RE:Epimenides 2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
kretischer Wundertäter und Theologe aus dem 6. Jhdt. v. Chr.
Band VI,1 (1907) S. 173178
Epimenides in der Wikipedia
GND: 102392218
Epimenides in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register VI,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|VI,1|173|178|Epimenides 2|[[REAutor]]|RE:Epimenides 2}}        

2) Der kretische Wundertäter und Theologe. Die mannigfaltigen, zum Teil sehr widerspruchsvollen [174] Nachrichten über sein Leben hat Diels Fragm. der Vorsokratiker 499–502 gesammelt. Auch nach der Auffindung der Ἀθηναίων πολιτεία des Aristoteles, die gleich in ihren ersten Worten die Verbindung des E. mit dem Kylonischen Frevel bezeugt, und trotz des Widerspruchs von Diels, scheint mir mit Loeschcke (s.u.) und v. Wilamowitz (s. u.) der sicherste Anhalt für die Fixierung seiner Lebenszeit bei Plat. Leg. I 642 D (Diels A 5 S. 501, 41) gegeben zu sein, der die Anwesenheit des E. in Athen für die Zeit kurz vor den Perserkriegen bezeugt. Diesem E. kann die Theogonie, von der eine Anzahl Fragmente vorhanden sind, zugesprochen werden, während sie in das 7. Jhdt. nicht gesetzt werden kann. Vgl. darüber unten. Besonders hervorzuheben ist, worauf Diels S.Ber. Akad. Berl. 1891, 389 zuerst hingewiesen hat (s. auch v. Wilamowitz Euripides Hippolytos 244), daß des E. Äußerung über Munichia (Diog. Laert. I 114 [Diels 500, 36] und Plut. Solon 12 [Diels 504, 26 frg. 12]) erst durch den Bericht des Aristoteles Ἀθην. πολ. c. 19 zu verstehen ist, nach dem Hippias vier Jahre nach dem Tode des Hipparch mit der Befestigung von Munichia begann ὡς ἐκεῖ μεθιδρυσόμενος. Wie es ungefähr in derselben Zeit Männer gab, die unter den Namen des Musaios, Orpheus und anderer ihre Theogonien dichteten und ihre Orakelsprüche von Haus zu Haus trugen, so ist meines Erachtens nicht mehr daran zu zweifeln, daß es kurz vor den Perserkriegen einen aus Kreta kommenden Sühnepriester gab, der sich den Namen des alten attischen Heros (Nr. 1) beilegte. Dieser um 500 in Athen wirkende Prophet ist dann fast eine legendarische Figur geworden. Die Sage hat auf ihn fast alle Züge übertragen, die für einen Wundertäter typisch sind, vor allem jahrelangen Schlaf. Es ist ein ganzer E.-Roman entstanden, der am ausführlichsten bei Diog. Laert. I 109ff. zu lesen ist. Früher machte man für ihn Hermippos verantwortlich (vgl. Diels S.-Ber. Akad. Berl. 1891, 388). Das Zeugnis der Ἀθην. πολ. c. 1 hat aber gelehrt, daß ihn Aristoteles bereits gekannt und zum Teil geglaubt hat. Weitere Ausbildung des Romans wohl durch Theopomp (Diels a. a. O. 304), auf den Diels die Erzählung des Bolos bei Apollon. mirab. 1 p. 43 K. zurückführt. Nach diesem Roman soll E. aus Knossos auf Kreta stammen. Sein Vater hieß nach Theopomp καὶ ἄλλοι συχνοί Phaistios (nach Suidas Phaistos), während andere denselben Donades oder Hagesarchos nannten (Diog. a. a. O. Suidas). Neben Knossos wurde auch Phaistos als Geburtsort des E. genannt (Plat. Solon 12); daher der Name des Vaters bei Theopomp. Seine Mutter hieß nach Suidas Blasta. nach Plut. Solon 12 Balte (s. Bd. II S. 2841; Bd. III S. 559). Der Vater soll den Knaben zu den Schafen aufs Feld geschickt haben. Auf dem Wege dahin schlief er zur Mittagszeit in einer Höhle ein und wachte erst nach siebenundfünfzig Jahren auf. Als er nun seine Schafe sucht, findet er sie nicht, und als er dann in sein väterliches Haus geht, sieht er seinen jüngeren Bruder als Greis wieder. Von den Nymphen, in deren Grotte er geschlafen hat, soll er nach dem Zeugnis des Demetrios bei Diog. I 114 ἔδεσμά τι empfangen und ἐν χηλῆι βοός verwahrt haben [175] (προςφερόμενός τε κατ’ ὀλίγον μηδεμιᾷ κενοῦσθαι ἀποκρίσει μηδὲ ὀφθῆναι πότ’ ἐσθίων. μέμνηται αὐτοῦ καὶ Τίμαιος ἐν τῇ δευτέρᾳ). In Kreta nannte man ihn nach Myronianos ἐν Ὁμοίοις (Diog. I 115) und Plut. Solon 12 Κούρητα νέον, was wohl auch damit zusammenhängt, daß er eine Κουρήτων καὶ Κορυβάντων γένεσις nach Diog. I 111 verfaßt haben sollte. So wurde ihm dort auch wie einem Gotte geopfert (Diog. I 114). Ferner wurde im Anschluß an seinen wunderbaren Schlaf erzählt ὡς ἐξίοι ἡ ψυχὴ ὁπόσον ἤθελε καιρὸν καὶ πάλιν εἰςῄει ἐν τῷ σώματι. Die Dauer seines Lebens wird verschieden angegeben. Nach Phlegon ἐν τῷ Περὶ μακροβίων (Diog. I 111) soll er 157 Jahre gelebt haben, wovon 57 auf den Schlaf kommen (Diog. I 109). Die Kreter schätzten sein Leben sogar auf 299 Jahre (Diog. I 111), während nach demselben Autor ihm Xenophanes von Kolophon (frg. 20 Diels) 154 Jahre zusprach (vgl. Diog. IX 18, dazu Kern De theogoniis 81. Diels S.-Ber. a. a. O. 401). Nach Suidas soll er in der 30. Olympiade (660–657) geboren und auch zu den sieben Weisen gerechnet worden sein (vgl. Diels S.-Ber. 392), während seine Lebenszeit 150 Jahre betragen habe, von denen er 60 verschlafen haben soll.

Am bekanntesten ist von diesem langlebigen E., der nach der Legende schläft, um immer von neuem als Warner und Prophet aufzutauchen, dann die Erzählung von seinem athenischen Wirken in den J. 596–593 (Ol. 46) gewesen, von dem Diog. I 110 ausführlich erzählt. Danach wurde Athen damals von einer Pest heimgesucht. Die Pythia hatte eine Reinigung der Stadt befohlen. Die Athener schickten zu diesem Zwecke Nikias den Sohn des Nikeratos, ,den größten Deisidämon des 5. Jhdts.’ (Diels), nach Kreta, um den E. zu holen. Καὶ ὃς ἐλθὼν ὀλυμπιάδι μς’ (596–593) ἐλάθηρεν αὐτῶν τὴν πόλιν καὶ ἔπαυσε τὸν λοιμὸν τοῦτον τὸν τρόπον. Λαβὼν πρόβατα μέλανά τε καὶ λευκὰ ἤγαγε πρὸς τὸν Ἄρειον πάγον · κἀκεῖθεν εἴασεν ἰέναι οἷ βούλοιντο, προςτάξας τοῖς ἀκολούθοις, ἔνθα ἂν κατακλίνοι αὐτῶν ἕκαστον, θύειν τῷ προςήκοντι θεῷ. καὶ οὕτω λῆξαι τὸ κακόν. ὅθεν ἔτι καὶ νῦν ἔστιν εὑρεῖν κατὰ τοὺς δήμους τῶν Ἀθηναίων βωμοὺς ἀνωνύμους, ὑπόμνημα τῆς τότε γενομένης ἐξιλάσεως. οἱ δὲ τὴν αἰτίαν εἰπεῖν τοῦ λοιμοῦ τὸ Κυλώνειον ἅγος (vgl. Aristot. Ἀθ. πολ. c. 1. Plut. Solon 12 [Diels A 4 S. 501. 17ff.: S.-Ber. 1891. 388]) σημαίνειν τε τὴν ἀπαλλαγήν· καὶ διὰ τοῦτο ἀποθανεῖν δύο νεανίας Κρατῖνον καὶ Κτησίβιον, καὶ λυθῆναι τὴν συμφοράν (vgl. Athen. XIII 602 c aus Neanthes v. Kyzikos). Ἀθηναῖοι δὲ τάλαντον ἐψηφίσαντο δοῦναι αὐτῶι καὶ ναῦν τὴν εἰς Κρήτην ἀπάξουσαν αὐτόν. ὁ δὲ τὸ μὲν ἀργύριον οὐ προςήκατο· φιλίαν δὲ καὶ συμμαχίαν ἐποιήσατο Κνωσσίων καὶ Ἀθηναίων. Die treffende Kritik dieser Legende bei v. Wilamowitz Euripides Hippolytos 244: über den Akt der Sühnung s. Diels S.Ber. a. a. O. 391. 4. An diese durchaus legendarische Tätigkeit des E. bei der Sühnung des Kylonischen Frevels knüpft nun die weitere Legende an, daß eine Anzahl von Heiligtümern und Altären von E. in Athen gegründet sein soll, z. B. das Semnenheiligtum [am Areiopag] (Lobon ἐν τῷ Περὶ ποιητῶν nach Diog. I 112) und Altäre der Hybris und Anaideia nach Poseidonios Περὶ θεῶν bei Clem. Alex. Protr. 26 [176] p. 22 P. (Diels A 7 S. 502, 15). Weiteres in der oben ausgeschriebenen Diogenesstelle (I 110). Seine Freundschaft mit Solon wird dann auch hervorgehoben, dem er natürlich bei der Gesetzgebung geholfen haben mußte (Plut. Solon 12). Anders Suidas s. Ἐπιμενίδης· πρὸς τοῦτον γράφει Σόλων ὁ νομοθέτης μεμφόμενος ⟨τὴν⟩ τῆς πόλεως κάθαρσιν.

Auch aus Sparta ist dieser E. der Legende wohlbekannt. Er soll sich nach Diogenes I 114 (Diels S.–Ber. a a. O. 396, 1] zuerst Aiakos genannt (was nach Diels Fragmente der Vorsokratiker S. 503, 2 vielleicht im Prooimion der Theogonie stand) und den Lakedaimoniern τὴν ὑπ’ Ἀρκάδων ἅλωσιν prophezeit haben, ebenso den Kretern (Diog. I 115). Nach Sosibios (Diog. a. a. O.) bewahrte man nach einem Orakelspruch seinen Leichnam auf und eine Orakelsammlung, die nach Fälscherart auf ein Fell (δέρμα Ἐπιμενίδειον Suidas) geschrieben war (Diels S.–Ber. a. a. O. 399, 3). Daraus stammt das Orakel über die lakedaimonische Niederlage durch die Arkader bei Diog. I 115. Außer dieser gefälschten Orakelsammlung wurden diesem legendarischen E. noch eine Anzahl von Werken zugeschrieben, aus denen aber keine Fragmente erhalten zu sein scheinen: Κουρήτων καὶ Κορβάντων γένεσις (Diog. I 111), Ἀργοῦς ναυπηγία τε καὶ Ἰάσονος εἰς Κόλχους ἀπάπλους ἔπη ἑξάκισχίλια πεντακόσια (Diog. I 111); von Prosawerken (καταλογάδην) Περὶ θυσιῶν καὶ τῆς ἐν Κρήτῃ πολιτεας καὶ Περὶ μίνω καὶ Ῥαδαμάνθυος εἰςἔπη τετρακιςχίλια (Diog. I 111) und μυστήρια τινα καὶ καθαρμοὺς καὶ ἄλλα αἰνιγματώδη (Suid. s. Ἐπιμενίδης). Wahrscheinlich geht das meiste von diesen Titeln auf den Fälscher Lobon zurück (E. Hiller Rh. Mus. XXXIII 1878, 528. Diels bei Kern De theogoniis 79). Τελχινιακὴ ἱστορία Athen. VII 282 e (εἴτ’ Ἐ. ἐστὶν ὁ Κρὴς ἢ Τηλεκλείδης εἴτ’ ἄλλος τις. vgl. E. Hiller Rh. Mus. a. a. O. 528). Über die verdächtigen Katharmen vgl. Diels S. 503, 9ff.

Dem historischen E. gehört wohl nur die Theogonie, die durch Diog. Laert. I 111 (ἔπη πεντακιςχίλια) (Diels S. 500, 23) bezeugt ist. Während von den sonst bei Diogenes erwähnten Schriften keine Fragmente vorhanden zu sein scheinen (denn das von Diodor V 64–80 aus den Κρητικά des E. Erzählte ist sicher einer späten Fälschung entnommen. vgl. E. Bethe Herm. XXIV 1889. 402ff.). sind eine ganze Anzahl auf die Theogonie zurückzuführen. Sammlung derselben bei Kern De Orphei Epimenidis Pherecydis theogoniis (1888) und sehr viel besser bei Diels Fragmente der Vorsokratiker S. 502ff. Diels zählt im ganzen 22 Fragmente auf; nr. 23 aus Laur. Lyd, de mens. IV 17 ist unecht wie das Pherekydesfragment bei demselben Autor II 7. Mit Recht vermutet Diels, daß der berühmte u. a. bei Paulus ad Tit. I 12 citierte Vers: Κρῆτες ἀεὶ ψεῦσται, κακὰ θηρία, γαστέρες ἀργαί aus dem Prooimion der Theogonie des E. stammt. Paulus führt ihn auf einen ἴδιος προφήτης der Kreter zurück. Es verschlägt nichts, wenn Hieron. comm. in ep. ad Tit. VII 606 Migne den Vers aus den Oracula des E. Cretensis (= χρησμοί) anführt; vgl. Max. Tyr. c. 22 p. 224 Dav. mit der Bemerkung von Diels Fragmente S. 502, 41ff. Nachgebildet ist der Vers natürlich dem Wort der Musen an Hesiod [177] Theogon. 26: ποιμένες ἄγρουλοι, κάκ’ ἐλεγχεα γαστέρες οἷον.. Vgl. auch v. Wilamowitz Euripides Hippolytos S. 224. In diesem Prooimion scheint er ähnlich wie Hesiod v. 38 gesagt zu haben, daß er könne εἰρεῦσαι τὰ τ’ ἐόντα τὰ τ’ ἐσσόμενα πρό τ’ ἐόντα. Vergangenheit und Zukunft glaubte er den in schwerer Bedrängnis lebenden Athenern verkünden zu können. Die Vergangenheit benützte er nach Diels Fragmente S. 500, 30, um ,die Übel der Gegenwart aus den noch ungesühnten Verbrechen der Vergangenheit abzuleiten und diese mit der Urzeit in religiöse Verbindung zu bringen’. Aristot. rhet. I 17, 1418 a 21 (Diels frg. B 4) τὸ δὲ δημογορεῖν χαλεπώτερον τοῦ δικάζεσθαι, εἰκότως, διότι περὶ τὸ μέλλον· ἐκεῖ (ἐκεῖνο Victorius) δὲ περὶ τὸ γεγονός, ὃ ἐπιστητὸν ἤδη καὶ τοῖς μάντεσιν, ὡς ἔφη Ἐ. ὁ Κρής· ἐκεῖνος γὰρ περὶ τῶν γεγνότων, ἀδήλων δέ. Dazu vgl. Plato leg. I 642 D (Diels Fragmente A 5 S. 500. 42) τῆιδε γὰρ ἴσως ἀκήκοας, ὡς Ἐ. γέγονεν ἀνὴρ θεῖος, ὃς ἦν ἡμῖν οἰκεῖος, ἐλθὼν δὲ πρὸ τῶν Περσικῶν δέκα ἔτεσιν πρότερον παρ’ ὑμᾶς κατὰ τὴν τοῦ θεοῦ μαντείαν θυσίας τε ἐθύσατό τινας, ἃς ὁ θεὸς ἀνεῖλεν, καὶ δὴ καὶ φοβουμένων τὸν Περσικὸν Ἀθηναίων στόλον εἴπεν, ὅτι δέκα μὲν ἐτῶν οὐχ ἥξουσιν, ὅταν δὲ ἔλτωσιν ἀπαλλαγήσονται πρξαντες οὐδὲν ὧν ἤλπιζον παθόντες τε ἢ δράσαντες πλείω κακά. τότ’ οὖν ἐξενώθησαν ὑμῖν οἱ πρόγονοι ἡμῶν. Dieser Platonische Ansatz der Lebenszeit des E., wonach er zehn Jahre vor dem Perserkrieg nach Athen als Sühnpriester aus Kreta gekommen sein soll, stimmt nun in der Tat ungefähr, wie Diels S.–Ber. a. a. O. und v. Wilamowitz Euripides Hippolytos S. 213f. gesehen haben (vgl. auch Diels Fragmente S. 503. 5ff.), zu der athenischen Situation um 508, auf die in den frg. 12 (Plut. Sol. 12, vgl. Aristot.) und 13 (Plut, de def. orac. 1 p. 409 E, vgl. Herod. V 63) hingewiesen wird. Die Theogonie ist höchst wahrscheinlich jünger als die des Musaios (darüber vgl. vorläufig Kern De Musaei Atheniensis fragmentis. Rostocker Progr. Sommer 1898), da Musaios in ihr redend eingeführt war (Diels frg. 2 S. 500, 12), wenn Aelian nat. an. XII 7 τὰ Ἐπιμενίδου ἔτη nicht, wie Diels anregt, Musaios mit E. verwechselt hat. Dann würde frg. 1 überhaupt nicht in die Theogonie des E. gehören, sondern der des Musaios zugesprochen werden müssen. Die eigentliche Theogonie knüpfte an die Theogonien des Hesiod und der Orphiker an. Über ihren Anfang berichtet Eudem bei Damasc. de prim. princ. 124 (vgl. Philodem, περὶ εὐσεβείας 47 a 2 p. 19 Gomp. Diels frg. 5), daß Ἀήρ und Νύξ die πρῶται ἀρχαί gewesen seien, aus denen dann der Tartaros entsprossen ist. Aus der Mischung dieser drei Prinzipien seien erst die Titanen (?, vgl. Kroll Philologus N. F. VII 1894. 424) und dann das Weltenei entstanden, das E. wohl direkt der Orphischen Theogonie entnommen hat, während der Ἀήρ am Anfang der Weltentwicklung wohl auf Anasimenes zurückzuführen ist (vgl. Kern De Orphei Epimenidis Pherecydis theogoniis 69). Ebenso sicher scheint mir zu sein, daß die hervorragende Rolle der Nyx auf die Orphische Theogonie zurückzuführen ist (Kern a. a. O. 71). Den Tartaros hat er natürlich (Kern a. a. O. 71) aus Hesiod. Theog. 119 Τάρταρα τ’ ἠερόεντα [178] μυχῷ χθονὸς εὐρυοδείης. Vgl. dazu aber auch Musaios frg. 14 Diels (S. 498, 21), wo Philodem περὶ εὐσεβείας 137, 5 p. 61 Gomp. bezeugt, daß ἐν τοῖς ἀναφερομένοις εἰς Μουσαῖον γέγραπται Τάρταρον πρῶτον ⟨καὶ Ν⟩ύκτα. Vgl. zur Datierung der Theogonie auch Diels S.–Ber. Akad. Berl. 1891, 395. Kretische Sagen werden erwähnt frg. 6, womit wieder Musaios frg. B 8 Diels 497, 31 zu vergleichen ist. 7. 17. Über peloponnesische Sagen bei E. vgl. Kern De theogoniis 75. 77.

Literatur: Heinrich Epimenides aus Kreta. Zusammenstellung aus Bruchstücken, Leipzig 1801. Müller FHG IV 404f. C. Schultess De Epimenide Crete, Diss. v. Goettingen, Bonn 1877. Kinkel Fragm. epicorum Graecorum I 1877, 230ff. Barone Epimenide di Creta, Neapoli 1880 (wertlos). G. Loeschcke De Pausaniae descriptione arcis Athenarum, Dorpat 1883, 23ff. O. Kern De Orphei Epimenidis Pherecydis theogoniis 1888, 67ff. Toepffer Attische Genealogie 1889, 140ff. H. Diels S.–Ber. Akad. Berlin 1891, 387ff. U. v. Wilamowitz–Moellendorff Euripides Hippolytos 1891, 224. 243. Ed. Meyer Geschichte des Altertums II 1893, 640. 749. O. Gruppe Griech. Mythologie 424ff. Stengel Die griech. Kultusaltertümer² 1898, 143. H. Demoulin Épiménide de Crète, Bruxelles 1901. H. Diels Die Fragmente der Vorsokratiker, Berlin 1903, 499ff.

[Kern. ]