Schön wart' auf
[667] „Schön wart’ auf!“ (Zu dem Bilde S. 653) Hübsch ist sie nicht, die biedere Schnauzermutter, aber kunstfertig! Daß sie sich jeden Wurstzipfel, jede Brotrinde, jede Käseschnitte, jeden Bratenknochen erst durch eine turnerische Leistung verdienen muß, das ist sie gewohnt und findet sie ganz in der Ordnung. Daß man ihr aber nun einen ihrer zarten Sprößlinge entreißt und ihr zumutet, durch geduldiges Aufwarten dessen Rückgabe zu erkaufen, das erfüllt ihre Seele doch einigermaßen mit schmerzlichen Empfindungen. Zwar hat sie Beweise, daß ihre Herrin freundlicher Gemütsart ist und junge Hunde mit Liebe behandelt. Aber das ändert wenig an der Bänglichkeit des Augenblicks. Wie leicht kann eine täppische Kinderhand ungeschickt nach den zappelnden Gliedern des Neugeborenen greifen! Ja noch mehr! In den Erinnerungen ihres Hundelebens findet Mama Schnauzer unheimliche Bilder, wo auch eins, zwei ihrer kaum zum Leben erblühten Kinder in den schmeichelndsten Formen ihr entzogen wurden, auf Nimmerwiedersehen – wenn nach Ansicht ihrer Brotherrschaft des Segens zu viel war. Darum beeilt sie sich heute, ihr Kunststück „Schön wart’ auf!“ in tadelloser Vollendung auszuführen, um möglichst bald wieder in den gesicherten Besitz ihres Lieblings zu gelangen.