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des Bürgerrechts, Schutz und Inwohnung, auch Confiscation des Getraids« angeben sollten, trotzdem er an die Müller die strengste Weisung ergehen liess, soviel Getreide abmahlen zu lassen, als nur möglich sei, Bauern und Unterthanen an den Handmühlen arbeiten mussten und bei der Bürgerschaft eine Brotsammlung vorgenommen wurde: er konnte doch nur statt der verheissenen 50 000 Pfd. Brot 30 000 liefern.

Die Fourage war noch spärlicher. Die Pferde fielen in Menge um und blieben tot liegen. Von 16 000 Reitern waren zuletzt nur mehr 4000 vorhanden. Ein unausstehlicher Gestank herrschte im Lager, Hunderte verschmachteten vor Hunger, andere starben an der Seuche dahin, welche immer mehr um sich griff. Eine Besserung war aber nicht zu erwarten; vielmehr war mit Sicherheit vorauszusehen, dass es nur noch schlimmer würde. Nun konnte der König auch auf seine Offiziere und Soldaten nicht mehr wie früher rechnen; er musste, wie er selbst bekannte, fast jedes Wort auf die Wagschale legen.

Und wie sah es erst in Nürnberg aus, auf welches der König angewiesen war! Hunger und Krankheiten rafften täglich viele dahin; die Miststätten waren an manchen Stellen so angefüllt, dass man vor Ekel nicht vorübergehen konnte; totes Vieh lag um die Stadt und auf den Gassen; hin und wieder stiess man auf Leichname, welche zwei oder drei Tage liegen geblieben waren. Bei der Karthause fand man sogar drei Tote, die von den Schweinen angefressen waren.

Schlimmer war es mit den Bürgerwachen bestellt. In einem Berichte an den Fürsten von Hohenzollern in Salzburg, welcher nach der Schlacht bei der alten Veste abging, spottete der kaiserliche Rat Rampeck: »Das alte Lager ist von der Nürnberger Bürgerschaft besetzt. Die halten so gute Wache, dass die Weiber aus unserem Leger bis in die Gärten vor die Stadt schleichen und allerhand Kreitelwerch herüberbringen; sein auch gar erwünschte Leut für die Croaten, so bis ganz an die Stadt anreuten und teglich Gefangene und gute leute mit bringen, wie sie dann nechstmal Frauenzimmer und bei ihnen ansehnlichen Geschmuck bekommen«. Dass der kaiserliche Rat wohl kaum übertrieben hat, das können wir entnehmen aus

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00077.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)