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herausfordern‘[1]. Rochholz[2] stützt darauf seine Erklärung von pochstein. Stöber[3] schließt sich ihm an und sagt weiter: „bochstein entweder eine andere Form von pochstein, bogstein oder auf die zänkische Natur des Bockes bezüglich“. Die Rochholz’sche Erklärung kann nur durch zwei Belege gestützt werden: pochstain 16. Jh. in Erdprefs[4] und bochstein 1603 in Weikertschlag a. Thaya[5]. Es sind wohl höchstens Deutungsversuche der betreffenden Schreiber, noch eher bloß graphische Abweichungen. Die am häufigsten vorkommende Form ist pochstain (pog-, pogk-, pogkh-, pokch-, pokstain). Zuerst in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. in Ulrichskirchen[6] (Nieder-Österr.). 1512 Kahlenbergerdorf: stain genannt pokstain[7]. Zuletzt im 18. Jh. in Perchtolsdorf[8]. Hierher gehört noch bockstain (c. 1600 Hohenstein)[9] und das einmal gebrauchte bok (1681 in Ober-Nondorf)[10]. Insbesondere die letzterwähnte Form macht es wahrscheinlich, daß man bei pockstein an einen Bock dachte, sei es an das Tier, oder an einen so bezeichneten Gegenstand.

Wagstain finden wir in der Bedeutung ‚Bagstein‘[11] seit dem Ende des 15. Jh. (Gutenstein)[12] einigemale. Zuletzt 1748 in Weikendorf[13]. Eine Anlehnung an ‚Wage‘, ja eine Erklärung des Begriffes[14] scheint in der Wendung zu liegen wagstain, der da


  1. Grimm, DWB. 2, 200; s. namentlich die Verbindungen pochen und sehenden, pochen und plagen. Vgl. pochwort Grimm, DWB. 7, 1964. Fischer, Schwäb. WB. 1, 1242. Kluge, Etymol. WB. 6, 301.
  2. Argovia 1862–63, S. 94.
  3. S. 89 f. Die Variante bogstein wollen Rochholz und Stöber von mittelniederdeutsch bogge = Kröte ableiten. Vgl. dagegen unten S. 10.
  4. ÖW. 8, 86.
  5. ÖW. 8, 243.
  6. ÖW. 8, 12 dort auch die Variante pockenstain.
  7. ÖW. 7, 944.
  8. ÖW. 7, 596. Außerdem noch 37mal.
  9. ÖW. 8, 839. Ferner in Grösten, Archiv f. K. öst. Gesch.-Qu. 25, 105.
  10. ÖW. 8, 816.
  11. uuacstein = calculus bereits althochdeutsch (Steinmeyer-Sievers, Ahd. Gl. 2, 13, 32). Mittelhochdeutsch bedeutet wac Gewicht, wage Wage, Folter (Lexer).
  12. ÖW. 7, 352.
  13. ÖW. 8, 59.
  14. Daß Volksetymologie vorliegt, ist namentlich daraus zu schließen, daß wagstein in Texten gebraucht ist, die im übrigen den Wechsel von b und w im Anlaut nicht zeigen.
Empfohlene Zitierweise:
Eberhard von Künßberg: Über die Strafe des Steintragens. Marcus, Breslau 1907, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Strafe_des_Steintragens.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)