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vom Berge zurück; bei diesem Rückzuge geriet der General der Artillerie, der nachmals so berühmte Torstenson, in die Hände des Feindes. Umsonst hatte der König über 2000 seiner Krieger in den Tod geführt, umsonst sein eigenes Leben in die Schanze geschlagen. Was half es, dass auch der Feind schwere Verluste erlitten hatte? Der Tag war für den König verloren.

Noch schwerer aber als die Schlappe, welche Gustav Adolf im Felde erlitten hatte, wog die moralische Niederlage.

Triumphierend berichtete Wallenstein an den Kaiser: »Der Schwedenkönig hat sein Volk uber die Massen discoragirt, dass er sie so hazardosamente angeführt, dass sie in fürfallenden Occasionen ihm desto weniger trauen werden, und ob zwar E. M. Volk Valor und Coraja zuvor uberflüssig hat, so hat doch diese Occasion sie mehr assecurirt, indem sie gesehen, wie der König, so alle seine Macht zusammenbracht, rebutirt ist worden, das das Predicat invictissime nicht ihm, sondern E. M. gebührt«.

Nachdem Wallenstein den Sturm der Schweden aufs Lager glänzend abgeschlagen hatte, sah der König ein, dass ein zweiter Versuch auch an einer andern Stelle wenig nützen würde, und damit war seines Bleibens bei Nürnberg nicht mehr. Denn war auch im kaiserlich-bayerischen Lager der Mangel an Lebensmitteln täglich fühlbarer geworden, waren auch dort Krankheiten aller Art eingerissen und die Sterbefälle immer zahlreicher geworden, im schwedischen Lager waren die Zustände ungleich trauriger. Wohl hatte der Rat nach der Ankunft der schwedischen Hilfsvölker auf die wiederholte Drohung des schwedischen Reichskanzlers, »May. würde unumgänglich getrungen, in zweien Tagen hinweg zu gehen und dero Statt zu dero äussersten Ruin zuverlassen«, sich zur täglichen Lieferung von 50 000 Pfd. Brot verstanden, dem König ausserdem 100 Sra. Hafer und die Aufnahme und Verpflegung der kranken und verwundeten schwedischen Soldaten zugesagt, deren Zahl bald 1500 betrug. Aber der Rat hatte mehr versprochen, als er zu leisten vermochte. Trotzdem er bei Bürgern, Inwohnern und Schutzverwandten eine Getreidevisitation vornehmen liess und befahl, dass dieselben ihren Getreidevorrat »bei Verlust respective

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00076.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)