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Kriegsgericht setze. Denn Lichtenau hatte er als Sammel- und Musterplatz für die Truppen des Generals Banner und des Herzogs Bernhard von Weimar ausersehen; dadurch wäre der feindlichen Armee der Weg ins Ansbachische versperrt worden und die Verproviantierung aus diesem Gebiete nicht mehr möglich gewesen. Doch bald sah der König die Sache milder an; denn Scheurl war ja kein Kriegsmann und verstand also nichts vom Kriegswesen. Weniger zur Milde geneigt zeigte sich der Rat. Am 17. Dezember wurde Georg Scheurl zu lebenslänglichem Kerker verurteilt. Doch dauerte seine Haft nicht ganz zwei Jahre; am 14. Juli 1634 wurde er auf Verwendung des Herzogs Bernhard von Weimar unter der Bedingung auf freien Fuss gesetzt, dass er auf drei bis vier Jahre in Kriegsdienste trete, die dem evangelischen Wesen nicht zuwider seien.

Woche für Woche vergingen, und noch immer lagen sich die Feinde unbeweglich gegenüber. Immer bedenklicher wurde die Situation des schwedischen Heeres. Wie sollte Nürnberg auf längere Zeit dasselbe mit Lebensmitteln versorgen, nachdem schon im Monat Juli in der Stadt grosser Mangel eingetreten war! War es doch, von anderem ganz abgesehen, keine kleine Aufgabe, für das schwedische Lager täglich 30,000 Brot abbacken zu lassen. Auch die Verpflegung der kranken schwedischen Soldaten im Lazaret empfand die Stadt als harte Last, mochten auch die Ärzte, wie der Rat ihnen befohlen hatte, noch so sehr »mit den medicamentis preciosis zurückhalten und geringere, so gleichwol ihren Effect haben, hinausordnen«. Zu alledem trat noch, dass die Nürnberger von ihren eigenen Freunden ausgeplündert wurden. Die schwedischen Soldaten, die sich gerne in den Wein-, Met- und Bierhäusern aufhielten und, wenn sie sich betrunken hatten, allerlei Unfug und Rohheiten in der Stadt verübten, trugen ausserdem noch zur Erhöhung der Not das Ihrige bei. Sie nahmen den Bäckern das Brot mit Gewalt hinweg, schlugen an den Mühlen das Eisen ab, um es in der Stadt zu verkaufen, schnitten auf dem Felde das Getreide ab, raubten Gartenfrüchte, Gemüse und dergleichen mehr[.]

So schwer nun dem Rate die Verpflegung der Armee fiel, er sollte dem König auch noch eine bedeutende Summe Geldes vorstrecken. Am 20. Juli verlangte dieser ein Darlehen von

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00067.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)