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ausüben, oder sie doch, wenn sie z. B. auf offenem Markte in Streit geraten waren, noch rechtzeitig vor dem Gebrauch „verbotener Worte“ bewahren.

§ 2. Namen.

Die ältesten Quellen, die uns vom Steintragen Kunde geben, bezeichnen das Werkzeug schlechthin als lapides[1] oder nach der verbindenden Kette als lapides catenati[2], lapides per cathenam cohaerentes[3] oder als lapides ad hoc deputati[4]. Deutsche Rechtsaufzeichnungen sprechen von „2 Steinen, die dazu dienen[5]“, vom „Stein, der dazu gemacht ist“[6] oder bloß vom „Stein“[7]. 1242 findet sich die technische Bezeichnung der stad steene[8] und seit dem 14. Jahrhundert eine Reihe andrer. (Der nach 1353 in Ottobeuern gebrauchte Ausdruck lapis dedecoris et ignominiae[9] ist kaum technisch gewesen). Als Namen dieses Strafwerkzeuges kommen vor: pagstein (zuerst im 14. Jh. in Mühldorf), lasterstein (zuerst 1396 in Memmingen), pukstein (nur im Ofner StR.), klapperstein (zuerst 1517 in Ober-Ensisheim), krötenstein (1625 in Schleiz), schandstein (zuerst 1523 in Marienberg i. S.), kakstein (zuerst Anfang des 15. Jh. in der Apenrader Skra), ehebrechersteine (1684 in Aachen), zentnerstein (1497 in Burgebrach).

Ihre Erklärung finden diese Benennungen teils aus dem Vergehen, wofür der Stein getragen wurde [pag-, laster-, puk-, klapper-,


  1. 1182 Beaumont (zitiert von Frensdorff in Hansische Gesch.-Qu. 3, 35 Anmerkung 31). – 1269 Ripen St.-R. § 14 (Kolderup–Rosenvinge 5, 226). – 1321 Bochum (Gengler, Cod. jur. mun. 1, 243). – 1399 Krakau Libr. antiqu. civ. Cracoviensis II 198.
  2. 1229 Brüssel (Du Cange 5, 28. S. a. Frensdorff a. a. O.)
  3. Mitte d. 13. Jh. Dortmund (Frensdorff a. a. O.)
  4. 1335 Apenrade (Thorsen S. 166).
  5. 1292 Hamburg (Grimm, RA4. 2, 315).
  6. 1328 Speyer (Grimm, RA4. 2, 315).
  7. 1329 Moontfort (Fruin, Kl. steden 314).
    1362 Lebamünde (Anz. f. K. d. d. Vorz. 1857, 156).
    1367 Geißlingen (Kerler, Gesch. d. Grf. von Helfenstein Urk. Anh. S. 16), 14. Jh. Berlin (Berl. Stadtbuch, Schöffenrecht § 26).
  8. Neues Schleswiger St.-R. (Thorsen S. 38). Dieser Ausdruck ist auf den Norden beschränkt geblieben. Grimm, RA4. 2, 317.
  9. Anz. f. K. d. d. Vorz. 1858, 88; 1867, 277.
Empfohlene Zitierweise:
Eberhard von Künßberg: Über die Strafe des Steintragens. Marcus, Breslau 1907, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Strafe_des_Steintragens.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)