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ohne ihres Mannes Willen, grade so war auch begrenzt, was sie durch Übeltaten verwirken[1], verhandeln und verwandeln[2] konnte. Man nahm eben die Frauen nicht für vollberechtigt an und beurteilte ihr Gezänke nicht so ernst als den Streit der Männer[3]. Ob … sich zwo frawn vergässen mit red, so schullen sich di mannen nicht darumb annemen sagt das Taiding zu Schatterlee[4]. Doch verfiel ein Weib, das sich gegen Männer übel benahm, mitunter in besondre Strafe; namentlich war das Herausfordern[5] eines Mannes durch eine Frau als unweiblich mit hoher Buße verpönt. Ebenso war es ihr verboten sich in Männerhändel zu mengen.[6]

Die meisten Weistümer machen keinen Unterschied, ob die Frevlerin verheiratet war oder nicht, ob sie Bäuerin oder Magd war, ob sie im Orte selbst oder außerhalb desselben wohnte, – alle weibspersonen, hausgesessen oder nicht[7], frau, magd oder tochter[8], jung oder alt[9], weiber oder andre ledige weibliche pilt[10], allen



Amt O. u. U.-Rohrbach, 16. Jh. (ÖW. 8, 417). – Der Wirt wurde sogar bußfällig, wenn er mehr verabfolgte. ÖW. 8, 320. Eipeltau 1512.

  1. Zu den Stellen für 12, 32, 72 ₰ noch eine: ÖW. 8, 690 Falkenberg 1566: Es mag auch kein fraw irem man seins guets nicht mer verwurchen den 2 und 6 β₰.
  2. ÖW. 8, 680 Oetzdorf 16. Jh. – anderwärts verschwatzen u. verschlagen.
  3. In Bayrnlant ezwen ritter guet wollten darumb nicht kriegen, das ire weiber sich zepiegen. Stelle aus Teichner bei Schmeller, bair. WB.2 1, 214.
  4. Vom Jahre 1489. Anhang 16.
  5. Die bezüglichen Stellen sind alle miteinander verwandt. ÖW. 7, 565, Gaden 1431 [vgl. ÖW. 7, 1065]: Item, das ein fraw nicht mer verwirkt zu wandl dan 12 ₰, außgenommen ob si ainen man auß seinem hauß vodert und manhait allso verschmähet, die wär 10 tal. der herrschaft (der Mann blos 5). Vgl. Text Minkendorf, Anhang 14. – In Wülfleinsdorf a. L. 17 Jh. betrug die Buße blos 72 ₰ (ÖW. 7, 448). – In Pfaffstetten 17. Jh., wenn der eigene Mann herausgefordert wurde, blos 12 ₰ (ÖW. 7, 536).
  6. Für Waffenzutragen 32 Fl. Strafe. ÖW. 7, 1012, Lockenhaus (Westungarn) 17. Jh.
  7. ÖW. 8, 1095, Guntramsdorf 1640.
  8. Grimm, Weist. 3, 630 Enkering (Bayern). – frau oder diern, Trandorf, Anhang 22, Friedberg, Anhang 7. – weiber oder diern, Zwettel, Anhang 25.
  9. Liesing, Anhang 12, sy sey iung oder alt, reich oder arm … kayne außgenommen. Kloster Ensdorf c. 1460 Anhang 6.
  10. Lilienfeld, Anhang 13.
Empfohlene Zitierweise:
Eberhard von Künßberg: Über die Strafe des Steintragens. Marcus, Breslau 1907, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Strafe_des_Steintragens.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)