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ihr Unternehmen bald auf die 6,6 Meilen lange Elbstrecke von Loschwitz (oberhalb Dresden) bis Merschwitz (unterhalb Meissen) derartig aus, dass bereits im October 1869 zwei von Otto Schlick in Dresden erbaute Kettendampfschiffe in Betrieb gestellt werden konnten.[1] Seit dieser Zeit wurde nicht nur die ganze sächsische Strecke der Elbe mit Ketten belegt, sondern es sind auch schon alle Vorkehrungen getroffen, die Elbe in ihrer ganzen schiffbaren Ausdehnung, von Böhmen bis Hamburg, für Kettenremorqueure brauchbar zu machen. In gleicher Weise scheint man auf geeignete Strecken des Rheins (bei Bingen), der Oder, der Donau etc. vorgehen zu wollen.[2]

Nachstehende Fig. 89 giebt das übersichtliche Bild eines Magdeburger Kettendampfers,[3] wobei das Schiff 170 Fuss engl. (51,30 Meter) Länge, 22 Fuss (6,70 Meter) grösste Breite hat und vollständig ausgerüstet 17 Zoll engl. (432 Millim.) eintaucht.

Fig. 89.

Mit Ausnahme des Deckes ist das Schiff ganz aus Eisen gebaut und hat vor und hinter der Maschine eine sogenannte wasserdichte Wand.

Die Betriebsdampfmaschine aa besteht aus zwei schräg liegenden (unbeweglichen) Cylindern von 13 Zoll (355 Millim.) Durchmesser und 27 Zoll (656 Millim.) Hub. Uebrigens arbeitet die Maschine mit Condensation, ungeachtet eines Dampfdruckes von 33 Pfd. pr. Quadratzoll. Auf der Krummzapfenwelle b steckt ein


  1. Allen Gegnern der Fluss-Kettenschifffahrt (n. A. H. Seydell in Nr. 6, 1870, S. 45 der Zeitschrift „Hansa“) kann nicht genug das Lesen der vorher citirten Arbeiten und Resultatberichte in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, der Protocolle des sächsischen Ingenieur - Vereins und die Abhandlung Eyth’s im „Artisan“ vom 1. März 1870 empfohlen werden.
  2. Auch in Oesterreich soll bereits die Concession für Einführung der Kettenschleppschifffahrt auf der Donau ertheilt worden sein. Man sehe deshalb die betreffende, bereits oben citirte Abhandlung im Archive für Seewesen, Jahrg. 1869, S. 467 und besonders S. 478.
  3. Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. XI (1867), S. 205 und 339.
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Moritz Rühlmann: Ketten oder Seile als Dampfschiffspropeller. C.A. Schwetschke und Sohn, Braunschweig 1875, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:1875_Ketten_oder_Seile_als_Dampfschiffspropeller.pdf/6&oldid=- (Version vom 15.8.2018)