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beizustehen. Am 15. Juni[1] war er in Weissenburg, am 16. marschierte er gegen Schwabach und am 17. hielt er grosse Heerschau bei Fürth. Von hier aus kam er auch nach Nürnberg, wo er den Abgesandten des Rates seine stolzen Ideen über die künftige Gestaltung Deutschlands entwickelte. Dann zog er weiter nach der Oberpfalz, um über die Stärke und die Absichten des Feindes sich Klarheit zu verschaffen und, wenn möglich, die Vereinigung der kaiserlichen und bayerischen Truppen zu verhindern. Am Morgen des 21. Juni passierte die schwedische Armee bei Doos die Pegnitz, marschierte dann auf der alten Strasse ausserhalb der Stadt nach dem Lauferthor und erreichte an demselben Tage das vier Stunden von Nürnberg entfernte Städtchen Lauf. Nun ging der Marsch auf Hersbruck zu und am 23. Juni gegen Sulzbach; die Bagage blieb auf den Wiesen bei Hersbruck und Reichenschwand zurück. Doch gelang es dem König nicht mehr, die bayerischen Truppen einzuholen und von den Friedländischen abzuschneiden; am 27. Juni vereinigten sich beide bei Eger. Auch war er sich noch immer nicht klar geworden, wohin der Feind sich mit seiner Macht wenden würde. So zog er denn am 26. Juni wieder zurück nach Hersbruck, um hier den weitern Verlauf der Dinge abzuwarten.

Als nun aber der Feind keine Miene machte, in Kursachsen einzufallen, sondern sich langsam nach Süden bewegte, da wurde es Gustav Adolf immer wahrscheinlicher, dass nicht Sachsen, sondern er selber und Nürnberg bedroht seien. Unverzüglich schrieb er daher am 29. Juni an den Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, er möge mit seinen Truppen zu ihm stossen, und den Abgesandten des Nürnberger Rates, welche er an diesem Tage auf dem ½ Stunde von der Stadt entfernten Thummenberg in Audienz empfing, eröffnete er, dass Wallenstein und der Kurfürst Max allem Anscheine nach gegen Nürnberg marschieren würden, weshalb er entschlossen sei, bei der Stadt zu bleiben und dieselbe »nach eusserstem Vermögen zubeschutzen«. Hernach ritt er herein nach Nürnberg, besichtigte die Befestigungswerke und befahl, dass man das »angesehene Tranchement nunmehro an die Hand nemen, alle vor der Statt gelegenen

  1. Sämtliche Monatsdaten sind nach dem gregorianischen Kalender angegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00058.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)