Amiternum (Ἀμίτερνον Strab. V 228. Ptol. III 1, 58; Ἀμιτέρνα Dion. Hal. II 49; Einwohner Amiternini; doch Adj. Amiternus bei Verg. Aen. VII 710. Sil. VIII 414. Mart. XIII 20, 1), uralte Stadt im Lande der Sabiner (so Verg. Aen. VII 710. Sil. VIII 115. Liv. XXXVIII 45, 19. Strab. a. a. O. Plin. III 107. Suetonius bei Hieron. ad a. Abr. 1930; zu den Vestinern rechnet sie nur irrtümlich Ptolem. a. a. O.; zu den Samniten Livius X 39). Cato (bei Dionys. a. a. O.) nennt die κώμη Τεστροῦνα bei A. den ältesten Sitz der Sabiner; nach Varro (bei Dionys. I 14) lag die Hauptstadt der Aboriginer, Lista, in der Nähe. Den Namen leitet Varro de l. l. V 28 von dem im Stadtgebiete (Strab. V 241) entspringenden Flusse Aternus (Pescara) ab (Amiternini = Amb-Aternini; vgl. flumen Amiterni Liv. XXVI 44). Die Stadt wurde im J. 293 von den Römern mit Sturm genommen (Liv. X 39) und als praefectura constituiert, welchen Namen das Gemeinwesen bis zur augustischen Zeit (also nach Erlangung des Bürgerrechts und nachdem als Magistrate bereits octoviri fungieren) behält (Mommsen CIL IX p. 397). Prodigien von dort werden nach Rom gemeldet im J. 218 (Liv. XXI 62, 5), 191 (Liv. XXXVI 37), 147 (Obseq. 20), 134 (ebd. 27), 106 (ebd. 41). Als Geburtsort des Geschichtschreibers Sallustius nennt es Sueton bei Hieron. a. a. O. Im hannibalischen Kriege wird A. nur beiläufig genannt (Liv. XXVI 11. 10); im Bundesgenossenkrieg wurde es, wie die übrigen Sabinerstädte, schwer mitgenommen (Strab. V 228). In der Kaiserzeit scheint es wieder mehr aufgeblüht zu sein, die Bürger bezeichnen sich (wie auch schon früher) als municipes und gehören zur Tribus Quirina (Kubitschek Imp. Rom. tributim discr. 54). Bedeutende Ruinen, besonders von einem Amphitheater, einem Theater (Notizie d. scavi 1880, 290. 350. 379), einem Aquaeduct (vielleicht von Augustus oder Tiberius angelegt, s. CIL IX 4209 und Not. d. scavi 1891, 96. 321) u. a. finden sich bei dem Dorfe S. Vittorino. Erwähnt wird A. von den Ackerbauschriftstellern (Varro de r. [1841] r. II 9, 6. Plin. XIV 37. XVIII 131. XIX 105. 177. Colum. X 422, vgl. napae Amiterninae bei Martial XIII 20) und auf der Tab. Peut.; über die angeblichen lapicidinae Ameterninae bei Vitruv II 7, 1 s. unter Amitinum. Inschriftlich CIL VI 2919. 2379 VI 34. 3884, 1, 36. XIV 3906. In nachdiocletianischer Zeit gehörte A. zur Provincia Valeria (Liber coloniar. p. 228); die stadtrömische Inschrift CIL VI 1772 aus constantinischer Zeit ist vom ordo splendidissimus Amiterninae civitatis gesetzt. Schon im frühen Mittelalter war A. Bischofssitz (Ughelli Ital. sacra X 12); die Reste wurden zum grossen Teil zerstört, als Kaiser Friedrich II. die Stadt Aquila anlegte. Vgl. Mommsen CIL IX p. 397. Lateinische Inschriften CIL IX 4177–4320. 6352. Eph. ep. VIII 197; des Ager Amiterninus CIL IX 4321–4533. Eph. ep. VIII 198. 199. Vgl. auch Notizie d. scavi 1879, 181f.