Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Bräunsdorf

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Autor: M. G.
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Titel: Bräunsdorf
Untertitel:
aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 158–160
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Bräunsdorf
bei Freiberg.

liegt 1¾ Stunde südöstlich von Haynichen, am nächsten Wege nach Freiberg, ½ Stunde von der langhennersdorfer Kirche, nicht unmittelbar an der Striegiss selbst, sondern vielmehr in mehreren Gruppen von Häusern am südwestlichen Abhange über dem Striegisthale herab und zwar meist an einem geringen Bächlein, welches überaus jäh herabfliesst, während auf der Gegenseite des Thales das Riechberger Holz, hier „das Gehege“ genannt mit dem bewaldeten Heuberge oder Hochberge sich über die Höhen hinauf breitet. Südlich liegt isolirt an der Striegiss die Bräunsdorfer Mühle. Auf der Höhe des Geländes, am Kreuzpuncte der angegebenen Wege steht das Wirtshaus mit dem Schiessplatze und weiter in Norden die gethürmte Schule. Etwas tiefer steht das Rittergut, welches vor der Reformation unter die Zellischen Klostergüter gehörte, womit nach der Reformation der Kanzler von Mordeisen beliehen wurde.

Nach dem 30jährigen Kriege verschenkte Churfürst Johann Georg Bräunsdorf als ganz verödet und verwüstetes Dorf einem gewissen Georg Pflug, nach andern, an den damaligen Churfürstl. Rath und Kammersecretair Burkhardt Berlich, welcher im Jahre 1643 die sämmtlichen [159] Pertinenzien Bräunsdorfs zu einem Ganzen vereinigte und diesen Complex bei einem darauf erbauten Gute bewirthschaftete, worauf es im Jahre 1657 als Kanzleischriftsässig erklärt wurde.

In diesem Zustande blieb das Gut bis zum Jahre 1671, nach andern bis 1674, wo einige Abbaue davon stattfanden, die sich aber bei dem damaligen Flore des Bergbaues sehr bald vermehrten und den Grund zu dem neuen Dorfe Bräunsdorf legten, welches sonach auf den Ritterguts-Zubehörungen aufs Neue wieder erstanden ist.

Im Jahre 1674 kam das Gut in den Besitz des jene Ansiedelungen menschenfreundlichst befördernden Dr. Romanus Teller, welche mit 14 damals hier gewesenen Grundbesitzern das Erbregister abgeschlossen hat. Noch 1752 gehörte Bräunsdorf den Tellerschen und Seyfertschen Erben.

Im Jahre 1823, wo es Eigenthum eines gewissen Schubert von Kleefeld war, wurde es von der Staats-Hauptkasse für die allgmeinen Straf- und Versorgungsanstalten gekauft und seitdem durch die hohe Commission dieser Anstalten verwaltet.

Am 5. März des Jahres 1825 wurde eine Landes-Waisenanstalt daselbst eröffnet, welche seit dem 23. Mai 1832 in eine Corrections- und Erziehungsanstalt für verwilderte, heimathslose und in gesetzliche Strafe verfallene Kinder, und junge Verbrecher unter 18 Jahren umgewandelt ist. An der Anstalt fungiren ein Director, ein Hausverwalter, mit einem nöthigen Kanzlei-Personal. Die Gefangenen stehen unter der ummittelbaren Aufsicht einzelner Aufseher.

Die Zöglinge werden, nächst dem dass man sie zu verschiedenen Professionen anhält, unter der Anleitung des Oekonomie-Inspectors vom Rittergute vorzüglich auch mit landwirthschaftlichen Arbeiten beschäftigt und theilweise zu Dienstboten für das Land herangebildet.

Für den geistigen und kirchlichen Unterricht sorgen ein an der Anstalt angestellter Prediger und ein Adjunct.

Der Lehrer zu Bräunsdorf ist zugleich Cantor der Anstalt und hat als solcher sonntäglich den Gottesdienst mit zu leiten und Nachmittags Betstunde zu halten.

Die kirchlichen Verrichtungen werden in dem von Dr. Romanus Teller erbauten sogenannten Bethaus gehalten, welches seit dem Jahre 1826 durch die hohe Commission für die allgemeinen Armen-, Heil- und Versorgungs-Anstalten eine wesentliche Umformung und Ausschmückung, so wie eine Orgel erhalten hat.

Früher war in das Bethaus die Schulstube mit eingebaut. Durch die grosse Kinderzahl der Ortsbewohner wurde jedoch die Erbauung eines neuen Schulhauses und die Anstellung eines zweiten Lehrers nöthig.

Viele sind aus der Anstalt Bräunsdorf ausgetreten und dem bürgerlichen Leben als taugliche Subjecte überliefert worden, weil sie arbeiten gelernt haben und man insofern für die Vollendung ihrer Besserung sorgte, dass man beim Austritte aus der Anstalt nicht verabsäumt hatte eine den Ausgeschiedenen seinen neuerlernten Kenntnissen angemessene Beschäftigung zu verschaffen.

Zur Oeconomie des Gutes Bräunsdorf gehören 8 Scheffel Garten, 385 Scheffel Feld, 76 Scheffel Wiesen, 287 Scheffel Holzboden und 2 kleine Teiche.

Das hiesige Rittergut bezahlt nach einer von dem berühmten Dr. Romanus Teller übernommenen Verpflichtung für 12 arme Kinder das Schulgeld, auch erhalten die hiesigen Bergmannskinder aus der Freiberger Bergknappschaftscasse ebenfalls einen ansehnlichen Geldbeitrag[WS 1] als Schulgeld. Denn Bräunsdorf ist rücksichtlich seines Bergbaues schon in den frühesten Zeiten berühmt und gab grosse Ausbeute. In der Nähes des Ortes befinden sich mehrere nicht unbedeutende Zechen, wovon wir die neue Hoffnung Gottes vorzüglich erwähnen müssen, deren 4 Berglehne Jacob nebst Gnade Gottes, Vertraue [160] Gott und Verträgliche Gesellschaft sind. Es fahren bei dieser Zeche, die neue Hoffnung Gottes, gegen 300 Bergleute an.

Diese Fundgrube liefert weisse Erze, welche sich vorzüglich zum Amalgimiren eignen und von hier aus allwöchentlich früher zu dem zu Halsbrücke befindlichen berühmten Amalgimirwerke abgefahren wurden, welches aber jetzt nicht mehr benutzt wird.

Ausserdem zeichnet sich die Bräunsdorfer Fundgrube durch grosse Grubengebäude aus.

In der hiesigen Gegend findet man auch blutrothe Granaten, welche sehr schön sind.

Zu den Dörfern, die früher und nach der Reformation zur Herrschaft des Kanzler von Mordeisen gehörten und wovon der Hauptsitz in Kleinwaltersdorf war, wurden auch noch die Orte Langhennersdorf, Reichenbach und Sayfersdorf gezählt. Daher hat sich auch aus jener Zeit der Parochial-Verband dieser Dörfer erhalten.

Denn Langhennersdorf mit Bräunsdorf, Reichenbach und Sayfersdorf bilden eine Parochie, über welche, mit Ausnahme von Bräunsdorf, dem Ministerium des Cultus das Collaturrecht zusteht, über Bräunsdorf übt es die königl. hohe Commission für die allgemeinen Armen-, Heil- und Versorgungs-Anstalten.

Bräunsdorf reicht nur mit einigen Häusern, wie schon erwähnt, bis zur Striegiss herab, von wo sie ein sehr gewundenes ödes, von steilen und selbst felsigen Bergen gebildetes Waldthal zur Reichenberger Hammermühle bringt, wo das Reichenberger Bächlein hineinfällt. Ihr Lauf ist überhaupt 8 Stunden weit. Ungefähr ¼ Stunde unterhalb Rosswein erreicht sie ihr Ende. Das Wasser ist wegen der mineralischen Bergmischung nicht fischreich.

Bräunsdorf mit seinen 165 Gebäuden und 1716 Einwohnern gehörte schon seit dem Jahre 1839 zum frühern Justizamte Freiberg, da in diesem Jahre die Gerichtsbarkeit von Bräunsdorf an den Staat abgetreten wurde.

Jetzt gehört es natürlich zum Gerichtsamte Freiberg.

M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Celdbeitrag