Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Wohlhausen

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Wohlhausen
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 173–174
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Wohlhausen


1/2 Stunde nördlich von Markneukirchen, am Wege von der nach Klingenthal und Auerbach, rechts vom Ebersbach 11/2 Stunde östlich von Adorf, und 3 Stunden südlich von Schöneck entfernt gelegen.

Der Ort heisst auch Wolhausen und Wohlhausen, ohne dass man genauer eigentlich angeben kann, woher die Benennung stammt.

Wolhausen selbst ist sehr alten Ursprungs und ein Vorwerk soll schon im 13. Jahrhundert hier existirt haben. Auf den Grundmauern des alten früheren Schlosses ruht heute noch das in der Abbildung befindliche herrschaftliche Wohngebäude.

In dem früheren alten Schlosse soll einst aus der Voigtländischen Ritterschaft ein Edler von Thoss sich an die Spitze gestellt, um dem Raufritterwesen ein Ende zu machen und von den gekommenen Rittern einen feierlichen Eid verlangt haben, welcher zu Streitigkeiten und zu einem Zweikampfe Veranlassung gab, in welchem Ritter von Thoss sein Leben endete. Man ehrte aber den Tod des Edlen von Thoss dadurch, dass die Ritterschaft der dasigen Umgegend sich gegenseitig das heilige Wort gab, in der ganzen Umgegend von Adorf und Markneukirchen keinen Ritter zu dulden, welcher vielleicht auf Abenteuer, auf Wegelagerung und Beute ausziehen sollte. Daher kommt es auch, dass man von den oberen Theilen des Voigtlandes keine Sagen, keine Räubergeschichten zu erzählen weis.

Um die Geschichte der Edlen Thosse, die hier gehaust haben sollen, ist aber noch ein grosses Dunkel verhüllt und bis zum 15. Jahrhundert fehlen uns über die Besitzer von Wohlhausen die näheren Nachrichten. Wohl möglich, dass durch die Hussiten hier die nöthigen Notizen vernichtet worden sind. Doch soll nach den Edlen von Thoss, ein Johann von Berg Wohlhausen besessen haben. Erst nach dem Hussitenkriege wird die Geschichte von Wohlhausen wieder lichter.

Die uns hier zuerst wieder genannten Besitzer von Wohlhausen sind die Herren Gräfendorf, denen Wilhelm von Carlowitz folgte. Dann kam es im 17. Jahrhundert an Philipp Sigismund von Schirnding, welche Familie das Gut bis zum 18. Jahrhundert besass. Im Jahre 1791 finden wir als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Wohlhausen, wieder einen von Thoss und zwar den Hauptmann von Thoss, welcher die Besitzung an einen gewissen Herrn Mirus abtrat, von welchem solche die Familie von Römer acquirirte, die jetzt noch im Besitze sich befindet. Dem Amtshauptmann von Römer folgte dessen Herr Sohn, Carl von Römer, welcher seit wenig Jahren mit Tode abgegangen ist und das Gut seiner unverheiratheten Schwester, dem Fräulein C. von Römer hinterlassen hat.

Mit dem hiesigen Rittergute sind einige Häuser und eine Mühle in Zwota verbunden, welche auf herrschaftlichen Felde von Wohlhausen erbaut ist.

Das Rittergut hatte früher seine eigene Gerichtsbarkeit, und unter dieselbe gehörte der Pfarrort Wohlbach. Dieser Ort muss später entstanden sein als Wohlhausen, weil ausserdem die kurze Entfernung von letzterem Orte gewiss Grund genug gewesen sein würde, dass die Bewohner von Wohlhausen nach Wohlbach in die Kirche gewiesen [174] wären, da man ausserdem für gewiss annimmt, dass Wohlbach auf früheren Wohlhausner Grund und Boden erbaut worden ist.

Es lässt die spätere Entstehung von Wohlbach auch daher sich ableiten, dass dieses Pfarrdorf früher und eine lange Zeit hindurch Filial von Markneukirchen war. Erst im Jahre 1545 hat Wohlbach seinen eignen Pfarrer bekommen und auch erhalten, obschon der Ort selbst sehr klein ist und gegen die anderen hiesigen Pfarreien seinen Pfarrer nur gering dotirt hat.

Unter den früheren Gerichtsherren von Wohlhausen zeichneten sich durch Mildthätigkeit und durch sonstige Fürsorge für die Cultivirung hiesiger Gegend, wo die Protestanten Böhmens eine Zufluchtsstätte suchten, vorzüglich unter allen aus, der Oberlandjäger Georg von Carlowitz, welcher in der Gegend von Zwota mit 30 Lehn des hiesigen Waldbodens beschenkt wurde und neue Stätten für die Böhmischen Flüchlinge anlegte.

Von ihm stammt auch das Hammerwerk in Zwota, welches mit der Zeit schnell emporwuchs und an Grösse zunahm.

Im 18. Jahrhundert kam dieses Hammergut an die Gebrüder Mirus die ebenfalls Wohlhausen besassen. Auch diese beiden Brüder machten sich um dasige Gegend sehr verdient. Diese beiden edlen Männer erbauten aus eignen Mitteln die jetzt noch existirende Kirche in Zwota, und durch ihre Mildthätigkeit und Humanität haben sie bei ihren Unterthanen ein unvergessliches Andenken zurückgelassen. In diesen ihrem Streben wurden sie von ihren Nachbesitzern, vorzüglich von der Familie von Römer getreulich unterstützt, und ihr Andenken auch noch im Tode geehrt.

Denn nur rühmend müssen die Unterthanen von Wohlhausen bekennen, dass sie bis auf dem heutigen Tage von der Familie von Römer nur Wohlthaten auf Wohlthaten erhalten haben, die auf Kind und Kindeskinder ihre reichen Früchte bringen werden. Die Ablösungen der Huth und Frohnen sind hier auf eine solche leichte Weise zu Ende geführt worden, wie solche nur möglich waren und überall erblickte man die zarten Rücksichten, die gegen die Pflichtigen Seiten der hiesigen Gerichtsherrschaft genommen worden sind.

In Wohlhausen ist durch Verwendung und Vermittelung der hiesigen Gerichtsherrschaft seit dem Jahre 1841 eine ständige Schule, welche seit einigen Jahren ein neues Schulhaus besitzt, in welchem gegen 50 Kinder unterrichtet werden.

In kirchlicher Hinsicht hält sich Wohlhausen mit Breitenfeld, Gunzen, den auf herrschaftlichen Grund und Boden von Wohlhausen erbauten Häusern in Zwota zu Markneukirchen.

Die Einwohner nähren sich grösstentheils von Ackerbau und der Viehzucht und besteht die Bevölkerung in circa 420 Seelen, welche unter das Gerichtsamt Markneukirchen gehören.

Die von einigen Topographen aufgestellten Ansichten, dass Wohlhausen kurz vor der Ansiedelung in Zwota entstanden sei, sind ganz irrig, da eben schon früher ein Gut oder Vorwerk hier existirte und die Geschichte uns sogar die Namen der Besitzer desselben aufbewahrt hat, wie wir oben früher erörtert haben.

M. G.