Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Königsfeld

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Königsfeld
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 205–206
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Königsfeld


an der Altenburg-Dresdner Strasse zwischen den beiden Städten Rochlitz und Geithain von jeder eine Stunde entfernt gelegen, bietet dem Wanderer, der diese Strasse ziehet und jedem, der es an dieser, der Südseite und besonders den nicht fern gelegenen Höhepunkten, der Nosswitzer Höhe und dem Rochlitzer Berge betrachtet, ein recht freundliches Bild dar.

Ueber das hiesige Schloss existirten schon Urkunden vom Jahre 1283. Eines Heinrich von Königsfeld gedenken alte Documente von den Jahren 1288 bis 1339. Er starb kinderlos, daher kam das hiesige Rittergut an die Brüder seiner Gattin, Vollrath und Busso von Colditz, von welcher Familie es dann 1404 mit Colditz selbst an den Markgrafen Wilhelm gekommen sein mag.

Zur Zeit des Kurfürsten Moritz wurde Nicolaus von Ende, aus dem Hause Rochsburg auf Wolkenburg und Fuchshain mit Königsfeld beliehen, dessen Nachkommen es bis zum Jahre 1749 besassen, wo es an die Herren von Sahr kam. Von dieser Familie ging das Gut über auf Herrn Christian Heinrich Gottfried von Nitzschwitz, Kreishauptmann des Leipziger Kreises.

Da dessen Sohn, der Herr Obergerichtsrath Georg Wilhelm Heinrich von Nitzschwitz schon frühzeitig im Jahre 1828 starb, so erhielten das Gut nach dem im Jahre 1839 erfolgten Tode ihres Grossvaters seine beiden Enkel, Herr Constantin Heinrich und Herr Heinrich Alexander Emil von Nitzschwitz. Seit 1851 ist Herr Constantin Heinrich von Nitzschwitz mit Königsfeld beliehen.

Das hiesige Schloss, die Pfarrwohnung, Kirche und Schule, nebst den von Obstgärten umgebenen Wohnungen der Landleute bilden zusammen eine kleine Landschaft, bei deren Anblick der Freund der Natur mit Wohlgefallen verweilet. Ausser diesen namhaften Gebäuden hat der Ort 29 Häuser (6 Bauergüter, 4 Gärtnergüter und 19 Hausbewohnungen) und ein Areal von 1003 Acker 263 □ Ruthen incl. Neu-Königsfeld.

Die Rittergutsschäferei liegt bei dem Dorfe Köttwitzsch und das dazu gehörige sogenannte Heiden-Vorwerk, wurde im Jahre 1618 von Georg Heinrich von Ende erbaut.

Schriftsässig gehörten zu dem Rittergute ganz oder zum Theil die Dörfer Königsfeld, Doberenz, Kötteritzsch, Oberfranken, Stolzdorf, Weiditz, Weisbach, Frauendorf, Hermsdorf, Delitzsch, Norsdorf und Wikershein. In allen diesen Orten hatte das Rittergut an 1300 Unterthanen.

Der Gerichtsherrschaft zu Königsfeld steht auch das Collaturrecht über die dasige Kirche zu, wogegen die Besetzung der Schulstelle der Herrschaft und dem jedesmaligen Pfarrer gemeinschaftlich zusteht.

Die Kirche in ihrer gegenwärtigen Gestalt ist nicht so alt. Noch lebende Parochianen erinnern sich, von ihren Aeltern gehört zu haben, dass die Kirche sehr alt, baufällig, vom Blitz beschädigt, klein und finster gewesen, dass bei ihren Lebzeiten die jetzige erbauet worden sei und dass [206] man während des Baues den Altar mit Bretern verschlagen, die Kanzel auf das Schloss geschafft und dort den Gottesdienst gehalten habe. Altar und Kanzel mit bunten Verzierungen und Schnitzwerk reichlich ausgestattet, stammten aus früherer Zeit.

Auf 2 Feldern zur rechten und zur linken Seite des Altars, ist mit goldenen Buchstaben auf dunklem Marmor bemerkt, dass den 10. Sept. 1608 Querin von Ende auf Königsfeld und den 16. Juli 1603 Marie von Einsiedel, dessen Gemahlin, in Wolkenburg gestorben sei.

Die Wappen der beiden Familien von Ende und von Einsiedel sind in Schnitzwerk an beiden Seiten des Altars angebracht.

Die frühere Pfarrwohnung, im Jahre 1613 von den Besitzern des hiesigen Rittergutes den Gebrüdern Haubold Wolfgang und Georg Heinrich von Ende, massiv ganz von Steinen gebaut, geräumig und bequem eingerichtet, befand sich, die Wirthschaftsgebäude ausgenommen, trotz ihres Alters noch in einem sehr guten Zustande; als sie im Jahre 1833 von Frevlerhänden angezündet, abbrannte. Ueber der Hausthür derselben war ein noch vorhandener Stein angebracht mit der Inschrift.

Hoc deo sacrum Hauboldus Wolfgangus et Georg Heinr. fratres ab Ende, hoc f. corcurrunt 1611.

Die neue, in den Jahren 1833, 1834, 1835 ebenfalls massiv gebaute und auf dem höchsten Punkte hiesigen Orts gelegene Pfarrwohnung bietet eine freundliche Aussicht auf das Dorf und die angrenzenden Fluren und dem im Hintergrund liegenden Rochlitzer Berg und kann wegen dieser ihrer Lage und wegen ihrer Geräumigkeit wohl mit Recht zu den schönsten des Landes gerechnet werden.

Nach Königsfeld sind eingepfarrt:

1. Neu-Königsfeld, welches aus 21 meist von den Besitzern des hiesigen Ritterguts erbauten Wohnungen besteht mit 150 Einwohnern, von denen die meisten als Tagelöhner und Handarbeiter auf dem Rittergute ihren Unterhalt finden.

2. Weissbach, dessen Areal 498 Acker 139 □Ruthen beträgt mit 12 Bauergütern, 2 Gärtnergütern und 9 Hausbewohnungen; 131 Einwohnern.

3. Das zum Rittergut gehörige Vorwerk die Heide genannt, mit 4 Hausbewohnungen. In der ganzen Parochie befindet sich eine Schule, in welche die zur Rochlitzer Parochie gehörigen Dörfer Doberenz und Kötteritzsch eingetheilt sind.

Die Anzahl der Kinder der ganzen Schulgemeinde ist 126.

Historische Merkwürdigkeiten können von Königsfeld nicht angeführt werden, da in neuerer Zeit keine vorkamen und Nachrichten aus früherer Zeit nicht vorhanden sind.

Mit besonderem Danke gegen Gott müssen es Königsfelds Bewohner erkennen, dass er gütig und in Zeiten der Gefahr schützend über ihnen waltete.

Alle ausgebrochenen Feuersbrünste, wie z. B. im Baumannschen Gute, im Gasthofe, in der Pfarrwohnung wurden nicht so gefährlich, als es den ersten Anschein hatte.

Sichtbar wehrte nicht Menschen-, sondern Gottes Hand sie ab.

In den letzten Kriegsjahren hatte wohl Königsfeld durch Einquartierungen, Lieferungen und dergl. zu leiden, von Plünderungen und Verheerungen aber blieb es gänzlich verschont, während andere benachbarte Dörfer weit härter gedrückt wurden und die Strasse, auf welcher zahlreiche Heere vorüberzogen, und ½ Stunde von hier entfernt war.

Gott walte ferner schützend und segnend über Königsfeld, welches jetzt unter dem Schutze des Gerichtsamts zu Rochlitz steht.

(M. G.)