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zum Geschichtsverein nur in der Sammlung von Innungsaltertümern. Aus langen Jahrzehnten sicher stand die Arbeit des Kgl. Sächs. Altertumsvereins, in dessen Museum auch manches speziell Dresdner Stück gelangt ist. Von besonderer ortsgeschichtlicher Forschung hielt er sich dagegen fern. Ebenso wirkte die Kgl. Sächs. Kommission für Geschichte (seit Juni 1896) nicht direkt darauf anregend (höchstens in bezug auf Leipzig). Das gleiche gilt für den Verein für sächsische Volkskunde (1897), für den die ältere städtische Geschichte im Grunde wenig bietet, geschweige denn die neuere.

So war für die Tätigkeit unseres Vereins, namentlich in der historisch-kritischen und der darstellenden Richtung das Feld weit offen geblieben.

Der erste entscheidende Beschluss wurde in der Vorstandssitzung am 14. Februar 1890 gefaßt, von Otto Richter schon in den Einzelheiten vorbereitet: die Ausgabe von historischen Bilder- und Mappenwerken zur Ortsgeschichte. Wie er selbst (im Korrespondenzblatt des Gesamtvereins Mai 1896) ausführt, war es nur die Anwendung wie so oft eines sehr naheliegenden Gedankens. „In der nationalen Geschichtsliteratur, soweit auf weite Volkskreise berechnet, spielen die Abbildungen eine große, die Verbreitung ungemein fördernde Rolle. Das brauchte nur auf die ortsgeschichtlichen Veröffentlichungen angewandt zu werden! Und der Erfolg war da. Den gebildeten Laien galt es ‚Bilderbücher‘ darzubieten, um dadurch allmählich Verständnis und Neigung für die ‚Wissenschaft‘ zu erwecken.“

Der ungewöhnliche Aufschwung des Vereins ist in der Hauptsache hierauf zurückzuführen. Wir dürfen uns nicht versagen, Gurlitts Worte (Dresdn. Anz. 30. Juni 1898) anzuführen – und unser verehrter Professor Otto Richter muß hier auch dieses Zitat schon annehmen –: „...Diese stets sorgfältig vorbereiteten und daher mit bestem Gelingen durchgeführten Werke sind Richters Tätigkeit fast allein zu danken... Der Verein für Geschichte Dresdens ist ja selbst im Grunde genommen sein Werk... Wie im Stadtmuseum, gleichfalls einer im wesentlichen Otto Richters Bemühungen ihr Aufblühen dankenden Anstalt, so verstand es der emsig in der Stille tätige Gelehrte auch in seinen Veröffentlichungen für den Verein sehr geschickt die Mitte zu halten zwischen fachwissenschaftlichen und allgemeinem Interesse... Sie müssen so gehalten sein, daß auch der Freund der Stadt und ihrer Geschichte in ihnen seine Rechnung findet.“ So ist die große Reihe von Prachtveröffentlichungen von 1890 an vom Verein nach und nach herausgegeben (vgl. Anhang III). Der „Atlas“, Pläne und Stadtbilder von 1521 bis 1898, am umfassendsten; die zwei Teile der Bilder-Chronik zeitgenössischer Begebenheiten ebenfalls vom 16. Jahrhundert an bis 1815; Tzschimmers Straßenansichten aus der „durchlauchtigsten Zusammenkunft“ im Jahre 1678; die 24 Canaletto-Bilder von Dresden, Pirna und Königstein 1747 ff.; die Dresdner Festungswerke im Jahre 1811

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/39&oldid=- (Version vom 14.9.2022)