Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Moritzburg

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Moritzburg
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 217–218
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Moritzburg.


Mitten im Friedewalde, oder der Moritzburger Haide, die ehemals die Burggrafenhaide genannt wurde, weil sie das Wald- und Jagdrevier der Burggrafen von Meissen bildete, liegt das sonst Dianenburg getaufte Lust- und Jagdschloss Moritzburg, welches 1½ Meile von Dresden, 1⅓ Meile von Meissen und 2½ Meile von Grossenhayn entfernt ist.

Eigentlich sind es 2 Schlösser und man muss daher zwischen dem alten und neuen wohl unterscheiden. Das alte finden wir in der Abbildung.

Das alte Schloss wurde auf Befehl des Kurfürsten Moritz, wovon der Name stammt, durch den Oberbaumeister, Hans von Dohn Rothfelser angelegt, vom Kurfürsten August 1555 fortgebaut und der Bau selbst von Christian im Jahre 1589 vollendet.

Die innere Einrichtung, Erweiterung und Verschönerung stammt von spätern Fürsten. Georg I. liess im Jahre 1614 neue Seitengebäude aufführen, Johann Georg II. die Kapelle vollenden, und Johann Georg IV. ein neues Stockwerk aufsetzen.

Die trefflichen Parkanlagen und die innere Verzierung führten auf Befehl August II. die Baumeister Pöpelmann und Knöfler aus. Unter ihm und seinem Nachfolger König August III., fanden die grössten Jagd- und die glänzendsten Hoffeste, z. B. Götter- und Türkenaufzüge, Maskenbälle und andere mit dem grössten Pomp ausgestatteten Festlichkeiten statt, wie sie später nie wieder vorkommen.

Bei mehrern Festlichkeiten waren die höchsten fürstlichen Personen anwesend.

Nach Abschluss des Hubertsburger Friedens verweilte Friederich II. hier, und im Jahre 1791 speisten Kaiser Leopold II. und Friedrich Wilhelm II. auf dem Schlosse.

Dieses alte Schloss, zu dem von Dresden aus eine Stunde lange Allee führt, liegt auf erhabenem felsigen Grunde, um welches ein 800 Ellen breiter Wassergraben sich zieht. Der das Schloss umschliessende, grosse Freiplatz hat ein mit grotesken Bildsäulen verziertes Geländer. Ein 30 Ellen breiter und mit Alleen bepflanzter Damm, auf dem 4 Pavillons stehen, trennt den Wassergraben von dem gleichfalls 800 Ellen breiten Schlossteiche.

In das Schloss selbst führt eine Zugbrücke, an der ein Wachhaus steht, in welchem das Militärkommando den Dienst versieht.

Das Schloss ist von pirnaischen Sandstein erbaut und hat gegen 200 Zimmer, 7 grosse Säle, eine Kapelle, mehre Vorsäle und Vorrathsgewölbe eine grosse Anzahl Kammern und sehr geräumige, festgewölbte Keller: Mehre grosse und kleine runde Thürme umgeben dasselbe.

Der sogenannte Audienzsaal, der 30 Ellen breite und 24 Ellen Höhe hat, ist mit Hirschköpfen, die grosse Geweihe tragen, verziert. Die vergoldeten Ledertapeten desselben sind mit mythischen Scenen der Diana Virgils und Ovids Dichtungen bemalt. An den Wänden des daran grenzenden Speisesaals sind eine Menge von Dammhirschgeweihen angebracht.

In einem dritten Saale sind auf Ledertapeten die Jagdparthieen Königs August II. abgebildet.

Der 24 Ellen hohe und breite und 30 Ellen lange Ballsaal, welcher [218] 2 Stockwerke durchzieht, ist mit 72 Hirschköpfen, welche die seltensten Geweihe von 24 – 50 Enden haben, verziert.

In einem grossen Schranke werden eine Reihe Pokale aufbewahrt, die noch der Zeit angehören, wo das Zechen als Ehre galt.

Der grösste dieser Pokale, welcher 3 Kannen fasst, besteht in einem kelchförmig gebildeten Hirschgeweihe, aus dem bei jedem Gastmahl „der Willkommen,“ zugetrunken wurde. – Ein besonderes Buch lässt die Namen der Gäste lesen, die zu August II. Zeit hier mit getafelt haben.

Auf dem Altare des Ballsaals hat man eine vortreffliche Aussicht nach 9 in den Wald gehauenen Alleen, von denen die mittlere nach der Fasanengrube führt.

In allen Sälen hängen Spiegel von seltner Grösse, Spiegelschränke und Uhren. In allen Sälen und Vorsälen, so wie auf den Treppen und Gängen findet man Jagd- und andere historische Gemälde. Unter den erstern zeichnet sich ein Oelgemälde von Lucas Cranach aus, das eine auf der Annaburger Haide gehaltene Jagdparthie von 40 in verjüngtem Maassstab nach den Leben gemalter Personen darstellt.

Die durch Johann Georg II. gegründete und am 1. Nov. 1661 eingeweihte, katholische Kapelle, deren Emporkirchen an die königlichen Zimmer stossen, wurde im Jahre 1790 unter August II. der Jungfrau Maria geweihet. Sie ist mit Goldbesetztem, rothen Sammt ausgeschlagen. Ein hier aufgestellter ans Kreuz geschlagener Christus von fleischfarbenem Marmor wird als ein Meisterstück erklärt.

Unweit des Schlosses sind mehre Königl.- und Privatgebäude erbaut, zu denen die Ställe, die Menagerie, das Fasanenhaus und ein Gasthof gehören.

Friedrich August, der Vater der treuen Sachsen liess im Jahre 1769 auf einem gegen 2000 Schritte von diesem Schlosse entfernten und am Ufer der grossen Teiche gelegenen Hügel, das neue, achteckige Schloss erbauen.

Die in neuerem Geschmack eingerichteten Zimmer sind mit verschiedenen Trinkgeräthen geziert.

Auf dem vor dem neuem Schlosse gelegenen grossen Teiche, wurde im Jahre 1790 von dem Schiffszimmermann Petzold mit einem Aufwand von 30,000 Thlr. eine Fregatte erbaut und auch in demselben Jahre in der Gegend des Entenbergs bei Borsdorf vom Stapel gelassen.

Doch war dieses Schiff, dessen Ausbesserung während der Kriegsjahre ganz unterlassen worden war, in dem Grade schadhaft, dass man es im Jahre 1818 ganz auseinander nahm und die Bestandtheile desselben zu Meissen den Meistbietenden verkaufte.

Der zu dem Schlosse gehörige Fasanengarten hat mehrere grosse und kleine Drathhäuser. Der vor ihm gebaute Thiergarten war berühmt wegen des früheren seltenen Wildes, jetzt ist wenig mehr dort zu finden.

In der Mitte dieses Thiergartens ist auf einem künstlichen 30 Ellen hohen Berge ein achteckiges Gebäude errichtet, welches wegen seiner hellen Lage, bei der man aus demselben die höchsten Bäume und 8 strahlenförmig auslaufende Alleen überblicken kann, den Namen des Hollhauses nicht Höllenhauses erhalten hat. Auf seinem flachen, mit Geländer umgebenen Dache bezeichnet der Schwanenwärter bei königlichen Jagden mit einer Fahne die Richtung, in der das Wild gelaufen ist.

Der grosse Teich steht durch einen schiffbaren Kanal mit einer beträchtlichen Anzahl anderer Teiche in Verbindung, deren Fischfang, besonders an Karpfen, Hechten, Schleien sehr ergiebig und einträglich ist.

Die vom neuen Schlosse und vom Thiergarten südwestlich befindlichen Wiesen sind zu einem Gestüte umzäunt.

Der Entenfang ist an der entgegengesetzten Seite angelegt.

Unweit des alten Schlosses liegt der Marktflecken Eisenberg.

(M. G.)