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W. Wernigh, Ingenieur: Ideen zur Ausführung der Touage auf der obern Donau, In: Deutsche Bauzeitung Band 19, S. 248–251




Ideen zur Ausführung der Touage auf der obern Donau.

Am 31. Januar d. J. wurde im Donau-Verein zu Wien die wichtige Frage der „Einrichtung einer Touage auf der obern Donau, von Wien aufwärts“ erörtert. Die hohe wirthschaftliche Bedeutung eines solchen Unternehmens ist allerseits anerkannt.

Die I. k. k. priv. Donau-Dampfschiffahrts - Gesellschaft in Wien, welche im Jahre 1869 die Konzession zu einer solchen Einrichtung in Ober-Oesterreich erworben hatte, hat mit der Ausführung des Projekts bis heute gezögert, jedoch durch ihren Ober-Insp. Hrn. Marchetti bei den Verhandlungen über diesen Gegenstand die Gründe mitgetheilt, welche von der Ausführung noch haben absehen lassen. Diese sehr detaillirten und sich speziell auf dem technischen Gebiete bewegenden Darlegungen, namentlich betr. die Vorkommnisse bei der seit langer Zeit im Betrieb befindlichen Kettenschifffahrt auf der Strecke unterhalb Wiens, wo noch bedeutende Strömungen und theilweise große Fahrtiefe vorhanden, sind außerordentlich lehrreich und werthvoll. Im ganzen geht daraus hervor, dass erhebliche Uebelstände und Schwierigkeiten sich erst allmählich nach einem längern Betriebe zeigten, die aber nach und nach, wie Hr. Marchetti betont, von größter Bedeutung wurden. Trotz der vielen von Hrn. Marchetti geschilderten Missstände des Kettenbetriebes kommt dieser Sachverständige namentlich in Bezug auf die Einrichtung der Touage auf der obern Donau-Strecke zu dem wichtigen Ergebniss:

Für uns auf der Donau ist es eine Frage des Lebens und Sterbens.

Die Leistungsfähigkeit der Raddampfer ist bei einer so bedeutenden Strömung, wie sie auf dieser obern Strecke meist vorhanden, erfahrungsgemäß bergwärts eine sehr geringe und der Anwendung der Schraube steht die theilweise sehr geringe Fahrtiefe, bis zu 0,5 m, entgegen. Daher ist der obige Ausspruch, dass nur die Touage hier helfen kann, voll gerechtfertigt. Außerdem hebt Hr. M. in seinem Vortrag noch besonders hervor, dass ein Rad- oder Schraubendampfer, um denselben Schiffszug unter ganz gleichen Umständen bergwärts zu befördern, eine Maschine[WS 1] erfordert, welche in der heutigen Praxis, je nach den Verhältnissen, 2 bis 4 Mal so viel Brennstoff verbraucht, als die Maschine eines gleich leistungsfähigen Toueurs.

Als hauptsächlichste Schwierigkeit des Betriebes der Kettenschiffahrt aut der Donau schildert Herr M. die zahllosen Kettenbrüche und deren „heillosen“ Konsequenzen. Auch hebt er die bei der starken Strömung nicht zu vermeidende große

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mschine
Empfohlene Zitierweise:
W. Wernigh, Ingenieur: Ideen zur Ausführung der Touage auf der obern Donau, In: Deutsche Bauzeitung Band 19, S. 248–251. Carl Beelitz, Berlin 1885, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:1885_Ideen_zur_Ausf%C3%BChrung_der_Touage_auf_der_obern_Donau.pdf/1&oldid=- (Version vom 17.5.2023)