (ungefähr 200 n. Chr.) ehrt ἡ μητρόπολις τῆς Γαλατίας Σεβαστὴ Τεκτοσάγων Ἄγκυρα den Calpurnius Proclus. Das ist die letzte Erwähnung der T.

Die Ausdehnung des Gebietes der T. läßt sich nur ganz ungefähr bestimmen; denn von den Städten, die Ptolem. V 4, 6 aufzählt – es ist die ausführlichste Zusammenstellung, die wir haben –, ist nur Ankyra ganz sicher und Gorbeus ungefähr lokalisiert, die Lage aller anderen ist völlig unbekannt. Auch der Versuch, die Grenzen durch die Ausdehnung der benachbarten Länder festzulegen, führt nicht zu genaueren Ergebnissen. Wenn Vindia wirklich in Kara Öjük, östlich von Gordion, anzusetzen ist, kann man darin einen Beweis dafür sehen, daß die Westgrenze des T.-Gebietes weit östlich von der Nord-Süd-Strecke des Sangarios verlief. Dazu würde auch stimmen, daß die Tolistoagier den von Westen kommenden Manlius am Olymp erwarteten. Denn wenn man diesen Berg bei Asarly Kaya annimmt, würde er nahe der Ostgrenze des Tolistoagiergebietes liegen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß die Galater ihre Zuflucht nicht an der dem Feinde zugekehrten Grenze gesucht haben. Im östlich von den T. gelegenen Trokmerland ist nur Tavium sicher lokalisiert, also kann man den Halys als Grenze ansehen. Im Süden, wo sich nach Ptolem. V 4, 8 die Προσειλημμένη anschließt, läßt sich keine einzige der nördlichen Städte sicher bestimmen; am wahrscheinlichsten ist es wohl, daß die T. bis zu einer Linie vom Nordende des Tatta bis zum Sangariosknie beim Dindymos gesessen haben. Für die Bestimmung der Nordgrenze gegen Paphlagonien ist aus Ptolem. V 4, 4 gar nichts zu gewinnen.

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 212
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Tektosagen

Kelt. Volk. S VIII. = Volcae (S XV 945 Nr. 2 [vgl. d.]) Tectosages; vgl. XIV 1219,41ff.