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kreuzen, wenn Schleussen zu passiren sind etc., Schwierigkeiten, die jetzt mehr oder weniger alle überwunden sind, handeln speciell die oben citirten technischen Zeitschriften.[1]

Während Deutschland in vorbemerkter Weise mit Einführung der Ketten-Dampfschifffahrt zum Zwecke des Bugsirens (Schleppens) von Schiffen mit grossem Erfolge fortschreitet, ist das hinsichtlich der Anwendung der Kettenremorqueure ältere Belgien nicht zurückgeblieben, namentlich aber haben sich die dortigen Ingenieure in neuerer Zeit bemüht (ausser verschiedenen Detailverbesserungen der maschinellen Theile), die Ketten durch wohlfeilere und viel weniger wiegende Drahtseile zu ersetzen. Zu den Apparaten, welche den Drahtseilbetrieb zu begünstigen scheinen, gehört namentlich die bereits Bd. 2, S. 471 der Allgemeinen Maschinenlehre erörterte und beschriebene (auch abgebildete) Fowler’sche Seilscheibe mit fingerähnlichen Klemmklappen (Klappentrommel, Clip-Drum), wodurch zugleich das Auf- und Ablaufen des Seiles ohne Stösse erfolgen kann.[2]

Zur allgemeinen Einführung der Seilschifffahrt bildete sich bereits 1868 in Belgien eine Actiengesellschaft, welche alle betreffenden Anordungen nach den Angaben zweier ihrer Mitglieder, einem belgischen Baron Oscar de Mesnil und einem Ingenieur Max Eyth (einem Deutschen), ausführte und am 4. und 5. Juni 1869 auf der Maas bei Lüttich Versuche vor Delegirten fast aller Nationen anstellte, welche die Anwendbarkeit der Seilschifffahrt und deren Vorzüge vor der Kettenschifffahrt in so weit darlegten, als dies ohne längere Erfahrungen überhaupt möglich ist.[3]

Vier Seilremorqueure (Toueurs) kamen bei den gedachten Versuchen zur Verwendung, wovon drei mit zur Seite vertical an der Aussenwand des Schiffes angebrachter senkrechter Seilscheibe, eins dagegen mit horizontaler Seilscheibe unmittelbar über dem Verdeck befindlich, ausgestattet war.


  1. Namentlich zeichnet sich (durch treffende, schöne Abbildungen) über alle Details die Arbeit von Eyth im „Artisan“ vom 1. März 1870 aus.
  2. In unserer einen Quelle (Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingenieure Bd. XIII, 1869, S. 743) wird u. A. berichtet: „Die Seildampfer arbeiten sehr ruhig, durchfahren Flusskrümmungen ohne merkliche Verminderung der Geschwindigkeit, lassen die Seile ohne alle Stösse über die Scheiben gehen und zeigen nach fast 11/2 jährigem Betriebe beinah keine Spur von Abnutzung.“
  3. Am ausführlichsten und vollständigsten handelt über diese Versuche der bereits citirte Bericht des Baurathes Beyer an den österreichischen Handelsminister Plener im Archive für Seewesen, Jahrg. 1869, S. 472 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Moritz Rühlmann: Ketten oder Seile als Dampfschiffspropeller. C.A. Schwetschke und Sohn, Braunschweig 1875, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:1875_Ketten_oder_Seile_als_Dampfschiffspropeller.pdf/8&oldid=- (Version vom 15.8.2018)