Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Auligk obern Theils

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Auligk obern Theils
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 161–164
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Auligk obern Theils


Mitten in jener reizenden Aue, welche zwischen den Städten Zeitz und Pegau der Elsterfluss um sich her ausgebreitet hat, liegt, von den Wellen der Schwennigke bespült, an der äussersten Grenze des preussischen Herzogthums Sachsen, das Dorf Auligk, die frühere alte Festung Vlack.

Der Ort selbst theilt sich von Alters her in 2 Hälften, Ober- und Untertheil.

Auligk Untertheil, welches zwei besondere Rittergüter hat, zerfällt wieder in den Oberhof und in den Unterhof.

Jetzt vor der Hand sprechen wir blos von Auligk Obertheil, wohl zu unterscheiden von Auligk Oberhof.

In Auligk Obertheil befindet sich ebenfalls ein Rittersitz und zwar ein sehr alter Rittersitz. Bei dem ehemaligen herrschaftlichen Wohngebäude befanden sich zwei Thürme, die in neueren Zeiten abgetragen worden sind. Das Gut hat schöne Felder, Wiesen und Laubholz, grosse Brauerei und Brennerei und wurde im Jahre 1790 bis 1813 neunmal von 30 bis zu 80,000 Thlr. verkauft.

Auligk hat in der frühesten Zeit mit vielen andern Ortschaften zum Kloster Pegau gehört, welches später der Markgraf Wiprecht, dem als Osterländischen Grafen von Groitzsch die hiesige Pflege gehörte, in den Jahren 1091–1095 am westlichen Ende der Stadt erbaute und welches in der Folgezeit in eine Abtei verwandelt, ungemein reich und mächtig wurde, vorzüglich durch die Verordnung Kaiser Friedrich des Rothbarts, nach welcher keiner von Adel sich weiterhin in Pegau niederlassen durfte, die bereits Angesessenen ihre Güter an Handelsleute verkaufen oder den Stadtrechten sich unterwerfen mussten.

Nach der Einziehung dieses grossen und reichen Klosters kamen die Dörfer Auligk, Costewitz, Gazen, Michelwitz, Trautzschen an das Collegiatstift Zeitz. Ueberhaupt war die bei der Stiftsregierung in Zeitz zu Lehn gehende Ritterschaft sehr stark und besass als bischöfliche Lehen vor ungefähr 310 Jahren folgende Rittergüter und Gerichtssprengel:

Auligk, Bennewitz, Breitingen, Burgholzhausen, Costewitz, Crosten, Deschwitz, Dragsdorf, Eula, Etzoldshayn, Falkenhayn, Geisslitz, Gladitz, Götewitz, Grosszössen, Heuckewalde, Johnsrothe, Kayna, Kreipitzsch, Kreippa, Kühndorf, Leisslau, Mutschau, Naundorf, Nehmitz, Nethern, Neitschütz, Oderwitz, Ostrau, Peuscha, Pirkau, Plotha, Predel, Quessnitz, Ramsdorf, Regis, Rehmsdorf, Reichstädt, Reuden, Rödisseln, Romschütz, Salsitz, Schielen, Selingstädt, Silbitz, Starkenberg, Stackelberg, Storkewitz, Tackau, Tauchharid, Teuritz, Trebister, Treupitz, Elstertrebnitz, Wadewitz, Wiedebach, Wildenborn, Wildenhayn, Wirchwitz, Wittchendorf, Zangenberg und Zweitzschen. Diese Güter zusammen lagen bis zum Jahre 1815 in den Aemtern Pegau, Altenburg, Ronneburg, Zeitz, Heinsburg, Weissenfels, Naumburg und Eckardtsberga.

Seit dem Jahre 1815, wo Zeitz an Preussen kam, hat die besondere Verwaltung der Stiftslande durch das Stifts-Kammercollegium, durch die Stiftsregierung, durch das Stiftsconsistorium aufgehört, wogegen die Stifter zu Zeitz und Naumburg selbst noch bestehen. An der Spitze des Dom-Capitels zu Naumburg steht ein Dompropst (derzeit Herr von [162] Uffel) und an der Spitze des Collegiat-Stifts zu Zeitz ein Decan, (derzeit der fürstl. reuss. greizische Regierungs- und Consistorialrath Herr von Kutzschenbach in Greiz.)

Auligk wurde nach Aufhebung der Stiftsregierung zu Zeit an das Amt Pegau gewiesen.

Auligk Obertheil gehörte in der Mitte des 16. Jahrhunderts und auch schon vorher einen Ritter Jacob von Thor, ihm folgte Eberhardt von Thor, welcher bischöflicher Naumburgischer Statthalter war. Dann folgten im Besitze die von Kayn. Im 16. Jahrhundert besassen es die Herren von Ponickau, die auch mit Tackau beliehen waren. Unter diesen ist vorzüglich Friedrich Seiffarth von Ponickau zu bemerken, welcher sich um Auligk viele Verdienste erworben hat. Dann kam das Gut wieder an das Geschlecht der von Kayn, welche Familie bis zum Jahre 1712 und noch später im Besitze desselben geblieben ist. Im Jahre 1729 war Frau von Einsiedel damit beliehen, von welcher es Graf von der Schulenburg acquirirte. Zu Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts finden wir im Besitze die Herren von Wolfersdorf, deren Stammsitz das Rittergut Wolfersdorf bei Ronneburg war. Herr Eduard von Wolfersdorf, königl. preuss. Rittmeister war 1838 und später noch damit beliehen. Am 8. Sept. 1853 nahm es Herr Gottfried Petzold in Lehn, von welchem es der dermalige Besitzer Herr Schirmer acquirirte.

Bei dem Brandte der Stadt Pegau im Jahre 1644 gingen die interessantesten Nachrichten über Auligk, welche dort aufbewahrt wurden, verloren und deshalb fehlen auch alle näheren Nachweise über die Entstehung und späteren Schicksale des Orts.

Nur so viel ist auf unsere Zeiten gekommen, dass das Jahr 1633 für Auligk ein Schreckensjahr war: Denn die kaiserlichen Krieger plünderten zu dieser Zeit nicht nur Dorf und Kirche, sondern es wüthete auch die Pest auf eine schreckliche Weise.

Die Sitten der Einwohner sind mehr, als in mancher andern Gegend, abgeschliffen. Der Landmann hat Verstand und benutzt ihn zur möglichsten Verbesserung seines Wohlstandes.

Die meisten Einwohner dieses Ortes nähren sich von Ackerbau, die übrigen treiben ihre erlernten Handwerker allhier, und man findet Schuhmacher, Schneider, Fleischhauer, Zeugmacher, Böttcher, Sattler, Bader, Schmiede, Uhrmacher, die sich niedergelassen und ihr Brod redlich verdienen, die übrigen Einwohner sind Tagelöhner. Das frühere Spinnrad der Frauenzimmer existirt nicht mehr.

Die Viehzucht ist hier bedeutend und die Bienenzucht wird in den neuern Zeiten mit Erfolg gepflegt.

Der übrige Landbau ist vortrefflich zu nennen. Denn, wie im ganzen Gerichtsamtsbezirke, (der nicht mehr so gross und so umfangreich ist, wie das frühere Amt Pegau) so werden auch hier, viel Raps und Rübsenöl, Hirsen, Chamillen, Kümmel, Fenchel, Scharte, Gurken und Zwiebeln erbaut und für den Handel geliefert.

Der Besitzer von Auligk Oberntheils hat auch das Jus patronatus und nicht – wie irrthümlich in vielen Chronicken und Beschreibungen vom Stiftsdorfe „Auligk“ man angeführt findet, – der sogenante Oberhof. Ueberhaupt scheinen das Rittergut Auligk Oberntheils und das Rittergut „der sogenannte Oberhof“ sehr oft mit einander verwechselt worden zu sein, und wenn man vom Rittergute Auligk Oberntheils sprechen wollte, erzählte man vom sogenannten Oberhof, und so wieder umgekehrt.

Der sogenannte Oberhof ist ein Theil vom Rittergute Auligk Unterntheils und hat mit dem Rittergute Auligk Oberntheils gar nichts gemein.

Die Geschichte der Parochie ist leiter in Dunkel gehüllt und selbst was die Zeit der Einführung der Reformation betrifft, so ist es wenig mehr als Vermuthung, dass erst der Tod des Bischofs Julius Pflugk in die hiesigen kirchlichen Verhältnisse eine Veränderung brachte. Die Kirche zu Auligk, welche im Raume sehr beschränkt, dunkel, winkelig und mit Stühlen, Emporkirchen und Kapellen unverhältnissmässig überladen ist, verräth durch ihre eigenthümliche Bauart ein hohes Alter; dessenungeachtet ist die Zeit der Erbauung selbst nicht mit Bestimmtheit anzugeben.

Das eigentliche Schiff ist augenscheinlich erst später angebaut, und das ursprüngliche Gebäude, allem Vermuthen nach nichts weiter, als eine herrschaftliche Kapelle, ist wohl der jetzige Altarplatz gewesen.

Urkundlichen Nachrichten zufolge wurde die Kirche im Jahre 1668 mit hinlänglichen Stühlen für die Kirchfahrt versehen; eine völlige Renovation aber erfuhr das Gebäude im Jahre 1702.

[163] Der Altar ist durch Herrn Friedrich Seyffarth von Ponickau im Jahre 1639 im damaligen Geschmacke erbaut, zeichnet sich aber durch ein gelungenes Gemälde des Abendmahls Jesu aus.

Noch älter und zwar im Jahre 1628 erbaut ist die Kanzel, welche in 7 einzelnen Feldern mit den Attributen der 4 Evangelisten, die den Meister in der Mitte haben, und mit Abbildungen aus der heiligen Geschichte verziert ist.

Verschiedene Personen haben um diese Kirche sich sehr verdient gemacht:

Die Patronin von Kayn hat ein Legat von 20 Gulden und Christoph von Kayn ein Legat von 50 Gulden ausgesetzt, vor diesen hatte aber schon Georg Friedrich von Raschkow 100 Mfl. der Kirche geschenkt. Auch andere Personen wollten den hohen Gebern nicht nachstehen: Der Kirchvater Barthol Pazschke hat bei der Confirmirung seiner Tochter im Jahre 1722 der Kirche einen sammeten Klingelbeutel und eine vierfache Sanduhr verehrt, eben so hat Frau Johanna Dorothea von Oebschalwitz auf Elster-Trebnitz der Kirche ein Geschenk von ein paar Wachskerzen nebst ein paar kleinen zinnernen Leuchtern gemacht.

Eingepfarrt sind Kleinprinessligk, Minkwitz, Traupitz und Könderitz, welche 3 letztern Dörfer 1815 ans preussische Herzogthum gekommen sind.

Die Gebäude der Pfarrwohnung, welche ehemals an der Strasse gestanden haben, befinden sich seit 1693 auf ihrem jetzigen Platze.

Auch ist hier eine Bibliothek vorhanden, welche dem jedesmaligen Pfarrer bei seinem Amtsantritte zum Inventarium übergeben wird. Darinnen befinden sich unter andern vorzüglichen Werken:

Die Lanki’sche Concordanzbibel,
Salzmann’s singularia Lutheri,
Ravanelli Bibliotheca sacra,
Seckendorf’s Historia Lutheranismi,
Weller’s deutsche auch lateinische Schriften,
Luther’s sämmtliche Schriften und Werke.

Der Gottesacker, ehemals rings um die Kirche, wurde im Jahre 1596 vors Dorf verlegt, 1601 eingeweiht, 1709 aber renovirt.

Das Schulgebäude wurde 1662 errichtet. Die Parochie bildet einen Schulbezirk mit 200 Schülern.

In Folge des neuen sächsischen Schulgesetzes genügte die Räumlichkeit des Schulgebäudes nicht mehr, wodurch die preussischen Parochieen veranlasst worden sind, ihre Ausschulung zu bewirken.

Letztere haben daher unter Anschliessung des bisher nach Langendorf eingeschulten Dorfes Wadewitz sich ein eignes Schulhaus zu Traupitz erbaut. Dieses Traupitz ist dasselbe, welches vor 800 Jahren ein Städtchen war, welches unter dem Namen Thrubizi vorkommt und im sogenannten Langendorfer Strich liegt. Der Langendorfer Strich hat seine Benennung von dem 2 Stunden nordöstlich von Zeitz, an der Hauptstrasse von Gera nach Leipzig gelegenen Dorfe Langendorf. Dieser Langendorfer Strich ziehet sich von dem Orte Langendorf gegen Groitzsch und Lucka und fasst 12 Dörfer in sich.

Die ganze Gegend und die Parochie Auligk haben durch die Drangsale des 30 jährigen Kriegs viel gelitten. Die Kirche wurde von dem holkischen Kriegsvolke gewaltig erbrochen und beraubt, ein Schicksal, welches sich im Jahre 1717 mittelst dieblichen Einbruchs wiederholte, wobei jedoch – unter diesen Umständen ein besonderer Zug von heiliger Scheu – der Communion-Kelch von den Dieben, ob sie ihn schon in Händen gehabt, verschont wurde.

In den Jahren 1757 und 1762 und im Jahre 1813 mussten die Bewohner der Dörfer der hiesigen Gegend zu ihrer eigenen Lebensrettung in die benachbarten Städte flüchten.

Ursprünglich bildete Auligk und die Umgegend einen Haupttheil der ausgebreiteten Grafschaft Groitzsch, deren Sitz eine ungemein feste Burg auf dem steilen Hügel in Westen vom Städtchen Groitzsch gewesen ist. Das Zubehör der Burg kam später durch kaiserliche Schenkung an Konrad den Grossen, die Burg selbst an dessen Sohn Dedo, welchen die Wittwe des Markgrafen Heinrich von Groitzsch erzogen hatte.

Nachher kam diese Burg mit vielen andern Orten an die Pegauer Aebte, welche die Burg selbst völlig schleiften.

Später kamen die Dörfer Auligk, Costewitz, Trautzschen, Gazen, Michelwitz zur Ephorie Zeitz und mag dies im Jahre 1662 der Fall gewesen sein, wo der Churfürst Johann Georg II. Stadt und Amt Pegau auf Wiederkauf an den Herzog Moritz zu Sachsen,- Zeitz gab. Nach Absterben dieser Linie, im Jahre 1718 kamen beide wieder an das [164] Churhaus, die Stift Naumburg-Zeitzischen obgenannten Dörfer wurden jedoch erst im Jahre 1815 der Ephorie Pegau wieder zugetheilt.

Das früher dem Amtsbezirke Pegau mit einverleibt gewesene Städtchen Zwenkau hat jetzt sein eignes Gerichtsamt mit 22 Langemeinden.

Wogegen zum Gerichtsamt Pegau nur noch 2 Städte und 47 Landgemeinden gehören, worunter sich auch Auligk befindet, welches jetzt 74 bewohnte Gebäude mit 79 Familienhaushaltungen und 389 Einwohner zählt.

Unter das frühere Patrimonialgericht von Auligk Obertheil gehörte auch das Dörfchen Kleinpriesligk, wogegen die zu Auligk gehörigen preussischen Dörfer unter sechsfacher getheilter Gerichtsbarkeit standen.

Bemerkenswerth von Auligk Oberntheils ist noch, dass hier der Pfarrer M. Abraham Wiegner lebte, welcher aus Pegau gebürtig war und sich durch Herausgabe seiner katechetischen Fragen und Andachten über die Leidensgeschichte vortheilhaft bekannt gemacht hat.

M. G.