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aber schwieg die Mutter über den Vorfall. Da ereignete es sich, dass die Mutter einmal, während die Tochter noch schlief, wiederum auf den Berg ging. Als Letztere aufgestanden war und die Mutter in der Kirche suchte, aber nicht fand, vermutete sie dieselbe auf dem Berge und folgte ihr dorthin nach. Hier kletterte sie wieder durch jenes Fenster, zog wieder ein Nonnengewand an und entgegnete der Mutter, als diese sie bat herauszukommen: „Jetzt wirst du mich nicht abermals täuschen“, mit welchen Worten sie auf jenes Versprechen deutete. Nachdem die Mutter in grosser Angst und Bestürzung den Berg verlassen, stieg der Vater, begleitet von seinen Brüdern, wutschnaubend hinauf, brach die Thüre ein und holte die jammernde Kleine heraus. Diese wurde sodann Verwandten übergeben, welche sie von ihrem Vorhaben abbringen sollten. Obwohl sie aber, wie ich glaube, noch nicht volle neun Jahre alt war, gab sie auf alle Einwendungen so kluge Antworten, dass alle sich darüber verwunderten. Wie aber begab es sich weiter? Als der Bischof von Lüttich den Vater und die Andern, welche das Kind entführt hatten, in den Bann gethan, wurde dasselbe dem Kloster zurückgegeben und nach Verlauf nur weniger Jahre erwählte man Helswendis zur Abtissin.“

Der Schultheiss Arnold von Gymnich tritt seit 1211 in Urkunden auf. Er steht in den Kämpfen zwischen Otto von Braunschweig und Friedrich II. auf welfischer Seite. 1215 hält er vor dem Staufen die Thore der Krönungsstadt geschlossen. Allein die Mehrzahl der Aachener ist staufisch gesinnt. Sie jagen den Schultheiss in die Befestigung, welche er neben oder bei dem Palaste errichtet hat, und öffnen dann Friedrich II. die Thore. Von da ab erscheint Arnold von Gymnich als zur staufischen Partei gehörig. Wir sehen ihn überall an der Seite des Vogtes Wilhelm im Interesse Friedrichs II. handeln. Auch mit den Nonnen machte er seinen Frieden und wurde ein grosser Wohlthäter des Burtscheider Klosters, so dass die Cisterzienserinnen nach seinem 1238 oder 39 erfolgten Tode seinen Namen mit Hochachtung in ihrem Nekrologium verzeichneten[1]. Dem Aachener Münster schenkte er neue Chorbücher, wie das Nekrologium dieser Kirche meldet. Diese Bücher sind noch vorhanden, und ihre Blätter tragen in grossen Buchstaben die Überschrift


  1. Loersch, Achener Rechtsdenkmäler S. 279 u. ff.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Pschmadt: Der „dialogus miraculorum“ des Cäsarius von Heisterbach in seinen Beziehungen zu Aachen. In: Aus Aachens Vorzeit, Heft 1/1900. Cremer, Aachen 1900, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Heisterbach_dialogus_miraculorum_Pschmadt.pdf/15&oldid=- (Version vom 15.8.2018)