Riesen- und Zwergpferde

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Titel: Riesen- und Zwergpferde
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aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 856
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[856] Riesen- und Zwergpferde. (Mit Abbildung.) Unter die „Wunder der Tierwelt“, die so oft zur Schau gestellt werden, gehören auch Riesen- und Zwergtiere. Im Jahrgang 1889, Seite 46, hat Heinrich Leutemann eine Sammlung solcher abnorm gewachsener Tiere den Lesern der „Gartenlaube“ vorgeführt. Heute bringen wir wiederum die Abbildung eines Riesen- und eines Zwergpferdes. Beide Tiere, die 4½ Jahre alt sind, werden gegenwärtig in Berlin an der Fischerbrücke zur Schau gestellt. Der Zwergpony, eine schottische Fuchsstute, mißt nur 88 cm, während das Riesenpferd, ein stichelhaariger Rotfuchswallach schweren amerikanischen Schlages, im Widerrist 2 m 2 cm hoch ist. Ein Pferd mittleren Schlages wiegt im Durchschnitt etwa 7 Centner, dagegen ist unser Zwergpony nur 1½ Centner schwer, während das Gewicht des Riesenpferdes nahezu 21 Centner beträgt. Besonders auffallend sind die Größenmaße des Riesenpferdes. Die Länge des Leibes von den Ohren bis zur Schwanzwurzel mißt 2 m 50 cm, der Umfang des Bauches 2 m 70 cm, das Vorderbein zeigt oben einen Umfang von 65 cm, ist also stärker als ein kräftiger Männerschenkel, die Länge des Kopfes mißt von den Ohren bis zum oberen Lippenrand 90 cm, so daß das Tier, wenn es den Kopf in die Höhe richtet, über 3 m hoch ist. Die täglichen Futtermengen des Riesenpferdes betragen 30 Pfund Korn und 20 Pfund Heu.

Ein Riesen- und ein Zwergpferd.
Nach dem Leben gezeichnet von W. Kuhnert.

Welche Ursachen bringen wohl unter den Tieren so abnorme Wachstumserscheinungen hervor? Von Natur neigt das Pferd, in kleinerem Mittelschlag zu bleiben. Wilde Pferdearten sind klein und verwilderte Pferde fallen gleichfalls in kleinere Rassen zurück. Die Pflege und Zucht des Menschen hat dagegen zahlreiche Riesenschläge hervorgebracht. In dieser Hinsicht sind besonders englische und flandrische Rassen berühmt: die Londoner Brauereipferde der Carthouserasse erreichen eine Höhe von 1 m 90 cm bis 1 m 94 cm; auch englische Vollblutpferde werden zuweilen bis 1 m 80 cm hoch. In den deutschen Alpen ist die Pinzgauer Rasse durch ihre Höhe auffällig, diese Pferde weisen 1 m 65 cm bis 1 m 70 cm Höhe auf. Sorgfältige Zuchtwahl, reichliche Ernährung und gute Pflege fördern überall das Wachstum und rufen Riesenschläge hervor. Das Temperament wird dadurch abgekühlt, denn feurige Rassen bleiben kleiner, so erreichen z. B. arabische Pferde nur eine Höhe von 1 m 48 cm bis 1 m 60 cm.

Was nun die Entstehung von Zwergpferden anbelangt, so dürfte dieselbe durch Verkümmerung oder Krankheit verursacht sein. Es giebt aber eine Einwirkung, unter welcher Tiere bei völlig harmonischer Entwicklung klein werden: diese Einwirkung besteht in dem Leben auf Inseln. In der That beherbergen viele Inseln ungemein kleine Pferde. Eduard Hahn giebt in seinem interessanten Werke „Die Haustiere. Eine geographische Studie“ (Leipzig, Duncker und Humblot) eine gedrängte Uebersicht des Vorkommens von Zwergpferden. Die Pferde von Irland und Island sind klein, noch viel kleiner aber die von der Insel Man, den Hebriden, Orkneys und den Shetlandsinseln. Zwergpferde findet man ferner auf Korsika und Sardinien, sie sind dort durchschnittlich bis 1 m hoch, „wie ein großer Hund“, wie der Reisende Maltzahn sich ausdrückt. Auch auf griechischen Inseln giebt es viele kleine Pferde von 1 m 18 cm bis 1 m 20 cm Höhe. Die Inseln anderer Weltteile zeigen vielfach dieselbe Erscheinung.

Die Einflüsse der Kultur und die Umgebung können auch in anderer Hinsicht verändernd auf die Entwicklung des Pferdes wirken. So bekommen z. B. Bergwerkspferde oft eine Behaarung, die an das Maulwurfsfell erinnert. Zahlreiche andere abnorme Erscheinungen, die man bei Pferden beobachtet hat, wie nackte Pferde, denen selbst Schwanz- und Mähnenhaare gänzlich fehlen, Pferde mit mehreren Zehen oder gar mit hornartigen Gewächsen auf dem Kopfe sind dagegen Mißbildungen, die durch Krankheiten hervorgerufen werden. *