RE:Erchia

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Att. Demos d. Phyle Aigeis
Band VI,1 (1907) S. 398399
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Erchia bei Pleiades
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Erchia, (Ἐρχιά, Demot. Ἐρχιεύς, IG II 2039 Ὀρχιεύς, andere Formen s. o. Bd. V S. 59 nr. 54), großer attischer Demos der Phyle Aigeis; Heimat des Xenophon (Diog. Laert. II 48) und Isokrates (Steph. Byz. s. Ἐρεχθία, vgl. Vit. X orat. 836 E; eine Prosopographie der Erchieer liefert Cl. H. Joung Erchia, New-York 1891). Alkibiades war daselbst reich begütert (Plat. Alcib. I 123 C). Für den alten Ruhm der Fruchtgefilde von E. spricht die Sage (Steph. Byz. s. Ἐρεχθία), daß Erchieus die Demeter gastlich beherbergt habe. Eine dreiköpfige Herme (IG III 61. Col. III 8 Ἐρχιᾶσι πρὸς τῷ τρικεφάλῳ) gestattet die Annahme eines bedeutsamen Wegezentrums. Die ländlichen Funde von Grabsteinen und Richtertäfelchen mit dem Namen von Erchieern stammen sämtlich aus der Umgebung des Dorfes Spata in der heutigen Mesogia, wo für E. auch alle übrigen Voraussetzungen bestens zutreffen (Milchhöfer Antikenbericht, Athen. Mitt. XII 90 nr. 36–40; S.-Ber. Akad. Berl. 1887, 55ff.). Irrtümlich habe ich dagegen E. bisher mit Gargettos, Ikaria, Plotheia u. a. Demen zum Landbezirk der Phyle Aigeis gerechnet. Letzterer hieß sicher Ἐπακρέων τριττύς (s. o. Epakria) und kann schon deshalb nicht über Spata ausgedehnt werden. Ferner hindert die Mesogeiatrittys der Antiochis (um Pallene), Gargettos mit E. zu verbinden. Es war nur ein gewaltsamer Ausweg, wenn Loeper (Athen. Mitt. XVII 353ff.) diesen Zweck durch nördliche Verschiebung E.s von Spata bis an die Abhänge des Pentelikon, jenseits des ,großen’ oder ,Balana’-Rhevma zu erreichen suchte. Vielmehr sind nahezu für alle nach Spata geschafften Inschriften südlichere bezw. südöstliche Fundstätten teils bezeugt, teils hinreichend sicher anzunehmen (S.-Ber. Akad. Berl. a. a. O. 56 ; auch für das Richtertäfelchen nr. 38 des Antiken-Berichtes finde ich nachträglich die dem Bronzeninventar der gr. arch. Gesellschaft entnommene Notiz: ,südöstlich Spata’). Ich zweifle daher nicht mehr, daß E. mit den östlich benachbarten Küstendemen Halai, Phegaia u. s. w. der Paraliatrittys zufiel (wie ja auch südlich die nicht unmittelbar maritimen Gemeinden Angele und Myrrhinus mit Steiria und Prasiai zum Küstenbezirk der Pandionis gehörten). Dann darf man allerdings erwägen, ob E. statt auf den Höhen von Spata nicht weiter östlich (Lappari) oder südöstlich (nach der Wegekreuzung Vathy Pigadi zu; vgl. die Karten v. Att., auch Text III–VI 5) gelegen habe. Damit eröffnet sich zugleich die Möglichkeit, den westwärts schauenden [399] Magulahügel, an dessen Fuß die bekannten ,mykenischen’ Gräber liegen (a. a. O. Text S. 4) für die lange gesuchte alte Zwölfstadt Kytherros (mit dem noch westlicheren Paiania zur Pandionis gehörig) in Anspruch zu nehmen, wie es von anderem Standpunkte aus (s. o. und Athen. Mitt. XVII 3691 bereits Loeper getan hat.