Seite:Über die Strafe des Steintragens.pdf/15

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bei Wien, packstain zuerst 1412 in Solenau[1], zuletzt 1727 in Eggendorf, Nied.-Österr.[2]

Diese Gruppe wollte man in der Literatur mit ‚backen‘ zusammenbringen und bezeichnete daher den Stein als ‚Backstein‘[3], eine Form, die in keiner Quelle belegt ist.

An Steine aus dem Bache zu denken, war recht naheliegend. Das Engelmannsbrunner Weistum[4] ist in dieser Hinsicht bemerkenswert. Es spricht davon: wann frauen oder man schluegen oder verpotne wort … geben bei dem pach und gleich darauf: wann die weiber an einander handln auf der gassen, so sein si schuldig, das si den pachstain sollen tragen. Vielleicht haben wir hier eine volkstümliche Worterklärung vor uns, doch muß man sich hier, und ebenso bei den weiter noch anzuführenden Varianten stets auch die mundartliche Aussprache und die Schwierigkeit, dieselbe schriftlich festzuhalten, ins Gedächtnis rufen[5]. Pachstain wird sehr häufig gebraucht. Zuerst 1399 in München.[6] Im 15. Jh. in Mittersill (Pinzgau)[7]. In Niederösterreich treffen wir diese Form von der Mitte des 15. Jahrhunderts (Heiligenkreuz)[8] bis 1666 (Atzgersdorf)[9]; verdorben in pachstuen im 15. Jh. in Gastern.[10].

Die Form bachstein ist bisher nur einmal belegt und zwar im Teiding von Friedberg in Böhmen[11] (1654–1697).

Pochen bedeutet nicht nur ‚klopfen und schlagen‘, sondern auch ‚trotzen, prahlen, zürnen, fluchen, mißhandeln, verhöhnen,


  1. ÖW. 7, 382.
  2. ÖW. 8, 500; ferner ÖW. 7, 918; 938. 8, 510.
  3. Michnay u. Lichner, Ofner StR., S. 98 u. 271. Chabert, Bruchstück e. Staats- u. RG. d. deutsch-österr. L. 1848. Denkschr. d. kais. Akad. ph. h. Kl. 4, 39 Anmerkung. – ÖW. 6, 683 (Register. Dagegen ist im Glossar ebda S. 627 pachstein zu bagen gestellt).
  4. 1500–1535. – ÖW. 8, 657 Zeile 8 f. und Zeile 18 ff.
  5. Die Schreiber waren in ihrer Schreibweise auch keineswegs konsequent. ÖW. 8, 953 finden wir pogstain, pogkstain, pockstain!
  6. Chroniken d. deutschen Städte 15, 490. Der ältere Abdruck des Katzmair’schen Gedenkbuches (Oberbayr. Arch. 8, 108) hat irrtümlich bachstein.
  7. ÖW. 1, 286.
  8. ÖW. 7, 464.
  9. ÖW. 7, 644.
  10. ÖW. 8, 246.
  11. Anhang 7. – Vgl. überdies Note 6.
Empfohlene Zitierweise:
Eberhard von Künßberg: Über die Strafe des Steintragens. Marcus, Breslau 1907, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Strafe_des_Steintragens.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)