Seite:1882 Tauerei Kette oder Seil.pdf/4

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Reparatur-Unkosten unverhältnismässig hoch. Nach den Geschäftsberichten der früheren Ketten-Schleppschiffahrts-Gesellschaft für die Ober-Elbe sind im Durchschnitt für 12 Kettentauer jährlich 142 567 Mk. für Reparaturen ausgegeben worden, d. h. für den einzelnen Kettentauer 11 880 Mark, oder 13 pZt. des Anlagekapitals, wenn dieser wie in den Berichten geschehen zu 87 200 Mark angenommen wird. Es hat dies seinen Grund teils in der sägeartigen Natur der schweren Kette, teils in der Einrichtung des Triebwerks, mittelst dessen die Kraftübertragung stattfindet. Diese Mängel verkennt auch Bellingrath selbst nicht. Schon in seinem Gutachten über die Einführung der Schleppschiffahrt auf dem Neckar (Heilbronn 1873 bei Schell) spricht er sich dahin aus: ›Ich selbst habe die Überzeugung, dass es die Aufgabe der Zukunft sein muss, die Kette mit Hülfe zweckmässig gebauter Schiffe durch das Seil zu ersetzen.‹ Und in einer seiner neuesten Schriften ›Die Reform der Mainschiffahrt‹ (1880) heisst es S. 53: ›Der Mechanismus des Windwerks und der Trommeln ist noch unvollkommen und Kettenbrüche können nicht vermieden werden, wenn auch die Belastung der Kette durch die Zugkraft nur bis zu 5 bis 6 Kilogramm pro Quadrat-Millimeter angenommen wird.‹

In der That lässt schon der betäubende Lärm, mit welchem die Kette über das Schiff läuft und die stete Erschütterung, welcher die Maschine und der ganze Schiffskörper ausgesetzt ist, auch für den Laien erkennen, dass bei dem Kettentauer die Technik noch nicht ihr Höchstes geleistet hat.

Die Seiltauerei mit der Fowler’schen Trommel ist zwar auf dem Rhein für die Strecke Bingen-Ruhrort konzessioniert, ein regelmässiger Betrieb derselben findet jedoch nur zwischen Bingen und Ober-Kassel statt. Die aussergewöhnlich starke Strömung auf dieser Strecke wird von den Seiltauern der ›Central-Aktien-Gesellschaft für Tauerei und Schleppschiffahrt‹ mit einer Sicherheit für den Anhang überwunden, gegen welche auch die grössten Rad- und Schraubendampfer nicht aufzukommen vermögen. Insbesondere gilt dies für die schwierige

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J.H.: Tauerei. Kette oder Seil. Fa. Herbig, Berlin 1882, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:1882_Tauerei_Kette_oder_Seil.pdf/4&oldid=- (Version vom 15.8.2018)