Romanze (Grimm)

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Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Romanze
Untertitel:
aus: Zeitung für Einsiedler, Nr. 11. Sp. 81–82
Herausgeber: Achim von Arnim und Clemens Brentano
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 7. Mai 1808
Verlag: Mohr und Zimmer
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Erscheinungsort: Heidelberg
Übersetzer: Wilhelm Grimm
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Heidelberg, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
Abgewandelt in Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen (1811): Die Ehren-Geschenke. Google
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Romanze.

     Klein Christel und ihre Mutter.
          Wer bricht das Laub von den Bäumen?
     Sie nähen die seidene Mütze.
          So tritt sie den Thau von der Erde!

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Die Mutter nähete den Saum so klein,

So heftig weinte das Töchterlein.

„Hör du klein Christel lieb Tochter mein,
Wie verbleicht das Haar wie verblüht die Wang dein!“

Das ist kein Wunder, muß bleich aussehn,

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Ich hab so vieles zu schneiden und nähn.


„Doch sind noch mehr Jungfrauen im Land,
Mit Schneiden und Nähen viel besser bekannt.“

Das darf ich länger nicht bergen vor dir:
Unser junger König hat gelocket mir.

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„Hat unser jung König gelocket dir,

Was hat er gegeben zur Ehre dir?“

Er hat mir gegeben ein seiden Hemdlein,
Das hab ich getragen mit mancher Pein.

Er gab mir silbergespangte Schuh;

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Ich trug sie mit so großer Unruh.


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Er gab mir eine Harfe von Gold,

Zu brauchen wenn ich sey sorgenvoll.

Sie Schlug an den ersten Strang,
Da hört der jung König im Bett den Klang.

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Sie schlug an den andern Strang,

Der jung König ei! der schläft lang!

Da rief der jung König zwey Diener sein:
Klein Christel bittet zu mir herein.

Her kam klein Christel vor der Burg sie stund:

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Was will der jung König, sein Wort macht mir kund.


Da streicht der jung König am Kissen blau,
Setz dich klein Christel und ruhe darauf.

„Ich bin nicht müd, und kann wohl stehn,
Sag was ich soll, und laß mich gehn.“

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Er zog klein Christel zu sich her

Gab ihr die Goldkron und der Königin Ehr.

     Nun ist verschwunden klein Christel ihr Leid:
          Wer bricht das Laub von den Bäumen.
     Sie schläft alle Nacht an des Königes Seit.

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          So tritt sie den Thau von der Erde.


Aus dem Dänischen von Wilhelm Grimm.