RE:Ῥέα
| Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
|---|---|---|---|
| griechische Göttin | |||
| Band I A,1 (1914) S. 339–341 | |||
| Bildergalerie im Original | |||
| Register I A,1 | Register | ||
| |||
Ῥέα [...] [340] [341] 339 cPsa
wird angeredet: ,Re-Atum gibt dich nicht dem Osiris, damit er nicht dem Herz (zu sich) zähle, und sich nicht deines Herzens bemächtige. Re-Atum gibt dich nicht dem Horus, damit er nicht dem Herz (zu sich) zähle und sich nicht deines Herzens bemächtige. Osiris, du hast dich seiner nicht bemächtigt; dem Sohn hat sich seiner nicht bemächtigt! Horus, du hast dich seiner nicht bemächtigt; dem Vater hat sich seiner nicht bemächtigt!* (Pyr. 145–146). Aber bald wird es anders. Der Gott von Busiris, wo ursprünglich vielleicht ein Pfahl als Fetisch und ein Erd- und Vegetationsgott Osiris verehrt worden ist, drang als Behüter der Toten von seiner Heimat im Delta über das ganze Land. Er setzte sich überall an die Stelle des an dem betreffenden Orte gerade heimischen Totengottes; in Abydos ging der dortige ,Erste der Westlichen (Toten)*, ein liegender Hund, völlig in Osiris auf. Gegenüber einer so starken Verbreitung des Osiris verblaßte der Glanz des himmlischen Jenseits; der Ägypter wollte seine Zukunft im Jenseits nur dem Osiris anbefohlen wissen. Die Religion von Busiris hat je länger desto mehr die ägyptische Theologie wie den Volksglauben durchsetzt und sich als ebenbürtiger Mythenkreis neben die Sonnenreligion gestellt. Zu einer Identifikation von R. und Osiris ist es bei den verschiedenen Grundlagen der beiden Götterlehren nie gekommen. Mythologische Verbindungen zwischen ihnen finden sich selten; z. B, in einer Sage von Mendes, nach der Osiris dort die widdergestaltige Seele des R. umarmt hat (G r a p o w Das 17. Kap. des ägypt. Totenbuches, Diss. Berlin 1912, 39). Im allgemeinen geht eine Trennung beider Welten durch die Vorstellungen, wie sie sich auch in dem Sonnenhymnus von Charge ausspricht: ,Wenn du in die Duat (Unterwelt) niedersteigst, weckst du Osiris durch deine Strahlen auf; und wenn du über den Bewohnern der Unterwelt aufgehst, preisen sie dich in ihren Höhlen* (Brugsch Reise nach der großen Oase el-Charge, Leipzig 1878, Taf. 25, 16).
*Ρεά, ist eine griechische Göttin, die schon früh (5. Jhdt.) der griechischen (Rapp bei Roscher Myth. Lex. II 1659) und der phrygischen Göttermutter (s. K y b e 1 e) gleichgestellt wurde (Gruppe Griech. Myth. 1521, 3). Sie besaß in Griechenland in verschiedenen Gegenden Kulte, die jedoch, wie Rapp (bei Roscher Myth. Lex. IV 95) bemerkt, an Stätten alter Zeusverehrung geknüpft sind. In Athen war ein Altar des Kronos und der P. (Paus. I 18, 7; vgl. auch ihre Beziehung zu den Kronia; Phot. s. v. Dem. XXIV 26). Auf dem Thaumasionberge in Arkadien wurde P. nach Paus. VIII 36, 2 in einer Höhle verehrt. Ebenso besaß sie in Olympia mit Kronos einen Altar (Herodoros in Schol. Pind. Ol. 5, 10 = FHG II 36, 29). Auf Kreta werden die Trümmer eines Tempels bei Knosos von Diod. V 66 erwähnt (s. Rapp a. O. IV 96; vgl. Strab. 472); dort führten die Kureten auf der P. Geheiß ihren Waöentanz auf (Lucian. sait. 8). Einen Tempel der P. in Phaistos will aus den Monumenten L. P e r n i e r (in Saggi di Storia antica, Rom 1910, 2415.) erkennen. P. wurden Opfer dargebracht auf Kos (Dittenberger Sylt² 617. [340] Ῥέα' 340 I
v. Prott F. S. nr. 26) und in Milet (Schol. Apoll. f Rhod.I1126. KaibelNachr. Gött. Ges. 1901, 497.
Nilsson Griech. Feste 444). Aus ihrem Kult ergibt sich wenig übe; die Bedeutung der P, Ebensowenig läßt sich aus ihrem Namen etwas schließen, der schon im Altertum verschieden ? gedeutet wurde. Er wurde meist mit ρεῖν zusammengebracht (s. Gruppe 1524, 2), wobei Gruppe an eine Beziehung zum lapis manalis
10 denkt. Nach Eustath. H. I 55, 46, 10 ist P. = ἔρα »Erde Über P. = ὀρεία s. Gruppe 1537y 6. Auch ihre Stellung in der griechischen Götterwelt gibt uns keine Anhaltspunkte zu ihrer Deu-tuug. Bei Homer ist P. die Gattin des Kronos, die Mutter des Zeus, Poseidon, Hades (II. XV 187), dazu der Hera (II. IV 58; vgl. XIV 202f.); so auch in der späteren Literatur (s. Rapp 88). In Hesiods Theogonie 135 ist die Genealogie vervollständigt, Uranos und Gaia sind als Eltern
20 der P. und des Kronos angegeben. Die Vermählung des Kronos mit der ?, ist dort 453ff. erzählt (vgl. Apollod. I 1. 5. Diod. V 68. Pind. Ol. 2, 12. 77). Ihrer Stellung entspricht ihr Ansehn; sie nimmt teil an der Herrschaft des Kronos (Apollon. Arg. I 105; vgl. Tzetz. Lyk. 1191; s. auch Pind. Öl. 2, 12. Hymn. Orph. 14, 5); sie geleitet Demeter zum Olymp (Hom. hymn.
V 442ff.) und ist bei der Geburt der Leto zugegen (Hom. hymn. I 93). Die Kinder der Ehe mit
30 Kronos werden verschieden angegeben (s. Hesiod. Theog. 454. Hom. hymn. V 60. 75. Pind. Nem.
11, 1; Ol. 2, 12). Am wichtigsten für die Sage und ihren Kult ist die Verbindung der P. mit der Geburt des Zeus, der allein (nach Paus. VIII 8, 2 auch Poseidon) vor Kronos gerettet wird. P. gebiert den Zeus nach Hesiod in Kreta (Theog. 467f.). Zweifelhaft ist, ob P, dort ursprünglich ist; wegen der späten Überlieferung ihres dortigen Kultes scheint die Verbindung mit
40 dem kretischen Zeus sekundär zu sein (vgl. jedoch Gruppe 1522, 4). Diese Legende wurde von Späteren erweitert. Dadurch erklärt sich ihre Verbindung mit den Kureten (Apollod. I 1. 6. Diod. V 65, 70). Mit der Rettung des Zeus ist dann weiter verknüpft die Täuschung des Kronos (gegen Hesiod. bei dem es Gaia ist) durch den in Windeln gewickelten Stein (Paus. IX 2, 7. 41, 6. Schot Hesiod. Theog. 485. Hyg. fab. 139. Tzetz. Lyk. 399; s. Rapp a. a. Ο. 89).
50 Allem Anschein nach unabhängig von Kreta war die Sage von der Geburt des Zeus durch P. in Arkadien verbreitet (Callim. hymn. Ἴον. 4ü.; die Stellen s. bei Immer wahr Die arkad. Kulte, Leipz. 1891, 213ff.). Aber Immerwahr macht wahrscheinlich, daß P. dort nicht einheimisch ist, sondern daß sie andere Gestalten verdrängt hat. Ferner erzählte man die Sage in Olympia (Paus. V 7, 6. Schol. Pind. Ol. 5, 42), bei den Messeniern (Paus. IV 33, 1), den Thebanern
60 (Tzetz. Lyk. 1194), in Chaironeia (Paus. IX 41, 6). Ferner kennt Kleinasien diese Sage, wahrscheinlich jedoch erst durch die Vermischung mit der Kybele; Smyrna (Schol. Ven. II. XXIV 615), bei Sardes auf dem Tmolos (Anth. Pal. IX 645), zu Skepsis in Mysien (Steph. Byz. s. Σκήψίς). Die frühe Gleichsetzung von P. mit Kybele läßt schließen, daß eine Verwandtschaft mit dieser Göttin bestand, mag es auch nur die sein, daß P. i [341] 341 'Pqa
als Mutter des Zeus weiter aufgefaßt wurde als Göttermutter, wie es in orphischer Poesie geschieht (Hymn. 14, 9. Orph. frg. 34), oder mag es ursprünglich eine Göttin gewesen sein, die in der freien Natur waltete, wofür ihre Verbindung mit der arkadischen Nymphe Neda (s. d.) sich geltend machen ließe. Die Eiche war ihr nach Apollod. SchoL Apollon. I 1124 heilig. Auf Bildwerken wird Hera dargestellt in Verbindung mit der Zeusgeburt (Paus. VIII 47, 3. II 17, 3),
Kronos den Stein überreichend (Paus. IX 2, 7); s. Rapp a. a. O. 930.– Rapp in Roschers Myih. Lex. II 16383. IV 880. Gruppe Griech. Myth. u. Rel.-Gesch. 15190. I m m e r w a h r Kulte u. Mythen Arkadiens I, Leipz. 1891. Preller-Robert Griech. Myth. I 6380.
7«. nach Ptolem. VI 10 Stadt der Landschaft Margiana (Merw). O0enbar dieselbe ist Raia des Steph. Byz., πόλις μεταξυ Σκυθίας καὶ Ὑρκανίας. Auf der Karte 1440 Stadien von Margiana entfernt, wenig westlich eines aus den Sariphabergen kommenden Nebenflusses des Margos. Stephanos deutet darauf, daß es gegen die hyrkanische Grenze lag, d. h. gegen Althyrka-nien, das bis zum Ochos (Tegend) reichte und Sirakene umfaßte. Die Sariphaberge entsprechen dem Gebirgsrücken im Norden von Herat, auf dem der Kusk und der Fluß von Gurlen entspringen, um vereinigt dem Murghäb zuzugehen. Von hier gegen Serakhs = Siraka am Tegend – Ochos suchen wir P. Ist der Name aus altpersischem Haga zu erklären?
RE:Rea Silvia
[Bearbeiten]Rea Silvia (daneben Rhea Silvia*., jeder der beiden Namen wird auch allein gebraucht. Rea öfter; Silvia Ovid. fast. III 11. 45; Plut. de fort. Rom. 8. Polyaen. VIII 1. Aelian. var. hist. VII 16. Griechisch korrekt Ῥέα Σίλβια; überliefert ist freilich zumeist Ῥέα Σιλούια. Σίλβια Strab. V 229. Plut. de fort. Rom. 8. Lydus de mag. I 21. In der Einleitung zu dem kyzikenischen Epigramm Anth. Pal. III 19 heißt sie Σερβήλεια, indem der unkundige Grieche die häufige Gens Servilia mit der seltenen Silvia verwechselte. Die Dichter nennen dieselbe Heroine fast nur Ilia, öfter die verschiedenen Namen nebeneinander, so Dionys. I 76, 3: Ἰλίαν, ὡς δὲ τινες γράφονσι Ῥέαν ὄνομα, Σιλονίαν δ’έπικλησιν. Plut. Rom. 3: ταύτην οἱ μὲν Ἰλίαν, οἱ δὲ Ῥέαν, οἱ δὲ Σιλονίαν ὀνομάξουαιν. Cass. Dio I p. 6 [ed. Boissevain]: Σιλονίαν ἡ Ῥέαν Ἰλίαν. Plut. Parali. 36: Σιλονίαν ἡ Ἰλίαν [überliefert: Σ. ἐν Ἰουλία]. Schwerlich richtig überliefert ist Serv. Aen. VII 659: nomen matris Romuli, quae dicta est Ilia Rhea Silvia. Schließlich Solin. I 17: Romulus, Marte genitus et Rea Silvia, vel ut nonnulli Marte et Ilia. Lydus de mag. I 21: Ῥέα Σιλβία καὶ Ἰλία Σιλβία), die Mutter des Romulus. Die Annahme einer Frauengestalt als der Stammmutter der Römer bezw. als Mutter ihres Epo-nymus geht im letzten Grunde auf die Tatsache zurück, daß die Griechen naturgemäß den Namen .Roma‘ mit dem Femininum ,Τώμη" übertrugen. Davon bis zur Personifizierung dieser Rhome war nur ein Schritt. So erzählte z. B. Kallias, der Historiker des Agathokles, daß die Troianerin Rhome in Italien den Latinus geheiratet und ihm drei Söhne geboren habe, den Rhomos