Seite:04 Fortsetzung der Merckwürdigen Nachricht.jpg

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mir dennoch das Leben. In Ansehung dessen erkannte ich meine Schuldigkeit zu seyn, mich so vielmehr gäntzlich dem HErren zu seinem Dienst auffzuopffern. Desgleichen that auch mein lieber Collega, so daß wir, uneracht alles Gegenstandes, unser Amt mit allen Ernst zu treiben anfingen, in Versicherung, daß uns GOtt in unserm Vertrauen nicht würde zu schanden werden lassen.

Unsere vornehmste Sorge aber war, wie wir möchten zur Erlernung der Malabarischen Sprache gelangen, nachdem wir der Portugisischen schon ziemlich mächtig waren. Nun hatten wir zwar einen eigenen Malabarischen Schulmeister; Aber gleichwol wusten wir nicht, wo wir Vocabula und die Wissenschafft der Construction dieser Sprache hernehmen solten; Indem uns vom Schulmeister zwar das Lesen und Schreiben konnte gezeiget werden; Aber weil er kein Wort Portugisisch verstund, wuste er uns darinnen keinen Unterricht zu geben. Hierauff wurden wir mit einem Malabaren bekandt, der zuvor der Compagnie als Ober-Tolck gedienet hatte, und nebst dem Malabarischen, gut Portugisisch, Dänisch, Holländisch und Teutsch redete. Diesen nahmen wir für ein gewisses Geld zu unsern Translatorem an, und colligirten[1] vermittelst seiner täglich sehr viel Malabarische Vocabula, biß auf etliche tausend, und memorirten sie wol. Nachmahls bemüheten wir uns, wie wir hinter die Declinationes und Conjugationes kommen möchten, fingen auch an schon Bücher in solcher Sprache zu lesen. GOtt ließ alles wol von statten gehen. Hierauff wurden uns von dem Herren Commendanten alhier, in Portugisischer Sprache einige Grammaticalische Præcepta[2] verschrieben, welche ein Missionarius vom Könige in Franckreich auffgesetzet hatte; Ja wir bekamen auch unterschiedliche Bücher, so von den Catholicken in Malabarischer Sprache verfertiget; welche zwar voller gefährlicher Irrthümer waren, aber nichts desto weniger zur Erlernung dieser Sprache ein grosses contribuirten, also daß wir aus selbigen einen Christlichen Stilum uns angewöhnen können; Da wir sonsten vorhero nicht wusten, mit was für Worten und Redens-Arten man die Geistliche Materien ausdrucken solte, damit nichts nach dem Heydenthum schmeckete. Das beste Buch, so uns nöthig und nützlich, war unter selbigen das Euangelien-Buch. Dieses gingen wir am ersten durch, und zogen alle Vocabula und Redens-Arten heraus, machten uns selbige wohl bekannt,

  1. sammelten
  2. Grundlagen