Seite:10 Fortsetzung der Merckwürdigen Nachricht.jpg

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Der Neunte Brieff.
In Christo JEsu Werth-geschätzter Freund.

AUs einliegenden Brieffen wird er nebst den andern lieben Freunden daselbsten eine kürtzliche Nachricht ersehen können, wie es mit uns allhier unter den Heyden stehet, und was für Seegen GOtt zu unserm Amte gegeben hat. In währender Zeit, als ich selbigen geschrieben habe, sind noch einige andere zu unser Gemeine getreten, also daß sie nunmehro in 40. Persohnen bestehet, und wir hoffen, daß sie sich noch immer nach und nach vermehren werde. Ich überschicke demselben hiemit die Evangelia ins Malabarische übersetzet, welche ich wohl durchgegangen und richtig befunden habe. Dem Herrn N. überschicke ich einen Malabarischen Catechismum, so ich selbst translatiret habe. Herrn N. sende ich 2. Malabarische Predigten, die ich allhier gehalten. Denen Herrn Professoribus in Halle bitte ich die mitfolgenden 8. Predigten in Malabarischer Sprache zu überschicken, so alle alhier in unser neu gebauten Kirche sind gehalten worden. Die andern habe ich wegen Kürtze der Zeit nicht können abschreiben lassen. Hiebey kömt auch ein kleines mit Fleiß und deutlichen Buchstaben geschriebenes Malabarisches Buch, worinnen die Evangelia von Papisten übersetzet enthalten sind, und der Naturalien-Cammer des Hällischen Wäysen-Hauses gesand wird. Mein lieber Collega hat die Grund-Legung der Theologie des Herrn Freylinghausens nebst den darinnen enthaltenen Sprüchen zu übersetzen angefangen. Diese schwere Sprache wird mir, wegen der täglichen Ubung, fast eben so geläufftig werden, als meine Mutter-Sprache, darinnen ich anitzo weit weniger zu reden habe. Wenn ich ein wenig ins Land gehe, so habe ich stets viel 100. Malabaren umb mich, denen ich predigen kan. Sie lieben mich ihrer Sprache wegen sehr, und mögen gar gerne mit mir disputiren. Es wurde uns ohnlängst von den zu Christo sich bekehrten Heyden ein güldenes Götzen-Bild, welches sie vordem in ihrer Pagode oder Götzen-Tempel angebetet, verehret, so wir mit an Sr. Königl. Maj. in Dennemarck gesand haben. Es ist alhier mitten in der Stadt ein überaus grossen Hauß, darinnen ein Malabarischer