RE:Asklepios 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Griech. Gottheit
Band II,2 (1896) S. 16421697
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2) Der Heilgott.

I. Der Name.

Αἰσχλαβιός in Schriftzeichen, die Korinth-Megara und deren Colonialgebiet angehören, auf dem Schenkel einer archaischen Erzfigur aus Bologna (Röhl IGA 549 = CIG 6737). Ἀσχλαπιός boiotisch (Inschr. v. Orchomenos IGS I 3191f.; vgl. das Gentile Ἀσχλαπίχιος Collitz 476 [Orchom.], den Eigennamen Ἀσχλαπίων ebd. 571 a. [ Akraiphia ] u. dgl. m.). Die Gemeinform der vom Ionischen unberührten Dialekte lautet Ἀσκλαπιός. Doch das zweimal in thessalischen Eigennamen (Ἀσκαλαπιάδας-Iolkos, Collitz 1284 und Ἀσκαλαπόδωρος-Phalanna, ebd. 1330) erscheinende Svarabakti erschliesst als thessalische Grundform *Ἀσκαλαπιος. Auf den ältesten epidaurischen Steinen (Anfang 5. Jhdts.) liest man Αἰσκλαπιός (Cavvadias Fouilles I nr. 8), daneben einmal (ebd. nr. 10) das bisher unerhörte Αἰσκλαπιεύς. [1643] Neben Αἰσκλαπιός stellen sich Aisclapius (Votivinschr. einer etrusk. Schale Eph. epigr. I 5), Aesclapius (CIL III 1766 Narona) und ,mit Vocaleinschub‘ (s. indes o. die thessalische Grundform) Aisculapius (CIL VI 12 Tiberinsel), Aescolapius (IGI 608), endlich das gewöhnliche Aesculapius. Im Epos und im Ionisch-Attischen Ἀσκληπιός. Diese Form dringt später auch in die Gebiete des α ein, z. B. in Boiotien, Epidauros und der spartanischen Inschrift CIG 1444 (Ἀσκλειπιός). Als älteste erschliessbare Form des Namens wird nach dem Vorstehenden zu gelten haben *Αἰσκαλαπιός bezw. Αἰσχαλαπιός. Über die Betonung , ein Ergebnis der Volksetymologie (ἤπιος), vgl. Ps.-Plutarch vitae X orat. p. 845 B. Herodian. I p. 122 Lentz.

Deutungsversuche

a) der Alten: Von ἀσκελές und ἤπιος Etym. M. s. ἀσκελές· ὅτι τὰ ἀσκελῆ τῶν νοσημάτων ἤπια ποιεῖ. Oder von einem angeblichen epidaurischen Könige Ἄσκλης, den der bis dahin Ἤπιος (so Lykophr. 1059) heissende Gott heilt (Schol. Lykophr. 1050). Nach Isyllos von Αἴγλη, Cavvadias Fouill. d’Épidaure I nr. 7 Z. 50f.: ἐπίκλησιν δέ νιν Αἴγλας ματρὸς ὠνόμαξε Ἀπόλλων. Für Isyllos war also αἰγλα- und Αἰσκλα- identisch (s. Baunack Studien I 157).

b) der Neueren: Mit ἀσκάλαβος, Eidechse, zusammenhängend = Schlangengott (Welcker Gr. Götterl. II 736. Angermann Curtius Studien IX 247). Von ἄλκω-*Ἀλξηπιος (Pott Ztschr. f. vgl. Spr. VI 401. Preller Gr. Myth. I³ 423, 2). Von αἴγλη, *ἀσιγαλη (vgl. Apolls Beinamen Αἰγλήτης und inschriftlich Ἀσγελάτας, also *Ἀσι-γαλαϝος, Ἀσγαλαϝος, Ἀσκλαπος als Beiname Apolls; davon dann Ἀσκλάπιος qui eximium splendorem amat (Eschweiler De α praefixo, 1873, 9ff.; Über Wesen und Namen des griechischen Heilgottes, 1885). Die Ableitung von Αἴγλη (*Ἄσγλα) vertritt, auf den Epidaurier Isyll sich stützend, ,trotz des befremdenden Lautwandels, der Seltsamkeit der Ableitung und noch seltsamerer Betonung‘ auch v. Wilamowitz (Isyll. 91ff.). J. Baunack (Studien I 155 und über αἰσ- aus ἀσ- S. 133, 3): von ἀς (aus ἀϝες ,Hülfe‘) und kḷp (,bereiten‘), Ἀσ-κλαπ-ιός ,der Gott der Hülfeleistung‘. Auf die Lichtsphäre greift zurück Usener (Rh. Mus. XLIX 1894, 461ff.): Stamm σκαρ (,zucken‘), dafür σκαλ (bewahrt in Ἀσκαλαπιόδωρος und Aesculapius), daraus mit Synkope und Vocalvorschlag (α, oder durch unorganisch vor der Doppelconsonanz eingedrungenen Stimmton αι) Ἀσκλαπιός bezw. Αἰσκλαπιός, ursprünglich Ἀσκαλαπιός. Endlich hat auch die früher (Creuzer, Sickler u. s. w.) so beliebte Ableitung des Namens aus dem Semitischen neue Anwälte gefunden; sie entdeckten jetzt in A. als Substrat den Hund; vgl. Clermont-Ganneau Revue critique 1884, 502: A. = isch-kalbi ,l’homme chien‘, eine Etymologie, die S. Reinach (Revue archéol. 1885, 93) im Hinblick auf die (korinthisch-megarische) Namensform Αἰσχλαβιός zu unterschreiben wagt. Ich muss, wie vor elf Jahren in Roschers Lexikon I 615, diesen Abschnitt auch heute mit dem Satze schliessen: Der Name ist durchaus dunkel.

II. A. in Religion und Mythologie.

A. Herkunft des Kultus. Seine ältesten Stätten sind die Landschaften Hestiaiotis, Pelasgiotis und Magnesia, mit andern Worten die Stammsitze der Lapithen-Phlegyer und Minyer (vgl. O. [1644] Müller Orchomenos² 187ff.). Der Versuch der vergleichenden Mythologie, Lapithen und Phlegyer zu Personificationen von Sturm und Blitz zu verflüchtigen (Nachweise in Roschers Lex. I 617), ist an sich unhaltbar, zudem mit der Thatsache unvereinbar, dass der mit beiden eng verbundene A. von Hause aus eine chthonische Gottheit war (vgl. II D). Lapithen und Phlegyer sind historisch zu fassen, wenn auch von den Minyern schwer zu sondern – für O. Müller bilden die drei zusammen einen Stamm. Das durch die sondernden Theologen (u. S. 1651) überlieferte Elternpaar des thessalischen A., Ischys und Koronis, bedeutet (woran ich trotz v. Wilamowitz Isyll. 81, 54 festhalten muss) insofern etwas sehr Altertümliches, als es ein Zeitalter erschliesst, in dem Apoll noch nicht mit A. verbunden war, dagegen ist seine Einordnung in die thessalische Heroogonie (Ischys Sohn des Lapithen Elatos, Koronis Tochter des Phlegyas) natürlich späteren Datums, ein Reflex des Versuches, den Gott selbst zum Heros herabzusetzen. Den Namen Ἴσχυς (bei Cicero Valens) fasst v. Wilamowitz Isyll. 81, 54 als Hypokoristikon von Ἰσχόμαχος u. dgl.; dass er im Gebiet der Erdwesen nicht ganz vereinzelt dasteht, zeigt der Gigant Ἴσχενος in Olympia (Lykophr. 43 mit Schol.). Der Name Koronis findet sich im daemonischen Kreise nicht selten. So heisst eine naxische Nymphe (Diod. V 52), eine dodonaeische (Pherekyd. frg. 46 Müll.), eine Okeanine (Hyg. fab. 182), eine Hyade (ebd. 192) u. s. w. Doch ist die Grundbedeutung des Namens dunkel. Mit κορώνη (Krähe) hat er gewiss nichts zu thun, wenn auch alte Volksetymologie in dieser Meinung den Geburtsort der Mutter des A. Lakereia getauft haben mag. v. Wilamowitz a. a. O. 60, 132 fasst als prius den Stadtnamen Koroneia, davon Koronos, davon Koronis. Dafür wäre eine festere mythologische Stütze erwünscht, als die lockeren Beziehungen zwischen Koronos und Koronis. Nach v. Wilamowitz (Isyll. 80, 52) soll erst der Dichter der Eoie den Namen Koronis für die Mutter des A. erfunden haben, aber gerade der Eoie ist Koronos ganz fremd. Baunacks Ableitungsversuch (Studien I 156: von *Κόρων [vorausgesetzter Beiname des Sonnengottes] ,die apollinische, jugendlich schöne‘) ist abzuweisen, weil Apoll dem Kreise des A. ursprünglich fremd ist (vgl. S. 1646). Böhlau (Bonner Studien, Kekulé gewidmet 126ff.) führt Koronis auf Korone, dieses als Erweiterungsbildung auf Κόρη zurück, aber seine Kore-Korone-Koronis als altthessalische, vorzugsweise chthonische Göttin ist eine Construction. Wir bescheiden uns dabei, in Koronis die echte Mutter des A. anzuerkennen. Die Überlieferung (vgl. III 9) localisiert sie im dotischen Gefilde an der Boibeis, gegenüber Amyros (Eoie, Pindar) oder an den Quellen des Amyros (Pherekydes).

Nach der Hestiaiotis dagegen führt uns das älteste Zeugnis Il. IV 202 mit seinem Asklepiaden Machaon Τρίκης ἐξ ἱπποβότοιο, zu dem die Boiotie (II 729ff.) den Bruder Podaleirios und die Städte Oichalia und Ithome fügt (vgl. S. 1658 und III 1). In der Ilias sind die beiden Asklepiaden einfache Heroen, und auch von der Göttlichkeit ihres Vaters ist hier keine Spur zu entdecken. Über seine Abstammung meldet die Ilias nichts. Die Späteren setzen voraus, dass der trikkaeische A. Sohn des [1645] Apoll war, wofür der in Trikka mit A. im Kultus verbundene Apollon Meleatas als Stütze herangezogen werden konnte. Trotzdem wird man an einer der ältesten Kultstätten des A. die Vaterschaft Apolls nicht als das Ursprüngliche hinnehmen. Als Mutter stellt O. Müller Orchom.² 196 für Trikka Arsinoe auf, aber nur nach Analogie der (relativ jungen) messenischen Überlieferung. Am natürlichsten erscheint es für die Hestiaiotis das gleiche Elternpaar wie für das dotische Gefilde vorauszusetzen. An die Stelle des Ischys ist dann, wie später durchgehend, auch in Trikka Apoll getreten (vgl. das dem trikkaeischen A. in den Mund gelegte Orakel bei Euseb. praep. ev. III 14, 6). Das von Eustath. zu Il. II 729 an die Spitze des Stammes gestellte Ahnenpaar Apoll und Stilbe als Erzeuger des Lapithas (wobei Apoll also zweimal eingreift) ist nichts weiter als mythographische Etikette für Herkunft aus dem Peneiosthal; es wiederholt sich bei Triopas (Diod. V 61) und Kyzikos (Schol. Ap. Rh. I 948). Alle altthessalische Überlieferung von A. ist durch spätere Umgestaltungen überwuchert worden, erkennbar sind eben nur noch die alten Kultgebiete am oberen Peneios (Trikka ist auch in geschichtlicher Zeit durch ein bedeutendes Asklepieion ausgezeichnet, s. III 1) und am boibeischen See, in mythischer Zeit Lakereia (III 9), in geschichtlicher Pherai (III 8). Doch erhebt auch Magnesia alten Anspruch. Auf dem Pelion belehrt Cheiron den A. über die Heilkraft der Kräuter (Il. IV 219), eine Vergünstigung, auf die A. vor Aristaios und Achill das Näherrecht hat (über ihre spätere Ausdehnung auf viele Heroen klangvollen Namens vgl. bes. Xenoph. Cyneget 1). Auf dem pelethronischen Gefilde des Pelion soll sich A. das wichtigste Attribut seines Kultus, die Schlange, zum ständigen Begleiter auferzogen haben (Schol. Nikand. Ther. 438), an die Quellen des Amyros verlegt, im Gegensatz zur Eoie, die Heimat der Koronis Pherekydes frg. 8 (vgl. übrigens III 9 am Ende); Verehrung des A. in ganz Magnesia bezeugen die Bundesmünzen der Magneten (Head HN 256).

B. Älteste Wanderungen des Kultus. Unter der Voraussetzung, dass nicht nur zufällig die südwärts an Thessalien zunächst grenzenden Landschaften der phthiotischen Achaeer, Ainianen, Oitaeer, Malier und östlichen Lokrer keine Zeugnisse liefern, möchte ich glauben, dass die Wanderung der aus ihrer thessalischen Heimat aufgestörten Verehrer des A. erst in Boiotien und Phokis zum Stillstand gekommen ist.

Boiotien, wo neben Minyern auch Phlegyer erscheinen (Hom. hymn. Apoll. 278ff. Pherekyd. frg. 102 a. Paus. IX 36, 1), besitzt einerseits A.-Kult (beachtenswerter Weise aber nicht in Theben und dem Osten, vgl. III 14–17) andererseits im lebadeischen Trophonios eine von Hause aus mit A. identische, nur früh von ihm abgezweigte Localfigur.

Phokis ist eine der Hauptdomänen des A. Die ganze Landschaft verehrte in ihm ihren Archageten (Paus. X 32, 12), kein Wunder, denn in Phokis sassen einst Phlegyer. Dass sie von Boiotien gekommen, behauptet die Sagenüberlieferung (Paus. IX 31, 1. X 4, 1) und bestätigt der merkwürdige Glaube der Tithoreer, dass eine Scholle [1646] vom Grabe des Amphion und Zethos ihrem Lande Fruchtbarkeit gebe (Paus. IX 17, 4). Während O. Müller die boiotischen Dioskuren für minyeisch-phlegyeisch hielt, glaubte ich (Pergamos 135) sie den Arnaeern zuweisen zu sollen. Beides mag neben einander gelten, das Paar von Hause aus Minyern und Phlegyern gehören (daher das Grab ihrer Mutter in Tithorea, Paus. X 32, 10. Steph. Byz. s. Τιθοραία), dann von Arnaeern annectiert sein, Phokis ist von Asklepieen erfüllt (III 18–22). Über ihnen ragt hervor das von Tithorea am Parnass (III 20). Die Kultstatue des A. Ἀρχαγέτας mit ihrem überlangen Bart (eine Betonung der höheren Altersstufe des Gottes) steht in eigentümlichem Contrast zum benachbarten Delphi, wo Apoll in ewiger Jugendschöne waltet. Und doch macht der pythische Gott auf die Sohnschaft des A. Anspruch. Aber die Einbeziehung des letzteren in den apollinischen Kreis ist relativ spät, ja mit Mühe und Not zuwege gebracht. Ursprünglich stand der phokische Altsasse A. dem Eindringling Apoll feindlich gegenüber – das zeigt die vielfach überlieferte Todfeindschaft der Phlegyer gegen Delphi (Lykophr. 939 mit Schol. Paus. IX 36 u. s. w.; vgl. O. Müller Orchom.² 183f.) – aber der Kampf hat mit dem Siege Apolls geendet, Und nun vollzieht sich ein merkwürdiger Wandel: Ischys und Koronis sinken zu lapithisch-phlegyeischen Heroen herab. Apoll wird zum Erzeuger des A., Koronis zu seiner treulosen Geliebten, Ischys zum Eindringling in Apolls Rechte; beide büssen mit dem Tode, nur seinen Sprössling nimmt Apoll zu Gnaden an, damit er fortab unter delphischer Protection seines Amtes als Heiland der Menschheit walte. Das ist kein Ausgleich streitender Gegensätze, es ist ein Friede auf Kosten der unterliegenden Partei. Die neue Sachlage ist zum Gegenstand einer für die Folgezeit massgebenden Eoie gemacht worden (vgl. die eindringende Behandlung derselben bei v. Wilamowitz Isyll. 57–77). Pindar hat sie in der dritten pythischen Ode benützt, aber in seinem Geiste umgestaltet. Der folgenden Inhaltsangabe der Eoie fügen wir Pindars Abweichungen gleich bei. Im dotischen Gefilde am boibeischen See (vgl. III 9) wuchs Koronis, die Tochter des Phlegyas, zur schönen Jungfrau heran, Apoll würdigte sie seiner Liebe. Doch als sie vom Gott den Sohn bereits unter dem Herzen trug, ward sie, jedenfalls nach väterlichem Willen, des Lapithen Ischys Gattin (γῆμε frg. 148 Rz.; Pindar macht daraus eine ehrvergessene, heimliche Buhlschaft mit Ischys und letzteren zum Arkader). Vom Hochzeitsmahle bringt dem Apoll nach Delphi sein Rabe die schlimme Kunde (Pindar unterdrückt den Raben im Hinblick auf Apolls Allwissenheit). Der Gott verwünscht den Unglücksboten, dessen weisses Gefieder darob schwarz wird, tötet selbst den Nebenbuhler Ischys, während Koronis den Geschossen der Artemis erliegt. Schon lodern die Flammen des Scheiterhaufens (Anlehnung an die Bestattungsweise des heroischen Epos, während altertümliche Volkssage vom Begräbnis erzählen würde) um Koronis Leichnam, da entreisst Apoll seinen Sprössling dem Mutterschoss und bringt ihn auf den Pelion zu Cheiron, unter dessen Obhut der Knabe zum heilkundigen Arzt aufwächst. Aber seine Kunst wagt es (nach Pindar aus Gier nach Gold) Tote wieder zum Leben zu erwecken, [1647] und ob dieses Unterfangens erliegt A. dem Blitz des erzürnten Zeus. Der Tod des A. wird von Pherekydes frg. 76 in Pytho localisiert, was mit v. Wilamowitz (64, 38) gewiss als ein Zug der Eoie betrachtet werden darf. Wenn schon in der Ilias der Vater der beiden gegen Troia kämpfenden heilkundigen Helden nicht mehr als Gott erkennbar ist, so erscheint er in der Auffassung der Eoie und Pindars als reiner Heros. Um diese Willkür der Poesie mit dem Kultus, der nur den Gott A. kennt, auszugleichen, wussten Spätere von seiner Apotheose zu berichten (vgl. S. 1654). Wie speciell der delphische Kultus sich in dieser Frage verhalten hat, ist unbekannt, das Eine jedoch (vgl. bei Roscher I 624. v. Wilamowitz Isyll. 72) unverkennbar, dass die Eoie durchaus in delphischer Tendenz verfasst worden ist. Und zwar geschah dies zu einer Zeit, als der Gegensatz von delphischer und phlegyeischer Religion noch dem Bewusstsein lebendig war. Wie er allmählich verblasste, lässt sich verfolgen. Während in der Eoie Apoll dem Lapithen und der Phlegyerin feindlich gegenübersteht, überrascht uns das Schol. Nikand. Ther. 685 durch die Erwähnung eines ἱερὸν Ἀπόλλωνος Φλεγυήϊον zu Delphi. Ist so der delphische Gott zu einem Gott der Phlegyer gemacht, so wird es uns nicht Wunder nehmen, umgekehrt die Phlegyer für das Eigentum Apolls, Phokis für den Mittelpunkt ihres Stammes, die sonstigen Phlegyer für ἄποικοι der phokischen erklärt zu sehen. Unter diesem Gesichtspunkt wird die sonderbare Thatsache verständlich, dass die Bewohner der dotischen Δίδυμα ὄρη (die Phlegyer der Eoie) bei Strabon XIV 647 Delpher heissen. Je weitere Kreise das delphische Orakel seinem Einfluss unterwarf, um so mehr schwand dann sein Interesse an den längst ausgeglichenen localen Gegensätzen, und schliesslich hat dasselbe Delphi, dem zu Ehren einst die Eoie von der bestraften Untreue der dotischen Koronis gesungen hatte, der epidaurischen Legende, die von Koronis Untreue nichts weiss und deren Niederkunft ins Hieron verlegt (vgl. u. S. 1650), seine Bestätigung erteilt.

Eine weitere Wanderung des A.-Kults geht unter Beiseitelassung Attikas über den Isthmos nach dem Peloponnes, wo vier Landschaften um die Wiege des Gottes streiten. Die Zeit dieser Bewegung entzieht sich sicherer Beurteilung, doch ist vielleicht ein Terminus post quem durch die Wahrnehmung gegeben, dass auf Kypros kein A.-Kult nachweisbar ist. Wenn es sich dabei nicht um blos zufälligen Verlust der Zeugnisse handelt, dann dürfte die Besiedelung Cyperns durch peloponnesische Griechen vor der Zuwanderung der A.-diener in den Peloponnes erfolgt sein. Über Minyer im Peloponnes vgl. O. Müller Orchom.² 309ff. (Lakonien). 363ff. (Triphylien). Die Kypseliden legten sich lapithische Herkunft bei (Herodot. V 92), ein Λαπίθαιον auf dem Taygetos Paus. III 20, 7; vgl. auch unter III 91 (Leuktra).

Den altertümlichsten Eindruck macht im Peloponnes der Dienst von Titane (vgl. III 47) im Sikyonischen mit seinen puppenartig bekleideten Kultbildern des A. und der Hygieia (über letztere u. S. 1656f.), seiner Verehrung der Koronis (im Peloponnes das einzige Beispiel, die epidaurische Koronis ist nur ein Schemen der Legende), seinen [1648] nach chthonischem Ritus dargebrachten Holokauta, seinen gegen anderweitige Gewohnheit der Asklepieen mit Scheu behandelten heiligen Schlangen. Dass Titane gar nicht Heilanstalt war, habe ich bei Roscher I 2776 zu zeigen gesucht. Dass sein Kult direct auf Thessalien zurückgeht, ist sehr wohl möglich, auch dann, wenn der hier neben dem Τειτάνιος erscheinende A. Γορτύνιος nicht mit Gyrton (III 4a), sondern mit Gortyn (III 75) in Zusammenhang steht und Titane ohne Rücksicht auf Titanos (Il. II 735) nach dem Kalkgestein der Gegend benannt ist. Als Gründer des Heiligtums galt der Heros Alexanor, nach Pausanias Machaons Sohn, nach anderer Überlieferung (Schol. Aristoph. Plut. 701) directer Sprössling des A., woraus erhellt, dass Machaon selbst in Titane Fremdling ist.

Arkadien (III 69–80) bietet mancherlei Besonderheiten, zunächst mehrere Heiligtümer Ἀσκληπίου Παιδός, unter ihnen das thelpusische (III 70) mit einer Geburtslegende, die ähnlich in Epidauros wiederkehrt. Zu Thelpusa sollte A. von seiner Mutter ausgesetzt, von Autolaos, einem Nothos des Arkas, aufgefunden und von Trygon (bei Pausanias Eigenname, in der Legende die Turteltaube, vgl. die Waldtauben als Ammen des Zeus, Athen. XI 491 b) genährt worden sein. Da Pausanias die Mutter nicht nennt, war ihr Name in seiner Quelle wohl auch nicht überliefert. Man hat die dunklen Verse Hom. hymn. Apoll 209f. herangezogen, in denen Apoll und Ischys um eine κούρη Ἀζαντίς (vgl. dazu v. Wilamowitz Isyll. 80, 53) streiten; das gäbe eine Parallelsage zu derjenigen der Eoie, die den von Pindar eingeführten ,Arkader‘ Ischys (vgl. o. S. 1646) gut erklären, aber noch keine arkadische Koronis, sondern nur eine ,Tochter des Azan‘ (Preller-Robert I 520, 3) als Mutter des thelpusischen A. ergeben würde. Mit Delphi und der Eoie hat Thelpusa jedenfalls nichts zu thun, es muss aber, wenn die erwähnten Verse des Apollonhymnus hergehören, Apoll als Vater anerkannt haben. Bestimmt war dies der Fall im Kult von Mantineia (III 78), wie der Doppeltempel des A. und der Letoiden zeigt (Immerwahr Kulte und Mythen Arkadiens 138. 181 denkt diesen Doppeldienst von Epidauros abhängig). Anders im südlichen Arkadien. Eine Merkwürdigkeit ist hier der durch die sondernden Theologen überlieferte A. vom oberen Gortynios (Lusios), sowohl durch seinen τάφος, als durch das Elternpaar Arsippos und Arsinoe (vgl. u. S. 1652). Damit stellt sich dieser Kult dem altthessalischen, Apoll ebenfalls ausschliessenden, selbständig an die Seite; vielleicht ist der aus Thessalien an den Lusios gebrachte A. mit einem Ortsdämon verwandter Art verschmolzen worden, dessen Abstammung auf den Ankömmling übertragen wurde. Die am oberen Gortynios geltende Genealogie möchte man auch für das benachbarte Gortyn (III 75) voraussetzen. Ist der Vater Arsippos von durchaus localem Gepräge geblieben, so bildet die Mutter Arsinoe (die übrigens nicht bei Cicero, sondern nur bei Io. Lydos Tochter des Leukippos ist) die Brücke zum messenischen Kultus.

Messenien (III 81–90) bestritt die thessalische Herkunft des Gottes und nahm den A. der Ilias mit seinen beiden Söhnen für sich in Anspruch. Dies war nur durch ein dreistes Umspringen mit dem für Thessalien sprechenden Zeugnis [1649] der Ilias möglich, etwa in folgendem Gedankengange: Od. XXI 15–37 beweise, dass die im Schiffskatalog zum Contingent der Asklepiaden gehörige Stadt des Eurytos (Oichalia) nach Messenien gehöre (vgl. Pherekyd. frg. 34. Demetr. bei Strab. VIII 350. Paus. IV 3, 10. 33, 4); das Ithome der Ilias sei die bekannte Feste im westlichen Messenien; für Trikka endlich musste ein ἔρημον ἐν τῇ Μεσσηνίᾳ χωρίον (Paus. IV 3, 2) herhalten. Plausibel konnte trotzdem die Ansicht der Messenier nur gemacht werden, wenn man im Schiffskatalog das Contingent der Asklepiaden von seiner überlieferten Stelle (v. 729–33) vor das Contingent Nestors (v. 951ff.) rückte (vgl. O. Müller Orchom.² 362, 3), und das haben die Messenier ohne Zweifel gethan. Damit war dann auch die Frage, ob das Il. II 596 genannte Oichalia das thessalische sei (Apolloder) oder ein messenisches (Demetrios) in letzterem Sinn erledigt. Die messenische Überlieferung von A. fand einen poetischen Ausdruck im Leukippidenkatalog, dessen spärliche Reste v. Wilamowitz Isyll. 77ff. erkannt und vereinigt hat. Danach galt A. als Sohn Apolls (wie in der Eoie), als Mutter aber Arsinoe, die Tochter des Leukippos. Von einer Buhlschaft der Arsinoe mit einem Rivalen war keine Rede, dem ungetrübten Liebesbund mit Apoll entsprossen A. und vermutlich auch eine Tochter Eriopis. A. selbst zeugte mit Xanthe die Sohne Machaon und Podaleirios. Der Katalog erzählte wie die Eoie auch vom Blitztod des A., während hiervon die messenische Localüberlieferung begreiflicherweise nichts erkennen lässt. Nach letzterer war Machaon mit Antikleia, Tochter des Diokles von Pharai (III 83), vermählt, zeugte mit ihr Nikomachos und Gorgasos, Erben der Herrschaft ihres mütterlichen Grossvaters und später daselbst Heilgötter. Machaon selbst besass in Gerenia (III 81) ein μνῆμα. Dass der messenische A.-Kult aus der Hestiaiotis stammt, zeigt das Heiligtum des trikkaeischen A. in Gerenia (III 81). Arsinoe erklärt O. Müller (Orchom.² 196) ohne hinreichenden Grund für ebendaher gekommen, mit Recht aber v. Wilamowitz (Isyll. 77) für einen Eindringling in die Familie des Leukippos. Meines Erachtens ist sie vom oberen Gortynios gekommen (vgl. S. 1648), hat bei der Übersiedelung ihren alten Gatten (Arsippos) gegen Apoll vertauscht und selbst heroische Ehren im Geschlecht der Leukippiden angenommen (Hom. hymn. Apoll. 212 spielt wahrscheinlich auf dieses apollinische Liebesabenteuer an). Sehr jung muss der messenische Machaonkult sein, denn von ihm findet sich in Lakonien (III 91–105) keine Spur, während doch diese Landschaft gleich Messenien in A. den Sohn des Apoll und der Arsinoe verehrte. Nur war der letzteren Vater Leukippos der lakonischen Heroogonie einverleibt worden, da er statt von Perieres und Aiolos (so in Messenien) von Amyklas und Lakedaimon abstammte (Aristeid. im Schol. Pind. Pyth. III 14).

Argolis endlich (III 46–57), in dessen Norden (Titane) wir bereits altertümlichen A.-Kult kennen gelernt haben, fügt sich in geschichtlicher Zeit der Vorherrschaft des epidaurischen Hieron. Doch wird ausser Titane noch mancher andere Ort der Landschaft seinen Kult nicht erst Epidauros verdanken, so z. B. Argos (III 48), dessen Reichtum [1650] an Asklepieen auffällt. Das angesehenste von ihnen sollte von Sphyros, dem Bruder des titaneischen Alexanor gegründet sein. Wie in Titane steht auch in Argos A. in Beziehung zu Athena (vgl. S. 1653). Das epidaurische Hieron (III 51), in klassischer Zeit die bedeutendste Kultstätte des Gottes im Peloponnes, lässt sich nach Massgabe seiner Tradition durchaus nicht für sehr alt halten, denn diese Tradition steht ganz unter delphischem Einfluss. Zwei Legenden liegen vor: 1) Die durch die epidaurischen Ausgrabungen ans Licht gekommene des Isyllos (3. Jhdt.). Nach ihr war Malos, ein Sohn des Zeus, Gründer des an der Stelle des späteren Hieron befindlichen Temenos Ἀπόλλωνος Μαλεάτα (nach Paus. II 27, 7 lag das Heiligtum des Maleatas auf dem Berge Kynortion über dem Hieron). Von Malos und der Muse Erato stammte Kleophama. Mit dieser verband sich der Epidaurier Phlegyas; beider Tochter Aigla endlich, nach ihrer Schönheit auch Koronis genannt, gebar dem Apoll in seinem duftenden Temenos einen Sohn, den der Vater ἐπίκλησις Αἴγλας ματρὸς Ἀσκλαπιόν nannte (Cavvadias Fouilles nr. 7. v. Wilamowitz Isyll. 11ff. 89ff. Gurlitt Paus. 173ff., vgl. auch o. S. 1643). Von altthessalischer Überlieferung ist hier nichts übrig geblieben als die beiden Namen Phlegyas (er ist aber zum Epidaurier geworden) und Koronis (ist zu einem Zunamen Aiglas degradiert). Gegen die Version der Eoie ist der Schauplatz vom dotischen Gefilde nach dem Waldthal über Epidauros verlegt, von einem Vergehen der Koronis keine Rede; Apoll ist der ursprüngliche Inhaber des Heiligtums, A. nur Mitbesitzer, wie auch in der grossen Inschrift mit den Wunderkuren des A. (Fouill. d’Épid. nr. 1) die Überschrift Apoll voranstellt. 2) Die Version des Pausanias (vgl. Art. Aresthanas) hat von der alten Überlieferung etwas mehr bewahrt, insofern sie Phlegyas als Fremden (aus Thessalien? aus Phokis?) in den Peloponnes kommen lässt; ihn begleitet die von Apoll schwangere Tochter Koronis und gebiert auf dem Myrtenberge (über dem nachmaligen Hieron) heimlich den A., der unter Pflege und Schutz von Ziege und Hund des Hirten Aresthanas (Preller-Robert Gr. Myth. I 518, 4 vermutet in ihm Apollon Nomios) aufwächst und alsbald mit dem Ruhm seiner ärztlichen Kunst die Welt erfüllt. Ein delphisches Orakel (Paus. II 26, 7) erteilte dieser Version seine Bestätigung, auf sie spielen epidaurische Münzen der Kaiserzeit an (die Version des Pausanias samt dem ganzen Abschnitt II 26, 3–9 führt v. Wilamowitz Isyll. 84, 61 auf Istros Argolica zurück; gegen ihn Gurlitt Paus. 173f.). Die hervorragende Bedeutung des Hieron bekundet die grosse Zahl seiner Tochterstätten, unter ihnen mit die namhaftesten des Altertums. Doch wird manche schon früher A.-Kult besessen haben und erst durch Übersendung heiliger Schlangen, Übertragung der Incubation u. dgl. m. zu Epidauros ins Verhältnis einer Filiale getreten sein. Eine Liste epidaurischer Filialen bei Paus. II 26, 8–9 (nach v. Wilamowitz a. a. O. aus Istros, nach Kalkmann Paus. 210 aus dem ,mythologischen Handbuch‘, nach Gurlitt Paus. 173ff. eine eigene Compilation des Pausanias; sie ist zu vervollständigen aus II 10, 3 [Sikyon]. III 23, 6 [Epidauros Limera]); eine andere Liste bei Iulian adv. Christ. p. 197 Neum.: 1) Sikyon [1651] (ΙΙΙ 46) undatiert. 2) Athen (III 34) Gründung des Asklepieions an der Burg 420 v. Chr. 3) Balagrai in Kyrenaike (III 110). Zur Behauptung des Pausanias steht in auffallendem Gegensatz die Thatsache, dass die zu Epidauros verpönten Ziegenopfer in Balagrai gestattet waren. Da die Kyrenaike durch Minyer besiedelt worden ist, wird Balagrai seinen Kult wohl nicht erst den Beziehungen zu Epidauros verdanken. 4) Epidauros Limera (III 102) undatiert; die Existenz des Asklepieions von Kos wird bereits vorausgesetzt, da eine dorthin bestimmte epidaurische Schlange bei Limera ans Land schlüpft. 5) Kos (III 122) finde ich als epidaurische Filiale nur bei Iulian a. a. O. Dagegen kommt A. bei Herodas II 97 von Trikka direct nach Kos und IV 1 ist bei Aufzählung der berühmtesten Asklepieen Epidauros erst die dritte Stelle nach Trikka und Kos gegeben. Dass die dorische Bevölkerung der Insel von Epidauros stammte, bemerkt Herodot VII 99, und durch die Epidaurier knüpfte sich natürlich ein Band zwischen Kos und dem ,Hieron‘. Ein Ausdruck dafür ist die Übersendung der epidaurischen Schlange Paus. II 27, 6. Eben daher mag auch Epione (sowohl im ,Hieron‘, wie in der Stadt Epidauros verehrt) nach Kos gekommen sein, wenn sie hier auch als Meropis (Schol. Il. IV 195), d. h. für autochthon-koisch genommen wurde. 6) Naupaktos (III 24). Die Übertragung des Kultus fand um 300 v. Chr. statt. 7) Tarent (III 172). Man würde eher Gründung von Lakonien her erwarten. 8) Vermutlich Syrakus; vgl. u. S. 1679. 9) Ionien nach der ganz allgemein gehaltenen Behauptung Iulians. Das trifft vielleicht für Klazomenai (III 139) zu, gewiss nicht für Teos (III 137) und Phokaia (III 140), deren A.-Kult wohl den Minyern zuzuweisen ist. 10) Pergamos (III 153). Der Kult ist erst fürs 3. Jhdt. bezeugt (Polybios) und die Gründungsgeschichte (Paus. II 26, 7) ohne jeden legendarischen Beisatz, also wird das Ereignis in die historische Blütezeit des ,Hieron‘ fallen. 11) Rom (III 179). Der Dienst auf der Tiberinsel wurde infolge einer Pest 293 v. Chr. unter Einholung einer epidaurischen Schlange gegründet. Über die weitere Verbreitung des Kultus giebt Abschnitt III 106–186 Auskunft.

Schliesslich noch ein Wort über die drei von den sondernden Theologen unterschiedenen Aesculape (Cicero de nat. deor. III 57, nach Immischs Vermutung aus Varro [vgl. Jahrb. f. Philol. Suppl. XV 201, 1]. Io. Lyd. de mens. IV 90. Ampelius 9, vgl. auch Arnob. IV 14 und Clem. Alex. protr. II 30). Der erste A., Sohn Apolls von einer ungenannten Mutter, wird von den Arkadern verehrt. Der zweite, Sohn des Elatiden Ischys und der Koronis, liegt vom Blitz des Zeus getroffen in Cynosurae (Cic.) begraben (nach Clemens und Io. Lyd. ἐν Κυνοσούριδος ὁρίοις). Der dritte ist Sohn des Arsippos und der Arsinoe (deren Vater Cicero verschweigt, Io. Lyd. aber Leukippos nennt); sein Grab befindet sich am arkadischen Flusse Lusius (Cic.) oder unbestimmt ἐν Ἀρκαδίᾳ (Io. Lyd.). In dieser Reihe ist der zweite A. jedenfalls der thessalische, die Stätte seines Grabes jedoch ungewiss. Man hat Kynosurai in Arkadien (Kynuria) gesucht, aber dann wären ja die drei Aesculape insgesamt von den Arkadern verehrt worden! Die Quelle brachte das Grab [1652] dieses A. mit seinem Blitztod in Verbindung, doch wissen wir nicht, auf Grund welcher Totenerweckung. Letztere spielen (vgl. u. S. 1654) in Phokis, Boiotien, Argolis, Lakonien, auf Kreta, eine aber (die des Hymenaios) wahrscheinlich in Thessalien. Dass ein alter Gelehrter (Schol. Clem. a. a. O.) das Kynosurai des A.-Grabes in Lakonien ansetzte, ist für uns nicht bindend; diese populäre Ortsbezeichnung findet sich ja auch in Nordattika, auf Salamis, auf Kreta und damit wird die Zahl nicht erschöpft sein. Beim Sohn des Ischys und der Koronis möchte man am liebsten an Thessalien denken. Der dritte A. ist durch sein Grab am Lusios, d. i. am oberen Gortynios (vgl Paus. VIII 28, 2) als südarkadisch gesichert. Von dieser eigenartigen Überlieferung wüsste man gerne mehr, besonders von den Eltern Arsippos und Arsinoe. Dass letztere von Lydos als Leukippis bezeichnet wird, kann irrtümlich von der messenischen Arsinoe, welche die ,Theologen‘ thatsächlich nicht berücksichtigt haben, entlehnt sein. Da Cicero den Vater nicht nennt, so scheint die Quelle eben nur die Namen Arsipp und Arsinoe geboten zu haben. Immisch hält (Jahrb. f. Philol. Suppl. XV 201) unter Hinweis auf den Fluss Ἄρσην bei Kaus (III 71), den als ἄρσην ἵππος der thelpusischen Demeter beiwohnenden Poseidon (Paus. VIII 25) und die Arsinoe von Psophis (Apollod. III 7, 5) den gortynischen und thelpusischen Kult für identisch und unsere Arsinoe für die Tochter der Demeter Lusia von Thelpusia. Wäre dem so, dann würde die o. S. 1648 versuchte Beziehung des homerischen Apollonhymnus 209f. (Apollon, Ischys und die Κούρη Ἀζαντίς) auf die thelpusische Geburtssage in sich zusammenfallen. Allein Immischs Hypothese ruht doch auf zu schwankendem Grunde, und andererseits ist ja noch der erste A. der Theologen, der Sohn Apolls, in Arkadien unterzubringen, und ich wüsste nicht, wo das mit mehr Wahrscheinlichkeit geschehen kann, als eben in Thelpusa. Jedenfalls bietet der Peloponnes über die Herkunft des A. sehr mannigfaltige Überlieferungen. Man unterscheidet: 1) den Sohn der Koronis (in Titane, in der jungen epidaurischen Geburtssage); 2) den Sohn einer namenlosen thelpusischen Mutter und vermutlich des Apoll; 3) den Sohn des Arsippos und der Arsinoe (Südarkadien); 4) den Sohn des Apoll und der Leukippis Arsinoe (Messenien, Lakonien). Welche Arsinoe aber meinen Arnob. IV 26 und Firm. Matern. III 12 (Apollo Arsinoae adultera cupiditate blanditur)? Schwerlich die messenische Geliebte Apolls. Etwa die gortynische Gattin des Arsippos? In letzterem Falle ergäbe sich zu dem gewaltsamen Eingreifen des Apoll in den thessalischen A.-Kreis eine peloponnesische Parallele.

C. A. in der Mythologie. Über die verschiedenen Geburtssagen vgl. die beiden vorhergehenden Abschnitte A und B. Was sonst von A. berichtet wird, beschränkt sich fast ausschliesslich auf das iatrische Gebiet. Als rüstiger Weidmann auf dem Pelion unter Cheirons Anleitung erscheint er bei Xenoph. Cyneg. 1 und Apollod. III 10, 3, 7. Darauf geht wohl auch der Hund neben A. auf der Bundesmünze der Magneten (III 10a). Beteiligung an heroischen Abenteuern wird A. nur ganz ausnahmsweise zugeschrieben (an der kalydonischen Jagd bei Hyg. fab. 173 – an der [1653] Argonautenfahrt bei Clem. Alex. Strom. I 21, 5 [unter unberechtigter Berufung auf Apoll. Rhod.] und in einem Zusatz des cod. F bei Hyg. fab. 14); diese Thatsache beweist, dass die Poesie, trotz der in den Abschnitten A und B besprochenen Versuche, A. in die Heroensphaere herabzuziehen, an dem Gott einen zu spröden Stoff gefunden hat.

Die Beziehung des A. zur Iatrik reicht weit zurück. Schon Ilias IV 219 ist er Schüler des kräuterkundigen Cheiron. Die Eoie weist dabei auch Apoll eine Rolle zu, da er nach ihr seinen Knaben dem Cheiron zur Unterweisung überbringt. Bei Späteren ist dann Apoll selbst Lehrmeister des A. geworden: καὶ πολλὰ παρὰ τοῦ πατρὸς τῶν εἰς ἰατρικὴν μαθόντα (auf Mantik beruhende Iatrik) προσευρεῖν τήν τε χειρουργίαν καὶ τὰς τῶν φαρμάκων σκευασίας (Diod. V 74). Nach Apollod. III 10, 3, 8 diente ihm das Blut der Gorgo, welches er von Athena erhalten, zu zweierlei Zweck, das aus der linken Ader zum Verderben, das aus der rechten zur Heilung. Es handelt sich um ein mythisches Zaubermittel, das die Bibliothek (bezw. ihre Quelle), vielleicht verführt durch die ähnliche Geschichte von Athena und Erechtheus bei Euripides Ion 1003ff., jedenfalls aber sehr gedankenlos dem Soter für beiderlei Zweck zuweist. Richtiger heisst es bei Tatian 8, dass Athena und A. sich in die Blutstropfen der Gorgo teilen καὶ ὁ μὲν ἀπ’ αὐτῶν ἔσωζεν, ἡ δὲ ἀπὸ τῶν ὁμοίων λύθρων ἀνθρωποκτόνος καὶ πολεμοποιὸς ἐγίνετο. Dass hier specifisch argolische Sage (Stadt Argos) zum Ausdruck komme, vermutete O. Müller Kl. Schr. II 172. Vgl. auch Immerwahr Kulte Arkadiens 64.

Die einzelnen mythischen Kuren des A.: Heilung des Wahnsinns der Proitiden (also Stadt Argos), Polyanthos (Polyarchos im Schol. Eurip. Alc. 1) bei Sext. Empir. adv. math. I 260 (ohne Quellenangabe Schol. Pind. Pyth. III 96). 2) Heilung der erblindeten Phineiden (wohl im Zusammenhang mit der oben erwähnten Sage, die A. zum Teilnehmer der Argonautenfahrt machte), Phylarch bei Sext. Empir. a. a. O. In beiden Fällen wird als Folge des A. Blitztod (vgl. unter 6) angegeben. 3) Askles. Nach einer jungen, etymologisierenden Sage sollte der Gott Epios geheissen (so Lykophr. 1054), den an den Augen leidenden Tyrannen von Epidauros Askles geheilt und davon den Namen A. erhalten haben, Schol. Lykophr. 1050. Etym. M. s. ἀσκελές und Ἤπιος. Eustath. zu Il. IV 202 (hier heisst der Epidaurier Askletos). 4) Heilung des von den Hippokoontiden an der Hüfte verwundeten Herakles (Taygetos). Dafür errichtet Herakles den Tempel des Ἀ. Κοτυλεύς bei Sparta (vgl. III 96). 5) Heilung des Iphikles nach Herakles Abenteuer mit der Hydra. Als Mittel diente das πάνακες Φλεγυήιον, das A. zu dem Zweck am Flusse Melas gepflückt, Nik. Ther. 685 mit Metaphr. des Euteknios. Nach den Scholien zu 687 wurde Nikander Verwechslung des Iphikles mit seinem Sohn Iolaos vorgeworfen und Ἰφικλέος ἕλκος in Ἰφικλέος ἔρνος verändert. Wie aber, wenn uns Nikander den kostbaren Überrest einer älteren Localisierung des Hydraabenteueres in Boiotien und unter Beteiligung des Iphikles übermittelte? Einen Fluss Melas in Nordboiotien nennt Theophrast h. pl. IV 11, 8. 6) Einer [1654] ganzen Gruppe von Sagen ist die, zuerst in der Eoie nachweisbare, Erweckung eines Toten und der dadurch veranlasste Blitztod des A. gemeinsam. Ohne Namennennung blos die Thatsache der Erweckung bei Pind. Pyth. III 96. Aesch. Ag. 1022. Eurip. Alc. 1ff. 123. Pherekyd. frg. 8 spricht von Erweckten in Delphi, denkt also auch A. ebendort niedergeblitzt. Die Sage vom Blitztod des A. wird (trotz Mannhardt Feld- u. Waldk. II 98 u. M. Mayer Gig. u. Tit. 93, 105) lediglich dichterische Erfindung sein, die – einmal in Zug gekommen – an vielen Orten unter Nennung bestimmter dem Leben wiedergegebener Heroen fixiert wurde. Zusammenstellung eines gelehrten Mythensammlers (nach Münzel Quaest. mythogr. 3ff. des Apollodor) erhalten durch Philodem. π. εὐσεβ. p. 52 Gomp. Apoll. bibl. III 10, 3, 10. Sext. Empir. adv. math. I 260. Schol. Pind. Pyth. III 96. Schol. Eurip. Alc. 1: a) Orion (in Thessalien? in Boiotien?) b) Kapaneus und Lykurg vor Theben (Stesichoros). c) Hippolyt (Troizen), die Naupaktika u. s. w.; vgl. die epidaurische Stele, nach der Hippolyt aus Dankbarkeit ins ,Hieron‘ 20 Rosse weihte, Paus. II 27, 4. Bei Ps.-Eratosth. καταστ. VI und Hyg. poet. astr. II 14 wird diese Erweckung als die letzte bezeichnet. d) Tyndareos (Panyasis). e) Glaukos, des Minos Sohn (Amelesagoras). Nach Hyg. poet. astr. II 14 giebt diese Erweckung das αἴτιον für die Verbindung der Schlange mit A. Sie hat indes ursprünglich nichts mit A. zu thun, wird von Apoll. III 3, 2. Hyg. fab. 136 u. a. Polyidos zugeschrieben, findet sich auch in lydischer Sage (Xanthos bei Plin. n. h. XXV 14) und vom anthedonischen Fischer Glaukos erzählt, über den Gaedechens Roschers Lex. I 1679. f) Hymenaios, nach den Orphikern (Sext. Empir. kennt diese Erweckung nicht). Bei orphischer Quelle liegt der Gedanke an den pierisch-magnetischen Hymenaios nahe (vgl. Lobeck Aglaoph. 327).

An den Blitztod des A. schliessen spätere Schriftsteller seine Apotheose und zwar entweder durch Katasterismos als Ophiuchos (Ps.-Erat. κατ. VI u. a.) oder durch Einführung in den Olymp (Luc. deor. dial. 13). Die Apotheose des A. setzte Apollodor (frg. 72 Müller) gleichzeitig mit der des Herakles, 53 Jahre vor Troias Fall.

Die sog. Gräber des A. und sonstige Reste chthonischen Rituals. Die ,Gräber des A.‘, nachgewiesen bei Roscher I 619f., braucht man nicht, wie a. a. O. geschehen, mit Misstrauen zu betrachten, soweit sie nur annehmbar überliefert sind. So wird man das Grab am Lusios (Südarkadien) und in Kynosurai (vgl. o. S. 1651) ebenso gut hinnehmen können, wie das Zeusgrab auf Kreta, d. h. nicht als wirkliche Gräber, sondern zu Gräbern umgedeutete (vielleicht auch nur missbräuchlich τάφοι genannte) unterirdische Heiligtümer eines von Hause aus chthonischen Gottes (Rohde Psyche 122. 132; von einem ,zum Heros herabgesetzten Zeus‘ [Rohde 125] kann meines Erachtens nur bei Euemeristen, nicht im Volksglauben die Rede sein). Und in der That ist jetzt für eine der Mutterstätten des A.-Kults, für Trikka, ein unterirdisches Adyton durch Isyllos (Fouill. d’Épid. nr. 7, 30) bezeugt. Eine ähnliche Bewandtnis wird es mit den Gräbern in und am Lusios haben. Dagegen bleibt das in dem Verzeichnis von Göttergräbern Recogn. Ps.-Clem. [1655] X 24 und Homil. Ps.-Clem. VI 21 aufgezählte Grab des A. zu Epidauros sehr fragwürdig (auch Rohde a. a. O. 133, 1 versagt diesem Zeugnis das Vertrauen). Endlich die auffallende Notiz Tertullians ad nat. II 14: Athenienses Aesculapio et matri inter mortuos parentant. Damit sind schwerlich die im athenischen Asklepieion gefeierten Ἡρῶα (CIA II 453 b) in Zusammenhang zu bringen, vielmehr mag sich darunter ein missdeutetes Opfer nach chthonischem Ritus verstecken. Ein solches glaube ich wenigstens für den altertümlichen Kult von Titane aus Paus. II 11, 7 entnehmen zu können, indem ich die dort erwähnten Holokauta nicht mit Deneken (Roschers Lexik. I 2506) dem Heros Alexanor, sondern dem A. selbst zuweise. Eine ὁλοκαύτησις an den Gott findet sich auch im epidaurischen Kult (Fouill. d’Épid. 244).

D. Die ursprüngliche Bedeutung des A. und deren allmälige Wandelung.

1) Grundbedeutung. A. ist keineswegs von Anfang an auf die Heilsphaere beschränkt, vielmehr das gewesen, was sein Seitenstück Trophonios immer geblieben, ein orakelnder Erdgeist unbeschränkten Wirkungsgebietes. Für chthonische Grundbedeutung des A. spricht einmal sein festestes und wichtigstes Attribut – die Schlange (vgl. S. 1681f.), ferner der in seinem Kult weit verbreitete Brauch der Incubation (Rohde Psyche 113ff.), seine Gleichsetzung und ursprüngliche Identität mit Trophonios (O. Müller Orchom.² 150. 195f.), endlich die S. 1654f. besprochenen Überreste chthonischen Rituals. Dagegen ist A. von anderen Erdgeistern sehr wesentlich verschieden durch mangelnde Ortsgebundenheit. Rohde (Psyche 134) setzt das auf Rechnung seiner unternehmenden Priesterschaft, eines Factors, der aus der Überlieferung nicht in greifbarer Gestalt hervortritt. Die Thatsache wird vielmehr aus zwei schon früh wirksamen Gründen zu erklären sein, einmal daraus, dass die ältesten Verehrer des Gottes, die thessalischen Phlegyer-Lapithen-Minyer durch den Einbruch anderer Stämme weithin versprengt worden sind, dann durch die von Delphi aus vollzogene Adoptierung des A. in den Kreis Apolls (vgl. o. S. 1646).

Die Verbindung von Apoll und A. im Kultus ist nicht so vereinzelt geblieben, wie bei Roscher I 624 angenommen wurde. Zu den dort aufgezählten Stätten mit gemeinsamer Verehrung beider Götter (Aigira, Epidauros, Sikyon, Mantinea, Megalopolis, Messene, Akragas) füge man: Delos (III 128), Kyrene (Discov. at Cyr. 100. 107), Milet (III 132), Rhodos (III 114 unter c); Verbindung des Apollon Smintheus mit A. Soter CIG 3577 (aus Alexandreia Troas). Kalymna (III 121). In der Inschrift von Anaphe (Collitz 3430) ist engere Verbindung der Heiligtümer des Apollon Asgelatas und des A. nicht erkennbar. Über die Verbindung des Maleatas mit A., die auch in Trikka vorliegt, vgl. v. Wilamowitz Isyll. 98f. und Preller-Robert G. M. I 252.

2) Verengerung des Wirkungskreises. Wenn A. als Gott natürlich stets die Beeinflussung aller Seiten des Menschenlebens offen stand (auf Syros [III 127], bringt man ihm Weihgeschenke wegen Errettung aus Meeresnot dar, und auch in der Heilanstalt bei Epidauros wirkt er gelegentlich [1656] nicht als Arzt, sondern überhaupt als allmächtiger Gott [Cavvadias Fouill. nr. 2, 20. 7, 57]), so ist doch nicht zu leugnen, dass für lange Jahrhunderte der geschichtlichen Zeit in ihm überwiegend der Arztgott hervortritt. Dadurch unterscheidet er sich von anderen chthonischen Orakelwesen wie Trophonios, der niemals, oder Hades, der ausnahmsweise (im Charonium bei Nysa, Strab. XIV 649) Heilorakel erteilt. Dass diese Verengerung des göttlichen Waltens gerade A. erfahren hat, dürfte aus dem in so mancher Hinsicht folgenreichen Eintritt Apolls in den A.-Kreis (o. S. 1646) zu erklären sein. Der Orakelgott κατ’ ἐξοχήν scheint seinen Sohn in das specielle Gebiet der Heilorakel verwiesen zu haben. Doch möge man die ärztliche Seite im Wesen und Walten des A. nicht zu sehr betonen, neben ihr hat er die allgemeinere Fürsorge für die gesunde Menschheit nie zurücktreten lassen. Daher sehe man nicht in jedem Asklepieion der Überlieferung gleich auch eine Heilanstalt; einem der altertümlichsten und interessantesten, dem titaneischen, glaubten wir den Charakter eines Kurorts absprechen zu dürfen, und auch an manchem anderen Punkt, namentlich des Peloponnes, scheint in A. nicht der Arzt der Kranken, sondern der Hort der Gesunden verehrt worden zu sein.

Zweifeln kann man, woher des A. Beziehungen zum Licht stammen. Einiges mag sich beim Zurücktreten der chthonischen Grundbedeutung selbständig entwickelt haben, wie die bei den Lakonen üblichen Anrufungen Αἰγλαήρ, Ἀγλαόπης (der Beiname Ἀγλαός fällt weg, vgl. S. 1678), anderes mag unter apollinischem Einfluss zugewachsen sein, wie die weiblichen Lichtwesen. Dahin gehört die nur bei Isyllos auftretende Mutter Aigle neben dem Vater Apoll (über die Tochter gleichen Namens (vgl. u.). Aus dem Lichte stammt ferner die Gattin des A. Lampetie, des Helios Tochter (der Iambogr. Hermipp im Schol. Aristoph. Plut. 701). Leider sind wir über das Local dieser Überlieferung nicht unterrichtet; da unter den Kindern bei Hermipp Machaon und Podaleirios voranstehen, dürfte eine Geschlechtsüberlieferung der Asklepiaden vorliegen, etwa der rhodischen? Die Gattin Xanthe gehört in den Leukippidenkatalog, also zum messenischen A., dem Sohne des Apoll und der Arsinoe (o. S. 1649). Nur ein Schemen ist für uns die Gattin Hipponoe (Tzetz. prooem. all. Hom. 615, denselben Namen führt Theog. 251 eine Nereide). Speciell zum freundlichen Arztgott gehört die aus seinem Namen durch Volksetymologie (vgl. S. 1643) abgeleitete Gattin Epione (bei Herodas IV 6 Epio). Ihre Verehrung ist bezeugt für Epidauros (Hieron und Stadt), für Kos und Athen. Ps.-Hippokr. ep. X nennt sie Tochter des Herakles, Schol. Il. IV 195 des Merops. Letzteres ist speciell koische Überlieferung (Robert bei Preller I 526 folgert aus dem Umstand, dass sie bei Herodas IV 6 zwischen Panake und Iaso aufgezählt ist, dass sie auf Kos als Tochter des A. gegolten habe[?]).

Die Kinder des A. bilden zwei scharf zu sondernde Gruppen, deren eine die hygieinische, deren andere die iatrische Seite seiner Wirksamkeit personificieren. 1) Hygieinische Emanationen. Den Reigen eröffnet Hygieia, überhaupt die bedeutendste Nebenfigur des A.-Kreises. Ihr Ausgangspunkt scheint Titane gewesen zu sein (vgl. in [1657] Roschers Lexik. I 2776f. und u. ΙΙΙ 47), demnächst ist überhaupt der Peloponnes ihre Domäne. Dass speciell Epidauros sie erst spät kennen gelernt habe, hat mir gegenüber A. Körte Athen. Mitt. XVIII 1893, 249f. behauptet. Die epidaurische Münze (Lambros νομίσμ. τ. Ἀμόργου nr. 28 weibl. Figur mit Büchse in der Hand) gebe ich preis, nicht weil sie ,ebensogut Epione darstellen kann‘, sondern weil sie gewiss nicht Hygieia darstellt. Aber übrig bleiben epidaurische Münzen wie Mionnet II 338, 65. 66, die nur Hygieia meinen können, auch haben wir jetzt in Ἐφημ. ἀρχ. 1894, 22 nr. 17 eine Hygieia geltende Inschrift von Epidauros, die spätestens aus dem 3. Jhdt. stammt. Und dass Hygieia an einer so bedeutenden Kultstätte gerade des Peloponnes erst spät Aufnahme gefunden haben sollte, ist schwerer denkbar als das Gegenteil. Wo A. nicht speciell als Arzt waltet, da können wohl die Heilerinnen (vgl. u.) fehlen, aber nicht umgekehrt in einer Heilanstalt Hygieia. Was letztere in Titane neben A. war, Tochter oder Gattin, ist nicht überliefert. Pausanias bemerkt nur, es käme auf eins heraus, welches der beiden Kultbilder man verehre, denn beide bedeuteten ,Hygieia‘. Ich habe zu zeigen gesucht, dass sie allgemein als jungfräuliche Tochter des A. gegolten habe (Roschers Lex. I 2777ff.) und dass des Likymnios Zeugnis damit nicht unvereinbar sei (ebd. 2783f.). Körte dagegen glaubt (a. a. O. 240, 1), dass Hygieia erst allmälig den töchterlichen und jungfräulichen Typus angenommen, in Titane aber Gattin des Gottes gewesen und demnach unbedenklich in der matronalen Figur athenischer Reliefs anzuerkennen sei; ja wenn diese eine Arzneibüchse in der Hand halte, so wäre das ein für Hygieia vortrefflich passendes Attribut. Mir erscheint es so unpassend wie möglich, da Hygieia eben nicht Heilgöttin (Körte), sondern Gesundheitshort ist. Auch der Kranke mag ihr bittend, der Hergestellte dankend nahen, an und für sich ist sie Verwalterin des hohen Lebensgutes, das man sich durch ein naturgemässes Leben erhält. Entschieden nur in diesem Sinn sind A. und Hygieia in Olympia gedacht und darum mit Agon, bezw. Agon und Ares zusammengestellt (Gruppe des Dionysios und Tisch des Kolotes und dazu Roschers Lex. I 2777). Das männliche Seitenstück zu Hygieia bietet der Daemon Euamerion, dessen Kultstätte beachtenswerterweise ebenfalls Titane ist. Noch allgemeiner endlich ist diese Seite von A.s Wesen in Aigle gefasst, der jüngsten der Töchter (Schol. Aristoph. Plut. 701). Nikophanes von Sikyon, der Schüler des Pausias, malte sie neben Hygieia (Plin. XXXV 137). Sie verdankt ihren Namen wohl der Verwandtschaft der Begriffe Gesundheit, Licht, Glanz; man vgl. die εὐαυγὴς Ὑγίεια des Paians von Ptolemais (Rev. arch. 1889, 70). 2) Iatrische Emanationen: die Tochter Panakeia (bei Herodas IV 6 Panake) steht im ps.-hippokratischen Eid der Ärzte allein Hygieia gegenüber, hat eigene Verehrung in Epidauros (Fouilles nr. 211) und auf Kalymna (III 121). Zur Dyas ist der Begriff entwickelt im Schwesterpaar Panakeia und Iaso (Arist. Plut. 701f.), endlich zur Trias Panakeia-Iaso-Akeso (Inschr. vom Peiraeius Ἐφημ. ἀρχ. 1885, 88; athen. Relief mit beigeschriebenen Namen Arch. Ztg. XXXV 149 nr. 23. CIA DI 171 b). Im Gemälde [1658] des Nikophanes (Plin. XXXV 137) wird man die vier Töchter derart um A. gruppiert zu denken haben, dass auf der einen Seite Hygieia und Aigle, auf der andern die Heilerinnen Panakeia und Iaso standen. Männliche Seitenstücke zu den Heilerinnen sind der Daemon Akesis (Epidauros Paus. II 11, 7), Ianiskos (Schol. Aristoph. Plut. 701) und Telesphoros (Pergamos). Letzteren setzt CIA III 171 und der Hymnus von Ptolemais (Rev. arch. 1889, 70) dem Akesis gleich, das thut auch Pausanias a. a. O., identificiert ihn freilich im gleichen Atem mit Euamerion. Über Telesphoros vgl. Welcker Gr. Götterl. II 740. Wroth Journ. Hell. Stud. 1882, 283ff. Ziehen Athen. Mitt. 1892, 241. Seine Bedeutung ist noch nicht befriedigend erklärt.

Die iatrische Kunst des Gottes ist endlich auch auf zwei Söhne heroischen Ranges übertragen, die ,guten Ärzte‘ der Ilias, Machaon und Podaleirios. Sie bedeuten im A.-Kreise zwei schwierige Probleme. Zunächst ist zu betonen, dass Podaleirios nur an zwei Stellen der Ilias erscheint, XI 833 samt Machaon beiläufig erwähnt, II 732 mit Machaon Führer des Contingents von Trikka, Ithome und Oichalia in Thessalien. Die erste Stelle ist, worüber man v. Wilamowitz Isyll. 45, 2 nachsehe, Bestandteil einer sinnstörenden Interpolation (Il. XI 833–36), die betreffende Partie des Schiffskatalogs aber nicht zu beanstanden. Also hat der Interpolator der erstgenannten Stelle den Schiffskatalog benutzt, mit andern Worten die Einführung des Asklepiaden Podaleirios ins Epos ist ein Werk des Verfassers der Boiotie (dass diese mitunter Helden, die in der Ilias selbst nicht auftreten, erwähnt, ist bekannt, vgl. den Phokier Epistrophos II 517). Übrig bleibt als älteres Gut der Ilias Machaon, der IV 194ff. Sohn des A. ist, über die Mannen des (thessalischen) Trikka gebietet und durch φάρμακα, die sein Vater von Cheiron erhalten, die Wunde des Menalaos heilt. XI 501ff. wird er von Paris verwundet und von Nestor in dessen Zelt gebracht, wo v. 597–804 und XIV 1–8 spielen. Im Schiffskatalog endlich führt er, um einen Bruder und zwei Städte bereichert, die Scharen von Trikka, Ithome und Oichalia. Aber das Stemma der Ilias ist nicht das einzige aus dem Altertum überlieferte. In einem andern Epos, der Ἰλίου πόρθησις, waren Machaon und Podaleirios nicht Asklepiaden, sondern Söhne des Poseidon, eine Thatsache, die von v. Wilamowitz (Isyll. 47f.) mit vollem Recht gegen Welckers (Ep. Cycl. II 525f.) Gewaltsamkeiten verteidigt wird. Wenn Poseidon dem einen Sohn (Machaon) die Chirurgie, dem anderen die Diagnose zuweist, so ist er selbst als ἰατρός gedacht; als solcher aber wurde er, soweit wir sehen, nur auf Tenos verehrt (Philoch. bei Euseb. Protr. II 30, auf welche Stelle schon v. Wilamowitz Isyll. 51, 16 aufmerksam gemacht hat), also wird der Verfasser der Πόρθησις sich auf tenische Localüberlieferung stützen. Nicht so schroff, aber immerhin auch im Gegensatz zur Ilias verfuhr der Leukippidenkatalog und die messenische Localüberlieferung, indem sie die homerischen Asklepiaden aus Thessalern in Messenier umsetzten (vgl. darüber o. S. 1649). Und im Peloponnes ist dann Machaon allgemach zum Vater mehrerer Söhne geworden, zunächst des Nikomachos und Gorgasos [1659] im messenischen Pharai (III 83; v. Wilamowitz Isyll. 56 denkt unter diesem Brüderpaar die Apharetiaden Idas und Lynkeus versteckt, in der Weise, dass zu Pharai ,alte Heroen fremde Namen und fremde Herkunft erhalten haben‘, dass die Einführung des Kults für sie und ihren Vater nur an Königsnamen der dorischen Zeit anzuknüpfen weiss, hat ebenderselbe S. 54 betont; unsicher ist, woher Messenien sie entlehnt hat, ich vermute von einer der unten S. 1661 genannten Inseln des aegaeischen Meeres). Ausserhalb Messeniens finden wir den Machaoniden Polemokrates in Eua (III 105), Sphyros in Argos (III 50), endlich Alexanor in Titane (III 47). Sie und nicht ihr Vater, galten als die Gründer der betreffenden Asklepieen, und schon dadurch erweist sich Machaon daselbst als nachträglich eingeschoben. Zudem erfahren wir aber auch von Alexanor, dass er von einigen nicht als Machaonide, sondern als Sohn des A. betrachtet wurde (Schol. Arist. Plut. 701). Über diese localen Heildaemonen oder -Heroen vgl. v. Wilamowitz Isyll. 54. Machaon geniesst selbständige Verehrung nur in Gerenia (III 81), neben A. erscheint er in Messene (III 85), Epidauros (Ἐφημ. ἀρχ. 1894, 22 nr. 16 aus dem 5. Jhdt), Athen (CIA II 1447). Podaleirios findet man bisweilen in bildlichen Darstellungen neben dem Bruder (Messene III 85. Patrai III 63), oder mit der ganzen Familie (athen. Relief CIA III 171 b), sonst kaum (die Inschrift Ἀσκληπιοῦ παισίν [Heraia III 72] kann im Hinblick auf die Nachbarschaft Messeniens von den beiden Asklepiaden, ebenso gut aber überhaupt von den Kindern des Gottes verstanden werden, vgl. Baunack Studien I zu nr. 47). Jedenfalls ist Podaleirios im Peloponnes und in Mittelgriechenland ein Fremdling geblieben, dagegen hat er in Karien (Syrnos III 125) festen Grund als Ahn eines berühmten Geschlechts, das sich von dort über Knidos, Kos (Nebriden) und Rhodos ausgebreitet hat. v. Wilamowitz erblickt in ihm einen ursprünglich karischen Heros und verweist für den Namen auf die lykische Stadt Ποδάλεια (Isyll. 51). Machaon wird in einem unanfechtbaren Zeugnis der Ilias als thessalischer Heros und Asklepiade gedacht (o. S. 1644), doch fragt es sich, durch welche Mittelinstanz er ins Epos gekommen ist. v. Wilamowitz meint von Kos aus (Isyll. 51f.), aber ohne ausreichende Begründung. Denn dass die beiden Asklepiaden von Aristeides (I 74 Dind.) als κτίσται der Insel bezeichnet werden, wiegt nicht schwerer als des Aristeides gleiche Behauptung für Teuthrania, d. h. Pergamon (vgl. Thraemer Pergamos 217). Auch das inzwischen zu Gunsten von v. Wilamowitz hinzugekommene Zeugnis des Herodas, der IV 8ff. unter den Teilhabern des koischen Kultes auch Machaon und Podaleirios nennt, überschätze man nicht. Ist doch in späterer Zeit die Berücksichtigung des durch die Ilias überlieferten Asklepiadenpaares an hervorragenden Kultstätten des A. eigentlich selbstverständlich. So werden sie z. B. vom Schol. Pind. Pyth. III 147 als Stifter der epidaurischen Agone betrachtet und von Aristeides (I 78) ihre Epiphanien in Epidauros erwähnt, und doch wird man hieraus nicht auf altbegründete Verehrung des Bruderpaares im ,Hieron‘ schliessen. In Kos nun spielt Podaleirios als Ahnherr der Nebriden seine Rolle, von altfundiertem koischem [1660] Machaonkult aber kann keine Rede sein; Paton glaubt (Inscr. of Kos 347f.), dass er (und überhaupt der koische A.-Dienst) vom karischen Festland nach Kos herübergekommen ist. Gewiss mit Unrecht, denn in Karien hat Machaon gar keinen Boden (vgl. III 122). Meines Erachtens hat man den Blick vom südwestlichen Kleinasien abzuwenden, wenn man den Boden finden will, wo alter Machaonkult den Untergrund für den Asklepiaden des Epos geliefert hat. In der Ilias ist Machaons Rolle zu unbedeutend, um das für ihn interessierte Volkstum klar erkennen zu lassen. Nur dass es thessalischer Herkunft war, wird man aus dem Helden von Trikka und Erben cheironisch-asklepischer Weisheit abnehmen. Mehr trat Machaon in der kleinen Ilias hervor und zwar ebenfalls als Asklepiade und Thessaler, denn er heilte Philoktets Wunde (nach dem Vorbild von Il. IV 218f.) unter Anwendung von A. empfangener cheironischer Kräuter (dieser specielle Zug fehlt bei Proklos, stammt aber bei Dion. Skytobr. [Schol. Pind. Pyth. I 107. Tzetz. zu Lykophr. 911] aus der kleinen Ilias). Das Gedicht sang von Machaons Kampf gegen den Telephiden Eurypylos und seinem Heldentod (Paus. III 26, 9). v. Wilamowitz hat zu Gunsten seiner koischen Hypothese angenommen, dass in der kleinen Ilias der Telephide Eurypylos vermittelst ,Differenzierung durch Homonymie‘ den Koer Eurypylos (Il. II 677) verdrängt habe und ursprünglich im Zweikampf zwischen Machaon und Eurypylos die Kämpfe der koischen Griechen gegen die einheimische Bevölkerung symbolisiert worden seien. Ich glaube unter Respectierung des Zeugnisses der kleinen Ilias den Thatsachen näher zu kommen. Voraussetzung für den Eurypylos der kleinen Ilias ist Telephos, der Held des teuthrantischen Krieges. Und wenn in diesem Kriege die Kämpfe der festländischen Aioler gegen ihre teuthrantischen Nachbarn sich wiederspiegeln (vgl. Thraemer Pergamos 160ff.), so ist der Kampf zwischen Machaon und dem Telephiden doch wohl das Spiegelbild von Kämpfen anderer Aioler gegen die vorgefundene Bevölkerung und zwar von Aiolern, die in Beziehungen zu A. stehen. Das passt nun bestens auf Lesbos, das ersichtlich zu den ältesten Stätten des A.-Dienstes im Osten gehört. Hier klingt einmal manches an die thessalische Urheimat des Gottes an, so der Lapithe Lesbos, der Eidam des Makar. Wenn letzterer ein nach dem Peloponnes weisendes Bevölkerungselement vertritt (Tümpel Lesbiaca, Philol. 1889, 123), so der Lapithe wohl ein thessalisch-minyeisches. Und seine Gattin ist Eponyme der Stadt Mytilene, diese aber verehrte (was gegen einen Satz von v. Wilamowitz Isyll. 50 in die Wagschale fällt) in A. ihren Halbgott (vgl. III 142). In Mytilene gab es ferner ein Priestertum des A. διὰ γένους. Dieses durch die erbliche Priesterwürde ausgezeichnete Geschlecht ist gewiss nichts anderes als ein Zweig der Asklepiaden, und da Podaleirios in Aiolis durchaus Fremdling ist, bleibt als Stammhalter eben nur Machaon übrig, der – wie wir gesehen haben – weder auf Kos noch in Messenien alten Kultus hat. Ein berühmter Zweig der Asklepiaden, die Nikomachiden von Stageiros, knüpfen an Machaon an und sind doch sicherlich nur ein versprengter nördlicher Vorposten des Geschlechts. Auf den Inseln des aegaeischen Meeres [1661] werden die Machaoniden mehr Boden gehabt haben, als heute zu erkennen ist. Der Zweig von Stageiros ist vielleicht von Andrοs gekommen (vgl. III 171), andere Machaoniden vermute ich auf Thera (III 118) und in Gortyna (ΙΙI 108). In diese Reihe glaube ich auch Mytilene aufnehmen zu dürfen. Auf Lesbos ist ein nach Thessalien zurückweisender Heros des A.-Kreises eine sehr wohl verständliche Figur. Und ist endlich dasjenige Epos, in dem Machaon am meisten hervortrat, nicht eben die kleine Ilias, ein Gedicht, das nach zwar nicht einstimmiger aber doch durch einen geborenen Lesbier und gründlichen Gelehrten, den Aristoteliker Phanias, vertretener Ansicht das Werk eines Lesbiers war?

In der thessalischen Urheimat mag ursprünglich Machaon ein dem A. verwandter Daemon gewesen und schon früh mit ihm in Verbindung gebracht worden sein. Wie Podaleirios sein Bruder wurde, ist unaufgeklärt. In geschichtlicher Zeit bilden beide ein asklepiadisches Dioskurenpaar, ja sie treten mit den Tyndariden auch in directen Wettstreit, wie nach Marinos v. Procl. 32f. in der Heilanstalt zu Adrotta in Lydien.

3) Erhebung des A. zum Σωτὴρ τῶν ὅλων. Wenn der Arzt Eryximachos bei Platon (sympos. 186 E) A. für den Patron der Iatrik, Gymnastik und Geurgie erklärt, so bewahrt uns schon die Zusammenstellung von Gymnastik und Geurgie davor, die von A. überwachten Leibesübungen etwa als eine Art ,Heilgymnastik‘ zu fassen. Und in Olympia haben wir denn auch den Gott und Hygieia mit Agon und Ares in enger Verbindung gefunden (o. S. 1657). Dieses in das Leben der gesunden Menschheit erhaltend und fördernd eingreifende Wirken des A. ist es, von dem aus er allmählich zu immer umfassenderer Bedeutung emporsteigt, und je mehr dies geschieht, umso mehr tritt neben dem Gott Hygieia in den Vordergrund. Der Gesundheitsgott war es, dem die Beinamen Φιλόλαος, Δημαίνετος u. a. galten, und auch der je später desto mehr hervortretende Beiname Σωτήρ lässt zweifache Beziehung zu, sowohl auf die von Leiden befreiende als auf die vor ihnen bewahrende Macht des Gottes. Wie A. von letzterem Gesichtspunkt aus allmählich zum Hort des kosmischen Gleichgewichts aufgestiegen ist, habe ich in Roschers Lex. I 2784 nachgewiesen. Hier einige Nachträge. Den Rang der olympischen Gottheiten erhält A. durch den Beinamen Ὀλύμπιος (unedierte pergamenische Inschrift der Kaiserzeit), Βασιλεύς (Inschriften der Kaiserzeit und besonders häufig Aristeides; vgl u. S. 1679). Hierher gehört ferner der bisher nicht genügend zu seinem Recht gekommene Ζεὺς Ἀσκληπιός. Er ist herzustellen Fouilles d’Épidaure nr. 186 (von Baunack und Cavvadias getrennt Διΐ, Ἀσκληπιῷ), und CIG 1198 Δάματρι Χθονίᾳ. Διΐ Ἀσκληπιῷ (Collitz 3396 unterscheidet drei Gottheiten). Besonders häufig findet sich Zeus A. bei Aristeides, nicht etwa ein blos rhetorischer Ausdruck für die Hoheit des Gottes, sondern Anlehnung an einen ganz bestimmten Kult der Stadt Pergamos. Dieser hat mit dem schon in hellenistischer Zeit blühenden vorstädtischen Asklepieion freilich nichts zu thun, ist vielmehr eine Neuschöpfung des 2. Jhdts. v. Chr., seine Stätte die grösste Ruine der Unterstadt, die früher Basilika genannte, jetzt in Berlin [1662] für Thermen gehaltene Anlage über dem Selinos. Dass wir es hier mit dem Tempel und ἄλσος des Zeus A. zu thun haben, werde ich demnächst an anderem Orte nachweisen. Vom Zeus A. führt der letzte Schritt zum Σωτὴρ τῶν ὅλων (Aristid. in der Lalia auf A. I 64. Iulian. or. IV p. 153 Spanh.) und dem von Sonne, Skorpion, Krebs und Fischen umgebenen Aesculap der Metallplatte CIL VI 1. Dass diese Steigerung neben A. auch Hygieia erfahren hat, ist bei Roscher a. a. O. belegt worden.

Der Soter κατ’ ἐξοχήν des griechischen Volksglaubens steht, wie begreiflich, im schärfsten Gegensatz zum Soter des Christentums, daher auch im Vordergrund der heidnisch-christlichen Polemik, vgl. z. B. Arnob. I 49. Orig. c. Cels. III 4. Romanos (Kondakarion ed. Amphiloch. 18. Nov.). Um so merkwürdiger wäre es, wenn das künstlerische Christusideal gerade an A. angeknüpft haben sollte, wie Holtzmann (Jahrb. f. prot. Theol. 1884, 83ff.) auf Grund der Erzgruppe von Caesarea Paneas vermutete. Man vgl. indessen die ablehnenden Bemerkungen bei Schultze Archäol. der altchristl. Kunst 285f.

III. Die Kultstätten.

Das folgende Verzeichnis beschränkt sich auf das griechische Mutterland, die Inseln des aegaeischen Meeres, Kyrenaike, die kleinasiatische Westküste, den thrakisch-makedonischen Küstenstrich von Byzanz bis Dion und die griechischen Colonien des Westens. Von Nichtgriechischem ist nur Rom (III 180) aufgenommen. Über die Verbreitung des Kults seit Alexander vgl. den Schlusssatz des Verzeichnisses.

Thessalien.
Hestiaiotis:
1) Trikka, Ilias IV 202 im Besitz des Asklepiaden Machaon. Über den in jüngeren Stücken der Ilias hinzugetretenen Bruder Podaleirios und die Ausdehnung ihres thessalischen Besitzes auch auf Ithome und Oichalia (II 729) vgl. o. S. 1658. Offenbar nur auf Homers Autorität hin heisst das Asklepieion von Trikka bei Strabon (Apollodor) IX 437 das älteste und angesehenste, aus demselben Grund XIV 647 der Fluss Lethaios bei Trikka Geburtsstätte des A., vgl. das Orakel bei Euseb. pr. ev. III 14, 6 (aus Porphyr.). Für das Ansehen des Heiligtums in geschichtlicher Zeit zeugen Herodas IV 1. Andromachos bei Galen de antid. I 6. Strab. VIII 374. Den Brauch, die Kuren auf πίνακες zu verzeichnen, merkt letzterer wie für Epidauros und Kos so auch für Trikka an. Verbindung mit Apollon Maleatas nach Isyll (Cavvadias Fouill. d’Epid. nr. 7, 29). Hier ist auch von einem unterirdischen Adyton des A. die Rede. Über die Lage des Heiligtums Athen. Mitt. 1892, 195. A. auf Münzen des 4. Jhdts. Head HN 263 (die femme à demi nue bei Mionnet III 309, 271 ist ein unbärtiger A.). Inschrift Le Bas 1201. Übertragung des Kults nach Gerenia in Messenien Strab. VIII 360, nach Kos Herodas II 97. Iulian adv. Christ. p. 197 Neum. macht dagegen Epidauros zur Mutteranstalt von Kos; Trikka wird von ihm gar nicht erwähnt, wohl aber von Themistios XXXVII p. 402 Dind. Verehrung der beiden Asklepiaden: Da Machaon nach dem Epos vor Troia fiel, Podaleirios bei der Heimkehr nach Karien (oder zu den Dauniern) kam (vgl. nr. 125), so hätte man in Trikka höchstens ihr Kenotaph zu erwarten. Ein solches giebt ihnen auch der ps.-aristotelische [1663] Peplos (Bergk PLG II 348, 20), aber ohne Rücksicht auf das Epos und coloniale Überlieferung (über seine Tendenz in letzterer Hinsicht vgl. Wendling De peplo Arist. 57), vielmehr wegen ihrer Erhebung zu Gottheiten (πρόσθεν μὲν θνητοί, νῦν δὲ θεῶν μέτοχοι). Als solche denkt sie wohl auch Philo von Trikka (bei Gal. XIII 273 Kühn) in seiner Vaterstadt fortwirkend, 1a) Kyretiai, Le Bas II 1302 (Weihung an A. und Hygieia).

Thessaliotis:
2) Kierion, das Didrachmon bei Head HN 249 kann ganz wohl einen jugendlichen A. meinen, denn nackt erscheint A. auch auf rheginischen Münzen (vgl. unten nr. 176).
3) Pharsalos, Collitz 329 (Weihung an A.).

Pelasgiotis:
4) Phalanna, Collitz 1329. 1332 (λειτορεύων τοῖ Ἀ.). Bull. hell. 1889, 398 (Priester). [4a) Das benachbarte Gyrton nach Il. II 738 lapithisch, nach Pherekyd. frg. 102 a und Strab. IX 442 phlegyeisch; die Münzen geben für A. kein Zeugnis. Zusammenhang mit Gortyn (nr. 75) vermuten O. Müller Orchom.² 189 und v. Wilamowitz Isyll. 55; dagegen scheint der Kult des kretischen Gortyna (nr. 108) an Trikka anzuknüpfen.]
[5) Atrax. Die von Lambros und Head beigebrachten Münzen scheinen mir nicht als Zeugnis für A.-Kult ausreichend (vgl. zu nr. 130 Amorgos).]
6) Larisa. Silbermünzen des 5. Jhdts. Head HN 254.
7) Krannon, Collitz 361 A (4.Jhdt.).
8) Pherai, Collitz 338.
9) Auf dem dotischen Gefilde am boibeischen See spielt die Sage von des A. Geburt nach dem Dichter der Eoie (o. S. 1646), vgl. auch den homerischen Hymnus auf A. (XVI). Der aus der Eoie schöpfende Pindar nennt Pyth. III 59 speciell die (mythische) Stadt Lakereia παρὰ Βοιβιάδος κρημνοῖσιν. Dagegen verlegt Pherekydes (frg. 8 Müll.) Lakereia an die Quellen des Amyros, d. h. ins magnetische Gebirge, nordöstlich von der Boibeïs (nach Strab. IX 442 lag das dotische Feld freilich nicht westlich, sondern nördlich vom boibeischen See gegen den Ossa zu).

Magnesia:
10) Demetrias, Ath. Mitt. XV 1890, 304 nr. 14 (Inschr. der Kaiserzeit). 10 a) Auf dem Pelion spielt die Jugendgeschichte des A. (vgl. o. S. 1645); seine Verehrung in ganz Magnesia bezeugen die Bundesmünzen der Magneten: Head HN 256 (jugendlicher A. mit Scepter, Schlangenstab und Hund). Daher kann die Schlange auf Münzen von
11) Homolion (Head HN 252) auf A. gehen.
A. auf Bundesmünzen der Thessaler (Brit. Mus. Thess. 6, 70).

Euboia.
12) Styra, Rangabé II nr. 1210 (dem A. geweihte Quelle).
13) Bei Eretria Ἐφημ. ἀρχ. 1892, 163 nr. 61 aus dem 4. Jhdt. v. Chr. (Opfer und Pompe).

Boiotien.
Über den mit A. im Grunde identischen Trophonios s. o. S. 1645. A. selbst nachweisbar in
14) Orchomenos IGS 3191f. Vgl. Nicand. Ther. 685: A. pflückt am orchomenischen Melas die phlegyeische Panake zur Heilung des Iphikles.
15) Hyettos (minyeische Stadt) IGS 2808 (γερουσία τοῦ Σωτῆρος Ἀ.)
16) Thespiai ebd. 1779f. 1824.
17) Thisbe ebd. 2231. In einem langen und krausen Verzeichnis von Kultstätten des A. bei Cecile Walton The cult of Askl., New-York 1894, figuriert 97 auch Tanagra unter Hinweis auf Ael. frg. 98 und Athen. Mitt. III 395. Aelians Geschichtchen spielt irgendwo innerhalb der Exportzone tanagraeischer Kampfhähne, vermutlich in Aspendos. Das an zweiter Stelle herangezogene [1664] Fragment einer A.-Statuette war nach den Athen. Mitt. a. a. O. in ein Heiligtum der Demeter-Kybele geweiht worden, ist also kein Zeugnis für selbständigen A.-Kult. Mit Wegfall Tanagras ergiebt sich die beachtenswerte Thatsache, dass bis jetzt im südöstlichen Boiotien kein Asklepieion bezeugt ist.

Phokis.
Verehrung des A. als Archaget in ganz Phokis, Paus. X 32, 12.
18) Steiris, Collitz 1541f. 1545–1548. 19) Panopeus, die alte Phlegyerstadt, muss natürlich A.-Kult besessen haben. Zu Pausanias Zeit lag sie in Trümmern; in einer kleinen Kapelle sah der Perieget eine Statue von pentelischem Marmor, die von den einen für A., von anderen für Prometheus erklärt wurde (X 4, 4).
20) Bei Tithorea Tempel des Ἀ. Ἀρχαγέτας, die Statue mit langem Bart, Incubation, Verbot von Ziegenopfern (etwa auf Grund einer Kindheitssage ähnlich der epidaurischen?), Paus. X 32, 12.
21) Elateia, Paus. X 34, 6. Collitz 1532. Bull. hell. X 358 (A. u. Hygieia). Der hier verehrte Elatos (Paus. a. a. O.) ist von Hause aus nicht der Vater des arkadischen Ischys (Paus. VIII 4, 4), sondern identisch mit dem Eponym des thessalischen Elateia, dem Vater des Lapithen Ischys, vgl. Thraemer bei Roscher I 618. v. Wilamowitz Isyll. 60.
22) Drymaia, Collitz 1530.

Ozolische Lokrer.
23) Amphissa, Bull. hell. V 451 (Collitz 1474).
24) Naupaktos. Das Asklepieion zur Zeit der Dichterin Anyte (um 300) aus Dankbarkeit gegen den epidaurischen Gott gegründet Paus. X 38, 13. Athen. Mitt. IV 22ff. Ἀ. ὁ ἐν κρουνοῖς: Journ. Hell. Stud. XIII 1892, 338ff. nr. 6–8. 10; vgl. nr. 1. 2 (vor 198 v. Chr.).

Akarnanien.
25) Alyzia, Collitz 1400 (Weihung an Hygieia). Vgl. das Relief Heuzey L’Olympe et l’Acarn. Taf. XII (A. u. Hygieia?).
26) Anaktorion, CIG 1794.

Epeiros.
27) Ambrakia, Polyb. XXI 27. 2 (Liv. XXXVIII 5).
[28) Kassope, Mionnet Suppl. III 368, 71. Kopf des bärtigen A. (?); ebd. nr. 72 weiblicher Kopf, Altar von Schlange umringelt, ΙΑΣΩ, was Sestini Lett. num. cont. VII 18 für Magistratsnamen hält (?).]
29) Nikopolis, Mionnet Suppl. III 372ff. Ztschr. f. Num. V 331: A. stehend, Umschrift Φιναιος, von v. Sallet als Beiname des Gottes gefasst.
30) Buthroton, Imhoof-Blumer Monn. gr. 139.
31) Korkyra, Münze der Plautilla, Mionnet II 76, 75 (vgl. CIG 1838).

Illyrien.
32) Apollonia, Mionnet Suppl. III 326, 94. 95 (Caracalla).
33) Dyrrhachion, Brit. Mus. Thessaly p. 69 nr. 61 (2. Jhdt. v. Chr.).

Attika.
34) Athen. Der Kult aus Epidauros entlehnt, Paus. II 26, 7, und zwar 420 v. Chr. (vgl. A. Körte Athen. Mitt. XVIII 1893, 249). Das Heiligtum lag am Südabhang der Burg (Paus. I 21, 4) und wurde 1876 ausgegraben (über die Ergebnisse vgl. Ἀθήναιον Bd. V. Athen. Mitt. II 171ff. CIA Bd. II u. III. Girard L’Asclépieion d’Athènes 1881. Curtius-Kaupert Atl. v. Athen T. XI u. s. w.). Incubation (Aristoph. Plutos, vgl. Athen. Mitt. II 242, 3). Votivreliefs (Arch. Ztg. 1879, 139ff. Athen. Mitt. XVII 1892, 229ff.). Feste (Ἀσκληπίεια Aesch. III 67. CIG 157; Ἡρῷα CIA II 453 b, ein Tag der grossen Eleusinien hiess A. zu Ehren τὰ Ἐπιδαύρια, Paus. II 26, 8. Philostr. v. Ap. IV 18. CIA II 453 b). Auf Münzen stehender A. (Beulé Monn. d’Ath. 33, 331. 401), [1665] sitzender A. (Mionnet Suppl. III 578, 305). Das Heiligtum des ,Soter‘ war noch zu Proklos Zeit unzerstört (Marin. v. Procli 29).
35) Acharnai, Schol. Arist. Plut. 621. Über den Privatkult, den Sophokles dem A. stiftete, vgl. Deneken bei Roscher I 2537f.
36) Keratia (CIA II b 990).
37) Peiraieus, Schol. Arist. Plut. 621. Ἐφημ. ἀρχ. 1885, 88. Nach den Ausgrabungen lag das Heiligtum am südwestlichen Abhang des Munychiahügels. Δελτίον ἀρχ. 1888, 132ff. Bull. hell. 1890, 649 παιανισταὶ τοῦ Μουνιχίου Ἀ. Athen. Mitt. 1892, 10.
38) Eleusis (durch den Anteil des A. an den grossen Eleusinien [vgl. Preller-Robert Gr. Myth. I 521, 1] tritt der Gott auch zu Eleusis in Beziehung; daher die Weihung eines Ἀ. Μύστης ins Eleusinion aus Dank für Heilung, Ἐφημ. ἀρχ. 1894, 174 nr. 13; vgl. auch die κανηφορήσασα Ἀσκληπιῷ CIA III 921).
40) Salamis (über den Anteil des A. an den Αἰάντεια vgl. o. Bd. I S. 928).
41) Aigina, Incubation Ar. Vesp. 121. Thronendes Kultbild Paus. II 30, 1.

Megaris und Korinthia.
42) Megara, Paus. I 40, 6 (A. und Hygieia von Bryaxis, etwa im Tempel des Zeus Konios?). Auf Münzen in der Kaiserzeit (CIG 1064 fasst Boeckh in Εὐκτιμένου Ἀσκληπιάδαο letzteres Wort frageweise als Gentile, wenig wahrscheinlich).
43) Pagai, Imhoof-Gardner Num. comm. 154 (Sept. Sever.).
44) Korinth, Paus. II 4, 5. Münzen der Colonia Iulia seit Agrippina iun. bis auf Gordian.
45) Kenchreai, Paus. II 2, 3. IGIns. 26: Ἀσκληπιῷ τῷ ἐν Κεγχρεαῖς ταῖς ἐν Ἄργει καὶ Ὑγιείᾳ (rhodische Inschrift des 3. Jhdts.).

Argolis.
46) Sikyon, Paus. II 10, 2–4: chryselephantines Kultbild von Kalamis (der Gott unbärtig); Incubation (Kapelle des Hypnos). Über die angebliche Entlehnung des Kults aus Epidauroe vgl. o. S. 1649f. Weihgeschenk des Stratonikos, Athen. VIII 351. Über das vermeintliche Bild der Mutter Arats vgl. Aristodeme Nr. 2. A. und Hygieia auf Münzen Caracallas und Getas.
47) Titane mit sehr altertümlichem und eigenartigem Kult (Paus. II 11, 5ff., vgl. 27, 1. VII 23, 8). Titane vermutlich die Wiege Hygieias und keine Heilanstalt (vgl. Thraemer Roschers Lex. I 2776f. und o. S. 1648). Weihung an Ἀ. Τειτάνιος (Bull. hell. 1879, 193). Im Heiligtum auch eine Statue des A. Gortynios, über welche o. S. 1648. Verehrung der Koronis, des Daemon Euamerion, des Heros Alexanor, Machaons Sohn. Die heiligen Schlangen ein Gegenstand der Furcht (Paus. a. a. O.), Über die Holokauta o. S. 1655.
48) Phlius, Paus. II 13, 5 Kultstatue eines unbärtigen A.; so auf Münzen seit Septimius Severus, Mionnet Suppl. IV 159, 1044.
49) Kleonai (Imhoof-Gardner 159 Münze des Septimius Severus, mit Copie der epidaurischen Statue des Thrasymedes).
50) Argos, hier drei Asklepieen: a) das angesehenste galt für eine Gründung des Machaoniden Sphyros; Gruppe des A. und Hygieias von Xenophilos und Straton (hellenistisch), Paus. II 23, 4. b) ναὸς Ἀσκληπιοῦ ebd. II 21, 1. c) Ἀσκληπιοῦ τέμενος ebd. II 23, 2. Relief Δελτίον 1890, 74. Münzen mit thronendem und stehendem A. seit Septimius Severus (Imhoof-Gardner Num. Comm. Taf. K 35. 47).
51) Das ,Hieron‘ bei Epidauros. In klassischer Zeit die berühmteste Kultstätte des A. Die Anziehungskraft der gymnischen Agone bezeugt schon [1666] Pindar Nem. III 146. V 95; Isth. VIII 75 (Hinzutritt musischer um die Zeit von Platons Ion). Das Heiligtum erhob unter Zustimmung der delphischen Priesterschaft den Anspruch, Geburtsstätte des A. zu sein; über die locale Überlieferung im Paian des Isyllos (um 280 v. Chr. Wilamowitz Isyll. 39) vgl. o. S. 1650, über die abweichende bei Pausanias s. unter Aresthanas. In Epidauros besonders Verehrung des A. Soter (Inschriften, Münzen, Schriftsteller). Andere Beinamen auf epidaurischen Inschriften bei Cavvadias Fouill. im Index s. Ἀσκληπιός zusammengestellt. Hauptstätte der Incubation (Plaut. Curcull. 246ff.; vgl. Paus. II 27, 2 τοῦ ναοῦ … πέραν … καθεύδουσιν; die von Pausanias erwähnten Stelen mit den Krankheitsgeschichten sind zum Teil wieder aufgefunden worden, vgl. unten Abschnitt IX). Beschreibung der Tempel und sonstigen Anlagen des Hierons bei Paus. II 26–28, 1. Ausgrabungen veranstaltet die griechische archaeologische Gesellschaft seit 1883 (Πρακτικά 1883, 75ff. etc.; zusammenfassend Cavvadias Fouilles d’ Épidaure Bd. I 1891 [erschien erst 1893]). Die gefundenen Inschriften gehen nicht über das 5. Jhdt. zurück. Verbindung mit Apollon Maleatas Paus. II 27, 7. Cavvadias Fouill. nr. 6. 7. 51 u. a. Für epidamischen Hygieiakult bis jetzt ältestes Zeugnis Ἐφημ. ἀρχ. 1894, 22 nr. 7 (3. Jhdt.). Verehrung des Daemons Akesis Paus. II 11, 7; der Panakeia Fouill. nr. 211; der Epione Paus. II 27, 5; des Machaon Ἐφημ. ἀρχ. 1894, 22. Das Ansehen der Heilanstalt spricht sich in der Gründung zahlreicher Tochterstätten aus, doch wird die Überlieferung darüber einiger Einschränkung bedürfen, vgl. o. S. 1650f. Neuer Aufschwung der Anstalt seit Antoninus Pius (Paus. II 27, 6 und dazu Gurlitt Paus. 61), letzte Erwähnung bei Themistios XXVII p. 402 (Dind.).
[52) Die bei Lessa gefundene Inschrift Collitz 3361 ὅρος Ἀσκλαπιοῦ bezeichnet wohl die Grenze des zum ,Hieron‘ gehörigen Gebietes.]
53) Stadt Epidauros, Paus. II 29, 1 (vgl. Curtius Pelop. II 428). Silbermünzen mit Nachbildung der chryselephantinen Statue des thronenden A. von Thrasymedes (im Hieron), Streber Num. gr. Taf. II 4. Friedländer Berl. Blätt f. Mk. III Taf. 30, 3. Stehender A. auf Münzen der Iulia Maesa Mionnet II 239, 72. Auf autonomen Münzen Hygieia mit Schlange (Mionnet 338, 65. 66), weibliche Figur mit Arzneibüchse (Panakeia?) Num. chron. V 193, 6. Lambros Νομίσμ. τ. ν. Ἀμόργου nr. 28.
54) Troizen. Incubation im Temenos des A. (Cavvadias Fouill. d’Épid. nr. 2 Z. 10), vgl. Bull. hell. 1893, 85. 90; Münze des Commodus, Mionnet Suppl. IV 268, 196. Über die strittige, von Timotheos gearbeitete Statue eines A. oder Hippolyt im Temenos des letzteren (Paus. II 32, 4) vgl. Furtwängler Meisterw. der gr. Plast. 489, 3.
55) Hermione, CIG 1198 Ζεὺς Ἀ., ebd. 1221 Ἀ. Σωτήρ.
56) Asine auf Münzen seit Septimius Severus, Mionnet II 227, 73.
57) Beim Kloster Luku (Thyreatis) Votifrelief an A. und Familie, Ann. d. Inst. 1873, 114ff. Athen. Mitt. 1893, 254.
58) Eua, vgl. u. nr. 105.

Achaia.
59) Κῦρος, Name eines Asklepieion an der Kyllene, Paus. VII 27, 11. Curtius Pel. I 484 schliesst aus dem Namen des heutigen Hauptorts der Gegend (Trikkala) auf Zusammenhang mit dem thessalischen Trikka, was möglich, aber gewiss [1667] nicht, wie Curtius meint durch Vermittelung von Epidauros zu erklären ist.
60) Pellene, auf Münzen seit Septimius Severus (Mionnet Suppl. IV 157, 1038).
61) Aigira, auf Münzen der Plautilla A. (Mionnet Suppl.) und Getas Hygieia (Kenner St. Florian). A. im Tempel Apolls σύνναος, Paus. VII 26, 7.
62) Aigion, Paus. VII 23, 7. Über die Gruppe des Damophon vgl. Thraemer Roschers Lex. I 2778.
63) Patrai, Paus. VII 21, 14 (vgl. 20, 5). Votivrelief an A. und Familie (Athen. Mitt. IV 126, 2); Torso des A. (ebd. nr. 5). Münzen seit Marc Aurel (Mionnet Suppl. IV).
64) Olenos, ἱερὸν ἐπίσημον Strab. VIII 386.

Elis.
65) Kyllene, Strab. VIII 337 chryselephantiner A. des Kolotes.
66) Alpheiosthal, Kult des A. Δημαίνετος unweit des Sauros Paus. VI 21, 4 (Curtius Pel. II 50).
67) Olympia, A. und Hygieia in der figurenreichen Gruppe des Dionysios von Argos (5. Jhdt.) Paus. V 26, 2; A. und Hygieia am Tisch des Kolotes (ebd. V 20, 2), zu beiden vgl. Thraemer in Roschers Lex. I 2777 (A. als Patron der Agonistik).
68) Zakynthos, vermutlich jugendlicher A. auf der Silbermünze Mionnet II 206, 8 und Taf. 73, 3. Bärtiger A. seit Marc Aurel Mionnet Suppl. IV 199ff.

Arkadien.
Über die sehr eigenartige Überlieferung Arkadiens vgl. o. S. 1651f.
69) Kleitor, das Asklepieion unter den drei angesehensten Heiligtümern aufgezählt Paus. VIII 21, 3. Münze der Domna (Mionnet Suppl. IV 277).
70) Thelpusa: a) Ἀ. παιδὸς ἱερόν am Ladon (Paus. VIII 25, 11) mit einer eigenartigen Kindheitssage (vgl. o. S. 1648); b) ναὸς Ἀ. vermutlich an der Quelle Thelpusa, Paus. VIII 25, 3. Curtius Pel. I 370.
71) Kaus (40 Stadien von Thelpusa), ἱερὸν Ἀ. Καουσίου, Paus. VIII 25, 1.
72) Heraia, Weihung Ἀσκληπιοῦ παισίν Bull. hell. III 190. Immerwahr Kulte und Mythen Arkadiens 182 versteht darunter Machaon und Podaleirios (vgl. Messenien), was aber nicht ganz sicher, vgl. Cavvadias Fouill. d’Épid. I nr. 43 und dazu Baunack Studien I 95 zu nr. 47.
73) Aliphera, Paus. VIII 26, 6. Die von Immerwahr a. a. O. 181 angenommene engere Verbindung mit Athenakult ist aus Pausanias nicht zu entnehmen.
74) Phigalia, auf Münzen des Septimius Severus etc. (Mionnet II).
75) Gortys, Tempel aus pentelischem Marmor, Gruppe des unbärtigen A. und der Hygieia von Skopas, Paus. VIII 28, 1. Hier ist wohl der dritte A. der sondernden Theologen (o. S. 1652), Sohn des Arsippos und der Arsinoe, anzuknüpfen, dessen Grab am Lusios, d. h. dem oberen Lauf des Gortynios lag. Auch in Titane gab es eine Marmorstatue des A. Gortynios, über welche o. S. 1648.
76) Megalopolis: a) Auf einem Hügel Hieron mit Bildern des A. und der Hygieia, Paus. VIII 32, 4 (von Immerwahr übergangen), vgl. Excavat. of Megal. 1892, 128 nr. VI: Ἀσκληπιῷ Ὑγιείᾳ … (frühestens Ende 3. Jhdts.). b) Ἀ. Παιδὸς ἱερόν, darin ein Bild Apolls, Paus. VIII 32, 5. Immerwahr a. a. O. 181 bemerkt gegen mich mit Recht, dass aus dem auf eine Geburtssage deutenden Beinamen nicht auf eine alte Kultstätte geschlossen zu werden brauche; aber aus Thelpusa kann der Kult nicht stammen, da dieses am Synoikismos nicht beteiligt war (Paus. VIII 27, 3f.). c) A. und Hygieia in Gruppe am Eingang zum Heiligtum der grossen Göttinnen. [1668]
77) Tegea: a) An der Straße nach Argos Tempel des A., Paus. VIII 47, 1. b) Im Tempel der Athena als σύνοικοι A. und Hygieia von Skopas, Athen. Mitt. IV 137 (Relief).
78) Mantineia, Doppeltempel der Leto mit Kindern und des A., das Bild des letzteren von Alkamenes, Paus. VIII 9, 1. Die lange Inschrift bei Le Bas 352j (abgedruckt bei Immerwahr) nennt A. und Hygieia. Auf Münzen erst seit Septimius Severus (Mionnet II).
79) Orchomenos, Münzen des Septimius und Caracalla (Mionnet Descr. u. Suppl.).
[80) Pheneos, unsichere Deutung einer autonomen Münze Mionnet Suppl. IV 286, 79.]

Messenien.
Hier suchte man Thessaliens Anspruch auf die Wiege des A. zu bestreiten, vermochte den eigenen aber nur durch Vergewaltigung der für Thessalien eintretenden Ilias zu begründen (vgl. o. S. 1648f.). Der messenische Kult stammt entschieden aus der Hestiaiotis, hat aber bei der Verpflanzung Veränderungen im mythischen Personal erlitten (Arsinoe ersetzt Koronis), wie sie ähnlich, nur viel altertümlicher, auch der arkadische aufweist.
81) Gerenia. Heiligtum des trikkaeischen A., ἀφίδρυμα τοῦ ἐν τῇ Θετταλικῇ Τρίκκῃ (Apollod. bei Strab. VIII 360). Hier auch ein μνῆμα καὶ ἱερὸν ἅγιον des Machaon; dass es kein Kenotaph war, verdankte es Nestor, der die Gebeine des vor Troia gefallenen Asklepiaden hierher verbracht hatte, Paus. III 26, 10 (nach IV 3, 9 erwies ihm als erster göttliche Ehren König Glaukos, Enkel des Herakliden Kresphontes).
82) Abia, Paus. IV 30, 1 (das Heiligtum zu seiner Zeit bereits verschwunden).
83) Pharai, Vaterstadt der Antikleia (Schwester der Il. V 542 genannten Zwillinge Krethon und Orsilochos), Gattin Machaons. Beider Söhne Nikomachos und Gorgasos erbten hier die Herrschaft ihres mütterlichen Grossvaters Diokles (vgl. Paus. IV 3, 1) und wurden in der Folge zu Pharai als Heilgötter verehrt (Paus. IV 30, 3). Isthmios, der Urenkel des Kresphontes errichtete ihr Hieron (ebd. 3, 10).
84) Thuria, unedierte Münze des Septimius Severus im münchener Cabinet (stehender A.).
85) Messene: a) Asklepieion mit Bildern Ἀ. καὶ τῶν παίδων (im messenischen Kultkreise natürlich Machaon und Podaleirios) von Damophon, Paus. IV 31, 10 (über das Zeitalter Damophons 2. oder 1. Jhdt. v. Chr., vgl. jetzt u. a. Athen. Mitt. 1893, 219). b) Im Tempel der Messene auf einem Gemälde des Omphalion unter anderen Gestalten messenischer Sage Leukippos mit den drei Töchtern Hilaeira Phoibe Arsinoe, A., Machaon und Podaleirios (Paus. IV 31, 12). c) Am Markt eine Quelle Arsinoe, benannt nach der Mutter des A. (ebd. 31, 6); die Akropolis Messenes war das alte Ithome, das von messenischer Seite gegen das thessalische Il. II 729 ins Treffen geführt wurde. Autonome Münze (Mionnet II 211, 24, dann erst wieder unter Geta).
86) Kyparissiai, im sog. Aulon (Curtius Pel. II 185f.) Tempel des A. Aulonios (Paus. IV 36, 7), Münze des Septimius Severus (Mionnet II und Suppl. IV).
87) Pylos, Münze Caracallas, Mionnet Suppl. IV 215, 49 (stehender A.).
88) Mothone, Münze Getas, Mionnet Suppl. IV 213, 37 (stehender A.).
89) Kolonides (Bursian Geogr. von Griechenl. II 173), Münze des Septimius Severus, Mionnet Suppl. IV 219, 18f. (stehender A.).
90) Korone (gleichzeitig mit Messene gegründet), [1669] Tempel mit Bildsäule aus Marmor (Paus. IV 84, 6).

Lakonien.
Sein Kult steht durch Arsinoe in Zusammenhang mit dem messenischen, unterscheidet sich von letzterem aber durch mangelnde Zeugnisse für Verehrung Machaons (vgl. o. S. 1649).
91) Leuktra, hier war A. Hauptgottheit (Paus. III 26, 4). Beachtenswert ist die Mitverehrung Inos (Paus.). Diese besass beim benachbarten Thalamai ein eigenes Hieron (ebd. 26, 1) und Leuktra, Thalamai, sowie ein jedenfalls benachbartes Charadra galten als boiotische, angeblich von Pelops gegründete Orte (Strab. VIII 360). Schon Bursian Geogr. II 154 hat Leuktra wegen seines A.-, Ino- und Eroskultes für eine minyeische Gründung erklärt. Die Messenier freilich nahmen den leuktrischen A. als Sohn ihrer Arsinoe in Anspruch und leiteten den Stadtnamen von Leukippos her (Paus. a. a. O.).
92) Bei Las auf der Spitze des Berges Ilion Tempel des A., Paus. III 24, 8. Auf Münzen seit Septimius Severus (Mionnet Suppl. IV. Imhoof-Gardner Taf. O. 20, altertümliche Hygieia).
93) Hypsoi, Paus. III 24, 8.
94) Gythion, Quelle und Tempel mit Erzstatue des A. (Paus. III 21, 8). Auf Münzen seit Septimius Severus (Mionnet II 226, 82 etc.). GIG 1392 (A. u. Hygieia).
95) Sparta: a) beim Stadion A. Agnitas (Xoanon), Paus. III 14, 7; b) bei den Agiadengräbern Ἀ. ἐν Ἀγιαδῶν (ebd. 14, 2); c) in einem sumpfigen Stadtteil (ἐν τῷ Ἕλει) Ἀ. Σχοινάτας CIG 1444; d) das angesehenste Asklepieion πρὸς τοῖς Βοωνητοῖς, Paus. III 15, 10; e) Hieron der Arsinoe beim Hellenion, Paus. III 12, 8. A. und Hygieia auf Kaisermünzen (Head HN 365). Hygieiastatuetten Athen. Mitt. II 328 nr. 44f.
96) Zwischen Sparta und Therapnai Tempel des A. Κοτυλεύς, eine Weihung des von A. geheilten Herakles (Paus. III 19, 7; zum Beinamen vgl. Wide Lakon. Kulte 187f.). Die Heilung des Herakles soll A. im Eleusinion auf dem Taygetos (bei Bryseai) vorgenommen haben (Paus. III 20, 5), woraus Curtius Pel. II 251 nicht mit dem Eleusinion verbundenen A.-Dienst hätte folgern sollen.
97) Pellana, Paus. III 21, 2 (in Pellana sass der von Hippokoon vertriebene Tyndareos, also auch hier wohl Beziehung zwischen Herakles und A.).
98) Bei Asopos Hieron des A. Philolaos, Paus. III 22, 9.
99) Hyperteleaton, Name eines Asklepieion an der Bucht von Kyparissiai, 50 Stadien von Asopos, Paus. III 22, 10. Curtius Pel. II 294 setzt es nördlich vom Cap Archangelo in Tempelruinen bei einer reichen Quelle an. Die in dieser Gegend sitzenden Ἀχαιοὶ Παρακυπαρυσσιεῖς (Paus. III 22, 9) dürften ein Überrest der von Niese Lakonien mit Unrecht abgesprochenen altachaeischen Bevölkerung sein (vgl. Thraemer Perg. 69f. 81, 2).
100) Boiai, Paus. III 22, 13. Mionnet II 226, 79 (Caracalla).
101) Das benachbarte Etis (von Curtius Pel. II 329, 74 mit einiger Wahrscheinlichkeit in die Lücke bei Paus. III 22, 13 eingesetzt) hatte ein ἱερὸν Ἀ. καὶ Ὑγιείας οὐκ ἀφανές.
102) Epidauros Limera: a) Tempel in der Stadt, eine Filiale des epidaurischen ,Hieron‘, Paus. III 23, 10. b) An der Küste Altäre des A., wo einst eine von Epidauros nach Kos geschickte heilige Schlange ans Land geschlüpft war (ebd. § 6).
103) Kyphanta, Asklepieion mit Namen Στήθαιον Paus. III 24, 2 (vgl. Curtius Pel. II 306).
104) Prasiai (Brasiai), [1670] Paus. III 24, 5.
[105) Auffallend ist das Fehlen von Zeugnissen für lakonischen Kult Machaons; das in die Lücke tretende Eua mit Kult des heilkräftigen Machaoniden Polemokrates (Paus. II 38, 6) liegt im Hochland der Thyreatis (Curtius Pel. II 883), diese aber kam erst im 7. Jhdt. an Lakonien. Über A.-Kult in der unteren Thyreatis vgl. o. nr. 57.]

Die Inseln des aegaeischen Meeres und der Osten.
A) Südliche Route (in geschichtlicher Zeit dorisch):
106) Kythera, Relief in Palaiokastro, Athen. Mitt. V 234.
Kreta:
107) Priansos, Hygieia auf Silbermünzen des 4. Jhdts. (Gardner Types T. X 5. Roschers Lex. I 2792). A. auf autonomen Erzmünzen Mionnet Suppl. IV 339, 280.
108) Gortyna, Cauer Delect.² 116. 117 (aus der 2. Hälfte des 2. Jhdts.). Mon. ant. publ. d. R. Acc. dei Lincei I p. 46 (ἀμαξιτὸν ἐπὶ … τὰν πύλαν τὰν ἐπὶ τὸν Ἀσκαλπιὸν ἄγονσαν). Der bei Gortyna fliessende Lethaios (Strab. X 478) erinnert an den gleichnamigen Fluss beim thessalischen Trikka, vgl. unter nr. 147 (Magnesia). Einwanderung aus Hestiaiotis nach Kreta behauptete Andron (Strab. X 475. Steph. Byz. s. Δώριον), vgl. Studniczka Kyrene 47f. 66.
109) Lebene, Filiale von Balagrai in Kyrene (vgl. nr. 110), Paus. II 26, 9. Interessante Inschriften publiciert von Th. Baunack Philol. 1890, 577ff.; erfolgte Kuren (mit Zeugnis für Hygieiakult) J. Baunack Philol 1889, 401f. Centrale Stellung des Kults in der Kaiserzeit, Philostr. v. Ap. IV 34.

An Lebene möge sich ein Seitenblick auf die Kyrenaike schliessen:
110) Balagrai, das den Kult nach Lebene (vgl. nr. 109) verpflanzte, sollte selbst Filiale von Epidauros sein. Trotzdem duldete man Ziegenopfer. A. als Ἰατρός verehrt, vgl. Tab. Peut. segm. VIII E.
111) Kyrene (von theraeischen Minyern colonisiert, vgl. Studniczka Kyrene 95), Statue eines jugendlichen A. Journ. Hell. Stud. IV 46. CIG 5131 (1. Jhdt. v. Chr.). Tac. ann. XIV 18 (zu Demokedes Zeit wurden die kyrenaeischen Ärzte nur von den Krotoniaten übertroffen, Herod. III 131).
112) Kasos, Ross Inscr. ined. II 260.
113) Karpathos, Fest Asklepieia Rev. Arch. 1863, 469. Incubation Bull. hell. II 270; Priester ebd. IV 279.
114) Rhodos steht schon Il. II 653. V 628ff. unter dem Herakliden Tlepolemos, doch sind beide Stellen Interpolationen dorischer Tendenz (vgl. Thraemer Pergamos 119f.). Die dorische Bevölkerung der Insel kam drei Generationen nach Temenos aus Argos unter Althaimenes, des Keisos Sohn (Ephoros bei Strab. X 479. Konon narr. 47). Vielleicht steckt eine Spur vordorischen Griechentums im Stadtnamen Ἀχαΐα (FHG III Zenon frg. 2; ebendaselbst wird eine mythische Besiedelung der Insel durch den Lapithen Phorbas erwähnt, vgl Diod. V 81: Leukippos von Lesbos nach Rhodos). Neben den Herakliden blühen auf Rhodos die von Podaleirios abstammenden Asklepiaden als ἀρχηγέται und βασιλεῖς (Aristid. II 839), in historischer Zeit berühmt durch ihre ärztliche Kunst. Sie starben früher aus, als der knidische und koische Zweig (Galen. X 5 Kühn). a) Stadt Rhodos (408 gegründet). Ihr Asklepieion für Antigonos Gonatas Zeit bezeugt bei Diod. XIX 45. Ἀσκλαπιασταί Bull. hell. IX 122. b) Im Innern der Insel, südwestlich von Atabyron, erweist das heutige Dorf Asklipio [1671] ein antikes Heiligtum des A. (vgl. Ross Inselreisen II 109). c) Südlich von Kameiros (Dorf Embona am Atabyron), IGIns. 736 τέμενος τοῦ Ἀσκλαπιοῦ καὶ τοῦ Ἀπόλλωνος καὶ τᾶς Ἀφροδίτας. d) Lindos, IGIns. 763, 16 verstümmelt, vielleicht ⟨Ἀσκλα⟩πιοῦ, vgl. o. nr. 57.
115) Chalke (von nr. 114 colonisiert), Diod. XIX 45. Ross Inscr. ined. II 290.
116) Phoinix (rhodisch Peraia), Bull. hell. 1886, 248 (Priester). 116 a) Auf einer Halbinsel bei Physkos, Bull. hell. 1894, 30 nr. 9.

Nochmals von Westen beginnend folgen wir der nördlicheren Reihe dorischer Inseln bis zur karischen Küste:
117) Melos (über seine vordorischen Siedler – Minyer – vgl. Thraemer Pergamos 70. Studniczka Kyrene 52). Inschriften Rangabé II 1193. Bull. hell. 1879, 256 (Weihung an A. und Hygieia). In einer natürlichen Grotte wurden 1828 gefunden: Votivreliefs an A. (CIG 2428–2429b aus römischer Zeit), Hygieia-Statuetten und der herrliche A.-Kopf des Brit. Mus. (vgl. darüber zuletzt Wolters Athen. Mitt. 1892, 7ff.).
118) Thera (von Minyern colonisiert, Studniczka Kyrene 50ff.), Ross Inscr. ined. II 221 (Priester διὰ γένους, ein Anzeichen des Vorhandenseins von Asklepiaden).
119) Anaphe, Collitz 3430 (Tempel). 3452 (Weihung). Bull. hell. 1877, 204 (Relief).
120) Astypalaia, Rangabé II 763 (Hieron), vgl. CIG 2485 (105 v. Chr.). 2491. 2491 b.
121) Kalymna, von Epidauros colonisiert nach Herod. VII 99 (zunächst von Kos nach Diod. V 54). Daher ist man geneigt, die Verehrung Panakeias (IGA 472) mit kalymnischem A.-Kult in Verbindung zu denken. Darin lasse man sich nicht irre machen durch Ross (Inselreisen II 98), der die Inschrift einem ,Tempel des Apoll und der Panakeia‘ zuweisen will. Ein solcher ist nicht bezeugt, denn die zugleich vermauerte, Apoll erwähnende Inschrift jüngerer Zeit (sie stammt von einem Monument im Vorhof der Tempelruine) kann natürlich auch in einem Asklepieion Aufstellung gefunden haben. Über eine kalymnische, μεγάλα Ἀσκλαπίεια erwähnende Inschrift vgl. S. 1683.
122) Kos: die beiden Herakliden des Schiffskatalogs als Führer von Kos, Kalydna und anderen Nachbarinseln (Il. II 676ff.) erwecken die Vorstellung unvordenklicher dorischer Besiedelung, fallen aber mit Il. II 653–680 als Zudichtung dorischer Tendenz (vgl. Thraemer Pergamos 119ff.). Die dorische Bevölkerung der Inselgruppe kam von Epidauros (Herod. VII 99), und aus Paus. III 23, 7 ergeben sich sacrale Beziehungen zwischen dem ,Hieron‘ (o. nr. 51) und dem koischen A.-Kult, ja Iulian adv. christ. p. 198 Neum. nennt Epidauros geradezu Mutterstätte des koischen Dienstes. Wenn v. Wilamowitz (Isyll. 49ff.) trotzdem überzeugt war, dass die genannte Inselgruppe bereits in vordorischer Zeit von Thessalien aus griechische Bevölkerung und A.-Dienst erhalten habe, so ist ihm seither in Herodas II 97 χὠσκλήπιος κῶς ἦλθεν ἐνθάδ’ ἐκ Τρίκκης) ein antiker Bundesgenosse erstanden. Was Paton (Inscr. of Cos 347) gegen das Alter des koischen A.-Kults vorbringt, ist ebenso wenig stichhaltig, wie seine Annahme, dass der Dienst erst vom karischen Festland herübergekommen sei. Was für die koischen, von Podaleirios sich herleitenden Nebriden gilt, das gilt noch nicht für den koischen A.-Kult. Die Hypothese von v. Wilamowitz, [1672] dass Machaon von Kos aus ins Epos gekommen, kann freilich auch ich mir nicht aneignen (vgl. o. S. 1659). a) Das berühmte Asklepieion lag in der Vorstadt Burina (Strab. XIV 657). Die dort aufgestellten Stelen mit den Krankengeschichten soll Hippokrates für seine Kline benützt haben, Strab. a. a. O. Varro bei Plin. XXIX 4 (vgl. u. Abschn. IX). Eine Hygieiastatue von den Söhnen des Praxiteles erwähnt Herodas IV 20. Die Nachbildung eines aus etwa gleicher Zeit stammenden Kultbildes des A. bietet vielleicht die Tetradrachme bei Dutens Explic. des méd. Taf. IV 4. Asylrecht Tac. ann. IV 14. Häufige Bezugnahme auf den Münzen (spec. Ἀ. Σωτήρ Mionnet III 407, 71ff. Ἀγλαός ebd. Suppl. VI 572, 79 ist Beamtenname). Inschriften: Inscr. of Kos nr. 8. 10. 14. 30 (Priester der Epione). 104. b) Asklepieion in Haleis (Inscr. of Kos nr. 345). c) In Halisarna (ebd. 371). d) Auf dem Isthmos (ebd. 401. 402 b. 406. 408). Daher mit Recht Plin. XXIX 4 Cous Aesculapio dicata. Nach Iulian adv. christ. p. 198 Neum. war das Asklepieion von Aigai (Cilic.) eine Filiale des koischen.
123) Knidos, Theopomp. frg. 111: Die Asklepiaden von Kos und Knidos stammen von Podaleirios, dessen erste ἀπόγονοι aus Syrnos (vgl. nr. 125) gekommen. Zum knidischen Zweige gehörte Ktesias (Gal. XVIII 731), vielleicht auch der Krotoniat Demokedes (vgl. nr. 175). Directe Zeugnisse für A.-Kult auffallend spärlich; eine kurze Inschrift fand Newton (Collitz 3525); auf Münzen erst seit Marc Aurel (Mionnet III).
124) Halikarnass (Colonie von Troizen, o. nr. 52), nur Münzen seit Caracalla (Mionnet Suppl. VI),
[125) Syrnos (kar. Chersonn.), gegründet nach Troias Fall von Podaleirios, als Schwiegersohn eines karischen Königs, Paus. III 26, 10. Steph. Byz. s. Σύρνα und Βυβασσός; vgl. Theopomp. frg. 111. Aristid. I 75 Dind. Nach Apoll. bibl. epit 6, 18 Wagner (Tzetz. zu Lykophr. 1047) geht Podaleirios von Troia über Delphi nach Karien (Immisch Klaros 168, 3). Dass Podaleirios ursprünglich ein karischer Heros, führt v. Wilamowitz aus Isyll. 51.]

B. Mittlere Route (ionisch):
126) Keos, IGA 398 (um 400 v. Chr.). 126 a) Über Andros vgl. u. nr. 171.
127) Syros, Weihungen wegen Errettung aus Meeresnot Ἀθήν. IV 20 nr. 33f.
128) Delos, Bull. hell. 1890, 395 grosse Urkunde aus 270 v.Chr., erwähnt Tempel, Neokoren und Priester des A., Bull. hell. 1888, 419 Statue von Teletimos, vgl. ebd. 1878, 31. 1882, 33 (Priester). 343. 498. CIG 2270. 2292.
129) Paros, A. und Hygieia: Le Bas 2074–2080. 2083 = CIG 2390ff. Ἀθήναιον 1876, 22ff. nr. 11. 21–24. 34 (Ἀ. Ὑπαταῖος). Bull.hell. 1877, 136 (Ἀ. Σωτήρ).
130) Amorgos: der bärtige Kopf der Münzen (Head HN 408) wird ohne Sicherheit für A. erklärt. Auch das von Cadalvene auf amorginischen und anderen Münzen nachgewiesene Attribut (σικύα?) ist kein stichhaltiges Zeugnis für A.-Kult (vgl. S. 1680). Die bei Arkesine gefundenen Köpfe stellen nicht A. und Hygieia dar (vgl. Collignon Bull. hell. 1889, 42).
131) Samos (das herrschende Geschlecht der Pityriden stammte aus Epidauros, Paus. VII 4, 2), Athen. Mitt. IX 256 (Statuen des A. und der Hygieia, Hera und Traian geweiht). Nur bei Vaillant fand ich eine Münze [1673] des Decius Traianus (A., Telesphoros, Hygieia).
132) Milet, A. aus Cedernholz von Eetion für den milesischen Arzt Nikias, Theokrits Freund, gearbeitet (vermutlich für dessen Privatkult), Anth. Pal. VI 337. Auf milesischen Münzen ist A. nicht nachweisbar, denn Mionnet III 169, 787 etc. ist der neben Apollon dargestellte Gott der koische (Homonoiamünzen). CIG 2864 Weihung an Apollon Didymeus, A. Soter und Hygieia.
133) Heraklea am Latmos. Nur Münze Caracallas, Fox Engravings II nr. 77 (sitzender A.).
134) Magnesia am Maeander (vgl. u. nr. 147).
[135) Ephesos. Auf seinen Münzen erscheint A. nur neben der ephesischen Artemis als Vertreter von Pergamon (Homonoiamünzen), selbständig niemals. Guhls (Ephesiaca 123) Schluss auf A.-Kult ist unzureichend. Möglicherweise aber ist unter dem Σωτήρ CIG 2998 der Heilgott gemeint.]
136) Kolophon (Aristid. I 491), Münzen seit Caracalla, Mionnet III 78, 125 (A., Hygieia, Telesphoros).
137) Teos (Colonie der orchomenischen Minyer. O. Müller Orchom.² 393). Autonome Münzen Mionnet III 261, 1492 etc.
138) Erythrai, nur Münzen seit Traian (Mionnet Suppl. VI 222, 955).
139) Klazomenai (unter den Colonisten namentlich Phliasier und Kleonaeer, Paus. VII 3, 9. vgl. o. nr. 47 u. 49). A. auf autonomen (Mionnet III 69. 71) und Kaisermünzen.
140) Phokaia (von Minyern aus Orchomenos colonisiert, Nicol. Dam. frg. 53 Müll.), autonome Münze Dumersan Méd. inéd. 87; Iulia Domna (Mionnet III). Der Phokaeer Rufus heisst οὐκ ἀνήκοος Ἀσκληπιοῦ Arist. I 469 Dind.
141) Smyrna: a) Eine von Pergamos aus zu Pausanias Zeit gegründete Filiale II 26, 8 Ἀ. τὸ ἐπὶ θαλάσσῃ), vgl. Aristid. I 531 Dind. b) Älteren Kult bezeugt die Münze Domitians Mionnet Suppl. VI 338, 1679 (vgl. 320, 1572f.), vgl. Aristid. I 449 (Asklepieion im Gymnasion). Phil. vit. soph. II 26 (ἐν τῷ τοῦ Ἀ. γυμνασίῳ). CIG 3158 (A. Παιήων). 3159 (A. ἰητήρ). 3170 (Priester).

C. Nördliche Route (aeolisch).
Lesbos:
142) Mytilene. Wenn der Vater der eponymen Heroine, der Aiolide Makar, ein aus dem Peloponnes gekommenes Bevölkerungselement vertritt (vgl. Tümpel Lesbiaca, Philol. 1889, 123), so ist in Lesbos, dem Sohn des Aioliden Lapithas, der aus Thessalien kommt und Mytilenes Gemahl wird (Diod. V 81), wohl eine Zuwanderung thessalischer Minyer ausgedrückt. Der Tempel des Ἀ. Σωτήρ lag auf der Akropolis und war das Hauptheiligtum der Stadt (Athen. Mitt. 1888, 56). Priestertum διὰ γένευς (ebd. 55 nr. 6). Vgl. Inschriften von Pergamon I nr. 13 (aus Eumenes I. Zeit). Athen. Mitt. 1886, 263 (aus 193 v. Chr.). CIG 2194. Das auf Münzen der Kaiserzeit neben A. sich findende Παγκρατίδης fasst Sallet Ztschr. f. Num. V 331 als Beiname des Gottes.
143) Eresos, Münze des Philippos iun. mit stehendem A. (Fox Engravings II nr. 61).
144) Pordoselene (bei Lesbos), CIG 2166 b, vollständiger bei Collitz 304 b. Auf autonomen Münzen A. und Hygieia (Mionnet II 629, 131). Kaisermünzen seit Antoninus Pius.
145) Temnos, nur auf Münzen seit Faustina iun. (Mionnet III).
146) Magnesia a. Sip., Journ. Hell. Stud. III 59 (Priester). Autonome Münzen Mionnet IV und Suppl. VII.
147) Magnesia a. M., πόλις Αἰολίς mit seinem nach dem thessalischen Trikka zurückweisenden Flüsschen Lethaios, Strab. X 554. XIV 647, vgl. Anakr. frg. 1. [1674] Für den Kult zeugen nur Münzen seit Elagabal (Mionnet III). Er scheint nicht direct von Thessalien, sondern zunächst vom kretischen Gortyna (nr. 108) zu stammen, das auch einen Lethaios besass. In Magnesia kennt neben Magneten auch Kreter Strab. XIV 636. Bei Konon narr. 29 sind beide Bevölkerungselemente in eins zusammengeflossen.
148) Aigai, nur Münzen seit Claudius (Mionnet III).
149) Myrina, autonome Münzen mit Telesphoros. Statuette des A. Bull. hell. 1882, 572.
150) Kyme, Münzen seit Septimius Severus (Mionnet III).
151) Elaia, Inschriften von Pergamos I 246 (Attalos III. Zeit) ναὸς Ἀ. Σωτῆρος. Bull. hell. IV 377: Agone zu Ehren der A. Soter. Autonome und Kaisermünzen (Mionnet Suppl. VI 27, 174 etc.).
152) Pitane, Telesphoros ((Mionnet II 627, 718), Omphalos mit Schlange, Pentagramm (vgl. Roschers Lex. I 2784), Head HN 464.
153) Pergamos. In attalischer Zeit machte es den erfolgreichen Versuch, sich die Telephossage und damit den Ruhm arkadischen Ursprungs anzueignen. Von Hause aus aber gehört der Tegeat Telephos gar nicht nach Pergamos, sondern nach dem am unteren Kaikos gelegenen Teuthrania (erwiesen Thraemer Pergamos 165–218. 379ff.). Pergamons Anfänge sind ganz dunkel, den aeolischen Städten hat man es mit Unrecht zugezählt; um 490 ist es im Besitz des euboeischen Emigranten Gongylos (Thraemer a. a. O. 220). Der A.-Kult knüpft an Epidauros an, Paus. II 26, 7: ein Pergamener Aristarch, Sohn des Aristaichmon (beide Namen kehren wieder Inschr. v. Pergam. I nr. 190), wird in Epidauros von einem Beinbruch geheilt und gründet aus Dankbarkeit das pergamenische Heiligtum, vgl. Arist. I 409. Die jeden legendarischen Beisatzes entbehrende Gründungsgeschichte weist auf ein Ereignis der geschichtlichen Zeit. Es wird in den Zeitraum fallen, während dessen der epidaurische Kult sich notorisch ausserhalb des Peloponnes geltend gemacht hat (Filiale in Athen 420, in Rom 293 v. Chr.). Bei Aristid. I 772 Dind. ist die arkadische ἀποικία (Telephos) die ältere, die epidaurische (A.) die jüngere. Historisch liegt speciell für die Stadt Pergamos die Sache gerade umgekehrt. a) Das beträchtlich ausserhalb der Stadt (vgl. Curtius Abh. Akad. Berl. 1872, 52. Ergebn. d. Ausgrab. zu Perg. 1880, 118) gelegene τέμενος τοῦ Ἀ., zuerst erwähnt während des Krieges zwischen Eumenes II. und Prusias, mit gerühmter Statue des Phyromachos (Polyb. XXXII 25; über die Zeit des Phyromachos vgl. u. S. 1695). In hellenistischer Zeit treten Kult und Heilanstalt noch wenig hervor: Kupfermünzen der Attaliden (Imhoof-Blumer Abh. Akad. Berl. 1884, 12f. sitzender A.). Autonome Münzen aus der Zeit der römischen Republik mit Ἀ. Σωτῆρος (Mionnet II 589, 496), mit stehendem A. (ebd. nr. 501 etc.). Das Asylrecht half im mithradatischen Blutbad nicht (App. Mithr. 23). Bestätigung durch Tiberius Tac. ann. III 63. Bedeutender Aufschwung in der Kaiserzeit, vgl. Aristeides passim (I 63 Dind. κοινὴ τῶν ἀνθρώπων ἑστία). Luc. Icarom. 24. Philostr. v. Ap. IV 34. Incubation (Aristeides heilige Rede etc.). Im Temenos Tempel des A. Soter (vgl. Epidauros), Tempel der Hygieia, Capelle des Telesphoros (Aristid.). Letzterer ist eine spezifisch pergamenische Figur (Paus. II 11, 7), CIG 6753 Telesphorion [1675] genannt. Koronis (Münze Sabinas Mionnet II nr. 563). Verehrung Machaons im Anschluss an das Epos (Paus. III 26, 9; vgl. Aristid. I 74 Dind. und dazu Thraemer Pergamos 217). Fest Ἀσκλήπεια CIG 3208. b) Tempel des Zeus A., Aristid. I 64 Dind. etc. (vgl. d. perg. Inschr. mit A. Olympios in Berlin, unediert Invent. I 134). Er ist eine Gründung aus der Mitte des 2. Jhdts. n. Chr (vgl. o. S. 1661f.). In diesem Kult findet die dominierende Bedeutung des pergamenischen Heilgottes ihren glänzendsten Ausdruck.
154) Antandros, auf Münzen seit Antoninus Pius.
155) Gargara, autonome Münze mit Telesphoros (Mionnet II 552, 249) etc.
156) Assos (colonisiert von Mytilene, o. nr. 142). Münzen seit Commodus.
157) Alexandria Troas, CIG 3582. 3877 (A. Soter).
158) Abydos, autonome Münzen (Mionnet II 634, 27 etc.).
159) Lampsakos (colonisiert von Phokaia, o. nr. 140), CIG 3461 b (mit grosser Feierlichkeit begangene Asklepieia).
160) Kyzikos (der Eponym hat dieselben Ahnen [Apoll und Stilbe] wie der hestiaeotische A., Schol. Apoll. Rhod. I 949). Colonisiert von Milet, o. nr. 132. Nur Münzen seit Antoninus Pius.
161) Kios (milesische Colonie). Nur Münzen seit Marc Aurel.
162) Kalchedon (Colonie von Megara o. nr. 42), Dittenberger Sylloge 369 = Collitz 3052 (Asklepieion mit erkaufbarem Priesteramt), vgl. Herm. XVI 164ff.

Thrakische Küste und Inseln.
163) Byzanz (Colonie von Megara nr. 42). Nur Münzen seit Septimius Severus (Mionnet Suppl. II A. u. Hygieia).
164) Perinth (Colonie von Samos nr. 131), nur Münzen seit Hadrian (Mionnet Suppl. II).
165) Ainos, nach Vorausgang von Alopekonnesiern durch nr. 142 (Mytilene) und 150 (Kyme) colonisiert. Autonome Erzmünze mit unbärtigem A. (Mionnet Suppl. II 214, 588). Vgl. die Schlange als Beizeichen auf Goldmünzen des 4. Jhdts. Head HN 214.
166) Maroneia, colonisiert von Chios, für welches bis jetzt der Kult nicht nachweisbar. Erzmünze Head HN 217.
167) Imbros, Conze Reisen S. 94: Inschrift und Relief.
168) Samothrake, Ath. Mitt. 1893, 376, 26 (Inschrift).
169) Thasos, von nr. 128 (Paros) colonisiert. Inschriften Rev. arch. 1865 II 140. Herm. III 233 (Priester).

Makedonien.
170) Amphipolis, Dittenberger Syll. 439 (Priester).
[171) Stageiros. Der hier blühende Zweig der Asklepiaden leitete sich von Machaons Sohn Nikomachos her (Hermipp bei Diog. Laert. V 1. Dion. Hal. ad Amm. 5), schwerlich dem messenischen (o. nr. 83); bei Suid. s. v. heisst er καὶ αὐτὸς Σταγειρίτης. Stageiros war Colonie von Andros. Sollten seine Asklepiaden nicht auch von jener Insel gekommen sein? Für andrischen A.-Kult fehlt ein Zeugnis, wenn es sich nicht etwa im Namen des Vorgebirges Paionion (Geogr. gr. min. I 95) versteckt.]
172) Dion, Zeugnisse erst für die Colonia Iulia Diensis seit Caracalla, Mionnet Suppl. IV.

Der Westen.
Grossgriechenland.
173) Tarent lässt als Colonie Spartas in seinem A. den Sohn der Arsinoe erwarten. Doch das einzige Zeugnis, Iulian adv. christ. p. 198 Neum. fasst den tarentinischen Kult als Filiale des epidaurischen. Über die verdächtige Weihinschrift Aesculapio Tarentino Salenius Arcas vgl. Athen. Mitt. 1882, 165, 1 und Berl. Ztschr. f. Numism. 1882, 173.
174) Metapont, colonisiert von Phokern, dann [1676] von Achaeern, also darf man A.-Kult erwarten. Auf Münzen bester Zeit erscheint ein schöner weiblicher Kopf mit der Beischrift Ὑγίεια. Bei Roscher I 2780 habe ich die Beziehung dieses Bildes auf die Tochter des A. gegen Sallet verteidigt.
175) Kroton, colonisiert von Rhypes in Achaia. Das Asklepieion erwähnt Iambl. v. Pyth. 27 § 126. Der berühmte Arzt Demokedes von Kroton wäre nach Suidas s. v. Sohn eines knidischen A.-Priesters gewesen, also – die Richtigkeit der Angabe vorausgesetzt – für einen Asklepiaden zu nehmen.
176) Rhegion. Da sich an der Colonisation neben Chalkidensern auch Messenier beteiligten, darf man im rheginischen A. den Sohn der Arsinoe vermuten. Auf Erzmünzen erscheinen A. und Hygieia häufig (vgl. Carelli Taf. 199. Head HN 95f.). Ein jugendlicher nackter A. bei Head HN 90.
177) Pompeii. Des früher dem A. zugewiesenen Tempelchens Inhaber war vielmehr Iuppiter, vgl. Overbeck Pompeii⁴ 110ff. Der Aesculap Guattani (die Inschrift seiner Basis IGI 968) braucht nicht aus einem Asklepieion zu stammen.
178) Puteoli, IGI 832.
[179) Merkwürdig ist das Traum- und Heilorakel des Podaleirios bei den Dauniern, Strab. VI 248. Lykophr. 1047 und Timaios bei Tzetzes zu Lykophr. 1050 (vgl. v. Wilamowitz Isyll. 50).]

180) Rom. Das Heiligtum auf der Tiberinsel (Aesculapii aedes vetus, Varro de l. l. VII 57) war eine 293 v. Chr. gegründete Filiale von Epidauros (Liv. X 48. Ovid. met. XV 660ff.; fast. I 289f. Val. Max. I 8, 2. Strab. XII 567. Denkmünze des Commodus mit der aus dem Schiff auf die Insel schlüpfenden epidaurischen Schlange bei Panofka Asklepios und Asklepiaden Taf. 2, 3 = Müller-Wieseler II 41, 788). Dorthin brachte man gern kranke Sclaven (Suet. Claud. 25). Incubation (CIL VI 8 Flavius Autyllas ex viso Asklepio aram) und Wunderkuren (die sog. maffeischen Inschriften CIG 5980 [aus späterer Zeit]). Vindemia Aesculapii Arnob. VII 24. Heilige Hunde (Festus ep. p. 110). Die Neapler Aesculapstatue (abgebildet in Roschers Lex. I 634) soll von der Tiberinsel stammen. Von Rom (das im Laufe der Zeit mehrere Heiligtümer des A. erhielt) hat sich der Dienst in Italien ausgebreitet (Antium, Ostia, Tibur u. s. w.).

Sicilien.
181) Messana. Den Kult mögen die von Rhegion (o. nr. 176) kommenden Messenier mitgebracht haben. Inschrift der Kaiserzeit IGI 402: Ἀ. καὶ Ὑγιείᾳ Σωτῆρησιν πολιούχοις.
182) Syrakus, Cic. in Verr. IV 127 (Tempel). Athen. XV 693 (goldener Tisch). Polyaen. V 2, 19 (viele Weihgeschenke aus Silber und Gold). Bei Cic. de nat. deor. III 83 ist irrtümlich von einer Beraubung des epidaurischen Tempelbildes durch Dionysios die Rede. Den gleichen Irrtum begeht Cicero bezüglich des olympischen Zeus. Da letzterer sicher nicht der pisatische, sondern der syrakusische ist, so mag auch Ciceros ,epidaurischem‘ A. ein Beiname des syrakusischen A. zu Grunde liegen (vgl. S. 1679). A. auf Erzmünzen Head HN 165.
183) Akragas, Tempel des A. vor der Stadt für 491 v. Chr. erwähnt von Polyb. I 18. Darin Apollonstatue von Myron, Cic. in Verr. IV 93. Münzen aus dem 3. Jhdt. Head HN 108.
184) Menainon, Erzmünzen aus römischer Zeit Head HN 132.
[185) Selinus. Die Beziehung der Münze Head [1677] Fig. 91 auf A.-Kult scheint mir nicht gesichert, vgl. Roschers Lex. I 630.]
186) Gela. Dass die Stadt A.-Kult besessen hat, lässt sich einerseits aus dem Asklepieion der Tochterstadt Akragas (nr. 183), andererseits aus der Beziehung der Geloer zu Rhodos folgern (Gela wurde 690 vom Lindier Antiphemos und dem Kreter Entimos gegründet, Thuk. VI 4. Steph. Byz. s. Γέλα). So erfahren wir denn auch, dass der berühmte Arzt Pausanias von Gela ein Asklepiade war (Anth. Pal. VII 508).

Seit Alexander d. Gr. verbreitete sich der A.-Kult weit über die barbarischen Lande. So gründete z. B. Ptolemaios Epiphanes auf Philai an der Südgrenze Ägyptens ein Heiligtum des A. (CIG 4894). Beim erneuten Aufschwung in der Kaiserzeit wandert der Kult bis an die Grenzen des Weltreichs, wird an entlegenen Orten auch mit barbarischen verschmolzen (vgl. S. 1679f.). Einige Beispiele von der Peripherie des römischen Reichs in Roschers Lex. I 2786. Die Liste bei C. Walton The cult of Asclepios, New York 1894, 95ff. ist reich an Irrtümern.

IV. Die Beinamen des Asklepios.

Das folgende Verzeichnis berücksichtigt vornehmlich die Kultbeinamen; die poetischen Epitheta findet man zusammengestellt bei Bruchmann Epith. deorum, quae apud poet. gr. leguntur. Suppl. zu Roschers Lex. 1893.

A. Specifisch iatrische Beinamen.

Ihre Zahl ist im Vergleich mit der Menge der übrigen auffallend gering.

  • Ἰατρός (Balagrai III 109).
  • Ἰητήρ (Smyrn. Weihepigr. CIG 3159; über den ἀμύμων ἰητήρ Il. IV 194. XI 517 vgl. v. Wilamowitz Is. 46, 3).
  • Εἰητήρ (CIG 3538. Fouill. d’Épid. nr. 140).
  • Ἰατήρ (Fouill. d’Épid. 7 Z. 18).
  • Ἰήιος (CIA III 171).
  • Κοτυλεύς bei Sparta (III 96).
  • Ὄρθιος (Fouill. d’Épid. 155) wird von Baunack Stud. I 89 iatrisch gefasst (,der vom Krankenlager aufhilft‘), kann aber auch allgemeiner gefasst sein.
  • Παιάν (Fouill. d’Epid. 7, 66, vgl. Bergk zu Sophokles’ Paian auf A. PLG⁴ II 245ff.).
  • Παιήων (Fouill. d’Épid. 47. 258. CIA III 171. CIG 3158). Bei Nic. Ther. 685 schlechtweg Paieon für A.; Παιών (Ar. Plut 636. CIA III 263. Andromachos bei Galen. de antidot. I 6 [XIV 42 Kühn]).
  • Σωτήρ, der verbreitetste und häufigste Beiname, hat natürlich sehr oft iatrische Bedeutung, aber auch nicht selten, wie bei so vielen anderen Gottheiten, die allgemeine des Beschirmers (vgl. z. B. Fouill. d’Épid. 7 Z. 76 den σωτῆρα εὐρυχόρου Λακεδαίμονος); er ist bezeugt für Hyettos (III 15), Hermione (III 55), Epidauros (III 51) durch Münzen und Inschriften, auf letzteren aber nur in Verbindung mit der ionischen Form Ἀσκληπιός, was für das Aufkommen dieses Beinamens in Epidauros einen zeitlichen Anhaltspunkt giebt, Athen (III 34), Kos (III 122), auch hier wie in Epidauros nur in Verbindung mit der Form Ἀσκληπιός; Mytilene (III 142, Tempel des Soter), Elaia (III 151, Tempel des Soter), Pergamon (III 153, auf Inschriften und Münzen, bei Aristeides etc.), Alexandria Troas (III 157), Odessos (CIG 2056f.), Philippopolis (Mél. d’arch. et d’épigr. 1892, 342), beim heutigen Jschiklü in Phrygien (ἐν Κωνστ. ἑλλ. φιλολ. σύλλογ. XV [1884] 65 nr. 12), Milet (III 132), Tium (Münzen), Nikaia (Münzen), Thyateira (Bull. [1678] hell. 1887, 463), Ankyra (Mionnet Suppl. VII 638, 35. CIG 4016f.), Termessos (Lanckoroński Städte Pamphyl. u. Pis. II nr. 16), Kukuros (Bull. hell. 1883, 132), Aigai Kilik. (Münzen), Paros (III 128), Messana (III 181) etc. Bei Schriftstellern oft blos ὁ Σωτήρ (Arist. I 120 Dind. etc.). Über den Σωτὴρ τῶν ὅλων o. S. 1661f.
  • Der auf Homolles Angabe (Mon. grecs 1878, 45) hin bei Roscher I 627 aufgenommene, bei Preller-Robert I 525, 1 wiederholte Beiname Λυσανίας ist zu streichen, wie aus der im Bull. hell. 1882, 38 publicierten Inschrift erhellt (Z. 44: ἱεράζοντος τῷ Ἀ. Λυσανίου), ebenso auch Τελεσφόροι als Beinamen von A. und Hygieia bei Preller-Robert I 527, 2, denn die dort angezogene epidaurische Inschrift nennt die Trias A. Hygieia und Telesphoros, vgl. Fouill. d’Épid. I nr. 82.

B. Beinamen allgemeiner Art.

  • Ἀρχαγέτας in Tithorea (III 20) und überhaupt in ganz Phokis. Der Beiname ist besonders für Heroen üblich, aber auch für Götter, z. B. Apollon, Dionysos, Athena, Artemis, Demeter.
  • Φιλόλαος in Asopos (III 98).
  • Δημαίνετος im Alpheiosthal (III 66).
  • Ξένιος in Athen (Ἐφημ. ἀρχ. 1889, 62 nr. 8 aus römischer Zeit). Die Güte und Hülfsbereitschaft des Gottes preisen die Beinamen Εὔκολος (Fouill. d’Épid. 133; der Εὔκολος des Mannheimer ,Totenmahls‘ [v. Sallet Ztschr. f. Numism. 1878, 391] ist nicht A.). Ἐπήκοος (Fouill. d’Épid. 140; Δελτ. 1888, 134, [Peiraieus]).
  • Ἐπικούριος (CIG 6815 Alba Iulia), vgl. den Deus Aesculapius subveniens der Münze von Parium, Mionnet II 581, 440.
  • Ἀλεξίπονος (Fouill. d’Épid. 78, vgl. Orph. h. 66).
  • Θεὸς φιλάνθρωπος (CIG 6813 Ulpia Traiana; vgl. Arist. I 410 πραότατος καὶ φιλανθρωπότατος. Ael. n. a. IX 33 θεῶν φιλανθρωπότατος).
  • Συγγνώμων (Fouill. d’Épid. 70).
  • Ἤπιος (vgl. S. 1643). Da Volksetymologie das Wort im Namen des Gottes enthalten dachte, wird es häufig herangezogen, z. B. Herodas IV 18. CIA III 171 b. 171 (ἠπιόφρων).
  • Im Orph. hymn. 67 findet sich unter einem Dutzend poetischer ἐπικλήσεις des A. ἠπιόδωρε. Das nimmt O. Gruppe Die griech. Kulte u. Mythen I 146 zum Ausgangspunkt höchst gewagter Speculation.
  • Über Σωτήρ vgl. S. 1677.
  • Den Glanz göttlichen Wesens bezeichnen die lakonischen Beinamen Αἰγλαήρ, Ἀγλαόπης (Hesych.), [Ἀγλαός auf koischen Münzen, ist nicht Beiname des A. (Realencycl. I 467. Roschers Lexik. I 627), sondern Beamtenname], und allgemein die Hoheit und Macht des Gottes Beinamen wie Ἄναξ (Fouill. d’Épid. 27. Herodas IV 1); vielleicht Παγκρατίδης (auf Münzen von Mytilene III 142) und Παγκρατής auf Münzen von Dyrrachion (III 33).
  • Ὑπα⟨ταῖος⟩ (Paros, III 129).
  • Κύριος, Alba Iulia CIG 6815 (vgl. Drexler in Roschers Lex. II 1759).
  • Δεσπότης, häufig bei Aristeides (vgl. auch Roschers Lex. II 1765).
  • Dominus, CIL VI 5. 6. 17. 18 etc. (Roschers Lex. II 1767).
  • Δαίμων σεμνότατος (Paian v. Ptolemais Rev. arch. 1889, 71).
  • Numen sanctum, Sanctus (CIL VI 5. 6 etc.).
  • Augustus (CIL II 2004 etc.).
  • [Der Beiname Πάνθειος ist eine Erfindung C. Waltons Cult of A. 83; die betreffenden epidaurischen Inschriften sprechen von Weihungen an das Πάνθειοω.]
  • Der Ἀσκλαπιὸς Καῖσαρ (Paton-Hicks Inscr. of Kos nr. 92. 130) ist der mit dem Gott identificierte Kaiser; man vgl. die Σεβαστὴ Ὑγίεια [1679] (= Livia) der athenischen Akropolis und Kaiserstatuetten mit den Attributen des A.

Zum Range der Olympier und schliesslich des Götterkönigs wird A. erhoben in den Beinamen:

  • Ὀλύμπιος (Pergamons, III 153);
  • Βασιλεύς (CIG 5974 b. IGI 967; vgl Ael. n. a. IX 33. Aristeides häufig. Orph. hymn. 1, 37 [βασιλεὺς μέγας Ἀ.);
  • Ζεύς (Hermione III 55. Fouill. d’Épid. 136; Pergamos: Διὸς Ἀσκ. νεώς Aristid. I 64 etc., vgl. o. S. 1661f. 1675).

C. Beinamen nach äusserlichen, meist örtlichen Beziehungen.

  • Ἀγνίτας, nach dem Material des Xoanon (Sparta, III 95 a).
  • Αἰγεώτης (so Robert bei Preller I 518, 4 im Hinblick auf die neben A. erscheinende Ziege statt Λιγεώτης Fouill. d’Épid. 54).
  • Αὐλώνιος (III 86).
  • Γορτύνιος, Beiname einer A.-Statue von Marmor in Titane (III 47). Über v. Wilamowitz Annahme o. S. 1663. Wenn das puppenartig bekleidete Kultbild von Titane aus der ältesten Überlieferung des Heiligtums stammt (der A. Τειτάνιος), so ist das Marmorbild des Γορτύνιος vielleicht eine Copie des jugendlichen A. von Skopas in Gortys (III 75).
  • Ἐπιδαύριος; abgesehen von den Fällen, wo damit der epidaurische Gott bezeichnet ist (so auch schlechtweg Epidaurius bei Arnob. III 21), scheint das Epitheton bisweilen auch die Herkunft des Kultus aus Epidauros zu bezeichnen (die Inschrift des Mus. Chiaram. Aesculapio Epidaurio et Saluti, Preller Röm. Myth.³ II 244, 1, ist unecht, s. CIL VI 3452*). Bei Cic. nat. deor. III 83 idemque (Dionysius) Aesculapii Epidauri (l. Epidaurii) barbam auream demi iussit kann von Epidauros jedenfalls nicht die Rede sein; da nun Cicero im vorhergehenden den syrakusischen Iuppiter Olympius (Ael. v. h. I 20) mit dem der Altis verwechselt hat, so mag in seiner Vorlage auch von der Statue eines syrakusischen Aesculapius Epidaurius die Rede gewesen sein. Ist diese Vermutung richtig, so gewinnen wir in Syrakus eine neue Filiale des epidaurischen Kultus.
  • Καούσιος (III 71).
  • Ἀ. ὁ ἐν Κρουνοῖς (III 24).
  • Μουνύχιος (III 37).
  • Μύστης, wegen Teilnahme an den Eleusinien (III 38).
  • Παῖς, mehrfach in Arkadien (III 70. 76).
  • Πανταλιώτης (Fouill. d’Épid. 82 [dem A. von Pantalia in Thrakien geweiht]).
  • Περγαμηνός nicht selten in Weihinschriften ausserpergamenischer Asklepieen (Fouill. d’Ép. 137. CIG 6753 [vermutlich aus der Stadt Epidauros verschleppt]. CIL III 1417 a [Ulpia Traiana]).
  • Σχοινάτας ἐν τῷ ἕλει bei Sparta, also wohl ,Binsen-A.‘ (CIG 1444); Wide Lak. Kulte 191 denkt dagegen an Zusammenhang mit dem boiotischen Schoinos (?).
  • Τειτάνιος (III 47).
  • Τρικκαῖος in Gerenia (III 83).
  • Φιναῖος auf Münzen von Nikopolis (III 29) von v. Sallet als Beiname des A. erklärt.

D. Durch Syncretismus zugewachsene Beinamen.

Phoinikisch: a) Ἀ. Λεοντοῦχος Ἀσκαλωνίτης, Marin. v. Procl. 19 (vgl. Drexler bei Roscher II 1946). – b) Ἔσμουν in Berytos (Phil. Bybl. FHG III 569. 27. Damasc. v. Isid. § 302 West.; auf Münzen, die Berytos zugeschrieben werden [Kenner St. Florian 176], erscheint A. im Typus griechischer Kunst); zwischen Berytos und Sidon am Tamyras Ἀσκληπιοῦ ἄλσος bei Leontopolis, Strab. XVI 756 (vgl. Renan Mission de Phénicie 595); in Marathos (Münzen mit griech. [1680] A.-Typus Mionnet Suppl. VIII 260, 100). Über das Verhältnis von Esmun zu A. vgl. O. Gruppe Griech. Kulte und Mythen I 378. Der auf der Byrsa von Karthago verehrte A. (Strab. XVII 832. Liv. XLI 22. XLII 24) ist wohl gleichfalls Esmun. – c) Μήρρη in der dreisprachigen Inschrift auf Sardinien, IGI 608 (Eschmun me-arrech = Ἀ. Μήρρη). Über die beiden in der orientalisch-hellenistischen Mythologie mit A. gleichgesetzten Figuren Asqulebithsa (Ασκλπιάδης) und Dewanai vgl. v. Gutschmid Die nabataeische Landwirtschaft, Kl. Schrift. II 631f.

Ägyptisch: Ἰμούθης ,der in Frieden kommt‘; Sohn des Ptah (Hephaistos), unter andrem Erfinder der Heilkunst, Fabricius-Harles Bibl. Gr. I 59 (vgl. Lauth S.-Ber. Akad. München 1875, 89ff. Drexler bei Roscher II 123 s. Imhotep). Sein Hauptheiligtum in Memphis Amm. Marcell. XXII 14, daher Clem. strom. I 21, 134 Ἀ. ὁ Μεμφίτης.

Thrakisch: Zimidrenus in einer Militärinschrift des 3. Jhdts. im Conservatorenpalast (CIL VI 2799: Asclepio Zimidreno cives Philippopolitanorum).

V. Die Attribute des Asklepios.

Vgl. meine Zusammenstellung bei Roscher I 627–630. Hier sei nur einiges hervorgehoben, zunächst die bemerkenswerte Thatsache, dass die Zahl der specifisch ärztlichen Attribute des Gottes äusserst spärlich ist, wenn auch antike und moderne Willkür, befangen in der Vorstellung des Arztes, vielen Attributen, wie der Ziege, dem Hund, der Schlange, dem Stabe, der Schale, dem ,Omphalos‘ u. a. einen medicinischen Sinn hat aufzwingen wollen.

A. Attribute des Arztgottes. Bücherrolle und Tafel als Hinweis auf die ärztliche Wissenschaft finden sich bisweilen: Aesculap Ludovisi (Clarac 294, 1164); Diptychon Gaddi (Müller-Wieseler II 61, 792a); Kaisermünze von Apamea (Panofka Asklepios u. die Asklepiaden Taf. II 6). Reimser Bronze der Pariser Nationalbibl., Babelon-Blanchet Bronzes ant. de la Bibl. nat fig. 598. Albric. 20 nennt pyxides unguentorum et alia instrumenta medica in sinu, was aber kunstarchaeologisch kaum zu belegen ist. Σικύα (?): einen eigentümlich geformten Gegenstand hatte auf Münzen von Amorgos und Epidauros bereits Cadalvene als ärztliches Attribut des A., dann Lambros (Νομίσμ. τῆς ν. Ἀμόργου 1870) speciell als ,Schröpfkopf‘ (σικύα) erklärt. Trotz Zustimmung Weils (Athen. Mitt. I 330) und Heads (HN 408) kann ich das keineswegs für erwiesen halten; vgl. die Gegenbemerkungen von Becker und Friedländer Wiener Num. Ztschr. 1870, 359ff. 385ff. Nicht besser steht es mit der ,chirurgischen Zange‘ des A. auf Münzen von Atrax (III 5). Einen aus verschiedenen medicinischen Pflanzen zusammengesetzten Kranz trägt angeblich die A.-Büste der Pariser Nationalbibl., Babelon-Blanchet nr. 601. Ein Mohnbüschel hält die Pariser Erzfigur (Babelon-Blanchet nr. 599) in der Rechten, offenbar eine Anspielung auf die Incubation.

B. Attribute allgemeinerer Art. Hierher gehören die Schale, das Diadem (die wulstige, als θερίστιον erklärte Kopfbinde findet sich an epidaurischen Statuetten des A. [Fouill. d’Épid. I Taf. IX 22–24], an der vermutlich von der [1681] Tiberinsel stammenden Statue in Neapel [Roschers Lex. I 634] und noch in einigen Beispielen, ist aber nicht ausschliesslich dem A. eigentümlich; vgl. Herakles, Papposilen, tanagraeische Terracotten etc.), der Kranz (Lorbeerkranz oft auf Münzen, Kranzspuren auch bei einem Relief aus Epidauros, Ἐφημ. ἀρχ. 1894 Taf. I 2; einen Fichtenkranz trägt die Berliner Statuette, Friederichs Geräte und Bronzen nr. 1846 b). Dem A. genehme Baumarten sind ferner Cypresse, Pinie, Ölbaum (Paus. III 23, 7) und Keuschlamm (Ἀ. Ἀγνίτας in Sparta). Lorbeerzweige scheint A. auf pergamenischen Münzen in der Hand zu halten, wie sonst Hygieia (Pompeian. Gemälde Müller-Wieseler II 61, 782, herculan. Erztafel Böttiger Kl. Schrift. I Taf. 2). Wenn aber bei Hesych. s. Ἀσκληπιάς der Lorbeer geradezu nach dem Gott benannt ist, so liegt darin wohl eine Verwechslung mit dem von Dioskorides III 106 beschriebenen heilkräftigen κισσίον, das officinell ἀσκλαπιάς hiess, vgl. Etym. M. s. ἀσκελές. Das Scepter als eine Betonung der göttlichen Würde findet sich verhältnismässig selten (besonders beim thronenden A.), ungleich häufiger der Stab, entweder bis unter die Achsel reichend oder kurz und dann meist dick und knorrig (Roschers Lex. I 628). Selbst die chryselephantine Statue des Thrasymedes hielt nur eine βακτηρία, doch war diese nach den epidaurischen Münzbildern von scepterartiger Länge. Auf eine nicht mehr erkennbare religiöse Bedeutung des A.-Stabes weist die feierliche ἀνάληψις τῆς ῥάβδου zu Kos (Ps.-Hippokr. epist. XI). Über den ,Omphalos‘ (soll nach Loewy Aren. Jahrb. II 110 die Eschara sein [?]) und den Globus, ebenso über die Tiere im Kult des A. sei auf Roschers Lexikon verwiesen. Doch mögen hier noch einige Bemerkungen über Schlange und Hund Platz finden.

Die Schlange, das uralte Symbol des Erdgeistes, ist das Hauptattribut des A., und so heilig gehalten, dass es bei unbeschränkter Vermehrung zur Plage werden konnte (so in Rom, Plin. n. h. XXIX 72). Dass die Schlange von Hause aus zu A. gehört, ist richtig in der Überlieferung festgehalten, die den jugendlichen Gott auf dem Pelion das Tier für sich aufziehen lässt (Schol. Nic. Ther. 438). Dagegen ist das αἴτιον bei Hyg. poet. astr. II 14 samt der ganzen Glaukosgeschichte aus der echten Mythologie des A. auszumerzen (vgl. o. S. 1654). Die epidaurische Species, nach Aelian n. a. VIII 12 der παρείας, war leicht zähmbar und über die Filialen des ,Hierons‘ als Tempelinventar verbreitet (Paus. II 28, 1). Eine andere Gattung scheint in der heiligen Schlange von Titane (III 47) vorzuliegen, da man sie aus Furcht möglichst unbehelligt liess. Eine dritte, sehr grosse Species wurde unter den Ptolemaeern Philadelphos und Euergetes aus Aithiopien in das Asklepieion von Alexandreia verpflanzt und dort mit grosser Sorgfalt gehegt (Ael. n. a. XVI 39). Die o. S. 1655f. besprochene Concentrierung des A. auf den ärztlichen Beruf spiegelt sich auch an seiner Schlange wieder, wenn diese in den epidaurischen Wunderkuren (Abschn. IX) und im Plutos des Aristophanes als Heilgehülfe des Gottes erscheint. Eine Tendenz zur Identificierung der Schlange mit dem Gott ist hier nirgends erkennbar, dagegen wird sie zum Sitz [1682] seines Numen in den Gründungssagen von Sikyon und Rom, und nach einer (der Geschichte von Olympias nachgebildeten) sikyonischen Tempellegende wohnt A. der Mutter des Arat in Schlangengestalt bei (s. unter Aristodeme Nr. 2). Aus solchen Vorstellungen der hellenistischen Zeit schliesse man nicht vorschnell auf ein ursprünglich theriomorphisches Stadium der A.-Religion. An diese Vorstellungen hat der späte Schwindel des Alexander von Abonuteichos mit seiner Schlange Glykon angeknüpft, doch steht er ausserhalb der Geschichte des A.-Kultes. In der Kunst ist die Schlange der fast stetige Begleiter des Gottes und seiner Tochter Hygieia. In älteren Darstellungen meist in freierer Weise mit A. componiert, ringelt sie sich je später desto häufiger um seinen Stab. Dadurch ist das zusammengesetzte Attribut des ,Schlangenstabes‘ entstanden, das als Symbol des ärztlichen Berufs die antike Welt überdauert hat. Als selbständig gewordenes Attribut ist es dem Stabe des Gottes meines Wissens zuerst an die Seite gestellt auf einer Münze der Magneten aus dem 2. Jhdt. v. Chr. (III 10 a); hier hält der Gott in der Linken ein Scepter und zugleich in der Rechten einen kleinen Schlangenstab. Bei Hygieia ist letzterer nur sehr selten verwendet worden (Beispiele bei Roscher I 2788), wohl ebensosehr in Erwägung ihrer dem Heilungswesen im Grunde abgewandten Bedeutung (o. S. 1657), wie aus künstlerischem Gesichtspunkte. Dagegen ist der Schlangenstab zur Andeutung iatrischer Wirksamkeit auf andere Götter wie Herakles, Sarapis, Deus Lunus (Roscher I 629) übergegangen. Als Attribut St. Albans finde ich ihn auf einem Cameo bei King Ant. gems and rings II 9.

Der Hund auf Münzen der Magneten (III 10 a) gehört wohl dem Jägersmann des Pelion (Xenoph. cyneg. 1. Apollod. III 10, 3). Wächter des neugeborenen Gottes ist er in der epidaurischen Geburtssage (s. Aresthanas), erscheint neben der Statue des Thrasymedes (Paus. II 27, 2), auf einem epidaurischen Relief (Athen. Mitt. 1892, 244) und in den Wunderkuren der Stelen, wo er zweimal durch Lecken die Heilung bewirkt (Fouill. d’Épid. nr. 1 Ende, nr. 2 sechste Kur). Auch in Athen ist er Tempelinventar (Ael. n. a. VII 13. Plut. de soll. anim. 13; vgl. die athenischen Reliefs Schoene Taf. XXV 102. Arch. Ztg. 1877, 151 nr. 30). Unter dem Inventar des Tempels von Lebene werden fünf κύνια τόα erwähnt, nicht Bilder, sondern lebendige Tempelhunde (Baunack Philol. 1890, 577). Auf einer Münze des Antoninus (Cohen II 279, 429) befindet sich ein Hund zu den Füssen des sitzenden Gottes. Die Angabe des Festus ep. p. 110 canes adhibentur eius templo, quod is uberibus canis sit nutritus ist natürlich auf eine Verwechslung mit der epidaurischen Ziege zurückzuführen (ihr Urheber ist Tarquitius, vgl. Lact. div. inst. I 10, 1 und Tertull. ad nat. II 14), sie hat neuerdings aber das Rüstzeug vervollständigen müssen, mit dem der alten Hypothese Panofkas vom Hundegott A. zu neuem Leben verholfen wird. Für sie erwärmt sich Wide Lakon. Kulte 190 unter Berufung auf Fouill. d’Épid. I 1 (dritte Kurgeschichte), wo der Gott auf eines ungläubigen Incubanten Hund losspringt – ,wie ein Hund‘, fügt Wide hinzu; im Text steht nur τὸν θεὸν [1683] ἐφαλέσθαι ἐπὶ τὰν χῆρα und das bedeutet nichts weiter als die rasche Bewegung des Gottes, wie er auch Ps.-Hippocr. ep. 27 lebhaft erregt und von zischenden Schlangen begleitet erscheint. Andrerseits hat Reinach in der Rev. arch. 1884, 129ff. (Les chiens dans le culte d’Ésculape et les Kelabim des stèles de Citium) aus der Beteiligung der Tempelhunde an den epidaurischen Wunderkuren den Schluss gezogen, dass der Gott in einem früheren Stadium der Zoomorphie wie als Schlange so auch als Hund gedacht und dargestellt worden sei. Rev. arch. 1885, 73 ist dann von der Schlange keine Rede mehr und mit Clermont-Ganneau der Gott auch etymologisch auf den Hund gebracht (vgl. S. 1643).

VI. Feste.

Ἀσκλαπίεια, Ἀσκληπίεια (Ἀσκληπιεῖα ist Plural zu Ἀσκληπιεῖον = ἱερὸν Ἀσκληπιοῦ), auch Ἀσκλήπεια CIG 3208, Ἀσκλήπια Mionnet Suppl. VII 638, 35. CIG 4315 a, Ἀσκληπίδεια CIG 1429.

Von den bei Roscher I 631 aufgezählten Orten mit bezeugten Ἀσκληπίεια (Epidauros, Athen, Kos, Pergamos, Lampsakos, Ankyra, Karpathos, Akragas) ist Akragas nach der von Head HN 108 berichtigten Lesung Mionnets (I 214, 53) zu streichen, dagegen hinzuzufügen Nikaia (Head HN 443), Laodikeia (ebd. 506), Tyros (ebd. 676), Rhodiopolis (CIG 4315 a), Soloi (Arrian. exp. Al. II 6). Μεγάλα Ἀσκληπίεια in Epidauros (Fouill. d’Épid. 272) penteterisch sieben Tage nach den Isthmien (Schol. Pind. Nem. III 145) mit gymnischen und musischen Agonen (Abschn. III 51); hippische erwähnt Fouill. d’Épid. 240. Ferner auf Kos (Inscr. of Kos nr. 14. 104), in Thyateira (Bull. hell. X 415, 24). Die in einer Inschrift von Kalymna (Inscr. Brit. Mus. II 260) erwähnten grossen Asklepieen lassen es zweifelhaft, ob ein kalymnisches oder ein auswärtiges (das koische) Fest gemeint ist. Ἀσκλαπίεια γιγνόμενα κατὰ πανήγυριν (Inscr. of Kos 10; vgl. Ps.-Hippocr. ep. XIV πανήγυρις). Ἀσκλήπια Σωτήρεια Ἴσθμια Πύθια Ἀγκύρας (Mionnet Suppl. VII 638, 35), μεγάλα Ἀσκλήπια Ἴσθμια Πύθια genannt CIG 4016. 4017 (vgl. Bull. hell. IX 68). Agone zu Ehren des Soter in Elaia (III 151). Ein ἀγὼν παίδων in Termessos (Lanckoroński Städte Pamphyl. II nr. 80). Eine πομπή bei Eretria (III 13). Ἀνάληψις ῥάβδου auf Kos (Ps.-Hippocr. ep. XI). Παννυχίς in Athen (CIA II 373 b) und vermutlich in Pergamos (Aristid. I 446). Ἐπιδαύρια in Athen im Anschluss an die Eleusinien (III 34 und 38). In Rom der 11. September natalis Asclepi (CIL I² p. 329); Aesculapii vindemia (Arnob. VII 24; vgl. Mommsen im CIL a. a. O. zu Mammes vindemia). Auf griechischem Gebiet ist die Beziehung des A. zum Wein ausgedrückt in einer Münze von Perperene, die Telesphoros mit einer Weintraube in der Hand darstellt, Numism. Chronicle VI 187.

VII. Die Asklepiaden.

Von der Kinderschar des A. ist bereits im Abschnitt II D gehandelt worden, von den hygieinischen Emanationen (Hygieia, Aigle, Euamerion) S. 1656f., den iatrischen (Panakeia-Iaso-Akeso, Akesis, Ianiskos, Telesphoros) S. 1657f., über das heroische Brüderpaar Machaon und Podaleirios S. 1658ff. An letzteres knüpfen die beiden Zweige des durch seine ärztliche Kunst berühmten Geschlechtes der historischen Asklepiaden an. Der [1684] in Machaon seinen Ahnherrn verehrende Zweige ist, wenn man von der rein sagenhaften und zudem späten Überlieferung Messeniens (o. S. 1648f. u. III 83 [Pharai]) absieht, sicher nur in Stageiros nachweisbar, dem Geburtsort des Aristoteles und seines Vaters, des makedonischen Hofarztes Nikomachos, der seinen Stammbaum auf den gleichnamigen Sohn Machaons zurückführte (der Kallimacheer Hermippos FHG III frg. 41). Die Machaoniden von Stageiros stammten vielleicht aus Andros her (vgl. III 171), andere Zweige des Geschlechts scheinen auf Thera (III 118) und in Mytilene (III 142) vorzuliegen. Ihnen gesellt sich wohl auch Gortyna mit dem politisch dazugehörigen (Philol. 1890, 584) Lebene (III 108. 109), von denen jenes direct an Thessalien anknüpft, dieses über Kyrenaike (III 110 Balagrai) und Thera (III 118) ebenfalls nach Thessalien zurückweist. In der Hestiaiotis aber hat man auf Grund Homers die Wiege der Machaoniden zu suchen. Der von Podaleirios sich ableitende Zweig (über ihn handelte Theopomp. frg. 111) hat dagegen seinen Ausgangspunkt im karischen Syrnos (III 125), und bildet drei Äste: a) den rhodischen (III 114), der am frühesten ausstarb (Gal. X 5 Kühn). Aus ihm wird der berühmte Asklepiade Pausanias von Gela stammen (vgl. III 186); b) den koischen, dem Ktesias und vermutlich auch der Krotoniat Demokedes angehört (III 123); c) den knischen, nach dem Zwölften von Podaleirios ,Nebriden‘ genannt; sein sechzehnter Spross war Hippokrates (Pherekyd. bei Soran. v. Hipp. p. 449 West.). Diesem Zweige gehörte auch Kritodemos, der Leibarzt Alexanders d. Gr., an (Arrian. anab. VI 11, 1). Dass er lange blühte, zeigt der Leibarzt des Claudius, C. Stertinius Xenophon, nach Tac. ann. XII 61 ein Sprössling des Geschlechts (die auf ihn bezüglichen koischen Inschriften schweigen darüber, nennen ihn aber Priester des A. διὰ βίου, Inscr. of Kos 345).

Neben der eigentlichen Anwendung als Geschlechtsname (dahin gehören auch die auf Hippokrates gemünzten κομψοὶ Ἀσκληπιάδαι bei Platon rep. III 405 D) hat das Wort auch die appellative Bedeutung ἰατροί angenommen, doch fehlt hierüber bis jetzt eine orientierende Zusammenstellung. Die Thatsache des Gebrauchs merken Suidas s. Ἀσκληπίειον und Tzetzes Chil. XII 63ff. an; er wurde einerseits durch den Umstand, dass die Heilkunst sich in den Familienzweigen der Asklepiaden erblich fortpflanzte (Plat. rep. X 599 C. Aristid. I 77 Dind.), andererseits durch die Neigung der ausserhalb des Geschlechts stehenden Ärzte hervorgerufen, die geistige Vaterschaft des A. in Anspruch zu nehmen. So heisst A. bei Galen VI 41 ὁ πάτριος θεὸς ἡμῶν, und in demselben Sinn lässt wohl auch Platon sympos. 186 E den Eryximachos sagen ὁ ἡμέτερος πρόγονος Ἀσκληπιός (oder war Eryximachos ein richtiger Asklepiade?). Offenbar appellativ ist das Wort z. B. bei Lucian Lexiph. 4 gedacht, und in gleichem Sinne Ἀσκληπιαδῶν παῖδες bei Athen. VIII 355 A. Aelian. frg. 89 und n. a. VII 14. Drittens ist der Name aber auch noch von der Schule des Asklepiades von Prusa gebraucht worden, z. B. bei Galen X 327 (Kühn): κατὰ μὲν τοὺς Ἀσκληπιάδας .... κατὰ δὲ τοὺς περὶ Ἐρασίστρατον. Ebenso wohl auch bei Sext. Empir. [1685] Pyrrh. hyp. III 225. Über die verschiedenen Anwendungen des Wortes Ἀσκληπιάδαι wäre eine Specialuntersuchung erwünscht.

VIII. Priester und Kultgenossenschaften.

Zum Priestertum des A. waren (trotz Häsers Widerspruch, Gesch. der Medicin I³ 72. 98) natürlich in erster Linie (διὰ γένους) die Asklepiaden berufen. Ausdrücklich bezeugt ist das Amt nur bei einem, dem koischen Asklepiaden Xenophon, Leibarzt des Claudius (vgl. S. 1684). Dazu kommen, wenn wir richtig vermuteten, die ἱερεῖς διὰ γένους in Mytilene und Thera (III 142 und 118), auch Kalliphon, Priester des A. in Knidos und Vater des Demokedes von Kroton (Suid. s. Δημοκήδης), darf wohl dem knidischen Zweige der Asklepiaden zugezählt werden. Wo keine Asklepiaden vorhanden waren, wird während der Zeit griechischer Selbständigkeit jährliches Wahlpriestertum üblich gewesen sein, wie in Athen (CIA II 453 b. 489 b. Girard l’Asclépieion d’Athènes 22f.). In Epidauros finden wir es auch noch in der römischen Epoche (Fouill. d’Épid. 78–80. 84). Dagegen erscheint Priestertum διὰ βίου unter den Kaisern in Athen (CIA III 132), auf Kos (Inscr. of Kos nr. 345), in Termessos (Lanckoroński Städte Pamphyl. u. Pisid. II nr. 12. 139), in Ankyra (Arch.-epigr. Mitt. 1885, 122 nr. 8 aus dem 2. Jhdt. n. Chr.). Erkauftes Priestertum bietet Chalkedon (III 154). Dass der Priester des A. nicht Arzt zu sein brauchte, beweist der Umstand, dass in Athen, wo zahlreiche Priester überliefert sind, unter diesen nur einmal ein Arzt (Onetor) erscheint (CIA II 835, wenn der Z. 13 genannte Arzt mit dem ἱερεὺς Z. 73 identisch ist, was Girard a. a. O. 34 annimmt). Ausserhalb Athens fand ich diese Coincidenz in Rhodiopolis (CIG 4315 n) und im oberen Kaikosthal (Bull. hell. 1894, 160).

Andere Kultusbeamte. In Epidauros: Ἱαρομνάμονες (Fouill. d’Épid. 102–107. 259), ἱερεὺς πυρφόρος (CIG 1178), ein δὶς πυροφορήσας (Fouill. d’Épid. 85), ein παῖς τῷ θεῷ πυρφορῶν (ebd. 1 Z. 44), ein πυροφορήσας Ἀ. καὶ Ἠπιόνης (ebd. nr. 35). Ἱεροφάντης und δαδοῦχος (ebd. nr. 47. 48) in Beziehung zu den Eleusinien (vgl. Abschn. III 34. 38). Der νάκορος ist, der Wortbedeutung entsprechend, in Epidauros untergeordneter Tempeldiener (Fouill. d’Épid. 77 mit den Bemerkungen von Cavvadias). In der Wundergeschichte bei Hippys (vgl. S. 1687), die in Epidauros spielt, befassen sich die ζάκοροι (dafür in der nach Troizen verlegten epidaurischen Redaction Fouill. d’Épid. 2 Z. 11 οἱ υἱοὶ τοῦ θεοῦ) mit der ärztlichen Behandlung einer Kranken. In Athen (über dessen Kultpersonal Girard a. a. O. 27ff.) ist der ζάκορος zunächst blosser Diener (Aristoph. Plut. 668 mit Schol.), später angesehener Beamter mit einem ὑποζάκορος (CIA III 894 a) unter sich. Zweimal wird für den athenischen ζάκορος ärztlicher Beruf angemerkt (CIA III 780 und 780 a, beide vor 126 n. Chr.). Νεωκόρος auf Delos (Abschn. III 128), auf Kos (Herond. IV 41). Das pergamenische Asklepieion besass zu Aristeides Zeit zwei Neokoren neben einander (I 473. 516 Dind.).

Kultgenossenschaften: Ἀσκληπιασταί in Epidauros (Fouill. d’Épid. 211), Athen (CIA II 617 b), Rhodos (Bull. hell. IX 122), Aulai [1686] (Rev. arch. 1864, 471) etc. Παιανισταί im Peiraieus (III 37). Ὀργεῶνες am Hymettos (CIA II 990). Eine ἱερὰ γερουσία τοῦ Ἀ. zu Hyettos (III 15).

IX. Die sacrale Iatrik der Asklepieen.

Der geschichtliche Process, durch den A. allmählich auf den ärztlichen Beruf eingeschränkt und dann über ihn wieder hinausgehoben worden ist, wurde o. S. 1655ff. behandelt, ebendort auch darauf aufmerksam gemacht, dass nicht ohne weiteres jedes Asklepieion für eine Heilanstalt zu halten sei. Der vorliegende Abschnitt gilt speciell dem Heilgotte.

Der ärztlichen Hülfe des A. ward man im geschichtlichen Zeitalter der Regel nach durch Vermittlung des religiösen Instituts des Tempelschlafes (ἐγκοίμησις, incubatio) teilhaftig. Man kann nicht leugnen, dass diese mystische Mittelinstanz nicht dazu angethan ist, der Heilpraxis der Asklepieen grosses Vertrauen entgegenzubringen. So ist denn auch, und zwar besonders von medicinischer Seite, seit langem über die Incubationsanstalten sehr abfällig geurteilt worden, zuletzt v. Ritter v. Rittershain Der medicin. Wunderglaube u. die Incubation im Altertum 1878. Das Verdict lautete auf Priestertrug, Charlatanerie, Kurpfuscherei. Diesem Urteil liessen sich aber doch mancherlei Einwände entgegenhalten. Einmal die Thatsache, dass in den Asklepieen nicht blos abergläubisches Volk, sondern auch gebildete Männer wie der Tragiker Aristarch, der Komiker Theopomp, der Philosoph Krantor Hülfe gesucht haben. Ferner liesse sich auf die Wechselbeziehungen zwischen dem A.-Kult und dem heilkundigen Asklepiadengeschlecht hinweisen, nicht minder auf das Verhältnis des A.-Kults zu den Profanärzten überhaupt, die dem Heilgott corporativ Opfer darbringen (in Athen), Asklepieen errichten oder an den Festen des Gottes öffentliche Ehrungen empfangen. Auch die in der Wahl der Örtlichkeiten zu Tage tretende Umsicht – die Asklepieen sind fast überall durch gesunde Lage ausgezeichnet –, könnte zu Gunsten der Anstalten betont werden. Und wenn von der einen Seite der parodierende Spott des Aristophanes ins Treffen geführt wird, so liesse sich dem das innige Verhältnis des Sophokles zum Heilgotte entgegenhalten. Allein die Schale hat sich zu Ungunsten der Asklepieen gesenkt durch die neuerliche Entdeckung beträchtlicher Überreste der im epidaurischen ,Hieron‘ aufgestellten Stelen mit den ἰάματα τοῦ Ἀπόλλωνος καὶ τοῦ Ἀσκληπιοῦ, von denen früher nur eine kurze Erwähnung (Paus. II 27, 3) Kunde gab. Nach vorläufiger Publication in der Ἐφημ. ἀρχ. von 1883 und 1885 sind die ἰάματα wiederholt herausgegeben worden: von J. Baunack in den Studien I nr. 59. 80. 87, von Prellwitz in Collitz Dialektinschriften III nr. 3339. 3340, schliesslich von Cavvadias Fouill. d’Épid. I nr. 1–3 a mit weiteren Litteraturnachweisungen, zu denen Zacher Herm. XXI 1886, 467ff. nachzutragen ist.

Die ἰάματα τοῦ Ἀσκληπιοῦ sind eine von der epidaurischen Priesterschaft im 4. Jhdt. redigierte Urkunde, die nicht nur dem Geist und Geschmack der Redactoren ein übles Zeugnis ausstellt, sondern auch dem medicinischen Ansehen der Heilanstalt den Todesstoss zu versetzen scheint. Von medicinischen [1687] Kuren ist in ihnen gar keine Rede, sondern nur von übernatürlichen Erweisungen der göttlichen Allmacht, die fast ausschliesslich während der kurzen Spanne des Tempelschlafs sich vollziehen. Der Kranke schläft mit seinen Gebrechen im Abaton ein, träumt, dass der Gott ihm helfend nahe, und erwacht geheilt – und wenn er sich auch mit leeren Augenhöhlen niederlegte, erwacht blickt er sehenden Auges um sich. Die Consequenz des Inschriftenfundes hat in entschiedenster Weise Diels gezogen, indem er (Nord und Süd 1888, 29ff.) die neben der rationellen Medicin des Hippokrates und Erasistratos einhergehende Thätigkeit der Asklepieen als schnöden Missbrauch des göttlichen Nimbus zur Bethörung des Publicums brandmarkt. v. Wilamowitz giebt (Isyll. 37) speciell Epidauros preis; will dagegen den Heiligtümern von Kos und Knidos den Charakter von Pflegstätten der wissenschaftlichen Medicin gewahrt wissen. Ich kann mich keinem der beiden Gelehrten anschliessen und glaube, dass die epidaurischen Kurgeschichten auf die gleichzeitige Heilpraxis des Hieron keinen Schluss gestatten. Die erhaltenen ἰάματα (es sind von belanglosen Bruchstücken abgesehen 42 auf zwei Stelen verteilte Heilungen) waren zur Erbauung glaubensstarker Gemüter in der Säulenhalle D östlich vom Tempel (vgl. den Plan in den Fouilles Taf. I) aufgestellt. Name und Heimat der Geheilten ist meist angegeben, oft genug aber auch die Person ganz unbestimmt gelassen (ἀνήρ τις, παῖς ἄφωνος, Ἐπιδαύριος χωλός). Nirgends ein zeitlicher Anhaltspunkt, eine geschichtlich identificierbare Persönlichkeit. Die Wunderkuren sind eben zeitlos, Legenden einer unbestimmten Vergangenheit. Die Geschichte der Aristagora von Troizen (Stein 2, Fall 3) kannte und verwertete schon im 5. Jhdt. Hippys von Rhegion (gegen v. Wilamowitz’ Auffassung der beiden Redactionen im Herm. XIX 448 vgl. Zacher ebd. XXI 468f.). Bei der Geschichte des einäugigen Anonymus (Stein I Z. 72) glaubt Zacher (a. a. O. 467f.) ein epigraphisches Merkmal für eine zu Grunde liegende bedeutend ältere Urkunde entdeckt zu haben. Stein I Z. 2ff. beruft sich auf das Weihepigramm der Geheilten, das wiedergegeben wird; aber der Redactor weiss mehr, als das Epigramm mitteilt, offenbar aus eigener Erfindung. Alle diese Geschichten sind fromme Legenden, wie sie keiner Religion fehlen, nur meist geschickter redigiert zu sein pflegen. Ihrem Wesen nach stehen sie mit den o. S. 1654 behandelten mythischen Totenerweckungen des A. auf gleicher Stufe.

Von historischen, d. h. den vollzogenen Kuren gleichzeitigen Urkunden hat Epidauros nur zwei geliefert, beide aus römischer Epoche: die Kurgeschichte des M. Iunius Apellas (v. Wilamowitz Isyll. 116ff. Fouill. d’Épid. nr. 5) ist von mystischem Beiwerk frei und den nicht paradoxen Kuren des Aristeides verwandt. Von der zweiten Urkunde (Fouill. nr. 6) ist nur der Anfang erhalten. Dass der Gott die Kur leibhaftig und eigenhändig vollzog, liest man nur in der ganz unsicheren Ergänzung Baunacks; es wird hier wohl nicht anders als bei Apellas hergegangen sein. Für entsprechende Beispiele aus der Zeit v. Chr. versagen die epidaurischen Steine. Aber [1688] Fouill. nr. 4 aus dem 3. oder 2. Jhdt., ein Unicum als Weihepigramm vor erlangter Genesung, schliesst wenigstens das hurtige Tempo der besprochenen Wunderkuren aus. In die Lücke tritt die litterarisch überlieferte Kur eines Rhetors Aischines (Anthol. Pal. VI 330), die von einer erfolgreichen, aber durch drei Monate sich hinziehenden Behandlung einer veralteten Kopfwunde berichtet. Dieser Rhetor Aischines ist leider nicht zu identificieren, das Epigramm sagt nur, dass er aus Athen nach dem ἄλσος kam. Bergk PLG II⁴ 376 und Reitzenstein o. unter Aischines Nr. 19 denken an den Milesier, Zeitgenossen des Pompeius. Wegen v. 2 προλιπὼν εὔπαιδος Ἀθήνας möchte man lieber an einen Attiker denken, etwa an Aischines von Eleusis, der nach Apollon. vit. Aesch. p. 266 West τέχναι ῥητορικαί verfasste. Endlich besitzen wir noch ein drittes Zeugnis aus der epidaurischen Praxis an Plautus Curculio, aus dem so viel hervorgeht, dass die Kranken jener Zeit (das von Plautus benutzte griechische Stück ist bald nach 303 verfasst) vom Tempelschlaf nicht eine sofortige übernatürliche Heilung, sondern eine Weisung des Gottes erwarteten, die unter Umständen des Traumdeuters bedurfte (v. 245ff.). So ist also das im 3. Jhdt. v. Chr. übliche Verfahren von dem der Kaiserzeit gar nicht so verschieden, wie Cavvadias (Fouill. 115 ,la médecine dans l’Hieron‘) und auch Zacher (Herm. XXI 471) annehmen. Nicht nur in der Kaiserzeit, sondern schon früher sind die Clienten des ,Hieron‘ auf Grund von Tempelschlaf und Traumdeutung wirklichen Kuren unterworfen worden.

Das von der Religion geforderte Medium des Tempelschlafs ist mit der Anwendung rationeller Heilmittel ganz wohl verträglich, wenn zum Traum die Traumdeutung tritt. Zu sachkundiger Deutung waren die jährlich wechselnden Priester (Epidauros, Athen) freilich nicht geeignet, da für dieses Amt keine ärztliche Kenntnis Vorbedingung war. Die Asklepieen müssen also über ein heilkundiges Personal verfügt haben. Auf dieses deuten selbst die Wunderkuren durch die ζάκοροι ὑποδρῶντες τῷ θεῷ (Hippys), die υἱοὶ τοῦ θεοῦ (Fouill. nr. 2, Kur 3), die θεράποντες (Fouill. nr. 1, Kur 16) hin. Auf sie weisen andererseits die Reliefs mit dem Krankenbesuch des A. (zusammengestellt von Ziehen Athen. Mitt. 1892, 230ff.), wo ein durch kleinere Verhältnisse als Sterblicher bezeichneter Gehülfe des Gottes sich mit dem Kranken beschäftigt. Diese Gehülfen überall für Angehörige des Asklepiadengeschlechts zu erklären (Zacher Herm. XXI 471), ist freilich unstatthaft, wenn auch an Stätten, wo Asklepiaden existierten, natürlich nicht ausgeschlossen. Dass die Asklepieen nicht in der Weise, wie die epidaurischen Wundergeschichten glauben machen, auf die Anwendung medicinischen Wissens verzichtet haben, beweist die Thatsache, dass am koischen Tempel ein rationelles, von Antiochos d. Gr. gegen den Biss giftiger Schlangen mit Erfolg angewendetes Mittel in Stein gehauen war (Varro bei Plin. n. h. XX 264; die metrische Formulierung des Recepts durch Eudemos steht bei Galen. de antid. II 14 [XIV 185 Kühn]); ferner die in Kos, Trikka, Epidauros aufgestellten πίνακες, ἐν οἷς ἀναγεγραμμέναι τυγχάνουσιν αἱ θεραπεῖαι. (Strab. VIII 374. XIV 657). Das waren nicht Wundergeschichten im Stil der [1689] epidaurischen Stelen, die keine θεραπεῖαι bieten, sondern wirkliche Kurberichte mit Angabe der angewandten Mittel, denn Plin. XXIX 4 giebt als Zweck der koischen Tafeln ausdrücklich an, ut postea similitudo proficeret. Die von Strabon und Plinius hinzugefügte Notiz, dass Hippokrates diese koischen Kuren studiert habe, ist an sich nicht unwahrscheinlich, wenn auch in Misscredit gekommen durch die bei Plinius (aus Varro) angehängte einfältige Anekdote, dass Hippokrates nach Benützung der Tafeln den Tempel (Andreas in der soranischen vita Hipp. p. 450 West. setzt dafür die knidische Bibliothek) in Brand gesteckt habe. Nach allem Angeführten halte ich dafür, dass – wie in der Kaiserzeit bei reichlicher fliessenden Quellen die Praxis der Asklepieen eine wesentlich gleichartige gewesen ist (Apellas in Epidauros, Aristeides in Pergamos u. s. w., Publ. Granius in Lebene, Philol. 1889, 402) – so auch in vorrömischer Zeit überall wesentlich das gleiche Verfahren üblich war, d. h. eine Behandlung der Kranken durch das Medium des Tempelschlafs mit daran geschlossener Interpretation der Träume. Letztere war in den Asklepieen um so notwendiger als hier, nicht wie im Plutonium bei Nysa die ἔμπειροι τῶν ἱερέων für die Kranken (Strab. XIV 649), sondern die Kranken selbst sich der Incubation unterzogen. Die einzige mir bekannte Ausnahme in früherer Zeit ist die Wundergeschichte der Arata (Fouill. nr. 2 zu Anfang), wo die Mutter für die abwesende Tochter incubiert, aus der Kaiserzeit bietet Aristeides einige Beispiele (zusammengestellt bei Baumgart Aristides 100). Die Traumdeutung musste in allen Fällen eintreten, wo der ὄνειρος nicht θεωρηματικός, sondern ἀλληγορικός war, oft genug auch beim ὄνειρος θεωρηματικός wenn seine buchstäbliche Befolgung das Leben des Patienten bedroht hätte. Belege liefert Artemidors Oneirokritik und die Krankengeschichte des Aristeides. Letztere behandeln Welcker Kl. Schr. III 89ff. (Incubation und Aristides der Rhetor) und Baumgart Ael. Aristides 95–136. Ersterem sind die ,heiligen Reden‘ des Aristeides ein Ausfluss pietistischer Gemütsstimmung und religiöser Versunkenheit, letzterem das Product delirierender Eitelkeit. In jedem Fall gewähren sie in die damalige Praxis der Asklepieen interessante Einblicke.

Über die Stellung der Tempelbeamten zu dem Institut der Incubation ist meist ungünstig geurteilt worden. Der französische Militärarzt Vercoutre (La médecine sacerdotale dans l’antiquité grecque, Rev. arch. 1885 II 273ff. 1886 I 22ff. 106) ist zwar von der medicinischen Tüchtigkeit der A.-Priester (diese sind für ihn überall Ärzte) überzeugt und weist in mehreren Fällen von früher verurteilten Ordinationen der Asklepieen nach, dass sie von der profanen Medicin (zum Teil noch bis heute) angewendet worden sind. Aber dass die Priester selbst nicht an die Träume glaubten, ist ihm ausgemachte Sache und das mystische Beiwerk (vermummtes Auftreten der Priester während des Tempelschlafs) eine Komödie, wenn auch eine gutgemeinte. Andererseits hat man versucht, den Tempelschlaf der Alten für einen magnetischen zu erklären. So schon C. A. König De Aristidis incubatione 1818 und neuerdings der überzeugte Anhänger des Hypnotismus Du Prel Mystik [1690] der alten Griechen 1888, 1–31. Nach ihm wirkt im Tempelschlaf der ,Heilinstinct der Natur‘, und die Erzeugung des magnetischen Schlafes hätten die Priester, um das Geheimnis besser zu wahren, unter mystischem Beiwerk verborgen. Für die Einführung des Magnetismus in die Frage bietet das antike Material keinen hinreichenden Untergrund. Eine andere Frage ist es, wie weit die erregte Hoffnung der Kranken, vernünftige diätetische Massregeln und die gesunde Lage der Anstalten auf das Befinden der Patienten günstig eingewirkt haben. Dazu trat dann ergänzend die auf Grund der Traumorakel erfolgende Ordinierung zweckentsprechender Mittel. Vom plumpen Betrug aber und Mummenschanz in den Asklepieen sollte keine Rede sein. Die Offenbarungen durch den Tempelschlaf wurden bei dem allgemein hohen Ansehen der Träume entschieden ernst genommen, und eben darum suchte man in ihnen einen vernünftigen Sinn, d. h. wo die buchstäbliche Auffassung ihn nicht ergab, wurde zur Traumdeutung geschritten und dann unter göttlicher Autorität ein Mittel zur Anwendung gebracht, zu dem man auch ohne das Medium des Tempelschlafes hätte greifen können.

Die Incubation ist im A.-Kult bezeugt für: Aigina (Arist. Vesp. 122f.); Epidauros (Hippys bei Ael. n. a. IX 33, die epidaurischen Inschriften, Plaut. Curc. 246ff.); Troizen (Fouill. d’Épid. nr. 2 Z. 10); Athen (Aristoph. Plut. Athen. Mitt. II 243, 3); Sikyon (Paus. X 10, 2); Tithorea (Paus. X 32, 8); Lebene (Philol. 1889, 401); Kos (für Incubation spricht der Kultzusammenhang mit Epidauros; speciell in Haleis, über dessen Tempel Abschn. III 122 b, bietet eine Weihung κατ’ ὄναρ Inscr. of Kos nr. 348); Pergamos (Aristeides in den heil. Reden passim, Philostr. v. Soph. I 25. II 4); Poimanenos (Aristid. I 503 Dind.); Aigai Ciliciae (Philostr. v. Apoll. I 9. Euseb. v. Const. III 56); Rom (CIL VI 8 und die ,maffeischen Inschriften‘ CIG 5930); Reii in Gallia Narbonensis (CIL XII 354).

X. Kunstarchaeologisches.

Litteratur: Panofka A. u. die Asklepiaden 53–57 mit Taf. III–VI (Abh. Akad. Berl. 1846). H. Brunn R.-E.² I 467ff. Thraemer in Roschers Lex. I 632ff. (mit Klassificierung der überlieferten Typen nach 5 Schemata). 2778ff. (A. in Gruppierung mit Hygieia). Al. Löwy De Aesculapi figura, Strassb. Dissert. 1887. Wieseler Die bildl. Darstellungen des jugendlichen A., Gött. gel. Nachr. 1888, 134ff. H. Brunn Griech. Götterideale 1893, 96ff. Neuerdings in Zeitschriften und gelegentlich zur Kunstarchaeologie des A. erschienenes ist in folgendem seines Orts erwähnt. Unzugänglich blieb mir Blinkenberg A. og hans Fränder i Hieron ved Epidauros, Kopenh. 1893.

A. ist in der Kunst durch lange Zeit lediglich der Typus des mit dem Himation bekleideten Mannes auf reifer Lebensstufe. Unbärtig ist er selten, unbekleidet nur ganz ausnahmsweise (rheginischer Münztypus des 3. Jhdts., Abschn. III 176, vielleicht auch Münze von Kierion III 2) gebildet worden. Seine Unterscheidung einerseits von anderen Göttern, andererseits von Sterblichen bewirken zunächst nur die Attribute. Die früher versuchte Ableitung aus dem Zeusideal war nicht begründet. Als die Kunst den Gott differenzierte, ward [1691] er zur Verkörperung der ἠπιότης (vgl. S. 1643. 1678). Erst allmählich ist er dann, seiner steigenden Bedeutung in der Religion entsprechend (o. S. 1655ff.), dem Göttervater immer mehr angenähert worden. Die vor einiger Zeit beliebte Ausdehnung der Heroentheorie auf A. findet noch jetzt ihren Vertreter in Furtwängler (Sammlung Saburoff I 25: ,A., der als echtes Heroswesen alle Symbole der Unterirdischen teilt‘: Meisterwerke der gr. Plast. S. 84 zum barberinischen Kopf: ,A. oder ein ähnlicher Heros milden Charakters‘; vgl. ebd. S. 489 u. sonst). Ebenso auch E. Löwy Arch. Jahrb. II 110. Dem gegenüber ist zu betonen, dass A. wie in der Religion (o. S. 1655f.) so auch in der Kunst allezeit seinen Platz unter den Göttern gehabt hat.

A. Alte Zeit.
Archaische A.-Bilder sind nicht auf uns gekommen, auch nicht in der Vasenmalerei, die den der Sagenwelt abgewandten Kultgott (o. S. 1653) überhaupt nicht kennt (der Versuch Kerns, ein boiotisches Vasenbild [Ἐφημ. ἀρχ. 1890 Taf. 7] auf A. und Hygieia zu deuten, ist unhaltbar). Ein nach ältestem Brauch puppenartig mit Gewändern bekleidetes Tempelbild besass Titane (Abschn. III 47), und altertümliche Bilder des Gottes haben wir an allen alten Kultstätten anzunehmen, wenn die Überlieferung davon auch wenig verrät (das Kultbild aus Weidendorn beim Stadion in Sparta, Abschn. III 95 a, wird hierher gehören). Ein ehernes Tempelbild besass das Asklepieion von Gythion (III 94). Eine Münze der Stadt zeigt den Gott in einem Tempel stehend, bärtig, im Mantel und in der rechten Hand den kurzen Schlangenstab (Imhoof-Gardner Num. Comm. on Paus. Taf. O II), doch lässt sich bei der Kleinheit der Figur nicht sagen, ob sie der archaischen Reihe zuzuzählen ist. Von Werken bestimmter Künstler fällt das älteste in die 1. Hälfte des 5. Jhdts., der A. des Dionysios von Argos in dem figurenreichen, nach Olympia gestifteten Weihgeschenk des Smikythos (Paus. V 26, 2. Löwy Inschr. gr. Bildh. nr. 31). Die Gruppe war aus Erz gearbeitet und der Gott nebst der zugleich dargestellten Hygieia aller Wahrscheinlichkeit nach stehend gebildet.

B. Blütezeit.
Die chryselephantine Statue von Sikyon (III 46) war ein Werk des Kalamis, der Gott unbärtig, mit dem feierlichen Scepter in der einen und einer Pinienfrucht in der anderen Hand (die Münzen der Stadt liefern keine Anhaltspunkte, da sie nur den bärtigen Gott darstellen). Von Myron, Pheidias und Polyklet sind keine Darstellungen des Gottes überliefert, doch hat man versucht, die Lücke durch Combinationen auszufüllen. Auf Myron wird einer der interessantesten A.-Typen, die Statue der Uffizien von Furtwängler zurückgeführt (Meisterwerke S. 394 mit Fig. 59; ältere Abbildung Gall. di Firenze Ser. 4, I 26. Clarac 547, 1152). Die Statue war, wie aus Resten einer weiblichen Hand auf des Gottes Schulter und aus einer Replik in Pal. Barberini (Furtwängler Meisterwerke Fig. 60) hervorgeht, mit Hygieia gruppiert. Als zu Grunde liegendes Original erkennt aber Furtwängler eine Einzelfigur des Gottes aus Erz, der die vor ihm frei aufstrebende Schlange fütterte (vgl thessalische Münze des 5. Jhdts. Abschn. III 6). Der dargestellte Moment (eine Handlung), die kühne Drehung des Oberkörpers [1692] und besonders die Kopfbehandlung (vgl. die Herme des brit. Mus. Meisterw. Fig. 61) seien Merkmale myronischer Kunstweise. Das von schlichten Löckchen und einem langen Bart (freilich nicht von der Länge, wie in Tithorea, III 20) umrahmte Antlitz mit seinem freundlichen Ausdruck ist für die Geschichte des A.-Ideals jedenfalls von Wichtigkeit, die älteste Verkörperung aeskulapischer ἠπιότης wenn auch (unter Annahme von Furtwänglers ansprechender Reconstruction) zunächst noch nicht der leidenden Menschheit, sondern in freundlicher Sorge dem heiligen Tier zugewandt. Auf den Kreis des Pheidias führt Furtwängler a. a. O. S. 84, 4 den Dresdener A. (Clarac 549, 1156) zurück. Der Gott hat ruhigen Gesichtsausdruck, gescheiteltes, zu beiden Seiten schlicht anliegendes Haupthaar; die vorgestreckte Rechte (Ergänzung falsch) hielt vermutlich eine Schale, während sich die Schlange frei emporringelte. Der Dresdener Typus passt gut an die Spitze der attischen Typen. Ebenfalls dem phidiasischen Kreise spricht der genannte Archaeologe (Meisterwerke S. 488, 3) den trefflichen A. Polignac in Berlin (Verz. der Sculpt. 68) zu. Hier ist die Haltung anders, die linke Achsel auf den langen Schlangenstab, die rechte Hand auf die Hüfte gestützt, während der freundlich ernste Kopf sich nach links etwas vorneigt (vgl. das attische Votivrelief Athen. Mitt. II Taf. 18). Von Schülern des Pheidias sind mehrere A.-Bilder überliefert. Von Alkamenes für Mantineia, Paus. VIII 9, 1, wohl zwischen 420 und 418 gearbeitet (vgl. Reisch Eranos Vindob. 21). Münzen der Kaiserzeit (Imhoof-Gardner Taf. S XV) zeigen den bärtigen Gott im Himation, das Brust und rechten Arm frei lässt; letzterer ist auf die Hüfte, die linke Achsel auf den langen Stab gestützt. Der Kopf ist noch nicht vorgeneigt. Reisch a. a. O. 22 sieht in diesem Münztypus eine Nachbildung der Statue des Alkamenes. Mit ihm stimmt mehr als das athenische Relief Ath. Mitt. II Taf. XV (Reisch) das ältere ebd. Taf. XIV überein. Auch das athenische Kultbild (dessen Herstellung ebenfalls bald nach 420 fallen muss, vgl. o. S. 1664) schreibt Reisch Alkamenes zu, da die athenischen Tetradrachmen des 2. Jhdts. (Imhoof-Gardner Taf. EE II), nach Reisch Nachbildungen der Kultstatue, einen ähnlichen Typus zeigen. Die Haltung der Arme ist hier umgekehrt, der linke auf der Hüfte, der rechte auf dem (kurzen) Schlangenstab, also entsprechend der Restauration des A. in Dresden. Von den erhaltenen Kopftypen nimmt Furtwängler Meisterw. 121 den Kopf des palatinischen Museums (Matz-Duhn nr. 64, jetzt im Thermenmuseum) und den verwandten der Neapler Statue (bei Roscher I 634) wegen der Haarbehandlung für Alkamenes in Anspruch. Verwandt sind auch die Büste Worsley (Mus. Worsl. Taf. IX), die Köpfe des Torso (Clarac 293, 1148) und der Statue im Louvre (ebd. 1081, 2785 D). Des Pheidias Mitarbeiter am olympischen Zeus, Kolotes, arbeitete für Kyllene (III 65) ein θαυμαστὸν ἰδεῖν ξόανον ἐλεφάντινον (Strab. VIII 337). Ich möchte annehmen, dass der Künstler unter der Anregung des olympischen Werkes seines Lehrers auch seinen chryselephantinen A. thronend dargestellt, in der Ausbildung dieses Typus also dem Thrasymedes bereits vorangegangen ist. Am Tisch des Kolotes, [1693] auf den die Kränze der olympischen Sieger niedergelegt wurden, waren in Relief als Seitenstücke zu Ares und Agon A. und Hygieia dargestellt; hier stand A. jedenfalls wie sein Gegenstück Ares. Ein auf polykletischen Einfluss zurückgehender jugendlicher A. im Mantel soll nach Furtwängler Meisterw. 489, 2 in einer unedierten epidaurischen Statuette vorliegen. Über einen von A. abgeleiteten Typus, einen Jüngling mit Schlangenstab und Mauerkrone, bald im Himation (zwei Statuen aus Kyrene), bald nackt (Pariser Bronze), vgl. Furtwängler Meisterw. 488f. Er sieht in ihm einen Aristaios, in der Formgebung polykletischen Stils. Zur Übertragung des Schlangenstabes auf andere Kultkreise vgl. bei Roscher I 629. Trophonios gehört nicht in die Reihe, da er mit A. im Grunde identisch ist, also gleichen Anspruch auf das Attribut hat. Der Parier Thrasymedes, der an dem in den ersten Jahren des 4. Jhdts. erbauten Tempel des epidaurischen ,Hieron‘ nach Cavvadias Fouill. nr. 241 Z. 45f. mitgearbeitet hatte, schuf auch die berühmte chryselephantine Kultstatue des Tempels. Der Gott war bärtig und thronend dargestellt in würdevoller Haltung, mit der linken Hand den Stab hoch gefasst haltend, die rechte über den Kopf der frei emporgeringelten Schlange ausgestreckt; neben dem Thron lag der im epidaurischen Kult bedeutsame Hund (Paus. II 27, 2 und die Nachbildungen auf epidaurischen Münzen Streber Num. gr. Taf. II 4. Berl. Blätter für Münzk. III Taf. 30, 3. Imhoof-Gardner Taf. L III–V und GG VII). Da es keineswegs ausgeschlossen ist, dass bereits Kolotes den Gott thronend dargestellt hat (vgl. o.), so zögere ich, mit Reisch den sitzenden A. strengerer Haltung, wie ihn z. B. das athenische Relief Athen. Mitt. II Taf. 17 aufweist, von der Schöpfung des Thrasymedes beeinflusst zu denken. Eine genaue Nachbildung scheint die sikyonische Münze Imhoof-Gardner Taf. FF X zu bieten; verwandt ist die Figur auf Münzen von Argos a. a. O. Taf. K XLVII und Alexandria Arigoni Numism. II 15. 262. Einen anderen Typus des thronenden Gottes (Stab in der erhobenen Rechten, Linke auf dem Schoss also mit dem Athen. Mitt. II Taf. 17 übereinstimmend), bieten die Münzen von Rhegion, Carelli Numism. Ital. Taf. 199 fig. 98–102. Die beiden epidaurischen Reliefs Cavvadias Katal. Nat. Mus. 173. 174. Ἐφημ. ἀρχ. 1894 Taf. 1 sind ganz freie Nachbildungen der epidaurischen Statue; sie geben dem Gott eine viel bequemere Haltung mit auf die Lehne gestütztem rechten Arm. Auch das kehrt auf athenischen Reliefs wieder (bei Roscher II 2782). Vgl. auch die Statue des Pincio (Röm. Mitt. 1894 S. 74) und das capitolinische Relief (ebd. S. 75). Dieser behaglich hingelehnte A. ist ein erst im weiteren Verlauf des 4. Jhdts. entstandener Typus; die Kunst des 5. Jhdts. und ihre Ausläufer ins 4. bildeten den hoheitsvoll thronenden Gott. Und entsprechend wird der stehende Gott der Zeit ruhig und ernst dastehend vorgeführt (charakteristisch ist das athen. Relief Athen. Mitt. II Taf. 14). Vorboten einer gemütvolleren Auffassung sind allein der seiner Schlange sich freundlich zuwendende A. des Myron (vgl. o.) und das schöne, nach Michaelis (Anc. marbl. S. 228) im Stil dem Parthenonfries nahestehende Relief in Broklesby Park (Mus. [1694] Worsl. I 1), auf dem der Gott sein Haupt den Adoranten bereits ein wenig zuneigt. Diese Tendenz zeigt endlich auch der A. Polignac in Berlin (vgl. o.). Amelungs Versuch, ein weiteres A.-Ideal des ausgehenden 5. Jhdts. nachzuweisen, kenne ich, da mir seine ,Florentiner Antiken‘ unzugänglich waren, nur durch Körtes Ablehnung (Athen. Mitt. 1893, 253, 1).

Psychologisch vertieft und pathetisch belebt den Arztgott zu bilden unternahm die Kunst des 4. Jhdts. Hier sind zunächst jene Relieftypen zu nennen, in denen der Gott mitleidsvoll dem hülfesuchenden oder gütig dem seinen Dank darbringenden Menschen gegenübersteht, so z. B. in den athenischen Reliefs Athen. Mitt. II Taf. 15. 18 (der eine Fuss nur mit der Spitze aufgesetzt). Le Bas Taf. 51 (die Beine gekreuzt). Ich habe diesen Typus bei Roscher I 641 der jüngeren attischen Schule zugewiesen, die ebendort 636 beigebrachten statuarischen Beispiele kommen aber in Wegfall, da die Berliner Bronze von Furtwängler (Meisterw. 398, 4) als eine Arbeit des 16. oder 17. Jhdts., die Statue der Uffizien aber als schlangenfütternder A. (nach Myron) erkannt worden ist. So bleiben für unseren Typus nur Reliefs übrig. Die Ausbildung eines zweiten Typus hat Wolters (Athen. Mitt. 1892, 1ff.) festgestellt. Die Stellung bleibt auch hier die aus dem 5. Jhdt. überkommene (eine Hand auf der Hüfte, der Stab unter die Achsel gestemmt), aber die Hüfte wird stark ausgebogen, und der stärkeren Bewegung entsprechend der Oberkörper stärker entblösst, zugleich ist der Kopf etwas zurückgeworfen, der Blick ohne bestimmtes Ziel ins Weite gerichtet. Dieser Typus gewinnt besonderes Interesse durch Wolters Nachweis, dass der berühmte Kopf von Melos (bei Rayet Mon. de l’art I Taf. 42 mit Overbeck als ,tête de Zeus‘), aller Wahrscheinlichkeit nach ein Werk der praxitelischen Kunst (Collignon, Wolters), mit ihm zusammenhängt. Brunn hielt den Kopf stets für A. (Götterideale 96ff.), aber erst die Abbildung Athen. Mitt 1892 Taf. III 2 hat ihm die vom Künstler gewollte Richtung gegeben. Auf Wolters macht er den Eindruck starker innerer Erregung, eines Bedrängtseins durch die Leiden der Menschheit, mir scheint er mehr den sinnenden Arztgott zu kennzeichnen. Des Praxiteles Sohn Kephisodot arbeitete aus Marmor einen A. und eine Artemis, die später die Porticus der Octavia schmückten (Plin. XXXVI 24), ob aber gruppiert, wie Brunn (Gr. Künstl. I 759; R.-E. I² 468f.) annahm, ist mir sehr fraglich. Eine Statuette aus parischem Marmor in Berlin (Arch. Anz. 1892, 159), eine frische hellenistische Arbeit, soll aus Kos stammen. Mehr als zu ihr stimmt zum A. Pamfili (Clarac 551, 1160 c) die koische Silbermünze Dutens Explic. des méd. Taf. IV 4, vielleicht Nachbildung einer im 4. Jhdt. für den Tempel der Burina gearbeiteten Statue. Dass attische Künstler damals für das Heiligtum thätig waren, zeigt die Hygieia der ,Söhne des Praxiteles‘ bei Herodas IV 20. Von Skopas sind zwei Darstellungen überliefert, für Tegea A. und Hygieia zu beiden Seiten des Kultbildes der Athena (Paus. VIII 47, 1) und für Gortys ein jugendlicher A. mit Hygieia gruppiert (ebd. VIII 28, 1). Auf letzteren will Furtwängler Meisterw. 519 wegen eines Medaillons [1695] M. Aurels (Ztschr. f. Numism. IX 140) eine schöne Erzstatuette römischer Zeit (Fig. 95 nackter Jüngling) zurückführen, was nicht eben wahrscheinlich, da ein völlig nackter A. bis jetzt weder in Statuen noch in Reliefs vorliegt und vollends bei einer Kultstatue (das war die gortynische) ausgeschlossen erscheint. Die Weise des Skopas erblickt Wolters in dem Colossaltorso des A. von Munychia (Athen. Mitt. 1892 Taf. 4). Er ist viel bewegter als der praxitelische Typus, die Formen kraftvoller, die Entblössung stärker, der Gesichtsausdruck entschieden pathetisch, eine etwas jüngere Umformung unter dem Einfluss skopasischer Kunst. Ähnlich wird den Schöpfungen des Bryaxis gesteigerter psychischer Ausdruck eigen gewesen sein. Er arbeitete für Megara A. mit Hygieia gruppiert (Paus. I 40, 6) und einen A. allein nach Plin. n. h. XXXIV 73. Über eine an Dionysos erinnernde Haartracht des A. auf zwei Reliefs vgl. Ziehen Athen. Mitt. 1892, 241f. Langgelocktes Haar hat A. auf dem epidaurischen Relief Ἐφημ. ἀρχ. 1894 Taf. I 2.

C. Hellenistisches Zeitalter.
Ein sonst unbekannter Teletimos wird um 300 als Verfertiger einer A.-Statue genannt Bull. hell. 1888, 419. Für den milesischen Arzt Nikias, den Freund Theokrits, arbeitete Eëtion eine durch ihr Material (Cedernholz) bemerkenswerte Statue (Abschn. III 132). Phyromachos von Athen schuf die von Polybios XXXII 27 gerühmte Tempelstatue des pergamenischen Asklepieions (über seine Zeit vgl. Thraemer Pergamos 248f. [der älteren Gruppe attalischer Schlachtenbildner zugewiesen]. Fränkel Inschr. von Pergamon I nr. 10ff. Michaelis Arch. Jahrb. 1893, 131 [der jüngeren Gruppe zugewiesen]). Die Statue wurde um 156 von Prusias III. als Kriegsbeute weggeschleppt. Unter der nicht unwahrscheinlichen Voraussetzung, dass der bithynische Dynast das Bild beim Friedensschluss wieder herausgeben musste, darf man unter den zahlreichen A.-Typen pergamenischer Münzen Nachbildungen voraussetzen. Nach Prüfung des Materials glaube ich den A. des Phyromachos auf autonomen Erzmünzen mit Μιθραδάτου (Mus. Hunter. Taf. 42, 11) ohne Magistratsnamen (Mionnet II 589, 500), auf Münzen des Traian (unediert in München) und des Caracalla (Mus. Sanclem. II Taf. 26, 247: A. in einem Hexastylos) zu erkennen: der Gott ist bärtig, das Haupthaar langgelockt mit Lorbeerkranz, das Himation verhüllt den Körper bis auf den rechten Arm und Brust und fällt tief auf die Füsse herab, der linke Arm ist unter dem Gewand an die Seite gelegt, der entblösste rechte hält den kurzen Schlangenstab. Der Typus ist ohne charakteristische Merkmale, ein ziemlich indifferentes Dastehen. Er erscheint in weiter Verbreitung, namentlich auf Münzen der Kaiserzeit, von Statuen kommt ihm am nächsten der unedierte A. Sciarra (Matz-Duhn nr. 79), ferner die Statue des Capitols (Clarac 547, 1155, genauer Righetti Campidoglio I 43), ein mittelmässiges Decorationswerk. Von Nikeratos (entweder dem unter Eumenes II. thätigen [Löwy nr. 147] oder dem älteren in der Künstlerinschrift bei Löwy nr. 118 neben Phyromachos genannten athenischen Bildhauer) befand sich ein mit Hygieia gruppierter A. in Rom (Plin. XXXIV 80). Eine Nachbildung des Werkes vermute ich [1696] in der Gruppe des Vatican (abgeb. bei Roscher I 2779). Letztere zeigt an A. eine gegen frühere Zeit stärkere Entblössung, in Hygieias Gewandung Anlehnung an die Niobiden, zugleich aber auch jüngere Motive (vgl. bei Roscher a. a. O.). Den Argivern Xenophilos und Straton, nicht vor Mitte des 2. Jhdts., vielleicht noch später, gehört die Marmorgruppe eines sitzenden A. und einer stehenden Hygieia im Hauptasklepieion von Argos (Abschn. III 50a). Die ebenerwähnte Gruppe des Vatican wurde von Visconti und anderen ohne hinreichenden Grund als Nachahmung dieses Werkes betrachtet. Die seltene Darstellung eines A. als Kind (vgl. die Heiligtümer Ἀσκληπιοῦ Παιδός Abschn. III 70. 76) bietet der ausgezeichnete Kinderbildner Boëthos, über dessen schwankende Ansetzung im hellenistischen Zeitalter E. Löwy Inschr. gr. Bildh. zu nr. 521 zu vergleichen. Sein A. wurde in der späteren Kaiserzeit von einem Arzt Nikomachos in ein Asklepieion geweiht, wie aus der bei den Traiansthermen in Rom gefundenen Weihinschrift (Löwy nr. 535) erhellt. Das attische Künstlerpaar Timokles und Timarchides, Söhne des Polykles (um 180, vgl. Löwy nr. 242), arbeiteten für Elateia das Kultbild eines bärtigen A. (Paus. X 34, 6). Die Reihe beschliesst der früher unrichtig ins 4. Jhdt. gesetzte Damophon von Messene, der nach den neuen Ausgrabungen von Lykosurai ins 1. oder 2. Jhdt. v. Chr. (Athen. Mitt. 1893, 219) oder in Hadrians Zeit (Overbeck Plastik II⁴ 485) fällt. Von Damophon sind nicht weniger als drei Gruppendarstellungen des Gottes überliefert: a) für Aigion mit Hygieia, Paus. VII 23, 7 (Münzen der Stadt unter Commodus zeigen bärtigen sitzenden A. mit Scepter in der erhobenen Rechten und stehende Hygieia, zwischen beiden einen Altar, um den sich eine Schlange ringelt, Mionnet Suppl. IV 27, 154. Imhoof-Gardner Taf. R IX–XI; die Haltung des A. ist hier zeusartig); b) in Messene mit παῖδες (wohl den Söhnen Machaon und Podaleirios), Paus. IV 31, 8; c) in Megalopolis mit Hygieia am Eingang des Demeterheiligtums (ebd. VIII 31, 1, nach der von Brunn Gr. Künstler I 288 vorgenommenen Ausfüllung der Textlücke).

Neue Typen sind in der hellenistisch-römischen Epoche nicht mehr geschaffen, die vorhandenen höchstens in Einzelheiten modificiert worden. Die Münzen zeigen, entsprechend der wachsenden Ausbreitung und Blüte des Kultus, den Gott ungemein häufig, ebenso giebt es zahlreiche Statuen römischer Zeit. In beiden Denkmälerklassen überwiegt die Darstellung des Gottes mit kurzem Stabe und ausschreitender Stellung (der wandernde Arzt), dass dieser Typus jedoch längst ausgebildet war, beweist der A. Ludovisi (Schreiber Villa Ludov. nr. 101). Der Kopf wird je später um so zeusartiger, doch werden Köpfe wie der amorginische (Bull. hell. 1889 Taf. XI) mit geradezu aufgebäumter Mähne wohl richtig von Collignon (a. a. O. 40ff.) A. abgesprochen. Das zeusartig behandelte Haar zeigt eine Erzstatuette der Pariser Nationalbibliothek (Babelon-Blanchet nr. 598). Interessant wäre es, vom pergamenischen Zeus A. (o. S. 1661f.) eine Vorstellung zu erhalten; in ihm wird die Annäherung an das spätere Zeusideal wohl am stärksten zum Ausdruck gekommen sein. Im allgemeinen kann man sagen, dass auch in [1697] später Zeit der Ausdruck der A.-Köpfe immer noch eine Tonart niedriger gestimmt bleibt, als der der Zeusköpfe. Dem Gott bis in späteste Zeiten und barbarische Lande zu folgen, ist ein ästhetisches Martyrium, ein Beispiel abschreckendster Art die Relieffigur von Bregetio in Ungarn (Archaeol. Közlemenyek 1866, 152 in Holzschnitt). In ähnlicher Gestalt mag den Philippopolitanern ihr A. Zimidrenus (S. 1680) erschienen sein.

Speciell die athenischen Votivreliefs, die v. Duhn in der Arch. Ztg. 1877, 139ff. im Zusammenhang behandelt, der Unterzeichnete bei Roscher I 2786ff. in gegen die Vorgänger etwas abweichender Auffassung besprochen hat, vervollständigte neuerdings Ziehen (Athen, Mitt. 1892, 229ff.) durch eine interessante Reihe (Krankenbesuch des A.). Auch das Relief des Theopomp zieht er dahin, merzt aber mit Recht Millin Gall. mythol Taf. 32, 105 aus. Seine Deutung des Reliefs von Kythera (Athen. Mitt. 1892 Taf. XI) ist meines Erachtens nicht haltbar. Endlich hat A. Körte (Athen. Mitt. 1893, 231ff.) gegen mich den Satz verfochten, dass Hygieia von Anfang an (z. B. in Titane) als Gattin des A. gegolten und erst allmählich die töchterliche Stellung angenommen habe. Einige Gegenbemerkungen o. S. 1657. In welchem Verhältnis Hygieia in Titane ursprünglich zu A. stand, ist nicht klar überliefert, um so deutlicher aber, was sie für die bildende Kunst der guten Zeit gewesen ist, nämlich die jungfräuliche Tochter des Gesundheitsgottes, wie andererseits die Trias der Heilerinnen das jungfräuliche Gefolge des Arztgottes bildet.

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S. 1642ff. zum Art. Asklepios:

2) (zu S. 1693, 30): Münze von Epidauros mit der Cultstatue des Thrasymedes, Numism. Chron. 1892, 14 pl. I 17.

[Hill.]
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S. 1664ff. zum Art. Asklepios:

S. 1664, 28: Über den A.-Dienst zu Amphissa s. den Art. Amphissa in diesem Suppl. Der Tempel des Ἀ. ὁ ἐν κρουνοῖς bei Naupaktos lag im Bezirk einer noch nicht bestimmten Ortschaft Buttos (s. d. in diesem Suppl.). Die Inschriften aus Journ. hell. stud. sind jetzt in IG IX 1, 379—387 publiziert. Andere wurden von Nikitsky Jahrb. d. russ. Minist. d. Volksaufkl. (1884) 47ff. herausgegeben; alle diese zum Teil mit besseren Lesungen sowie eine Anzahl neuerer bei Nachmanson Athen. Mitt. XXXII 1ff. Über den Tempel vgl. noch Woodhouse Aetolia 331ff. Nachmanson a. a. O. 1ff. 47. Inschriften des A. zu Naupaktos jetzt IG IX 1, 357—371 nach Woodhouse und Abschriften von Lolling. Über den Tempel vgl. Woodhouse Aetolia 313ff.

Thearodokoi der Asklepier aus Epidauros gab es in Amphissa, Oiantheia, Naupaktos und Tolophon am Anfang des 4. Jhdts., IG IV 1504.

(S. 1676, 12 zu Nr. 175a): Ein Thearodokos der Asklepier aus Epidauros am Anfang des 4. Jhdts. zu Lokroi wird erwähnt IG IV 1504.

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2) Griech. Gottheit. (L) S I. (L) S III (erg.: ›2)‹).