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Julius Schlichting: Ketten- und Seilschiffahrt

aus der steten Reibung beim Gleiten des Seils über Trommel, Seilräder und Flussohle. – Auch die verschiedenartige Beanspruchung der Drähte bald auf Zug, bald auf Druck und der stete Wechsel beider beim Uebergang über Trommel und Rolle beschleunigt die Abnutzung. Das Seil wird nämlich in denjenigen Drähten, die auf den Trommeln und Rädern liegen, auf Druck und in den direkt gegenüber liegenden Drähten auf Zug beansprucht. Erfahrungsmäßig ist aus diesen Gründen die betriebssichere Dauer des Drahtseils auf nur etwa 5–6 Jahre anzunehmen, in Folge der Vortheil der Billigkeit der ersten Anschaffung eine wesentliche Reduktion erleidet. Endlich wird die leichte böswillige Zerstörung des Seils den Betrieb oft stören. Dies hat sich beispielsw. bei dem im Niederrhein verlegten Seil gezeigt, welches bei der Aufhebung im Jahre 1881 auf der nur 6–7 km langen Strecke von Spijk nahe der holländischen Grenze bis Emmerich an 10 Stellen durchhauen vorgefunden wurde. Zum Theil wird das Durchhauen Schiffern zur Last gelegt, welche in der Tauerei eine gefährliche Konkurrenz erblicken, zum Theil mag auch die Behinderung beim Heben der Anker – die sowohl von der Kette, als auch vom Seil öfter erfasst werden – die Veranlassung gewesen sein. Bei der Kette ist wegen ihrer Stärke eine derartige Zerstörung nahezu ausgeschlossen, während sie bei dem aus einzelnen dünnen Drähten bestehenden Seil mit jeder Axt leicht herbei geführt werden kann.

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Julius Schlichting: Ketten- und Seilschiffahrt. Deutsche Bauzeitung, Berlin 1882, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:1882_Ketten_und_Seilschiffahrt.pdf/3&oldid=- (Version vom 15.8.2018)