Schwere, Elektricität und Magnetismus/§. 67.
« §. 66. | Schwere, Elektricität und Magnetismus | §. 68. » | |||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
|[249]
Wir zeichnen in dem endlichen Gebiete der Ebene eine Curve, deren Endpunkt und Anfangspunkt zusammenfallen und deren übrige Punkte bei einem einfachen Umlauf sämmtlich nur
positiven Sinne, wenn dabei die Tangente in der Richtung des wachsenden Bogens zu der nach innen gezogenen Normale ebenso liegt, wie die Axe der positiven zu der Axe der positiven .
Es seien und zwei Functionen von und , die innerhalb des von der Curve begrenzten Flächenstückes einwerthig, endlich und stetig variabel vorausgesetzt werden. Wir betrachten das Integral
(1) |
ausgedehnt über das von der Curve begrenzte Flächenstück. Dabei bezeichnen und positive Zunahmen der Variabeln. Für den ersten Bestandtheil des Integrals können wir mit der Integration nach beginnen. Wir ziehen die Ordinaten, welche zu den Abscissen und gehören. Zwischen ihnen liegt ein unendlich schmaler Flächenstreifen, welcher ebenso oft in das von der Curve begrenzte Flächengebiet eintritt, wie aus demselben austritt. Wir bezeichnen die Ordinaten der Eintrittsstellen mit
die Ordinaten der Austrittsstellen dagegen mit
und bemerken, dass
Die Bogenelemente, welche der unendlich schmale Flächenstreifen bei seinem Ein- und Austritt auf der Begrenzungscurve abschneidet, seien
Der Cosinus des Winkels, welchen ein solches Bogenelement mit der Richtung der positiven einschliesst, ist positiv an allen
|[251]Eintrittsstellen, dagegen negativ an allen Austrittsstellen. Bezeichnet man also (nach Zahlwerth und Vorzeichen) mit die Projection
von auf der Axe der , so ergibt sich
Danach finden wir
|
Das lässt sich kürzer schreiben
wobei das Summenzeichen auf der rechten Seite bedeutet, dass die Werthe von an allen Eintritts- und Austrittsstellen des unendlich schmalen Flächenstreifens genommen werden sollen. Die Integration nach wird dadurch ausgeführt, dass man nicht einen einzelnen Flächenstreifen in Betracht zieht, sondern alle, die überhaupt (von Parallelen zur -Axe begrenzt) das Flächengebiet durchschneiden. Folglich ergibt sich
und es ist die Integration rechts durch die ganze in sich zurücklaufende Curve zu erstrecken.
In entsprechender Weise kommen wir zu der Gleichung
und auch hier ist das Integral auf der rechten Seite (im positiven Sinne des Umlaufs) durch die ganze Curve zu erstrecken.
Danach gelangen wir zu dem Resultat, dass
(2) |
ist, vorausgesetzt, dass wir unter und zwei Functionen von und verstehen, die einwerthig, endlich und stetig variabel sind innerhalb des Flächengebietes, über welches die Integration auf der linken Seite ausgedehnt wird, und dass man die Integration
|[252]rechts in positivem Sinne des Umlaufs durch die Begrenzungscurve erstrecke.*)[1]
In dem besonderen Falle, dass innerhalb des von der Curve umschlossenen Flächengebiets überall
(3) |
ist, geht die Gleichung (2) über in
(4) |
Uebrigens bleiben, wie man leicht sieht, die Sätze (2) und (4) auch dann gültig, wenn die Curve nicht durchaus in dem Quadranten der positiven und der positiven verläuft. Diese Voraussetzung dient nur zur leichteren Entwicklung des Beweises. Ist sie von vorn herein nicht erfüllt, so kann man, da die Curve sich nirgends ins Unendliche erstreckt, durch parallele Verschiebung der Axen es leicht erreichen, dass die verlangte Lage vorhanden ist.
- ↑ *) Riemann. Grundlagen für eine allgemeine Theorie der Functionen einer veränderlichen complexen Grösse. Göttingen 1851. Art. 7 und 8.