RE:Transaquincum

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Festung am Donauufer gegenüber Aquincum
Band VI A,2 (1937) S. 21482150
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Transaquincum. Gegenüber dem Lager von Aquincum lagen mehrere Festungen am Ufer der Donau, von denen die Notitia dignitatum Erwähnung tut. So occ. 33, 65: praefectus legionis, Transiacinco und occ. 33, 48: auxilia vigilum, contra Acinco in barbarico. Aber schon zum J. 294 vermerken die Fasti des Idatius: his cos. castra facto in Sarmatia contra Acinco et Bononia. Diese Angaben sind mit dem archaeologischen Befund zu vergleichen, der sich auf folgende Kastelle erstreckt: 1. Früher hat man es für selbstverständlich gehalten, daß die Benennung T. sich auf den größeren Wachtturm bezieht, der am Anfang des vorigen Jahrhunderts zuerst aufgedeckt wurde (A. Haliczky Tudományos Gyüjtemeny 3, 1820, 9. I4. I. Paur Magyar Tud. Akad. Értesitö 1857 (H. 4), 228. F. Salamon Budapest története 1, 3295. V. Kuzsinsky Archaeol. Értesitö N. F. 17, 1897, 405. Da, bei V. Pecz Okori lexikon, s. v.). Dieser Turmbau lag an der Mündung des Rakosbaches in die Donau und hatte den Umfang von 41 Quadratklaftern. Man fand hier die Ziegelstempel der legio IV. Flavia, der II. adiutrix (CIL III 3750 x. 10663 b), ferner die Stempel Quadriburg(ium), Vincentia (ebd. 3771 a-d. 3773 a-b). Von diesen bietet uns nur der Name des Frigeridus eine Handhabe zur Datierung, aber nicht die Bauzeit, sondern nur die Herstellungsarbeiten unter Valentinian I. bezeugend. (Die auf dem linken Ufer Aquincum gegenüber gefundenen Inschriften wurden als Baumaterial hierher verschleppt und so für unser Problem nutzlos. Vgl. CIL III 3429. 3496 = 10568. 3501. 3615—3618. 3382. 13385). Nördlich vom Lager Aquincums sind am linken Ufer bis Ulcisia castra (Szentendre) 6 Wachttürme zu Tage gefördert worden. Unweit von dem schon angeführten bei Rákospalota fand sich die verstümmelte Inschrift, die (in zahlreichen weiteren Exemplaren bekannt) die Limesbauten des Commodus im J. 184 bezeugt: ripam om|nem burgis a solo exstr|uctis | item praesidiis pe|r loca oppor|tuna ad clandest|inos [2149] latrun|culorum transitus oppositis | munivit (nur kurz erwähnt durch V. Kuzsinszky Aquincum, Ausgrabungen u. Funde, 1934, 200). Wahrscheinlich beweist dieser Stein zugleich die Entstehungszeit des erwähnten Kastells, desto mehr, da dessen Grundriß (V. Kuzsinszky Archaeol. Értesitö N. F. 17, 1897, 404) von dem Schema der valentinianischen Zeit abweicht. — Diese kleine Festung war mit dem Hauptlager durch eine Brücke verbunden, deren Hauptpfeiler auf einer nunmehr verschwundenen kleinen Insel (‚Badehaufen‘) ans Licht kamen (nicht, wie früher vermutet, die Übergangstelle Valentinians, vgl. St. Paulovics Archaeol. Értesitö N. F. 47, 1934, 158ff). — 2. Zwei Kilometer südwärts von diesem Wachtturm, bei der Kettenbrücke hat man auch Mauerreste am linken Ufer gefunden. Da gegenüber, am rechten Ufer (Lánczhid-Straße 15—17) das Vorhandensein der zugehörigen Festungsbasis festgelegt wurde (wo auch der valentinianische Stempel VINCENTIA vorkam, im J. 1936), so muß auch hier ein vorgeschobener Posten - wenigstens für die Spätzeit — angenommen werden. — 3. Weiter nach dem Süden stand bei dem jetzigen Piaristengymnasium eine größere Festung am linken Ufer. Ein hufeisenförmig vorgeschobener Turm der Westseite, mit 27 als Spolien verwendeten eingemauerten Inschriftsteinen, fand man schon früher (V. Kuzsinszky Budapest Régiségei 7, 1900, 45ff. CIL III 143491.3.5.6.10. 143511, 143522-3. 143531); einen Teil der Nordmauer mit zwei runden, vorspringenden Türmen hat L. Nagy im J. 1932 freigelegt (Tanulmányok Budapest multjából 3, 1934, 13ff). Der Stempel der cohors Br(eucorum) An(toniniana) ist wesentlich für die Zeitbestimmung; die Varianten der Ziegelstempel der legio II. adiutrx, die hier vertreten sind, stammen vom Ende des 3. Jhdts. Meines Erachtens ist die oben zitierte Angabe des Idatius auf diesen Bau zu beziehen. — Die Seitenlänge dieses quadratischen Lagers ist noch nicht ganz exakt ermittelt worden; sie betrug 180-190 m, — so wie die ähnlichen Festungen stromab- und stromaufwärts, also Ulcisia castra und Intercisa, die in der Spätzeit ebenfalls hufeisenförmige Türme erhielten. Ein zum Prätorium gehöriges Bad wurde beim Bau des Piaristengymnasiums (1913) entdeckt (E, Friedreich A budapesti piarista telek története, 1914, 29, Abb. 9—11. Über einen wichtigen Grabstein der Frühzeit, der in zweiter Verwendung dorthin gelangte, vgl V. Kuzsinszky Aquincum usw., 1934, 208 Abb. 147). Die Mauern waren 3,40 m dick, so daß die große Restaurationstätigkeit unter Valentinian hier scheinbar gar nicht eingesetzt hat. Diese Festung stand noch in der Epoche der ungarischen Landnahme und wird bei Anonymus Gesta Hungarorum 57 erwähnt; als castrum, quod dicitur Pest ist es Kern der Hauptstadt Ungarns geworden (vgl. L. Nagy a. O.). — Die militärische Basis dieses Kastells haben auf dem rechten Ufer zwei Wachttürme abgegeben. Der eine lag etwas nördlicher; bei seiner Ausgrabung 1935 sind Ziegelstempel des Frigeridus (374—376 n. Chr.) zu Tage gefördert worden. Wegen der speziellen Terrainverhältnisse ist die zweite Base unserer Festung südlich erst an Stelle des heutigen Gellert-Hotels angelegt worden (über [2150] die hier als eingebaute Spolien gefundenen Inschriften A. Alföldi Epigraphica I = Pannonia-Bibliothdk nr. 14, 1935, 6f.). Zwischen den zwei Burgi befand sich der Blocksberg (Gellérthegy) mit der civitas Eraviscorum, die noch im 3. Jhdt. administrativ aufrecht erhalten worden ist. (Vgl. L. Nagy Tabán a régészeti ásatások világánál = Tanulmányok Budapest multjából 4, 1936. A. Alföldi Cambridge Anc. Hist. 11, 1936, 545f. — Über den kulturgeschichtlich so wichtigen Helm eines Kommandanten der Gegenfestung vom Ende d. 4. Jhdts. A. Alföldi Acta Arch. 5, 1934, 99ff.).