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einer Klage des Nürnberger Rates vor der Schlacht bei der Alten Veste. »Die Burgerwachten«, heisst es in einem Ratsverlasse, »sind dermassen übel bestellet, dass nicht allein die Rohr mehrentheil ganz ungeladen, auch zu mehrmaln uff der ganzen Wach nicht einig prenend Lunden zu finden, welches dann nicht allein sehr schimpflich und verächtlich, sondern auch leichtlich zu anderer Ungelegenheit ausschlagen könnte«. In den Zwingern konnten Fremde und Einheimische ungehindert herumgehen, die Büchsenmeister waren selten bei ihren Geschützen zu finden. Unter diesen Umständen fasste Gustav Adolf den Entschluss, abzuziehen und nur eine Garnison von ein paar tausend Mann zurückzulassen, und liess hievon durch seinen Sekretär Schwallenberg und durch den Nürnberger Abgesandten Burkhard Löffelholz dem Rate Mitteilung machen.

Der Rat war äusserst betroffen; er wollte und konnte sich mit diesem Gedanken nicht vertraut machen, obwohl er einsah, dass nach Lage der Dinge ein anderer Weg wohl nicht möglich war. Unverzüglich wurde Burkhard Löffelholz beauftragt, mit dem Sekretär Schwallenberg »in das Lager zu reuten, umb zu penetrirn, ob die kgl. Mayt. zue Schweden noch uff voriger Meinung beruhe oder seithero eine andere und hiesiger Statt vorträglichere Resolution gefunden«. Die Hochgelehrten und Kriegsräte wurden angegangen, sich sofort gutachtlich zu äussern, hatten aber »diese Sache, weiln sich’s verhoffentlich endern mögte, beim Aid in höchster Geheimb und Verschwigenheit zuhalten«.

Allein so ausführlich und gewissenhaft auch jedes einzelne Gutachten abgefasst war, darüber kam man nicht hinaus, dass unter den obwaltenden Verhältnissen Gustav Adolf einen anderen Entschluss wohl nicht fassen könne. Allgemein wurde aber auch die Befürchtung ausgesprochen, es würde dann »bei dem meistenteils zum Fechten ganz untüchtigen Volk« Nürnberg dem Feinde in die Hände fallen und ein Schicksal wie Magdeburg erfahren; sowie dass es gar leicht »zu einem Ufflauf und Ausspolirung der fürnehmen Heuser, bevorab von dem Pöfel« kommen könnte. Viel wichtiger als die Gutachten war dem Rate der Bericht der beiden Abgesandten, welcher gar wenig tröstlich klang. Gustav Adolf beharrte fest auf seinem Vorhaben;

Empfohlene Zitierweise:
Stephan Donaubauer: Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg im Sommer des Jahres 1632. Nürnberg: J. L. Schrag, 1899, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:2bsb00001005_00078.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)