RE:Παλούρα

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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1. Stadt im Gangesdelta, 2. Stadt im Gangetischen Meerbusen
Band XVIII,3 (1949) S. 287
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Παλούρα.

1. Stadt (πόλις) im Gangesdelta, in der Nähe des westlichsten Mündungsarmes des Ganges Κάμβουσον (145° 18° 30’ nach dem System des Ptolemaios) Ptolem. VII 1, 18.

2. Stadt (πόλις) im Gangetischen Meerbusen etwas südlich des Einschiffungsortes (ἀφετήριον) für die Fahrt nach dem Goldenen Chersones 136° 20° 11’ wie oben) Ptolem. I 13. 5. VII 1, 16.

3. Eine der Städte im Binnenlande von Limyrike (s. d.) (117° 15° 14° 20’ wie oben) Ptolem. VII 1, 85.

Von diesen drei gleichnamigen Städten ist bis jetzt nur die zweite mit einiger Wahrscheinlichkeit identifiziert (Sylvain Lévi Notes sur la Géographie ancienne de l’ Inde. I Paloura-Dantapura, Journal Asiatique Bd. 206 [1925] 46-57). Der Name wird als dravidischen Ursprungs erklärt, bestehend aus dem Wort für ‚Zahn‘ pallu und für Stadt ūr, und in Beziehung gesetzt zu dem Namen der in der buddhistischen und Jaina- Tradition berühmten Stadt Dantapura (‚Zahn-Stadt‘), wo einstmals die Zahnreliquie des Buddha aufbewahrt wurde, in Kalinga (Orissa) gerade in der Gegend, wo man sich Παλούρα 2 zu denken hat. Es handelt sich demnach um die dravidische Wiedergabe eines Sanskritnamens. Es findet sich in Verbindung mit der Erwähnung von Kalinga in südindischen Ausgaben des Mahābhārata ein Name Ḋantakūra (neben Dantakrūra). Mit diesem ist der Name der Stadt Dandagula am Vorgebirge Calingōn (griechischer Genitiv Pluralis ‚der Kalingas‘ bei Plin. n. h. VI 72), das der Lage nach mit dem ἀφετήριον des Ptolemaios identisch ist, in Verbindung zu bringen, so daß Dandagula = Dantapura sein muß. Das kūra des Namens Dantakūra ist zu vergleichen mit dem lautgleichen Bestandteil des Namens Ἱππόκουρα (s. d.) bei Ptolemaios, dem Sitze des Βελεόκουρος. Nimmt man die Identität von Παλούρα und Dantapura an, so fällt es auf, daß die Städte 2 und 3 im dravidischen Gebiet liegen, während 1 in einem Gebiet liegt, das wenigstens heute nicht zum dravidischen Gebiet gehört.