RE:Cornelius 158

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Fuscus Praef. praet. unter Domitian
Band IV,1 (1900) S. 13401342
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158) Cornelius Fuscus, Praefectus praetorio unter Domitian. Er stammte aus vornehmer Familie, hatte aber schon frühzeitig in jugendlichem [1341] Leichtsinn den Senatorenrang abgelegt, um die Carriére des Ritterstandes einzuschlagen. (Tac. hist. II 86). In den Ereignissen des J. 69 n. Chr. spielte er eine hervorragende und nicht unrühmliche Rolle. Galba hatte ihn, der damals im kräftigsten Mannesalter stand, zur Belohnung für früher geleistete Dienste (pro Galba dux coloniae suae ist nicht ganz klar) als Procurator von Pannonien eingesetzt. In dem Kampfe zwischen Vitellius und Vespasian ergriff C., den sein unternehmungslustiger, kriegerischer Sinn zu immer neuen Thaten antrieb, für letzteren Partei, Tac. a. a. O. In dem Kriegsrat der Flavianer zu Poetovio war er nebst dem Legionslegaten (M.) Antonius Primus einer der eifrigsten Verfechter des Krieges gegen Vitellius, gegen den er unerschrocken und rücksichtslos aufs heftigste eiferte. Er veranlasste auch den greisen und zaghaften Statthalter von Pannonien (L.) Tampius Flavianus, sich in dem Kriege gegen Vitellius an die Spitze zu stellen, und opferte damit in selbstloser Weise seinen eigenen Ehrgeiz dem Interesse der Sache, Tac. hist. III 4. Der Flottenpraefect (Sex.) Lucilius Bassus übertrug nach dem Verrat, den er an Vitellius verübte (vgl. Tac. hist. II 100f. III 36. 40), das Commando über die ravennatische Flotte an C., der rasch herbeieilte, Tac. hist. III 12. Schon war das Kriegsglück der Vitellianer im Schwinden begriffen, Verrat und Flucht ihrer hervorragendsten Führer gestalteten die Lage immer verzweifelter, und C. kam gerade zurecht, um einen vernichtenden Stoss gegen sie auszuführen. Er schloss eine führerlose Truppenabteilung der Vitellianer in Ariminum ein und bekam durch eine gleichzeitig zu Wasser und zu Land ausgeführte Action Umbrien und Picenum in seine Gewalt, Tac. hist. III 42. Für diese Kriegsthaten, die einen entscheidenden Einfluss auf den Gang des Krieges ausübten, wurden ihm nach dem Sturz des Vitellius (December 69) die praetorischen Insignien verliehen (Tac. hist. IV 4; unter den Heerführern der vespasianischen Partei wird er auch III 66 neben M. Antonius Primus und C. Licinius Mucianus genannt). Unter Domitian begegnen wir ihm als Praefectus praetorio (als solcher auch Lyd. de mag. II 19. III 22 erwähnt) und Feldherrn gegen die Daker. Nachdem Domitians erster Dakerfeldzug unter C. Oppius Sabinus gescheitert war, zog der Kaiser selbst zu Felde, schickte aber C. voraus über die Donau. Dieser erlitt gegen den Dakerkönig Diurpaneus (Oros. VII 10, 4 nach Tacitus in den nicht erhaltenen Partien der Historien. Iord. Get. XIII 77; zur Namensform vgl. CIL VI 16903; Petr. Patr. FHG IV 185, 4 nennt Decebalus [allgemeine Bezeichnung für den Dakerkönig?] als den Sieger; vgl. auch Dio ep. LXVII 6) eine furchtbare Niederlage; die Daker erbeuteten das gesamte römische Lager und die Feldzeichen; C. selbst fiel in der Schlacht (Suet. Dom. 6. Dio ep. LXVIII 9, 3; vgl. LXVII 6, 3. Eutrop. VII 23, 4. Oros. a. a. O. Iord. Get. XIII 78. Iuven. IV 110f. und Schol. dazu; vgl. Tac. Agr. 41). Seinen Charakter schildert Tac. hist. II 86 als den eines ruhelosen Geistes (die Lesart inquies cupidine entspricht am meisten Tacitus übrigen Worten), dessen unstillbarer Thatendurst ihn an Gefahren und Kämpfen Gefallen finden lässt. Doch scheint [1342] er sich nach den Stürmen des J. 69, die ihm Ehre und Reichtum brachten, einem ruhigeren Leben hingegeben zu haben. Iuven. a. a. O., der auch ihn unter den Personen erwähnt, die an dem spasshaften Consilium Domitians teilnahmen, spricht von strategischen Studien, die er in seiner Villa betrieben habe; der Scholiast (ed. Heinrich I 194f.) scheint seine früheren Kriegsthaten nicht zu kennen; ein anderes Scholion (Jahrb. f. Philol. Suppl. XXII 421) sagt in Übereinstimmung mit dem Text des Dichters, dass er den Feldzugsplan am grünen Tisch entworfen habe. Ein Grabepigramm für C. giebt Martial. VI 76 (geschrieben im J. 90, nach dem dakischen Triumph Domitians, vgl. Friedländer z. St.).