Seite:2bsb00001005 00059.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gärten, Sitz und Herrenheuser, sogar auch das Weierhaus, Gleishamer, Gipitzen- und Lichtenhof darein bringen und solche Arbeit in 3–4 Tagen verrichten lasse«.

Bei Nürnberg also gedachte der König sich festzusetzen, bis er alle schwedischen Hilfsvölker an sich gezogen hätte; einen Angriff auf das kaiserlich-bayerische Heer konnte er jetzt nicht wagen, da dieses ihm an Zahl dreifach überlegen war. Wohl erkannte er, dass die Gegend am Main sich zu einem Lager besser eignen würde. Dort war ja Proviant und Fourage in Fülle vorhanden. Der dürre, sandige Boden des Nürnberger Landgebietes aber lieferte viel geringeren Ertrag, und obendrein waren auch die Lebensmittel von entfernteren Gegenden schwer zu erlangen, da feindliche Nachbarstaaten und die Festungen Wülzburg, Rotenberg und Forchheim mit ihren kaiserlichen, beziehungsweise kurbayerischen Besatzungen Handel und Verkehr sehr erschwerten. Allein dann war Nürnberg in der äussersten Gefahr, dem Feinde in die Hände zu fallen, und das wollte der König um keinen Preis zulassen.

Der Schutz der schwedischen Armee aber sollte Nürnberg teuer zu stehen kommen. Wohl hatte die alte freie Reichsstadt die vielen Kriegsjahre hindurch viele Hunderttausende von Thalern für das kaiserliche und zuletzt für das schwedische Heer aufgewendet; sie hatte gerade in den letzten Tagen die grössten Opfer gebracht, indem sie die königliche Armee mit Brot, Bier, Wein, Hafer, Heu, Munition und anderem versorgte, die kranken schwedischen Soldaten ins Spital aufnehmen und[WS 1] auf Kosten der Stadt kurieren liess. Jetzt aber wurden ganz andere Anforderungen an die Stadt Nürnberg gestellt; nicht tage-, sondern wochenlang oblag ihr die Verpflegung der königlichen Armee, in der Stadt wurde Not und Elend immer grösser, rafften Hunger und Seuchen viele Hunderte hinweg.

Zunächst wurden die Schanzarbeiten in Angriff genommen. Die ganze Bevölkerung Nürnbergs, Bürger und Bauern, Inwohner und Schutzverwandte, wurde hiezu herangezogen; nur der Rat und die Geistlichkeit waren befreit. Auch das schwedische und Nürnberger Kriegsvolk musste mit Hand anlegen. Weder Wiesen und Äcker, noch Gärten wurden verschont, wenn sie zur Einschliessung in die Linie nötig waren.


  1. Vorlage: uud
Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00059.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)