RE:Platon 2
| Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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| Dichter der alten Komödie | |||
| Band XX,2 (1950) S. 2537–2541 | |||
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2) Namhafter Dichter der alten Komödie. Suid. s. Ἀθηναῖος κωμικός, γεγονὼς τοῖς χρόνοις κατὰ Ἀριστοφάνην καὶ Φρύνιχον Εὔπολιν Φερεκράτην. δράματα δὲ αὐτοῦ κη΄ (28) ταῦτα· Ἄδωνις, ⟨Αἱ⟩ ἀφ᾿ ἱερῶν, Γρῦπες, Δαίδαλος, Ἑορταί, Ἑλλὰς ἢ Νῆσοι, Εὐρώπη, Ζεὺς κακούμενος, Ἰώ, Κλεοφῶν, Λάϊος, Λάκωνες ἢ Ποιηταί, Μέτοικοι, Μύρμηκες, Μαμμάκυθος, Μενέλεως, Νίκαι, Νὺξ μακρά, Ξάνται ἤ Κέρκωπες, Περιαλγής, Ποιητής, Πείσανδρος, Πρέσβεις, Παιδίον, Σοφισταί, Συμμαχία, Σκευαί, Σύρφαξ, Ὑπέρβολος, Φάων. ἔστι δὲ λαμπρὸς τὸν χαρακτήρα. [ὡς φησιν Ἀθηναῖος ἐν τοῖς Δειπνοσοφισταῖς, ὅτι καὶ Ἀνδροφόνος ἐστὶ δρᾶμα Πλάτωνος καὶ Συνεξαπατῶν καὶ Πανηγυρισταὶ καὶ ἄλλα πλεῖστα]. Der Zeitansatz, gleichzeitig mit Aristophanes, Phrynichos, Eupolis, Pherekrates, wird bestätigt durch Kyrill contra Iulian. I 13 B (Bd. 76, 522 Migne), wo P. mit Aristophanes und Eupolis in die 88. Olympiade (427-424) gesetzt wird, und durch Praxiphanes bei Marcell. vita Thucyd. 29, der Thukydides Zeitgenossen des Komikers P. nennt. Dazu paßt auch sein Platz in der Liste der Dionysiensieger IG II² 2325 Z. 63, fünf Plätze hinter Aristophanes, vier hinter Eupolis, zwei hinter Phrynichos. Die Zahl seiner Siege fehlt, in der Lenäenliste wird sein Name in der Lücke zwischen Z. 126 (Eupolis) und Z. 127 (Poliochos) gestanden haben. Viel zu früh ist der Ansatz bei Eusebios (vers. Arm. 104 Sch.), der ihn zusammen mit Kratinos im J. 454/53 blühen läßt. Ebenso unrichtig ist die Meinung später Grammatiker, die ihn zum Hauptvertreter der mittleren Komödie machen, s. Schol, in Dion. Thr. bei Kaibel CGF 1 15 τῆς δὲ μέσης καὶ αὐτῆς μὲν πολλοὶ γεγόνασιν, ἐπίσημος δὲ Πλάτων τις, οὐχ ὁ φιλόσοφος ἀλλ᾽ ἕτερός τις ὁμώνυμος, κἀκείνου τὰ δράματα οὐ φαίνεται. Die Zahl seiner Stücke gibt der Laterculus Estensis (Kaibel 10) auf 28 an, und dieselbe Zahl nennt der Redaktor bei Suid., obwohl in der folgenden Liste 30 Titel aufgezählt werden. Ganz wertlos ist der von mir eingeklammerte letzte Satz des Suidas-Artikels; wie Meineke Men. et Philem. 150f. und Theodor Wagner Symb. ad com. Graec. hist. (Leipz. 1905) 35 nachgewiesen haben, sind hier bei Athenaios genannte Stücke des Baton (s. o. Bd. II S. 143) fälschlich P. zugeschrieben worden. Die übrige Suidasliste ist ausgeschrieben von dem angeblichen Andronikos περὶ τάξεως ποιητῶν, abgedruckt von Bekker Anecd. S. 1461 Anm. (von L. Cohn Philol. Abh. Martin Hertz dargebr. 130 mit größter Wahrscheinlichkeit für eine Fälschung des 16. Jhdts. von Konstantinos Palaeokappa erklärt). Die Abweichungen der Andronikosliste sind gering, nur fehlen in ihr der Φάων und die Nebentitel bei Ἑλλὰς ἡ Νήσοι und Λάκωνες ἢ Ποιηταί, die überhaupt nur in der Suidasliste genannt werden. Die zwei in dieser über die doppelt bezeugte Gesamtzahl 28 überschießenden unechten Stücke lassen sich nicht genau ermitteln. Wir wissen jedoch, daß schon im Altertum mehrere Komödien angezweifelt worden sind: Die Συμμαχία wird wiederholt dem Kantharos zugeschrieben (s. o. Bd. X S. 1884), die Λάκωνες zitiert Harpokr. 166, 3 ὁ τοῦ Πλάτωνος Λάκωνας γράψας, vom Μαμμάκυθος heißt es Schol. Aristoph. Ran. 990 καὶ δρᾶμα ὅλον οὕτως ἐπιγέγραπται Μαμμάκουθοι, ὅ τινες Πλάτωνος λέγουσιν, auch die Σκευαί werden einmal von Chamaileon bei Athen. XIV 628e zitiert Ἀριστοφάνης ἢ Π. ἐν ταῖς Σκευαῖς. Daß der in beiden Listen stehende Δαίδαλος, der sonst nur von Clem. Alex. strom. VI 2 p. 442 Staeh. erwähnt wird, durch einen antiken Irrtum statt Aristophanes dem P. zugeteilt worden ist, hat Cobet Obs. crit. in Plat. 67ff. erwiesen. Der in beiden Listen fehlende, anscheinend nur in einem Scholion zu Aristoph. Plut. 174 vorkommende Titel Ἀμφιάραος verdankt, wie Meineke (FCG I 181) erkannte und Geissler Chronol. der altatt. Kom. 76 erneut betonte, sein Dasein nur einer späten Korruptel aus Ἀφ' ἱερῶν. Eine ziemlich beträchtliche Zahl der Komödien P.s läßt sich zeitlich genau oder annähernd festlegen. Darum hat sich besonders erfolgreich Geissler a. O. bemüht, wenn ich ihm auch nicht in allen Punkten beistimmen kann. Durch didaskalische Angaben gesichert ist der Ansatz des Κλεοφῶν auf die Lenäen des J. 405 (Hyp. I Aristoph. Ran.) und des Φάων auf 391 (Schol. Aristoph. Plut. 179). Zu den ältesten Stücken gehört sicherlich die zwischen P. und Kantharos strittige Συμμαχία, denn das von Bergk Comment. de rell. com. att. ant. 261 und Cobet 177 irrig auf den Ostrakismos des Hyperbolos bezogene frg. 153 ist von Geissler (S. 40) mit Recht auf die schwankende Haltung mancher griechischen Staaten im Archidamischen Krieg gedeutet worden. Gegen Ende dieses Kriegs, wohl 422, ist auch mit Radermacher Rh. Mus. LXXV [1926] 53ff. der Πείσανδρος anzusetzen, den Geissler (51) und andere auf etwa 411 hinabrücken wollen. Der Ansatz der Νίκαι auf 420 oder das Folgejahr ist durch den Titel und die Verspottung von Aristophanes' Eirene (frg. 81) gegeben. Der Ὑπέρβολος fällt ins J. 419 oder 418, sicher vor die überraschende Ostrakisierung des Titelhelden (s. Geissler 49f.), nicht nach ihr, wie man meist angenommen hat; frg. 187 stammt nicht aus diesem Stück. Die Σοφισταί setzt Geissler (56) mit einleuchtenden Gründen um das J. 411 an. Die schon von Meineke (Hist. crit. 169f.) auf Grund von frg. 24 empfohlene Datierung der Ἑλλάς auf die Zeit gleich nach dem Zusammenbruch Athens wird begünstigt durch ein neues Fragment (Berliner Phot. 88, 14), in dem anscheinend die Hellas selbst sagt αὐτὴ δ' ἀμαυρὸς ἀσθενής τ' ἐγιγνόμην. γνόμην. Ins 4. Jhdt. gehören außer dem Φάων sicher die Πρέσβεις, für die nach dem neuen Philochorosfragment im Berliner Didymos col. VII 19ff. nur die J. 393 oder 392 in Betracht kommen (s. Geissler 72), und mit größter Wahrscheinlichkeit — falls nämlich Schol. Arist. Plut. 174 statt Ἀμφιαράῳ zu schreiben ist Ἀφ' ἱερῶν (s. o. S. 2538) — die Ἀφ' ἱερῶν, in denen (frg. 14) die in Aristophanes Plutos 174 noch nicht erfolgte gerichtliche Verfolgung des Pamphilos vorausgesetzt wird; Geissler setzt deshalb das Stück (76) ‚mit Zuversicht‘ ins J. 387. Die dichterische Tätigkeit P.s läßt sich also vom Archidamischen Krieg bis zum J. 387 verfolgen und deckt sich ziemlich genau mit der Schaffenszeit des Aristophanes, dem er in Stoffwahl und Tendenz sehr nahe steht. Aristophanes nennt diesen Rivalen nie namentlich, aber es ist kaum zu bezweifeln, daß er ihn mit im Auge hat, wenn er in der jüngeren Wolkenparabase nach Erwähnung von Eupolis' Marikas und Hermippos' Ἀρτοπώλιδες ν. 558 sagt ἄλλοι τ' ἤδη πάντες ἐρείδουσιν εἰς Ὑπέρβολον. Fast möchte man die Verschweigung des Dichters, der allein den Namen des gefürchteten Demagogen zum Titel einer Komödie zu nehmen wagte, als ein Zeichen persönlich guter Beziehungen beider Komiker ansehen. Damals war die Benennung einer Komödie nach einem lebenden Zeitgenossen noch etwas sehr Seltenes (s. H. Breitenbach De genere quod. titul. com. Att., Basel 1908, 13ff.), Ameipsias' Κόννοs, aufgeführt an den Dionysien 423 (Hypoth. V der Wolken) ist für uns das erste sicher datierte Beispiel, Eupolis' Αὐτόλυκος an den Dionysien 420 (Athen. V 216d) das zweite, aber weder Konnos noch Autolykos besaßen politische Macht, während von P. drei Stücke nach damals mächtigen Demagogen benannt sind, Πείσανδρος, Ὑπέρβολος und Κλεοφῶν.
P. wird auch von späteren Autoren, die für die alte Komödie kein besonders starkes Interesse haben, mehrfach genannt, so von Dion. Prus. XXXIII 9 neben Aristophanes und Kratinos zum Erweis der Freude der Athener an scharfem persönlichen Spott und von Sext. Emp. adv. rhetor. 35 (p. 82, 2 Bekker) als Zeuge für die beständige Veränderung der Gesetze in der attischen Demokratie, s. frg. 22. Sehr merkwürdig ist seine Bezeichnung bei Cramer Anecd. Oxon. III 195, 6 Π., οὐχ ὁ φιλόσοφος, ἀλλ᾽ ὁ κεραμικώτατος, ὦ καὶ Κρατῖνον οἶδα συνᾴδοντα. Μeinekes paläographisch etwas gewagte Konjektur (Hist. crit. 164) κωμικώτατος für κεραμικώτατος ist meistangenommen worden,Radermacher Rh. Mus.LXXV [1926] 52 vermutet aus paläographischen Gründen eine Lücke ἀλλ' ὁ Κεραμ⟨εύς (oder Κεραμέων ἐκ δήμου) ὁ κωμ⟩ικώτατος, aber die Benennung κωμικώτατος bleibt auffällig, und es scheint mir denkbar, daß der byzantinische Gelehrte mit κεραμικώτατος Ρ. als Urbild eines echten Stadtatheners bezeichnen wollte. Daß P. lange und viel gelesen worden ist, zeigt die große Zahl der Fragmente, Kock bringt 259 echte, und seitdem sind noch 28 hinzugekommen, s. Demiańczuk Supplem, com. S. 76ff. P. selbst sagt im Peisandros frg. 99, daß er seine Stücke wie Aristophanes auch durch andere zur Aufführung habe bringen lassen, Ἀρκάδας μιμούμενος, die ihre Kräfte andern Staaten als Söldner leihen, aber nicht für die eigene Heimat kämpfen. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt wohl, namentlich in seinen jüngeren Jahren, auf dem Gebiet der politischen Komödie, dahin gehören sicher Ἑλλάς, Κλεοφῶν, Νίκαι, Πείσανδρος, Πρέσβεις, Συμμαχία, Ὑπέρβολος — bei anderen Titeln ist der politische Charakter weniger deutlich —, aber die Märchenkomödie und Mythentravestie nimmt bei ihm einen erheblich breiteren Raum ein als bei Aristophanes, ich nenne Ἄδωνις, Γρῦπες, Εὐρώπη, Ζεὺς κακούμενος, Ἰώ, Λάϊος, Μενέλεως, Νὺξ μακρά, Φάων. Letztgenanntes Stück, in dem der Fährmann Phaon von Aphrodite zum Lohn dafür, daß er sie in Gestalt einer alten Frau kostenlos übersetzte, eine Salbe erhält, die alle Weiber in ihn verliebt macht, scheint besonders gefallen zu haben, ein umfangreiches Bruchstück aus ihm (frg. 173) bezeugt mit der langen Rezitation aus der angeblichen ὀψαρτυσία des Philoxenos bereits das für die mittlere Komödie charakteristische Interesse für leckere Speisen und ihre Zubereitung. Auch in den Mythen- und Tragödientravestien fehlt die Verspottung lebender Zeitgenossen nicht (s. z. B. frg. 64). Die Zahl der verspotteten Politiker oder doch zu den führenden Kreisen gehörenden Männer ist recht groß, außer den schon Erwähnten nenne ich Agyrrios (133), den Redner Antiphon (103), Apolexis (141), Archinos (133), Drakontides (139), Epikrates (119ff.), Euathlos (102), Glauketes (106), Kephalos (185), Kleon (216), Leagoras (Vater des Redners Andokides, 106), Leagros (64), Meidias (108), Morychos (106), Philepsios (217), Philonides (64), Phormisios (119ff.), von Dichtern werden genannt Aristophanes (81), Euripides (30), Kinesias (184), Melanthios (132), Morsimos (128), Philoxenos (173), Sthenelos (70), Xenokles (134), von Schauspielern Hegelochos (215) und Mynniskos (160). Daß P. auch ernste politische Urteile abzugeben wußte, zeigen die vortrefflichen Verse auf den ostrakisierten Hyperbolos (frg. 187): καίτοι πέπραγε τῶν τρόπων μὲν ἄξια, αὑτοῦ δὲ καὶ τῶν στιγμάτων ἀνάξια· οὐ γὰρ τοιούτων εἶνεκ' ὄστραχ' εὑρέθη.
In Sprache und Metrik stimmt P. im wesentlichen mit Aristophanes überein, beachtenswert sind Eupolideen aus den Parabasen des Παιδάριον (frg. 92) und Ὑπέρβολος (frg. 169) und ein asynartetischer, sicher auch aus einer Parabase stammender Vers der Ξάνται (oder Ξάντριαι) frg. 90 χαῖρε, παλαιογόνων ἀνδρῶν θεατῶν ξύλλογε παντοσόφων, den Hephaest. XV 12 als τὸ καλούμενον Πλατωνικόν bezeichnet, ἐν ᾧ τὰ μὲν ἑκατέρωθεν δύο δακτυλικά εἰοι πενθημιμερῆ, τὸ δὲ μέσον ἰαμβικόν. Sprachliche Besonderheiten P.s werden öfter erwähnt. Meineke, der sie Hist. crit. 164 zusammenstellt, ist geneigt, sie meist als gewollte Barbarismen im Munde von Personen ohne attische Bildung anzusehen. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn in frg. 168 führt P. Sprachfehler des Hyperbolos, ὀλίον statt ὀλίγον und δῃτώμην statt διῃτώμην an, die seine nichtathenische Abkunft beweisen sollen. Ich glaube aber doch, daß manche gewagten Neubildungen P.s den Späteren zu Unrecht Barbarismen schienen, z. B. das von Poll. VI 142 verworfene αὐτοσχεδίασμα (frg. 87) oder das von Meineke nicht erwähnte γαστρίστερος (frg. 195). Im ganzen wird man sagen dürfen, P. steht in seiner Kunst Aristophanes nahe, ohne ihm an Phantasie, Geist, Witz und sprachlicher Schöpferkraft ganz gleichzukommen.
Literatur. Meineke Hist. crit. 160ff.; Fragmente FCG II 615ff. Kock CAF I 601ff. Demiańczuk Suppl. com. 76ff. Cobet Observ. crit. in Plat. com. rell., Amstelodami 1840.