Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Alberoda

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Autor: M. G.
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Titel: Alberoda
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aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 151–152
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Alberoda


am rechten Ufer der Mulde auf dem Wege von Lössnitz nach Schneeberg gelegen.

Der Ort gehört als Vasallendorf zur Herrschaft Hartenstein, über welches die Grafen von Schönburg die ihnen zustehende Landeshoheit üben. Die Grafschaft Hartenstein erstreckte sich einst viel weiter hinauf, bis an die Grenze von Böhmen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts gehörten zu ihr noch mehrere Städte, so wie Elterlein, Scheibenberg, Wiesenthal, und eine Menge um dieselben herumliegender Dörfer mit vielen Hammerwerken und grossen Waldungen. Ursprünglich war Hartenstein eine kaiserliche Herrschaft, mit der im 13. Jahrhundert die Burggrafen von Meissen belehnt worden sind. Von diesen ging die gesammte Herrschaft im Jahre 1406 an die Herren von Schönburg über, da in diesem Jahre der Burggraf Heinrich I. dieselbe dem Herrn Veit von Schönburg auf 8 Jahre für 8000 böhmische Goldgülden verpfändete, dem sie auch, da die Einlösung nicht erfolgt war, 1415 von Kaiser Sigismund in Lehn gereicht wurde. Inzwischen fanden über die Lehns- und Landeshoheit Misshelligkeiten statt, bis endlich der letzte Burggraf von Meissen Heinrich Reuss II. von Plauen im Jahre 1449 seinem Schwiegersohn Veit II. von Schönburg seine Ansprüche an Hartenstein als Aussteuer abtrat und im Jahre 1456 der Kaiser befahl, dass Hartenstein als chursächs. Lehn betrachtet werden solle. Der erste sächs. Lehnbrief ist 1481 von dem Kurfürsten Ernst und dessen Bruder Albert an Herrn Ernst von Schönburg ausgestellt worden. Hartenstein wird seit der Abtrennung des oberen Theils nur die niedere Grafschaft genannt.

Diese Abtrennung ist im Jahr 1559 erfolgt, in welchem unter den minderjährigen Söhnen Ernst II., Georg, Hugo und Wolf, die sogenannte obere Grafschaft für 146,000 meissn. Gulden an den Kurfürsten August verkauft wurde. Die niedere Grafschaft übernahm Hugo I. der sich mit seinen beiden Brüdern abfand. Von ihm gelangte sie an seinen ältesten Sohn, Hugo II. und im Jahre 1606 an dessen 5 Söhne, von denen Otto Albrecht seine Brüder beerbte und im Jahre 1680 die Grafschaft seinem Sohne Otto Ludwig ungetheilt hinterliess. Im Jahre 1700 wurde der letztgenannte, so wie sämmtliche Herrn von Schönburg vom Kaiser Leopold in den Reichsgrafenstand erhoben. Otto Ludewig, welcher im Jahre 1701 starb, bildete für seine 4 Söhne, Georg Albert, Otto Wilhelm, Ludwig Friedrich und Christian Heinrich, vier besondere Herrschaften. Georg Albert erhielt Hartenstein, das, nachdem dessen Sohn, Friedrich Albert im Jahre 1787 kinderlos verstorben war, auf Otto Karl Friedrich überging. Dieser war der einzige Sohn des Grafen Albert Karl Friedrich von Schönburg-Stein, dem im Jahre 1754 die Herrschaft Waldenburg mit den übrigen dazu gehörigen Besitzungen zugefallen war und hinterliess, seit 1796 in den Fürstenstand erhoben, bei seinem, im Jahre 1800 unerwartet schnell erfolgten Tode, vier Söhne, von denen der dritte, Friedrich Alfred, endlich im Jahre 1818 die niedere Grafschaft Hartenstein mit der Herrschaft Stein in Besitz nahm.

Dieser allgemein beliebte und durch hohe Geistesgaben ausgezeichnete Fürst beschloss sein Leben den 15. Juni 1840 in Folge eines Schlagflusses zu Wien, im 34. Jahre seines Alters, und seit dieser Zeit sind beide Recessherrschaften in dem gemeinschaftlichen Besitze der drei Fürstenbrüder, Otto Victor, Heinrich Eduard und Otto Herrmann von Schönburg.

Das zu dieser Herrschaft Hartenstein oben erwähnte Dorf Alberoda [152] nebst Gut, ist ein sehr alter Ort und kommt schon im 11. Jahrhundert vor. Doch kann die Zeit der Erbauung dieses Ortes selbst, nicht genau bestimmt werden. Früher war Alberoda unmittelbar den Herren von Hartenstein unterworfen und erst zu Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts wurde es als selbstständiges Gut erhoben und dem altadlichen Geschlechte derer von Milkau verliehen. Jetzt besitzt Alberoda die Familie von Planitz, welche seit dem 18. Jahrhundert die Alberodaer Linie gebildet hat.

Der derzeitige Besitzer ist Herr J. G. von Planitz.

Das Gut ist nicht unbedeutend. Dasselbe enthält einen Flächenraum von 69 Acker Land, circa 20 Acker Wiesen, ausserdem 2 rentable Schieferbrüche. Das Schloss[1] selbst ist zweckmässig und bequem eingerichtet. Die Wirthschaftsgebäude sind in vortrefflichem Zustand. Zum Gute gehören auch 80 Acker Waldboden, wodurch der Werth des Gutes von Jahr zu Jahr sich steigert.

Der hiesige Feldbau ist, wenn auch nicht der stärkste, doch auch nicht gering, obschon das Klima hier rauh wird.

Die Einwohner nähren sich theils von allerlei Arbeit für die lössnitzer Fabriken, theils mit Klöppeln, theils durch die auf Affalter Flur befindlichen vortrefflichen Dachschieferbrüche, die jetzt durch eine Actiengesellschaft betrieben werden.

Nieder-Affalter und Nieder-Zwönitz sind der Gerichtsbarkeit von Alberoda zum Theil unterworfen.

Niederaffalter liegt nur ½ Stunde westlich von Alberoda und soll seinen Namen von Afrae altare erhalten haben, indem ein Burggraf von Meissen hier eine Capelle errichtete. In südlicher Richtung stösst Niederaffalter an den sogenannten Hasenschwanz, d. i. die letzten Häuser der sehr langen Vorstadt von Lössnitz.

Niederlössnitz liegt unmittelbar unterhalb der Stadt Lössnitz und ist ebenfalls ein sehr alter Ort. Hier giebt es eine Tuchwalkmühle, mehre Mühlen und ein früheres frohnfreies Gut, worinnen vor Zeiten ein herrschaftliches Jagdhaus von Alberoda gewesen sein soll.

Das ganz nahe bei Alberoda befindliche sogenannte Pfarrgut gehört nicht mehr zu dem genannten Orte, sondern zur Stadt Lössnitz, wohin Alberoda mit Niederaffalter und Niederzwönitz, so wie mit Oberaffalter, Streitwald, Grüna, Leukersdorf, Wiede und Pfannenstiel eingepfarrt ist.

Die Kirche in Lössnitz zeichnet sich durch eine schöne Symmetrie im Innern aus, so wie auch die Grösse derselben mit der gegenwärtigen Bevölkerung der hiesigen Parochie in einem guten Verhältniss steht. Zu den milden Stiftungen, welche für dieselbe in der Vorzeit sind gemacht worden, gehört auch vorzüglich der sogenannte Gotteswald. Ein wohlhabendes Frauenzimmer, Namens Wenzeln Stockin, hat im Jahre 1442 ein nicht unbedeutendes Stück Wald der Kirche zu Lössnitz geschenkt, mit der Bedingung, dass künftig Seelenmessen für sie sollten gehalten werden.

Dieser Wald ging von Alters her bei der Wildenfelser Herrschaft zu Lehn und ist ein sogenanntes Sonnenlehn, indem alljährlich am Michaelistage, früh vor Sonnenaufgang, von den hiesigen Lehnträgern dieses Waldes an Amtsstelle zu Wildenfels ein gewisser und sehr geringer Zins entrichtet werden musste.

Mit diesem Gotteswalde ist auch noch ein anderes Stück Wald verbunden, welches an jenen angrenzt und der Grünewald heisst, welcher ebenfalls Eigenthum der Kirche ist.

Aus diesem Wald erhalten die Geistlichen und Schullehrer ihren jährlichen Holzbedarf, auch wird zu Reperaturen und Bauten an Kirche und Schulen das Holz dazu aus diesem Wald genommen.

Die Kirche zu Lössnitz ist von den vier grossen Bränden in den Jahren 1521, 1616, 1637 und 1806 nicht verschont geblieben, was seinen Grund darin haben mag, dass an die Stelle des früher um die Kirche gelegt gewesenen Gottesackers, Häuser gebaut worden sind.

Alberoda, wie Nieder- und Oberaffalter, Streitwald haben alle ihre besonderen Schulen.

Alberoda hat eine Dorfschule, worinnen Knaben und Mädchen, zusammen 87 Kinder unterrichtet werden.

Ob Alberoda und Affalter in den frühesten Zeiten nicht in einem gewissen kirchlichen Verbande mit Hartenstein zuerst standen, ist unentschieden. So viel steht fest, dass bis auf die neuesten Zeiten an den Pastor der Kirche zu Hartenstein von Alberoda und Affalter Zinsen bezahlt werden mussten, welche von den papistischen Zeiten herrühren und für die in der Kirche zu Hartenstein gestandenen Altäre St. Nicolai und St. Catharinen entrichtet worden sind.

Alberoda enthält 23 eigentliche Bauergüter, 6 sogenannte Gartenhäuser oder kleinere Güter, wozu nur wenige Grundstücke gehören, 39 kleinere Häuser ohne Feldwirthschaft. Die Anzahl der Einwohner beträgt 450.

Das neue Organisationsgesetz für Einführung eines neuen Gerichtsverfahrens im Königreich Sachsen ist in den Schönburgschen Landen noch nicht angenommen, weshalb hier noch die alten Einrichtungen existiren und die alten Gerichtssprengel bestehen.

M. G.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. Das früher erbaute Schloss stand zuerst in dem noch heutigen Tages sogenannten Bärenwinkel, brannte daselbst ab in Folge eines Streites mit den lössnitzer Bürgern, welcher sich dadurch entspann, dass sich die Herren von Milkau zum Vergnügen 2 Bären hielten, welche zwei Kinder zerrissen haben sollen. Das später wieder erbaute Schloss, wurde ½ Stunde von der Stadt in nordwestlicher Richtung verlegt, wo es jetzt noch steht. Die Milkauische Familie besass das Gut bis ins 18. Jahrhundert, von welcher es an Herrn von Römer kam, dessen Tochter sich mit dem Oberlieutnant Edlen von der Planitz, dem Grossvater des jetzigen Besitzers, verehelichte und das Gut als Mitgift erhielt. Das Stammschloss dieser Edlen von Planitz ist bekanntlich Planitz bei Zwickau, und die Grossväter der Alberodaer und der Auerbacher Linie waren Brüder.