Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Ruppertsgrün (Fraureuth)

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Autor: M. G.
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Titel: Ruppertsgrün
Untertitel:
aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 195–196
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Ruppertsgrün


1 Stunde südlich von Werdau, 2 Stunden westlich von Zwickau, ¼ Stunde von Freyreuth in dem schönen beyersdorfer Thale an dem beyersdorfer Bache mehr, als an dem durch den Ort fliessenden Neumärker Wasser gelegen, ist wohl zu unterscheiden von Ruppertsgrün im Voigtlande, durch welches die Eisenbahn von Reichenbach nach Plauen führt.

Ruppertsgrün ist vielleicht eben so alt wie Altschönfels und ein von fränkischen Einwohnern erbauter Ort.

Die frühere alte Burg verdankte ihre Entstehung einem Ritter Ruppertus und sollen dazu bedeutende Ländereien gehört haben, so dass dieser Besitzer von Ruppertsgrün mit allen seinen Nachbarn wetteifern konnte und als einer der angesehensten Edelleute damaliger Zeit galt.

Ob die Herrn von Schönfels von diesem Ruppertus abstammen, ist unermittelt geblieben, und doch fast anzunehmen, da man in Ruppertsgrün in den alten Urkunden nie eine Besitzabtretung an irgend eine andere Familie findet. Immer und immer werden uns die Herrn von Schönfels genannt und schon an dem Thore der Beiersdorfer Kirche ist das von Schönfels’sche Familienwappen zu finden.

Reinhold von Schönfels wird uns im Jahre 1444 als Besitzer genannt und in den Urkunden von 1533 finden wir, dass im gedachten Jahre Heinrich von Schönfels mit dem Rechte der Fischerei im Neumarkerbach beliehen wurde, vor welchem Joachim von Schönfels Ruppertsgrün besass, der seinem Gute 1515 seine eigene Kirche und Schule verschaffte.

Ums Jahr 1600 wurde das zu Ruppertsgrün bis dahin gehörige Vorwerk Obersteinpleis abgetrennt und mit der dazu geschlagenen grossen Pleissenwiese zu einem besonderen Rittergute erhoben.

Erst am 20. Februar 1781 wurde Ruppertsgrün ein schriftsässiges Gut und besass bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation schriftsässige Antheile von Rottmannsdorf, Ober-Neumark, Schönbach, Stenn, Unter-Neumark und Gospersgrün.

Schon im Jahre 1729 brannte die alte Burg ganz ab, so dass die jetzigen herrschaftlichen Wohngebäude mehr in neuerem Style erbaut sind, wie dies die Abbildung zum mehrern darthut.

Der jetzige Herr Besitzer dieses Gutes ist Herr Ed. Heinrich von Schönfels, dessen Herrn Brüder Herr August von Schönfels auf Tobertiz im Voigtland und Herr Major Ernst Friedrich von Schönfels auf Reuth sind. Letzterer hat in unserem Vaterlande einen bedeutenden Namen erlangt durch seine Wirksamkeit auf den verschiedenen Landtagen des Königreich Sachsens.

Der Vater dieser Herren Brüder war der Amtshauptmann von Schönfels auf Rodersdorf, Reuth u. s. w.

Zu dem Gute gehört bedeutendes Areal an Feld, Wiesen und Holzungen und der Boden ist schon durch und durch ein sehr guter und ertragsfähiger zu nennen. Roggen und Weizen gedeihen vortrefflich, und das Futter der Wiesen ist dem besten beizuzählen.

Auch die Schäferei ist nennenswerth und die Ziegelei wirft einen grossen Gewinn ab.

Die hiesigen Einwohner treiben meistentheils Ackerbau und Viehzucht und sind wohlhabend, ja sogar einzelne reich zu nennen.

Die Häusler finden Beschäftigung im Rittergute und in den beiden Wollspinnmaschienen, wodurch der Ort überhaupt an lebhaftem Verkehr sehr gewonnen hat.

Die dasige Kirche ist Filialkirche von Beiersdorf und seit 1515 erbaut, wie wir dies oben schon erwähnt haben.

Anfangs galt diese Kirche nur als Schlosskapelle für die Herrschaft [196] in Ruppertsgrün und die kirchliche Andacht wurde darinnen von Mönchen aus dem Kloster zu Frankenhausen verwaltet, welche von daher requirirt werden mussten.

Berühmt ist diese Kirche durch ihre Festigkeit und das Gewölbe derselben wird deshalb für ein Meisterwerk erklärt, weil kein Sachverständiger den Schlussstein derselben finden kann.

Bis zum Jahre 1515 war Ruppertsgrün in die Mutterkirche zu Beiersdorf gewiesen, über welche, wie über die Filialkirche in Ruppertsgrün den Herren von Schönfels auf Ruppertsgrün von jeher das Patronatsrecht zustand, welche der Vater des 1484 lebenden Johann Sigismund von Schönfels von dem Burggrafen von Meissen und Leissnig acquirirt hatte. Vor der Reformation war der Naumburger Bischoff hier in geistlichen Angelegenheiten das Oberhaupt.

Zu Beiersdorf gehörten auch ausserdem noch in früherer Zeit zwei Filialdörfer Freyreuth (auch Frauenreuth) genannt, und Gospersgrün.

Ein Geistlicher in damaliger Zeit hat dies Filiale bisweilen vernachlässigt, so dass sich die Freyreuther zu einer Beschwerde bei dem damaligen Hauptmann in Greiz veranlasst fanden, welcher ihnen folgende Resolution ertheilte: Sie sollten, wenn der Pfarrer in Beiersdorf seine Schuldigkeit nicht thue, ihm auch kein Opfergeld und keine Hausgroschen mehr bezahlen.

Diese Beschwerden haben denn zur Abtrennung dieser wichtigen Filiale Veranlassung gegeben, so dass die Parochie jezt nur noch aus dem Pfarrdorfe Beiersdorf, mit den zu beiden Seiten davon ½ Stunde entfernt liegenden eingepfarrten Dörfern Gospersgrün gegen Osten und Reuth gegen Westen und aus dem Filiale Ruppertsgrün besteht.

In Ruppertsgrün muss alle Sonntage früh – früher als in Beiersdorf – Kirche gehalten werden.

Unter den Predigern zeichnete sich vorzüglich von 1634–1787 die Familie Martius aus, von welcher vom Urgrossvater an 4 gleichen Namens im Amte waren. Die Familie stammte aus Böhmen, wo der Urgrossvater als evangelischer Prediger fliehen musste.

In der Kirche zu Beiersdorf herrscht noch in vielen Stücken das Gepräge des Katholicismus vor. Vor dem Eingang ist noch der grosse steinerne Weihkessel und in der hintern Abtheilung auch der Schrank vorhanden, im gothischen Styl künstlich aus Stein gehauen, worinnen die Monstranz aufbewahrt wurde. Auf der Sacristei befindet sich ein Ueberbau, zu welchem eine steinerne Wendeltreppe hinauf führt, welche noch jetzt die katholische Kapelle genannt wird, wo noch das Christkindlein und andere Figuren nebst mehreren Marschallstäben zu finden sind.

Am Schlussstein dieses Ueberbaues ist das adlige Schönfelssche Wappen eingehauen, woraus genugsam hervorgeht, dass schon vor Erbauung dieser Kirche die Herren von Schönfels Ruppertsgrün besessen haben.

Im Schlosse zu Ruppertsgrün befindet sich ein Saal mit vielen Ahnen der von Schönfelsschen Familie, welche einen imposanten Anblick für die Beschauer gewährt, denn die alten vergangenen ritterlichen Zeiten treten dann recht lebhaft vor unsere Augen.

Ruppertsgrün mit Schloss und Kirche umfasst 78 Gebäude mit 540 Einwohnern, die jetzt dem Gerichtsamte Werdau einverleibt sind, während vor der neuen Gerichtsorganisation über 800 Gerichtsuntergebene zu der von Schönfelsschen Juris-Diction gehörten.

(M. G.)