Seite:37 Ausführlicher Bericht.jpg

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erkennen, und seinen Namen darüber zu loben. Und soll uns billich gnug seyn, daß Er dasselbe samt seinen Knechten, so Er dabey gebraucht, in Gnaden legitimiret hat. Denn ihren Beruf, der in Zweiffel gezogen wird, erkläret Er für gut und göttlich, und sie samt ihrem Wercke für wohlgefällig, indem Er sie für seine Knechte erkennet, und ihnen einen so gesegneten Eingang unter den Heyden, und ein so gnädiges Gedeyen zu ihrem Pflantzen und Begiessen giebet: Wie Er sie denn gewiß dazu gar gnädiglich gestärcket, tüchtig und treu gemacht hat, sie mögen auch in sich selbst so untüchtig und ungeschickt gewesen, oder von andern gehalten seyn, als sie wollen. Und da man solche Gnade des HErrn an ihnen nicht ohne Versündigung leugnen kan, so bedencke doch ein jeder, in Erwegung obiger Nachricht, was man wol (wenn man anders mit den rechtschaffenen Männern nur nach menschlicher Billichkeit handeln will) von ihnen an Redlichkeit, Treue, Arbeitsamkeit, Weisheit, Liebe, und Christlicher Tugend, wodurch sie sich als treue Knechte GOttes unter den Heyden wohl beweysen solten, verlangen wolte, darinnen sie nicht bishero nach dem Maaß der empfangenen Gnade wären erfunden worden? Welches man aber keines weges um der beyden Männer willen, sondern allein um GOttes willen, und dessen Werck zu preisen, gesagt haben will. Sind sie denn nun denen, welche sie beurtheilen, nicht gut gnug, so gefallen sie doch ihrem HERRN. Fehlet ihnen was, ja viel; Wohl, es ist das ihrem HERRN, der reich ist von grosser Güte, nicht verborgen, der es ihnen auch nach seinem Willen geben wird. Wer hat aber denen Beurtheilern das Gericht gegeben, solche fremde Knechte zu richten? Sie sollen ja keine Rechenschaft bey GOTT für dieselben geben; warum richten sie denn ihre Personen so ungütig, und warum verwerfen sie ihre Arbeit? Ach daß sie bedächten, daß, wie ein jeder für sich selbst, also auch sie Rechenschaft werden geben müssen, insonderheit auch von diesen und dergleichen Urtheilen, wodurch sie bey mannigen Seelen theils groß Aergerniß, theils Betrübniß

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Bartholomäus Ziegenbalg: Herrn Bartholomäus Ziegenbalgs Ausführlicher Bericht. Halle: Verlegung des Wäysenhauses, 1710, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:37_Ausf%C3%BChrlicher_Bericht.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2018)