Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Bräunsdorf bei Penig

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Bräunsdorf bei Penig
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 201–202
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Bräunsdorf bei Penig


liegt 1½ Stunde südlich von Penig, 1½ Stunde östlich von Waldenburg, 3 Stunden nordöstlich von Glauchau, ½ Stunde südlich von Kaufungen, 1 Stunde nordöstlich von Limbach, an einem Bache, welcher unweit Rusdorf (einem altenburgischen Orte) auf grosser Höhe entspringt und in merklichen Krümmungen nordostwärts dem Chursdorfer Bache zufliesst; an diesem erstreckt sich Bräunsdorf fast ⅝ Stunde lang und raint mit Ober- und Mittelfrohna, Kaufungen, Laugenchursdorf und Rusdorf.

Seinen Namen soll es davon erhalten haben, weil hier zuerst Bier auf dem Lande in der Umgegend gebraut worden sei.

Im Jahre 1297 schenkten die von Schönburg Brounigisdorf dem geringswaldischen Kloster, erkauften es aber wieder 1543 als ein säcularisirtes Gut von Kurfürst Johann Friedrich zugleich mit Wyra (Niederwiera) und Heynersdorf. Später erhielten die Herren von Thumshirn das Gut in Lehn, während die Fürsten von Schönburg das Collaturrecht über die geistlichen Stellen ausübten. Wolf Dittrich von Thumshirn hat Bräunsdorf und Kaufungen noch 1647 besessen. Erst im Jahre 1684 kaufte Heinrich Hildebrand von Planitz, Churfürstl. Oberst Bräunsdorf, dem sein Sohn Heinrich Haubold Edler von der Planitz folgte. Derselbe hat der Kirche zu Bräunsdorf das noch vorhandene Taufbecken geschenkt. Der Weysenfelsische Amtshauptmann Reinhardt, Edler von Planitz war sein Nachfolger, welcher am Johannisfeste 1716 auf dem Rittergute Döhlen bei Dresden starb.

Sein Sohn Heinrich August Edler von der Planitz, Churfürstlich[WS 1] Sächsischer Kammerjunker und Rittmeister erbte die Güter des Vaters. Nach seinem Tode 1739 haben seine Schwester Bräunsdorf und Kaufungen übernommen, und solche endlich an Dettlev Karl, Grafen von Einsiedel 1766 verkauft.

Der dermalige Besitzer ist Herr Cabinetsminister von Einsiedel. Bräunsdorf wird schon längere Zeit als Vorwerk von Kaufungen mit bewirthschaftet.

Die Gebäude des Vorwerks haben das Ansehen von einem Schlosse und die Schäferei ist bedeutend und weit und breit bekannt.

Die Oeconomie ist in vortrefflichem Zustande, wiewohl die Felder nicht eben gut zu nennen sind: denn sie sind lehmig und kalt, und gehören deshalb nicht zu den fruchtbarsten.

Der Ort selbst ist weitläufig gebaut aber freundlich gelegen, aber dessenungeachtet einsam und still.

Leinweberei, Leinwandbleicherei und Handel damit bilden den Haupterwerbzweig des Ortes. Während des Sommers sind daher fast alle Plätze längs des Dorfbachs, der sich durch den Ort schlängelt mit Leinwand belegt und es werden wohl über 2000 Schock derselben hier gebleicht. In früherer Zeit war diese Art der Betriebsamkeit weit bedeutender und daher der Wohlstand des Dorfes grösser.

Eine Papiermühle unterhalb des Dorfes liegt in einem schönen, tiefen, buschigen Thale unfern Mühlwiese; ausserdem befinden sich im Orte noch 2 Mahlmühlen, 28 Bauern, 26 Gärtner und 64 Häusler.

Seit dem die Grafen von Einsiedel Bräunsdorf und Kaufungen in Besitz genommen, ist Vieles verbessert und verschönert und auch in kirchlicher Hinsicht manch Gutes gewirkt worden: Denn die Grafen von Einsiedel haben mit der Belehnung der Rittergüter auch das Collaturrecht über die geistlichen Stellen erlangt.

Bei der Jubelfeier der Einführung der Reformation 1839 erhielt die Kirche eine schöne Zierde durch ein neues Taufbecken aus Gusseisen, welches die Munificenz der jetzigen Lehns- und Patronatsherrschaft der Gemeinde zum bleibenden Andenken schenkte.

Zu demselben wird noch eine alte zinnerne Taufschüssel gebraucht, mit der Umschrift:

Dieses Taufbecken nebst dem Engel hat in die Kirche zu Bräunsdorf Gott zu ehren verehret der Wohlgeborene Herr, Herr Heinrich Haubold, Edler von der Planitz, auf Kaufungen, Bräunsdorf, Weisbach und Kändler, Ihr Churfürst, Durchl. zu Sachsen hoch meritirter Lieutnant, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr allhier mit dem herzlichen Wunsch, dass alle diejenigen, so künftig die heilige Taufe darinnen empfangen, sich ihres [202] Taufbundes durch ihre ganze Lebenszeit trösten, Christi, ihrem Heilande treu verbleiben und dermaleins die ewige Seligkeit erlangen mögen um Christi Willen. Amen.

Bräunsdorf, den 1. Juni 1701.

Auf dem Boden der Schüssel

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Vor der Reformation stand das Filialdorf Rusdorf mit dem ihm zunächst gelegenen Pfarrdorfe Bräunsdorf in kirchlichem Verbande, als aber das unter des Churf. Johanns befindliche Rusdorf die Reformation früher, als das unter Herzog Georg befindliche Bräunsdorf annahm, so trennte es sich von letzterem und wandte sich zu dem nächsten evangelischen chursächs. Kirchorte Kaufungen, von welchem aus es seit 1554 bis dato mit allen geistlichen Functionen bedient worden ist.

Das Areal von ganz Bräunsdorf beträgt 1255 Acker 182 □Ruthen und seine Einwohnerzahl beläuft sich auf 700 Seelen, welche dem Gerichtsamte Geithayn zugewiesen sind.

(M. G.)     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Churfürtlich