Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schloss Plauen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: M.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Schloss Plauen
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 85–86
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
[85]
Der Ratschin
bei Plauen.


Unter allen Ortschaften des Voigtlandes ist keine merkwürdiger durch ihre Geschichte, als die reizend gelegene Stadt Plauen. In Urkunden wird sie Plawen, Plawin und Plawa genannt und beweist durch diesen Namen ihre slavische Gründung, denn „plawin“ heisst „schwimmen“, welche Benennung die Stadt durch die Furth über die hier vorbeifliessende Elster erhielt. Da der Zweck unseres Werkes nur die Schilderung der alten Burg bei Plauen, des Ratschins oder Ratschauers erheischt, können wir von der Geschichte der Stadt nur so viel heranziehen, als der Raum gestattet und die Nothwendigkeit verlangt.

Eine der ersten Burgen des Voigtlandes war die zu Plauen, vielleicht sogar sorbischen Ursprungs. Im neunten und zehnten Jahrhundert scheinen Sächsische Grafen die hiesige Gegend besessen zu haben; gewiss aber ist es, dass im Anfange des zwölften Jahrhunderts Graf Albrecht von Eberstein auf der Burg Doberau über einen grossen Landstrich gebot, in der Stadt Plauen 1122 die erste Pfarrkirche gründete und sich überhaupt sehr angelegen sein liess, die zum Theil noch heidnischen Sorben zum Christenthume zu bekehren. Die Grafen von Eberstein blieben im Besitz der Herrschaft bis zum Jahre 1327, wo die Besitzungen an die Reusse gelangten, welche damals bereits die mächtigste Dynastenfamilie des Voigtlandes bildeten. Die Voigte hielten zu Plauen Burgmannen, von deren einem eine Urkunde vom Jahre 1337 sagt:

„Wir Henrich der elder voit czu Plawe, den man nenet den langen, bekenne daz wir sein vbereinkomen mit den erbarn Knechte, vnssern lieben getrewen Hansen von Kosbode, alzo daz er mit wonung sal vnder vns varen und bleiben – und darvm sulle wir ihm geben vier mark geldez czu burcgut – und darvm sal er vnsser burcman sein czu plawe.“

Diesen Burgmannen lag unter Anderem auch die Pflicht ob, die berühmte Plauensche Strasse zu bewachen, welche in das Reich führte und erst im fünfzehnten Jahrhundert ihre Bedeutung verlor. Es wird derselben 1367 in dem Gnadenbriefe gedacht, welchen Kaiser Karl IV. der Stadt Reichenbach ausstellte, auch geschieht ihrer sogar noch 1564 Erwähnung, wo sie noch die Dörfer Kürbitz und Strassberg berührte. – Uebrigens hatten die Ebersteine auch ein Schloss in der Stadt, von denen noch einige alte Mauern vorhanden sein sollen. Dasselbe stand zwischen dem Kloster und dem Nonnenthurme, wo der sogenannte Marstall noch jetzt daran erinnert. Zu Burgmannen dieses Schlosses ernannten die Grafen zwei adelige Herren, von Trützschler und von Röder, die das Amt erblich auf ihre Nachkommen zu bringen wussten, woher die beiden Familien auch in späteren Zeiten immer noch verschiedene Lehne in der Stadt Plauen besassen. Die Burgvoigtei, das Rödersche Schlösschen genannt, stand nahe bei der Kirche und wurde am 8. Januar 1595 von Abraham und Sebastian Röder auf Pöhl, Jahnsgrün und Helmsgrün, sowie Hildebrand von Trützschler auf Leubnitz für 307 Gülden 3 Groschen an den Rath zu Plauen verkauft. Die Burg auf dem Berge zu Plauen war schon längst vor dem Erlöschen der Ebersteine an die Voigte von Plauen gekommen; denn es existirt als Beweis eine Urkunde von 1235, worin es heisst: „Nos Dei gratia Henricus senior dictus Advocatus de Plawe“ – und welche schliesst: „actum hoc in Plawe.“ In dieser Urkunde wird Ritter Eitel Tosse mit Feld und einem Zehnten zu Lothra belehnt, wobei Heinrich von Watzdorf zu Reudnitz, Asmus von Kospode und Nikol von Wallenstede als Zeugen auftraten. Heinrich der Kluge, Voigt von Plauen, verglich sich 1327 mit dem Grafen Hermann von Eberstein, dass sie die Herrschaft Dobenau sammt der Stadt Plauen gemeinschaftlich von dem König Johann von Böhmen in Lehn nehmen wollten. Zur Herrschaft Dobenau gehörte damals das Schloss Dobenau, das Schloss in der Stadt Plauen, sammt einem Theile derselben, und die Schlösser Liebau, Jahnsgrün, Schöneck, Planschwitz, Stein, Türbel, Magwitz und Gansdorf. Bald darauf ging Graf Hermann mit Tode ab und seine Güter fielen an Heinrich den Klugen und seinen Sohn. Ohne Zweifel besassen die Voigte schon lange vorher einen bedeutenden Theil der Ebersteinischen Besitzungen als Afterlehn und dazu gehörte auch sammt einem Theile der Stadt Plauen das Schloss Ratschin, dessen Name entweder noch aus der Sorbenzeit herrührt oder durch sein Lehnsverhältniss zu Böhmen ihn erhielt; denn Ratschin heisst im Slavischen eine Burg.

Das Jahr 1430 brachte über das Voigtland unsägliches Elend, indem die Hussiten in Meissen einfielen und ihren Weg durch Blut und Flammen bezeichneten. Nachdem sie Werda und Altenburg in Asche verwandelt, durchstreiften diese Barbaren das Voigtland, wo Reichenbach, Mylau und Auerbach ebenfalls ihrer Wuth zum Opfer fielen. Einen besondern Hass aber hatten die wilden Böhmen gegen Plauen, indem einer ihrer Anführer, ein Herr von Sternberg, hier gefangen gehalten und dabei etwas streng behandelt worden war. Am Tage der Bekehrung des Apostels Paulus stürmten sie die Stadt, [86] wo drei tausend Menschen von ihnen abgeschlachtet wurden. Die schrecklichste Behandlung erfuhren die Dominikanermönche und Kreuzbrüder, von denen sie eine Anzahl lebendig begruben oder sonst auf grausenerregende Art hinrichteten. Unglücklicher Weise hatten sich der benachbarte Adel und eine Anzahl wohlhabender Landleute in die Stadt geflüchtet und ihre besten Habseligkeiten mit dahin gebracht, wodurch auch die Habsucht der Belagerer zu schneller Eroberung der Stadt beitrug. Alle Männer mussten über die Klinge springen, nur die Frauen schonte man zu niederträchtiger Schmach und liess ihnen und den Kindern nichts als das Leben.

Als die Stadt genommen war, flüchtete sich ein Theil der Bürgerschaft in den Ratschin, das feste mit Thurm und Wall trefflich verwahrte Schloss, wo eine zahlreiche Besatzung verzweifelten Widerstand leistete. Höchst wahrscheinlich würde die Tapferkeit der Belagerten und die Festigkeit der Burg es den Hussiten unmöglich gemacht haben, den Platz zu nehmen, wenn nicht ein Schurke Verrath geübt hätte. Der Ritter von Ratschauer (?) liess sich durch eine Summe Geldes bestechen, heimlich das Thor des Schlosses zu öffnen. Auf jeden Fall war dieser Ratschauer ein Burgmann, denn der Name verräth nur sein Amt, nicht seine Familie. Wüthend drangen die Hussiten in die Burg und massakrirten die ganze, aus zwei tausend Streitern bestehende Besatzung. Unter den Ersten, welche niedergemetzelt wurden, befand sich der verrätherische Bube, welcher Commandant des Schlosses gewesen sein soll. Die Hussiten schleppten unermessliche Beute von hier fort und zerstörten den Ratschin so weit es ihnen möglich war. Unter den gefallenen Edelleuten waren Otto von Röder auf Rodersdorf, Conrad von Röder auf Leubnitz und sein Vetter Conrad auf Pöhl, Hans Raab von Reussa, Hans und Johann von Magwitz, Hans von Possegk, Wilhelm von Myla, Hermann Kopp, Hans von Pöllnitz, Heinz Rumpf und Conrad Molsdorf. Im Hause des Deutschherrenordens tödteten sie den Comthur, Gottfried von Molsdorf, mit mehreren Rittern, Geistlichen und Laienbrüdern. Acht derselben wurden auf dem Klosterkirchhofe lebendig begraben. Hierauf zogen die Unmenschen ab über Oelsnitz und Hof, mordend und brennend, nach Franken und Baiern. Die Stadt Wonsiedel war so glücklich, die Unholde von ihren Mauern abzutreiben.

Die Zerstörung des Ratschin und der Stadt Plauen hatte den Verlust sämmtlicher alten Urkunden und historischen Nachrichten zur Folge, welche im Schlosse und in den geistlichen Häusern aufbewahrt wurden. Die Stadt erhob sich eher wieder aus der Asche als das Schloss, in welchem 1466 Apel von Tettau als Amtmann des Kurfürsten von Sachsen wohnte, welcher nebst dem Könige von Böhmen die Herrschaft Plauen dem Herrn von Plauen, kaiserlichen Hofrichter und Burggrafen von Meissen Heinrich II., mit Gewalt abgenommen hatte. Nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) wurden die alten Böhmischen Lehen, und darunter auch die Herrschaft Plauen, von der Krone Böhmen wieder eingezogen und dem fünften Meissnischen Burggrafen, Heinrich von Plauen, Kanzler des Königreichs Böhmen, als erbliches Land zurückgegeben; die Söhne dieses Burggrafen aber sahen sich genöthigt, im Jahre 1559 die Herrschaft mit anderen Besitzungen an den Kurfürsten August zu verpfänden, der, weil die Summe nicht zurückgezahlt werden konnte, 1567 sich völlig in den Besitz der Herrschaft Plauen und des Amtes Pausa setzte. Seit dieser Zeit blieb der Ratschin sammt der Stadt Plauen bei Sachsen. Das Schloss wurde im dreissigjährigen Kriege einige Male von feindlichen Truppen, namentlich von dem berüchtigten General Holke, besetzt. Zur Zeit ist dasselbe Sitz des königlichen Justizamts.

Plauen war vom dreizehnten bis zum sechszehnten Jahrhundert ein Comthurhof des deutschen Ordens, dessen letzter Comthur, Georg Euler, zum Lutherthum übertrat und erster Superintendent zu Plauen wurde. Hier lebte auch im siebzehnten Jahrhundert der Prediger Dörfel, bekannt als Entdecker der Kometenbahnen, und der nachherige Oberhofprediger Herr von Hoënegg, Vertrauter Kurfürst Johann Georgs I., der als des Kurfürsten Rathgeber im dreissigjährigen Kriege eine zwar wichtige, aber für unser Vaterland nichts weniger als segensreiche Rolle spielte. König August der Gerechte pflegte bei Seinen Reisen in das Ausland Sich oft den Namen eines Grafen von Plauen beizulegen.

M.