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noch alles gut; beim Feinde dagegen herrscht grosser Mangel«, und am 21. August: »Der Zustand ist noch derselbe, doch beginnt in der Stadt die Sterblichkeit«. Auch in den Ratsverlässen ist nirgends erwähnt, dass im schwedischen Lager Not herrsche; erst am 24. August wird beschlossen, dem König vorzutragen, dass der Vorrat an Mehl nunmehr ganz aufgezehrt und es daher unmöglich sei, wie bisher 100 Simra zur Verproviantierung der königlichen Armee zu liefern.

Anders jedoch wie im schwedischen Lager sah es in der Stadt aus. Wohl hatte man Getreide in Menge aufgespeichert, die Müller mussten so viel Mehl liefern, als ihnen nur möglich war, wo es anging, wurden neue Mahlgänge eingerichtet, in allen Häusern und auf öffentlichen Plätzen waren Handmühlen in Verwendung; es gab nach der Imhofischen Chronik 138 Bäckerhäuser. Es durften aus der Stadt, wie bereits erwähnt, keine Lebensmittel verkauft werden; aller Luxus bei Hochzeiten, das Zechen in den Wirtshäusern war strenge untersagt.

Und doch kam es schon Mitte Juli vor, dass mancher in drei Tagen keinen Bissen Brot ass, und anfangs August melden übereinstimmend Chroniken und Ratsverlässe, dass täglich auf der Gasse Leute gefunden wurden, die vor Hunger verschmachtet waren. Die Müller und Bäcker konnten eben beim besten Willen die Bewohnerschaft Nürnbergs, die ausser der gewöhnlichen Bevölkerung von 40 000 noch Tausende von Fremden beherbergte, nicht genügend mit Mehl und Brot versorgen. Überdies wurde den Bäckern von Bürgern, Bauern und Soldaten das Brot mit Gewalt weggenommen, und viele Müller auf dem Lande von den schwedischen Offizieren gezwungen, für die Armee abzumahlen und nicht, wie der Rat befohlen hatte, für die Stadt. Dazu trat eine immer wachsende Teuerung, nicht zum wenigstens hervorgerufen durch den Aufschlag auf Lebensmittel und den Eigennutz einzelner, die Getreide in grosser Menge einkauften, um eine Preissteigerung hervorzurufen. So mussten die schwedischen Offiziere für ein Simra Hafer 17 Thaler bezahlen, und von den Wirten heisst es in einem Ratsverlasse, »dass sie fast insgemein ganz unbillig mit den frembden Gästen umbgehen und nur für eine blose Mahlzeit drei oder mehr Gulden sich reichen lassen«.

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00070.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)